Allgemeine Nachrichten


Inhalt

Allgemeine Nachrichten von Potsdam.

Die allgemeinen Nachrichten handeln  1) von der Stadt selbst; 2) von deren Einwohnern; 3) von den Vorstädten; 4) von dem Gesinde; 5) von den Fremden und deren Bewirthung; 6) von den mancherley Plaisirs, die man in Potsdam haben kann.

1.Von der Stadt selbst ; hier wird etwas zu sagen seyn: 1) von der Lage, 2) Nahmen und Ursprung, 3)Alter der Stadt, 4) Stadtgerechtigkeit, 5) Anbau derselben, 6) Stadt-Privilegien, 7) Stadtgebiete, 8) Von dem Range, 9) Mauern, 10) Thore, 11) Canal mitten durch die Stadt, 12) Eintheilung der Stadt, 13) Communication um und in der Stadt, 14) die Straßen und Gassen, 15) die offenen Plätze, 16) die sehenswürdigen Gebäude.

I. Von der Stadt selbst.

Wir wollen dieselbe 1) von außen, 2) von innen besehen und sollen uns hierinnen die von Potsdam herausgegebene Prospecte, Grundplane, Beschreibungen und diese meine von Potsdam herausgegebene Nachrichten zu Hülffe kommen.

Prospecte von Potsdam.

Unter denselben sind: 1) einige, welche uns übersehen laßen (folgt eine leere Seite)

Von den Planen und Grundrißen der Stadt Potsdam.

  1. Schleuen hat einen Grundriß von der Stadt Potsdam auf einem ordinairen Bogen in Kupfer gestochen, auf welchem zugleich am Rande die vornehmsten Gebäude in Aufriß gebracht sind.
  2. Herr Nicolai that A. 1769 zur ersten Ausgabe seiner Beschreibung von Berlin und Potsdam auch einen Grundriß von Potsdam hinzu.
  3. Beyde sind durch den, welchen der Herr Hofrath C. Z. Ösfeldt A. 1778 gezeichnet, bey der zweyten Ausgabe vorgedachter Beschreibung sehr verbeßert worden.
  4. Von den Straßen.

1. Von der Lage der Stadt Potsdam.

Ich werde hier 1) die Lage von dem heutigen Potsdam, 2) die Lage des in Ottoes Briefe vorkommenden Ortes Potzdupimi angeben und daraus 3) die Folge ziehen, daß das vormals sogenannte Potzdupimi kein anderer Ort, als das heutige Potsdam sey, welches ich nach seiner Lage sodann 4) noch umständlicher beschreiben werde.

  1. Das heutiges Tages sogenannte Potsdam lieget bekanntermaßen im Havellande und zwar auf einem Werder oder Insul, der Potsdamsche Werder genannt.
  2. Das in Ottoes Brieffe vorkommende Potzdupimi lag ebenfalls im Havellande (in Hevelen, wie Kettner schreibet, in Hevellon wie andere gelesen haben wollen, es ist aber beydes wohl nichts anders, als das Havelland) und zwar auf einer Insul.
  3. Die angegebene Lage von Potzdupimi kommt mit der Lage von Potsdam bis hieher überein. Liegt aber Potsdam und Potzdupimi auch auf eben derselben Insul? Ich mein Ja. Es wird uns in Ottoes Brieffe außer Potzdupimi noch ein Ort genennet, der mit jenem auf einer und derselben Insul gelegen gewesen seyn soll und auf derselben auch wirklich liegt. Nach den Angaben Kettners heißet er Helm, vermuthlich Holm, weil ein lateinisches o gar leicht für ein e angesehen werden kann. Verschiedene Gelehrte sind mit mir eben derselben Meinung. Ich erinnere mich hierbei, daß die Herren Wenden, die ehedeß hier auch in der Mark Brandenburg wohneten und dem Kayser Otto die Nahmen vorbemeldeter Örter bekannt machen mußten, statt der Gänse lauter Hänse eßen, weil sie das G nicht aufkriegen, ich will sagen, nicht aussprechen können. Und dieses brachte mich gantz natürlicher Weise auf den Gedanken, daß der Ort Golm, eine kleine Meile von Potsdam, auf eben derselbigen Insul gelegenes Dorff seyn müße. Ich ward in dieser Meinung noch mehr bestärket, da ich sahe, daß der Herr v. Erath, der die original Handschrift des Kaysers selbst anzusehen und durch-zustudiren Gelegenheit gehabt, den ersten Buchstaben des Nahmens dieses verschenkten zweyten Orts nicht für ein H, sondern für ein G ausgab, denn nunmehro war der Nahme Golm vollkommen da. Er will zwar für Golm Geliti gelesen haben, hat auch bey verschiedenen Gelehrten Beyfall gefunden, dennoch aber Unrecht und kommet, wie gedacht, meiner Leseart dadurch selber zu Hülffe, daß er den Nahmen des Orts nicht mit einem H, sondern mit einem G anfängt. Wann dann die Buchstaben e und a in den alten Handschriften schwer zu unterscheiden sind und drei neben einander stehende kleine Striche ebenso gut ein m bedeuten, als für in und iti gelesen werden können: so wird meine Leseart vor der Leseart des Herrn v. Erath dies voraus haben, daß der Nahme Golm unverändert herauskommt, aus Gelito aber erst Gelto gemachet werden muß. Vielleicht hat ihn für Golm Gelto anzunehmen dieses bewogen, daß bey Gelto ietzt die Fahrt über die daselbst erbauete Brücke gehet, er hat aber auch vielleicht nicht gewußt, daß diese Brücke erst zu des Großen Churfürsten Zeiten daselbst angeleget worden ist Gesetzt aber, daß der Herr v. Erath Recht hätte, für den verschenkten zweyten Orth Gelto für Golm anzunehmen: so würde doch auch Geltow ein Orth seyn, der nebst Potsdam auf eben derselben Insul im Havellande läge, und auch alsdann würde man urtheilen müßen, daß durch Potzdupimi Potsdam verstanden werden muß, zumahl im gantzen Havelländischen Kreiß wohl keine Insul ausfündig gemachet werden wird, wo ein mit Potsdam so gleich benannter Ort angetroffen werden mögte. Es entstehet einige Schwürigkeit aus der Benennung der Insul. Potsdam, so heißet es ietzo, liegt auf dem Potsdamschen Werder, Potzdupimi, so hieß es vormals, liegt auf der Insul Chovie. Doch diesen Einwurff kann man mit den Worten; distingere tempora et concordabit scriptura seine abhelffliche Maaße geben. Hat die Insul gleich vormals Chovie geheißen, so heißt sie doch ietzo anders. Die alten haben Ursach gehabt, ihr diesen, wir aber ihr einen andern Nahmen zu geben. Könnte man beweisen, daß Chovias der Nahme eines Mannes gewesen, der zu Ottoens Zeiten auf dieser Insul zu commandiren gehabt, so würde man mit leichter Mühe fertig werden und sagen können, unser Potsdamscher Werder sey deswegen Insula Chocie genennet worden, weil Chocias Commandeur darüber gewesen. Doch so genaue Nachricht von dem damaligen Commandanten in Potsdam wird man wohl schwerlich auftreiben können. Ich bin daher auf die Vermuthung gekommen, daß in dieser Gegend die von dem seligen Rector Küster in Berlin angeführte Wendische Völker die Chocini gewohnet haben mögten. Und in dieser Vermuthung bin ich durch die Nachricht, die mir erwehnter Herr Rector aus dem Chronico Gottericensi gegeben, ziemlicher Maaßen bestärket worden. Dieses Chronicon schreibet von den Chocinis p. 569 also: Chocini pagus Venedions, qui in quodam dipl. Der berühmte Auctor dieses Chronici vermuthet in diesen Worten, daß die Chocini vormals zwischen den Lusicis und Selpolis in der Mittelmark um Trebbin, Belitz und Blankensee herum gewohnet haben müßten. Und diese Vermuthung wird nicht allein durch den von ihm angeführten Orte Kotzin, sondern auch durch die Benennung unseres Werders mit dem Nahmen Chocie allem Ansehen nach bestätiget. Es scheinet auch, daß der Nahme des Städtchens Kotzin und des Dorffes Gottin, welche beyde Örter auf der Abendseite von Potsdam angetroffen werden, von dem Nahmen dieser Völcker entlehnet worden seyn mögen. Alle diese Örter, und auch das Dorff Blankensee sind nicht über 2 bis 3 Meilen von Potsdam entfernt, also wohl möglich, daß die Chocini zu den Havelländer Wenden gehöret, sich bis in unsere Gegend ausgebreitet und der Insul Chocie den Nahmen gegeben haben, auch daß diese Insul der ietzige Potsdamsche Werder sey, imgleichen daß unter dem Nahmen Potzdumpini kein anderer Ort als das heutige Potsdam angedeutet seyn könne.
  4. Ich weiß nicht, ob es nöthig seyn mögte, anzumerken, daß die Insul, auf welcher wir wohnen, im 14. seculo insula Pozstamp (der Potsdamsche Werder) genennet worden. Der Herzog Rudolph I. in Sachßen, der nach Marggraff Waldemars Tode sich fast der gantzen Mittelmark bemächtigte, giebt ihr diesen Nahmen (1). Ob aber Herr B. L. Beckmann in der Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg (2) Recht habe, wenn er in Ottons Brieffe zwey Inseln gefunden haben will, wovon die eine Chocie, die andere aber Vitzles geheißen, auch deßwegen lieber Chocie et Vitzles als Chocie in Vitzles lesen, und durch Chocie unsern Potsdamschen Werder und durch Vitzles das Städtchen Werder, welches ebenfalls auf einem Werder oder Insel in der Havel liegt, verstanden wißen will, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß seine Vermuthung allen gefallen wird. Das Chronicon Gottwicense lieset Chocienvitzles und Kettner Chocie in Vitzles. Aus einem m, imgleichen aus einem in laßet sich so leicht nicht ein et machen. Es bleibet uns also weiter nichts übrig, als zu sagen, Potzdupimi (Potsdam) habe gelegen auf einer Insel, die entweder Chociemvitzles oder Chocie geheißen, und wenn der letztere der rechte Nahme gewesen, sie habe gelegen auf demjenigen Theil der Insul Chocie, der von einem sie mit einschließenden See Wublitz oder Uitzles benennet worden. Es läßet sich beydes wohl hören, nur zur Bestätigung der ersteren Meynung fehlen uns die Merkmahle, die bey der letzteren angetroffen werden. Die Nahmen Uitzles und Wublitz sind eben nicht sehr von einander unterschieden. Überdem ist der Nahme Uitzles in getheilten Sylben bey diesem See noch anzutreffen. Uitz, Uetz und wie es in Carls IV. Landbuch geschrieben wird, Ütz und Leest sind zwey Dörffer, zwischen welchen dieser See in die Havel fällt. Sollte es wohl unglaublich seyn, daß der gantzen Gegend um diesen See herum von diesen beyden Dörffern der Nahme Vitzles, Uitzles, Uetzles, Wubles, Wublitz gegeben worden.

Nota. Ich werde nun mit Berichtigung der angegebenen Lage von Potzdupimi und Potsdam hoffentlich fertig seyn. Zu Carls IV. Zeiten zeiget sich in Ansehung diejenigen Lage, die Otto davon angegeben, einige Veränderung. In dem von ihm benannten, auf seinen Befehl aufgenommenen Landbuche wird Potsdam p. 24 zu den castris super Obula und p. 42 zu dem territorio Obula (zu den Schlößern an der Havel, zu demHavellande) gerechnet, verwundern aber muß man sich, wenn der Concipient des Landbuches nicht bey einerley Rede bleibet, sondern diese Stadt nach p. 48 und 135 in terra Czuche (in der Zauche) und nach p. 33 gar in territorio Barnim (in dem Barnimschen Kreise) gefunden haben will. Ich bekenne es gern, daß ich nicht im Stande bin, diese 3 Außsagen, so wie ich wünsche, gehörig mit einander zu vereinigen, ob ich ihm gleich darin Recht gebe, daß Potsdam nach p. . . . in der Mittelmark gelegen gewesen. Das territorium Obulae, die terra Czauche und das territorium Barnim sind zu unsern Zeiten drey von einander gantz unterschiedene Kreise der Mittelmark, davon keiner iemals meines Wißens die übrige unter sich begriffen. Ich will also glauben, daß der Concipient des Landbuches keine Charte vor sich gehabt und nebenbey sich auch nicht auf die Eintheilung des Landes recht besonnen hat.

In Ansehung des Havellandes und der Zauche, in welchen beyden Kreisen er Potsdam gefunden zu haben vorgiebt, wolte ich ihm eben keine Vorwürffe machen oder wiedersprechen, sintemahl er, inter dicum und oppidum Potsdam selbst einen Unterschied machet und mag es wohl seyn, daß die Bürger in der Stadt mit Erlaubniß des Landesherrn sich daselbst mit Garten und Gartenhäusern angebauet und also die Gegend jenseits der Havel in dem Zauchischen Kreise mit zur Stadt gerechnet werden. Man wußte noch ja zu Friedrich II. Zeiten von Potsdamp und Buten Potsdam mit der neuen Mühle zu sagen, welche beyde A. 1447 in dem Theilungs-Tractat zwischen ihm und seinem Bruder Friedrich dem Fetten ihm zugesprochen wurden (1). Man weiß, daß diese Mühle und vieles anderes jenseits der Havel noch bis zu dieser Stunde zu Potsdam gehöret, und daß selbst der groß alda befindliche Wald die Potsdamsche Heyde genennet wird. Wenn ich mich dabey erinnere, daß besagte Mühle noch bis ietzo die Hakenmühle heißet und daß man alda auch von einem Hakendamm und Hakenmeyerey (so nennen viele noch die dasige Amts-Meyerei) zu sagen weiß: so komme ich gantz natürlicher Weise auf den Gedanken, daß die Gegend jenseits der Havel in alten Zeiten den Herrn Hacken gehöret, von welchen sie an die Marggraffen oder Churfürsten gekommen, die sie als einem Vicum, Dorff oder Vorwerk der Stadt beygelegt und nach der Stadt benennet haben (2). Auf diese Weise hat das oppidum Potsdam und vicus oder Buten-Potsdam gantz recht, das eine zum Havelländischen und das andere zum Zauchischen Kreise gerechnet werden können.

In dem Barnimschen Kreise Potsdam aufzusuchen wird meines Dünkens so lange vergeblich seyn, als man nicht beweisen kann, daß der Barnimsche Kreiß die beyden übrigen mit in sich begriffen.

In dem vorgedachten Landbuche p. 8 stehet Potsdam mitgerechnet zu den Städten der Mittelmark. In der Mittelmark lieget Potsdam auch noch. Gleichwohl schreibet der Sohn und Nachfolger Carls IV. Sigismund in dem uns A. 1411 ertheilten Stadt-Privilegium, daß es zu seiner Zeit in der Newen Mark gelegen gewesen. Wenn uns dieses verleiten sollte, zu glauben, Potsdam sey aus einer Mark in die andere gekarret worden: so würden wir uns sehr irren. So wenig man dieses glauben darf, so wenig darf man Sigismunden und seine Räthe beschuldigen, daß sie nicht gewußt haben solten, wo Potsdam gelegen sey. Es war ja schon in seines Vaters Landbüchern niedergeschrieben worden, daß es an der Havel läge, welcher Fluß doch niemals durch die heutiges Tages sogenannte Neue Mark gegangen ist. Potsdam lag allerdings auch zu Sigismunds Zeiten in der Mittelmark. Wenn er aber schreibet, daß es in der Neuen Mark gelegen gewesen, so muß man sich erinnern, daß die Zeiten die Länder bald so, bald wieder anders eingetheilet haben. So lange Albrecht der Bär von den Märkischen Ländern weiter nichts als das Land jenseits der Elbe besaß, wußte man weder von einer alten — noch Mittel- — noch neuen Mark etwas. Als aber er und seine Nachkommen den Wenden dießeits der Elbe ein Land nach dem andern abgenommen hatten, fing man an, unter den alten jenseits der Elbe schon gehabten und den dießeits der Elbe neu erworbenen Ländern einen Unterschied zu machen und erstere die Alte, letztere aber überhaupt die Neue Mark zu nennen, zuletzt aber auch die Länder dieß- und jenseits der Oder so von einander zu unterscheiden, daß man den Ländern jenseits der Oder den Nahmen der Neuen Mark und den zwischen der Alten und Neuen Mark oder zwischen der Elbe und Oder belegenen Ländern den Nahmen der Mittelmark beylegte. Man beobachtete diesen Unterschied nicht immer, sondern weil der Nahme Neumark in seinem weiteren Verstande auch die Mittelmark in sich begriff, weil sie zu den Ländern dißeits der Elbe gehörete: so konnte Sigismund gar wohl sagen: Potsdam liege in der Neuen Mark, denn es lag dißeits der Elbe, wie denn noch auch A. 1447 zu Churfürst Friedrich II. Zeiten unserer Stadt eben diese Lage angewiesen wurde (1). Da nach der Zeit das Land jenseits der Oder den Nahmen der Neumark und das Land dißeits der Oder den Nahmen der Mittelmark bis ietzo beständig geführet: so können wir ietzo nicht anders, als mit unsern heutigen Geographen sagen: Potsdam liegt in der Mittelmark.

Es ist aber die Mittelmark in verschiedene Kreise eingetheilet. Ich will also die Lage von Potsdam noch genauer bestimmen. Ich übergehe nunmehro, was ich vorhin in dem Zauchischen Kreiß als zu Potsdam gehörig angemerket habe und bleibe nur bey der Stadt selbst. Diese lieget in der Mittelmark, in dem Havelländischen Kreise, an der Havel rechter Hand, auf einem Werder oder Insul, welche die Havel und zwar in der Gegend, wo gerade gegenüber die Nuthe in die Havel fällt, 4 Meilen von Berlin, 2 Meilen von Spandow, 3 Meilen von Nauen, 4 Meilen von Brandenburg, 1 Meile von dem Städtchen Werder, 2 Meilen von Belitz, 4 Meilen von Treuenbrietzen, 3 Meilen von Zoßen, 4 Meilen von Mittenwalde, in dem . . Grade longitudinis und in dem 5ten Grade latitudinis, in wenn zwar mehrentheils sandigen, doch ziemlich fruchtbaren Gegend, zwischen Flüßen, Seen, Bergen, Wäldern, die überall Annehmlichkeiten und Vergnügen gewähren, in einer temporirten Himmelsgegend, in einer gesunden Lufft, wo die Exempel alt gewordenen Leute gar nicht rar sind, und wo eben deßwegen viele unserer Könige und Landesherren lieber als in Berlin und anderswo sich fast beständig aufgehalten haben. Dies giebt mir Gelegenheit, etwas zu erwähnen

1.1. Von den Flüßen,

durch welche die Lage von Potsdam mit bestimmet wird. Dies sind die Havel und die Nuthe, wovon die Letztere sich von Morgen her in die Havel ergießet und mit derselben mittagswärts vor Potsdam vorbey fließet.

Die Havel oder der Havel-Fluß

Auf Lateinisch Havala, Herula, Obula, Habola, Havelus entspringet, wie bekannt, im Mecklenburgischen in der Herrschaft Stargardt bey dem Dorffe Klatzenburg zwischen vielen Sümpfen und Seen. Sie erhält ihren ordentlichen Lauff erst, wenn sie die Grentze der Mark Brandenburg erreicht hat, wird bey Zednick schiffbar, fließet von da auf Liebenwalde, Oranienburg, Spandow, Potsdam, Brandenburg, Ratenow, Havelberg, wo sie in die Elbe fällt. Bey Potsdam gehen über dieselbe zwey Brücken, deren eine dichte in der Stadt nach dem Zauchischen, die andere bey kleinen Glienicke nach dem Teltauischen Kreise führet, diejenige ungerechnet, welche zur Communication und die Stadt dienet. Überhaupt machet hier die Havel die Scheidung des Havelländischen von dem Zauchischen und Teltauischen Kreis. Thurnheuser (1) schreibet, daß sie ein schweres ungesundes und faules Waßer in sich enthalte, davon etliche Weiber, die es trinken, gar böse, scharffe und lügenhaffte Zungen bekämen, den Leuten Arges nachzureden. Es mag wohl seyn, daß seine lügenhaffte Pralereyen etliche Weiber zu Spottreden über ihn veranlaßt haben; daß aber das Havel-Waßer daran Schuld gehabt, wird ihm wohl niemand glauben, und eben so unwahr ist es, daß das Waßer der Havel schwer ungesund und faul ist. Man ist wenigstens in Potsdam und wo das Waßer freyen Lauff hat, von dem Gegentheil überzeuget und brauchet es als ein sehr weiches Waßer zum Backen, Brauen und Kochen viel lieber als das Brunnen-Waßer, wie denn alle Hülsenspeisen sich darin viel weicher, als im Brunnen-Waßer kochen laßen. Wenn aber Thurnhäuser schreibet, daß die Havel ein fischreiches Waßer sey: so hat er darin vollkommen Recht, wiederlegt sich aber auch selbst, wenn er es vorher für ungesund ausgegeben hat, weil die Havelfische viel gesunder und schmackhaffter seyn, als die aus morastigen Gegenden zu uns gebracht werden. Der Herzog zu Sachsen Franz Carl hat im vorigen seculo auf der Universität zu Tübingen in lateinischer Sprache eine Rede von Teutschland gehalten, welche von Jacob Zschimmern ins Teutsche übersetzet und zu Wittenberg gedrucket worden. Er erzählet darin, daß die Krebse einstmals Äsopo, einem der größesten Schlemmer, die jemals gelebt haben, so angenehm gewesen sind, daß er deßhalb von Rom nach Istrien geschiffet, weil sie da im Überfluß zu finden seyn sollten, und daß er bald darauf, weil er gehöret, daß in Africa noch beßere Krebse gefunden würden, auch dahin schleunig abgefahren, und setzet hinzu: Wenn Äsopus dahinter hätte kommen sollen, daß die gantze Mark Brandenburg reichlich und überflüßig davon voll wäre, er hätte ohne Zweiffel Africa gute Nacht gegeben und wäre augenblicklich nach Teutschland gezogen. Ich setze noch hinzu, wenn er gewust haben solte, daß die Potsdamsche Havelkrebse unter allen die besten und schmackhaftesten wären, er würde gewiß auch nach Potsdam gekommen seyn.

Helmontius hat, wie der Rector Küster (1) anführet, einmahl geschrieben, daß in der Mark Brandenburg zwar der Krebsfang sehr groß sey, aber die Fuhrleute müßten des Nachts ihre Wagen bewahren, damit nicht etwan ein Schwein unter dem Wagen durchlieffe; denn wo sich das zutrüge, würde man alle Krebse des Morgens Todt finden. Wir wißen zu unserer Zeit hiervon nichts und halten es höchstens für einen Aberglauben gemeiner Leute, den I. S. Elsholtz (2) wiederleget hat. Es würde, wenn es wahr seyn sollte, ein Beweiß mit seyn, daß sie in ihrem reinen Havel-Waßer eines sehr reinen Aufenthalts genehrt geworden. Überdem daß besagter Fluß unsere Stadt mit den besten Krebsen und Fischen speiset, die er im Überfluß hergiebet, dergleichen z. B. die schönste Sandarte, die von hier weit und breit und mitten in das Reich selbsten an fürstliche Höffe versendet werden, ferner die Aale, Alande, Barse, Bleye, Hechte, Karpen, Plötzen, Quappen, Raape, Welse, Stinte etc. sind, ist einfach dies noch anmerkenswerth, daß diese Fische, wenn sie aus anderen Flüßen oder Seen in die Havel gerathen, ein viel angenehmeres und gesunderes Fleisch bekommen, als sie vorher gehabt hatten. Ein abermahliger Beweis, daß die Havel ein sehr gesundes Waßer in sich enthalte. Ich weiß wohl, daß man die Plötzen auswärts, welche in der Havel häuffig gefangen werden, für eine schlechte Fischarth ansiehet, allein die Hauptursach ist wohl diese, daß man dieselbe so wenig als die Bleye zuzurichten gelernet hat.

Übrigens muß dieser Fluß den hiesigen Einwohnern auch der Handlung wegen schätzbar seyn, angesehen sie auf demselben vermittelst der Elbe, Spree, Oder, Warte, die durch ansehnliche Canäle zusammengezogen worden, aus den benachbarten Ländern und aus der Nord- und Ostsee alle Kaufmanns-Waaren aus allen Enden der Welt bequem überkommen, auch, was im Lande gewonnen wird, wiederum dahin versenden können. Und war die Havel nicht unser Schutz, daß der Österreichische General Haddick im Jahre 176 . . sich die Lust, unsere Stadt zu berauben vergehen laßen mußte, die er an uns so gern als an Berlin ausgelaßen hätte.

Mühlen treibet die Havel bey Potsdam nicht, weil sie kein stark fallendes Waßer hat, welches für die Mühlen zu Brandenburg gesparet werden muß, doch haben wir auch Jahre gehabt, da auch die Havel schädliche Überschwemmungen verursachet hat, welche sonderlich in dem Garten bey Sans-souci großes Verderben angerichtet und schleunige Veranstaltungen bey den Schleusen und Mühlen bey Brandenburg und Rathenow erfordert haben. Übrigens ist das Heu von den Havel-Wiesen dem Vieh besonders anständig, und die wilden Enten, welche auf der Havel in Menge angetroffen werden, geben die vortrefflichsten Braten. Es finden sich auf der Havel auch viele Schwäne, welche von dem Königlichen Amte im Winter gefüttert, im Sommer aber aufgegriffen und gepflückt werden. Es wird ihnen zugleich der erste Bug vom Flügel abgenommen, damit sie nicht verwildern und davon fliegen können, die Federn werden zur Hofstaat geliefert und es schläft sich auf keinem Bette weicher, als das mit Schwanendünen gestopfet ist. Ob aber gleich viel Schwäne hier gesehen werden, so hat man doch noch nie einen sterbenden singen hören, obgleich viele todt gefunden werden.

Die Nuthe

heißt nach einiger Meinung auch die Notte (1) ist aber mit letzterer nicht zu confundiren. Der lateinische Nahme ist mir davon noch nicht bekannt geworden. Nach der Meinung des Herrn J. H. v. Falkenstein (2) hat sie ihren Nahmen von den Nuithanern oder vielmehr die Nuithaner von der Nuthe bekommen. Sie entspringet nach dem Bericht des Herrn B. L. Beckmann (3) hinter Jüterbog auf dem hohen Flemming, gehet durch das Amt und Kloster Zinna auf Trebbin und das Dorff Gröben, wo die Saar und Nuthe eine Insul machen, beyde aber wiederum sich in verschiedene Arme theilen und fließet die Saar auf Saarmund, die Nuthe aber ohngefähr 100 bis 200 Schritte von Saarmund ab und vorbey nach dem Hakendamm bey Potsdam und den daselbst sich befindlichen Wassermühlen, die sie treibet, und hernach weiter auf Potsdam zugehet, wo sie der Heiligengeist-Kirche gegenüber in die Havel fällt. Dieser Fluß hat zwar auch keinen Mangel an Fischen und Krebsen, sie sind aber doch nicht so delicat als die aus der Havel, wie denn auch insonderheit die Krebse der Farbe nach gleich zu kennen sind, indem die Havel-Krebse eine rothe, die Nuthe-Krebse aber eine schwartze Farbe haben. Der vornemste Nutzen, den Potsdam von diesem Fluße hat, ist dieser, daß er uns das Waßer zu den Hakenmühlen auf dem Hakendamm hergiebt, da sonsten um Spandow und Brandenburg nicht des Waßers zu berauben, die Havel hier keine Mühlen treibet. Sie wäßert auch unsere Wiesen auf dem Drewitz. Der König hat sie von unterhalb Luckenwalde an bis nach Potsdam in einen ordentlichen Canal bringen laßen, wodurch diesem Fluße seine fast gewöhnliche Stockungen und Überschwemmungen verhindert, die daran liegenden Brücher urbar gemachet worden und jährlich daraus 2 bis 3 tausend Fuder Heu mehr gewonnen werden (4). In dem Jahr 1731 hätte das große Waßer dieses Flußes fast alle Mühlen mit samt der Glaßhütte weggerißen, wenn ihm nicht in Zeiten mit Macht entgegen gearbeitet worden wäre, dagegen hat es ihm bisweilen im Sommer so an Waßer gefehlet, daß auch nicht eine einzige Mühle hat im Gange erhalten werden können. Was itzt noch von diesem Fluße sonsten anzumerken habe, ist dieses, daß hierselbst zu des Großen Churfürsten Zeiten Bieber angesetzt gewesen, derer auf Churfürstlichen und hernach  Königlichen Befehl durchaus geschonet werden mußte, sie sind aber doch zu des hochseeligen Königs Zeiten gantz ausgestorben und nunmehr keine mehr darin anzutreffen. Dieser Fluß machet übrigens eine Scheidung zwischen dem Zauchischen und Teltowischen Kreiß, so wie diese durch die Havel von dem Havelländischen Kreise geschieden werden.

1.2. Von den Seen,

welche hier bey Potsdam vorgefunden werden, sind insonderheit folgende zu bemerken.

Die Wublitz,

welche, wie Herr Beckmann l. c. p. 1112 schreibet aus dem Walde bey dem Brieselang kommt und vor den Dörffern Wustermark, Düratz, Karpzow, Buchow, Falkenrehde, Paaren, Ütz, Marquard, Grube und Golm vorbey bey dem Dorffe Leest ihren Abfluß in die Havel nimmt. Sie und auch die Gegend umher war schon zu des Kaysers Ottos III. Zeiten im 10ten secu1o, wie ich vorhin angemerket unter dem Nahmen Vitzles, Uitzles, Utzles bekannt und es hieß, daß Potsdam in Uitzles liege. Sie ist voll guter herrlicher und vortrefflicher Fische und hilfft den Potsdamschen Werder auf der Abendseite begränzen.

Der Schwilow,

welcher zwischen Caput und Ferch sich über eine halbe Meile erstrecket und bey der Baumgarten-Brücke sich mit der Havel vereiniget, hat ein sehr unruhiges Wasser, auf welchen schon viele mit allerley Waaren beladene Schiffe verunglückt sind, sonsten aber ebenfalls eine Menge von allerhand guten und schönen Fischen. Die Prinzessin Cunigunde, Marggraff Herrmans Schwester, war im 11ten secu1o Besitzerin davon, der Marggraff Waldemar, an welchen zuletzt die gantze Mark Brandenburg kam, überließ sie nach einer noch vorhandenen Urkunde dem Kloster Lehnin; ietziger Zeit ist die Fischerey auf derselben unter Viele vertheilt. Sie begräntzet den Potsdamschen Werder auf der Abend- und Mittagsseite und gehöret zum Zauchischen Kreise.

Die Griebnitz

ist aus den alten Zeiten nicht so bekannt als die beyde vorgehenden, ist aber auch ein großer See, der gewiß eine halbe Meile, obgleich nicht so breit, bey klein Glinicke eine Walkmühle treibet, und sich sodann von halb morgen und Mittag her in die Havel ergießet. Er war und ist auch noch wegen der großen Kaulbarse insonderheit hieselbst beschrien.

Der Heilige-See.

Auf der Mitternachts-Seite gantz nahe bey der Stadt hat ohngefehr eine kleine Viertelmeile in der Länge und gehöret mit unter diejenige, in welche Städte versunken seyn sollen. Auch in dieser See ist ein Überfluß von allerhand schönen und großen Fischen anzutreffen. Weil dieselbe vormals gantz mit Land umschloßen war: so brachten unsere Garnmeister die guten Saamen-Fischen aus andern ihren unterhabenden Waßern mehrentheils dahin, daß sie allda wachsen und zunehmen sollten. Nunmehro aber würde dieses umsonst seyn, nachdem der vorige König Fr. W. dieselbe A. 1737 nach der Havel zu durchstechen und auf der andern Seite nach der Stadt zu einen Graben nach dem Bassin in der Stadt und von da nach dem Canal, der mitten durch die Stadt gehet und wieder in die Havel fällt, hat führen laßen. Auf der einen Seite dieser See sind nicht selten Urnen ausgegraben worden. Es wird dabey an Todten-Opfern nicht gefehlet haben, und vielleicht hat die See deßwegen, weil die Leute dabey ihre heydnische Andacht getrieben, den Nahmen der heilige See bekommen. Auf der westlichen Seite liegen die meisten Potsdamschen Weinberge.

Die faule See,

hieß sonsten in alten Brieffen noch die Nicolai-See. Man hat ihr aber in neueren Zeiten den Nahmen der faulen See beygeleget, weil sie ein stillstehendes faules und zugleich fast unergründliches Wasser hatte. Sie lag, da Potsdam noch klein war, außerhalb, ietzo aber innerhalb der Stadt und hat aufgehört, ein See zu heißen, nachdem der hochseelige König sie mit unglaublichen Kosten zudammen und zu einer angenehmen Plantage machen laßen, die aber, weil sie nicht recht bodenfest ist, immer nachgeholfen werden muß.

1.3. Von den Bergen.

Die Berge, welche um Potsdam her liegen, sind freylich keine Blocksberge, von welchen man bey klarem Sommertage bis in die Ostsee herein sehen kann, sind aber doch unter denen, die wir in der Mark finden, auch nicht die kleinsten. Von dem Schragen, ietzt sogenannten Judenberge, wo den Juden hinter unsern Weinbergen das Begräbniß für ihre Todten angewiesen worden, kann man bis Spandau, Nauen, Brandenburg; von dem Berge, auf welchem das Sans-souci und Belvedere angeleget worden, kann man bis nach Ziesar, und von dem Heune-, ietzo Ruinen-Berg, kann man biß nach Ruppin hinsehen. Man würde von diesen Bergen auch Berlin und mehrere Städte zu sehen bekommen, wenn sie nicht durch Wälder bedecket wären. Der Berg, auf welchem Sans-souci lieget, machet die dasige Gegend zu einem Amphitheater, welches Gleichnißes sich der verstorbene Profeßor und Conrector des Joachimschen Gymnasii Herr Mutzelius in einer zum Lobe dieser Gegend gehaltenen Rede bedienet. Aus dem Mühlen -Berge bey Bornstede, wo die Potsdammer sonsten ihre von dem Herrn v. Gröben erkaufte Lehmgruben hatten, sind viele große und kleine Stücke Bernstein ausgegraben worden, ich selbst habe in meinem Weinberg ein dergleichen faustdickig Stück gefunden. Auf dem Brauhaus-Berge jenseits der Havel darf man nach Adler- oder Klapper-Steinen, nach allerhandt Arten Farbe-Erde, versteinerten Muscheln und anderen Sachen nicht lange suchen und ich wollte glauben, daß dergleichen auch auf den Babel-Bergen zwischen Neuendorff und klein Glinicke gefunden worden wäre, wenn man nur darnach suchen wollte. Bey Golm liegt ein Berg, der Panberg genannt, welcher durch eine lange Allee von alten Eichbäumen mit Potsdam zusammenhängt und muthmaßen läßet, daß ehedaß ein Schloß eines Wendischen Pans auf demselben anzutreffen gewesen, der dadurch die Communication auf Potsdam erhalten wollen. Bey Bornim ist ein hoher Berg, der mit Obst und Wein angebauet ist und der bey den jährlichen Maneuvres die Böhmischen Gebirge vorstellen muß. Auf dem vorbenannten Brauhaus-Berge hat im Jahre 1630 die Schwedische Armée gantzer . . Tage ein Lager gehabt. Hinter der Netlitzer Fehre ist der sogenannte Kirchberg, wo noch die Ruinen von einem sonst daselbst gestandenen vermuthlichen Götzentempel vorhanden sind, und auf der Seite jenseits der Havel siehet man daselbst dicht am Waßer einen, wie der Augenschein giebet, verschanzten ziemlich hohen Berg, welchen Gundling (1) für eine Römer-Schantze ausgegeben, der Kirchenrath D. Elsner (2) für eine Räuber-Schantze angesehen hat, ich aber (3) für eine Verschantzung halte, hinter welche der letzte Wendische König Pribislaus nach der A. 1136 bey Potsdam verlohrnen Schlacht sich retiriret hat. Ich war anfangs der Meinung, die Herr D. Elsner von mir angenommen hat.

1.4. Von den Wäldern.

Wir finden sie von allerhand Holtz, Eichen, Büchen, Elsen, Birken, Kiehnen u. s. w. sowohl auf dem Potsdamschen Werder selbst, als rings um denselben her, Meilen weit groß und noch größer, und es gehöret hieher, was hernach von den Bornimbschen und Potsdamschen Forst-Revieren noch gesaget werden wird, ich will aber ietzo weiter nichts davon gedenken, als daß sie sowohl durch die ehemalige Glaßhütte, als durch die Hamburger Holtzhändler, als durch den starken Bau in Potsdam ziemlich lichte gemachet worden sind, so daß auf Königliche Veranstaltung ietzo fast alles Bau-, Nutz- und Brennholtz uns von anderen Orten, sonderlich aus der Neumark zugefahren werden muß. Wir haben aber, weil sie ietzo sehr geschonet werden, Hoffnung, daß sie eben so dick wieder anwachsen sollen, wie denn auch mit Säen und Pflantzen viele neue Kämpe von allerley Holtz auf Königliche Ordre angelegt werden. Vormals waren unsere Wälder ein Aufenthalt vieler wilden, auch grimmiger Thiere, sonderlich auch Wölffen, wieder welche öffter Wolfsjagden angestellet werden mußten,  anitzo scheinen sie in unserer Gegend gantz ausgerottet zu seyn, und auch von Räubern, die die Straßen in denselben unsicher machten, höret man ietzo nichts mehr.

1.5. Von der Polhöhe und Länge

weiß ich weiter nichts zu sagen als dieses, daß ich glaube, man werde ohne merkliche Fehler erstere zu 30 1/2 Grad, letztere aber zu 31 Grad annehmen kann und, wenn ich überhaupt

1.6. Von der Himmels-Gegend

urtheilen soll: so werde ich nicht irren, wenn ich sage, daß wir noch in einer sehr temporirten Himmels-Gegend wohnen, wo es im Winter ordentlicher Weise weder zu kalt, noch im Sommer zu heiß wird, daß die Lufft hieselbst gesund und die Exempel alt gewordener Leute gar nicht rar sind und daß eben deßwegen hieselbst viele unserer Könige und Landesfürsten lieber als in Berlin und anderwo sich beständig aufgehalten haben. Was ich noch von der Lage unserer Stadt hinzu zu thun habe, wird überhaupt noch dieses seyn, was ich

1.7. Von dem Potsdamschen Werder

zu sagen habe. Ich werde 1) von dem Werder selbst, 2) von den Zugängen zu diesem Werder, 3) von der durch diesen Werder gehenden Fahrt nach Potsdam das nöthige beybringen, ehe ich von Potsdam selbst zu reden anhebe.

Der Potsdamsche Werder

oder die Insel, auf welcher Potsdam liegt und welche von dem Städtchen Werder, welches eine Meile von hier auf einer besonderen Insel ebenfalls in der Havel liegt, unterschieden werden muß, sonsten aber wie vorher angezeiget worden, zu Kaiser Ottoes III. Zeiten Chocie genennet wurde, ist ein Bezirk von ohngefehr 4 Meilen. Sie wird von der Havel Morgen- und Mittagwerts,            von der Schwilow-, Wublitzer und Fahrlandischen See aber Abend-                und Mitternachtswerts eingeschlossen und fasset nebst Potsdam und dem Königlichen Sans-Souci noch die Dörffer Geltow und Neu-Geltow, Eichow, Golm, Grube, Bornim, Bornstedt, Nedlitz, auch viele Colonisten Häuser in sich. Vordem war dieser Werder ringsumher umzäunet, weyl König Friedrich I. auf demselben einen Thiergarten hatte. Es ist aber dieses Gehege zu des hochseligen Königes Zeiten wieder weggenommen und der Thiergarten, doch nicht wie sonst bey Caput, sondern zwischen Potsdam und Gütergotz angelegt worden, wo aber hauptsächlich das Dammwildprätt eingeschlossen wurde, das aber unter der jetzigen Regierung auch, weil das Gehege und die Erhaltung des Wildes zuviel Holtz wegnahm, wieder seine Freyheit bekommen hat. Das Bornimsche Forst-Revier ist durch diesen Werder abgemessen. Zum übersehen des Potsdamschen Werders dienen folgende Plans.

Die Zugänge zu diesem Werder

gehen itzo über Brücken, welche in den vier Himmels-Gegenden zur Zeit des Großen Churfürsten angeleget worden sind, doch kan man in trockenen Jahreszeiten auch bey Marquard und Töplitz durchkommen. Auf der Morgenseite ist die Glinicksche Brücke, eine kleine halbe Meile von Potsdam. Sie ist hölzern, ohngefähr 300 Schritt lang und ist in der Mitte mit einem Aufzug versehen. Auf der Mittagsseite ist die Teltauer oder Lange-Brücke, welche von dem vor der Stadt liegenden Walde bis an das zunächst an der Havel in der Stadt liegende Königliche Schloß reichet. Sie ist ebenfalls von Friedrich Wilhelm dem Großen A. 1661 erbauet und von der Brücke, welche A. 1416 auf Befehl des ersten Churfürstens Friedrich I. hier gebauet ist, darin unterschieden, daß letztere weiter herunter nach der jetzigen Neustadt angeleget war, wo vielleicht auch diejenige Brücke gestanden haben mag, deren in einem Brieffe Marggraff Waldemars vom Jahre 1317 gedacht wird. Sie ist völlige 400 Schritt lang ebenfalls hölzern und hat in der Mitte ebenfalls einen Aufzug. Nach dem Walde und der Teltower Vorstadt zu ist durch die Wiesen ein Wall gemachet und an die Brücke angehangen worden, welchen der jetzige König A. 1745 mit einer Hecke von Weyden auf beyden Seyten einfassen lassen. Gegen Abend, eine völlige Meile von Potsdam ist die Baumgarten Brücke, welche vermuthlich von dem ersten darüber verordneten Achthaber den Nahmen empfangen haben mag. Sie ist A. 1674 von dem Großen Churfürsten angeleget. Vorhin war hier nur eine Fähre; Reisende wurden dadurch sehr aufgehalten und mußten des Windes wegen der hier über den Schwilow sehr stark wehet, oft gantze Tage und länger warten, ehe sie von, und nach dem Potsdamschen Werder kommen konnten. Der Fehrmann taxirte auch die Leute, nach dem er wollte. Diesem Übel abzuhelffen, bauete der Chur-fürst lieber eine Brücke dahin ebenfalls mit einem Aufzug und verordnete unter dem 21. October 1674 daß, besage Constitt. March. IV. Theil I. Abtheilung Nr. XVIII. p. 107 bezahlet werden solte: von einem Pferde, das zollbare Waare fuhrete 1 Gr., von einem Wagen 1 Gr., von einer Karethe 1 Gr., von einem Pferde vor solcher Karethe 1 Gr., von iedem Pferde im Hin- und Rückwege, doch daß der Wagen frey seyn sollte 6 Pf., für einen Fußgänger 3 Pf., für ein Haupt-Riedvieh oder ledig Pferd 4 Pf., für ein Schaaff, Schwein oder ander klein Vieh 1 Pf. Es ist aber, was damals verordent worden, in der folgenden Zeit gantz wieder aufgehoben worden und die Passage ist für ieden mit Pferde und Wagen völlig frey. Das für den sonstigen Zöllner daselbst aufgebaute Haus und was ihm nebst dem sonsten eingeräumet war, hat der hochselige König an Personen, denen er sich gewogen erzeigen wollte, verschenket, die es wieder an andere verkauffet haben und ist der jetzige Besitzer Herr…… Er hat von den Reisenden nichts einzunehmen, als was sie etwa für Essen, Trinken, Nachtquartier und Futter für die Pferde etc. und sonsten schuldig geworden. Die Schiffer, welche durch die Brücke gehen, geben denen, welche sie aufziehen und wieder niederlassen, ein paar Dreyer Trankgeld. Auf der Mitternachtseite ist die sogenannte Nedlitzerfähre, welches sonst eine Fähre ietzt aber ebenfalls eine Brücke doch ohne Aufzug ist. Die Müllerische Familie hat sie mit Erlaubniß des Großen Churfürsten auf eigene Kosten erbauet und ist dafür mit einem festgesetzten Brückengelde begnadet und privilegiret worden.

Die Fahrt nach Potsdam.

Von allen vorbenannten Brücken gehet nun die Fahr durch die schönste Allee und durch die Vorstädte nach der Stadt. Von den Vorstädten wird in der Folge Bericht abgestattet werden. Jetzo gedenke nur der Alleen, durch welche wir bis an die Thore geführet werden. Von der Glinickschen Brücke her gehet es durch eine fünffache Allee von Eichen und Linden nach dem Berliner Thor, von der Langen Brücke nach dem Teltauer Thor, von der Baumgarten Brücke durch drey und eben so viel Alleen nach dem Brandenburgischen Thor und von der Brücke auf der Netlitzer Fähre durch eine sich theilende Allee von allerhand Bäumen nach dem Nauenschen und Jäger-Thor. Von der Havel und Heiligen See her kommt man zu Waßer an die zu Potsdam auch befindlichen Waßer-Thore.

Nota. Wir sind nun der Stadt gantz nahe gekommen. Ehe wir uns aber herein machen, wollen wir uns noch vorher 1) den Nahmen, 2) Ursprung, 3) Alter der Stadt bekannt machen, 4) ihre alte Stadtgerechtigkeit beweisen, 5) von deren Anbau in neueren Zeilen, 6) den erhaltenen Privilegien,
7) dem Territorio, 8) den Rang, den sie unter den anderen märkischen Städten hat, 9) den darin vorhandenen Prospecten, 10) den Mauern, 11) den Thoren, 12) dem Canal mitten durch die Stadt,
13) dem Canal aus der heiligen See, 14) von der Eintheilung der Stadt, 15) Communication rings um die Stadt, von der Communication der Altstadt mit der Neustadt, 16) von den Straßen in der Stadt, 17) von den offenen Plätzen, 18) von den Gebäuden reden.

2. Von dem Nahmen und Ursprung der Stadt.

Bey Untersuchung des Nahmens und Ursprungs unserer Stadt setze ich zum voraus, daß
1) nach der Suevenzeit Wenden in hiesiger Gegend gewohnet haben, 2) daß im 10ten seculo diese Stadt wirklich ein Wohnplatz der Wenden gewesen, 3) daß die Wenden verschiedene Städte und Dörffer in hiesiger Gegend erbauet und daß sie 4) diesen Städten und Örtern wendische Nahmen gegeben haben.

Das erste bezeugen alle Schriftsteller, die von der Mark geschrieben haben. An dem zweyten läßet uns der Quedlinburgische Stiffts-Brieff nicht zweiffeln. Das dritte wird ebenfalls von allen Brandenburgischen Schriftstellern zugegeben, und da sich die Nahmen vieler Örter aus der Wendischen Sprache erklären lassen, so wird man mir auch das letztere gutwillig zugestehen.

Nun frägt es sich, ob auch Potsdam von den Wenden erbauet und von ihnen den Nahmen bekommen hat? Leuthinger antwortet auf die erste Frage: Potsdam ist von den Wenden erbauet worden. Auf die andere Frage fällt die Antwort sehr verschieden, indem einige einen Teutschen, wieder andere einen Wendischen Nahmen daraus machen wollen.

Ich will von der Untersuchung des Nahmens den Anfang machen, und damit ein jeder sehen möge, worauf ich, und worauf andere bey der Ableitung und Erklärung deßelben sich fußen, zuvor die verschiedenen Schreibarten in der alten und neueren Zeit mit anführen. In den alten Zeiten ist der Nahme unserer Stadt sehr verschieden geschrieben worden und noch ietzo ist man nicht völlig einig, wie man ihn schreiben soll. Der selige Herr Emanuel Plümicke, ein geborner Potsdamer, der erst bey dem v. Kleistischen Regiment als Feldprediger in Preußen, hernach als Praepositus zu Wollin in Pommern und zuletzt als Prediger in Berlin gestanden, mein von Jugend auf sehr geachteter guter Freund, schreibet in den wenigen Bogen, die in Manuscript auch mir in die Hände gekommen sind und von Potsdam einige Nachricht geben, daß unsere Stadt einiger Meinung nach von den Bozanern, die vor Alters in hiesiger Gegend gewohnet haben sollen, den Nahmen Bozam oder Bozan bekommen haben sollen, und wolle man dahin auch Boetzo, ietzo Oranienburg, imgleichen Petzow, den Nahmen eines Dorfes ohnweit Potsdam, bringen. Ich habe in unterschiedenen alten Handschriften, sonderlich des Bischofs Stephan in Brandenburg von dem Jahre 1452 und Marggraff Johannis vom Jahre 1457 Postam geschrieben gefunden. Ebenso schreibet das Carolingische Landbuch mehren-theils aber Postamp. In dem Stadt-Privilegio Churfürst Friderich I. stehet ebenfalls Postamp und dieser Orthographie bedienet sich Friedrich II., sein Sohn. Marggraff Ludwig der Ältere schreibet im Jahre 1345 Posdam. In einigen alten Büchern und Landkarten wird auch Posten, Potstein, Potstain, Potstayn gelesen. Jobst (1) nennet unsere Stadt Putstam, der Hofrath Trier in Göttingen (2) Bostamp, Angelus (3) Potstam, welche letztere Schreibart noch ietzo von vielen gebrauchet wird, und in Urkunde von 1543 bey dem Herrn Gercken in Cod. dipl. Mr. T. II. p. 522 wird der Nahme Pozdemp und Pozstemp geschrieben. Das alte Rathssiegel, so aber nur noch im Abdruck vorhanden ist, hat auch Potstam zur Aufschrift. Als A. 1536 und 1696 das Rathssiegel von neuem gestochen wurde, ist man von dieser Orthographie abgegangen und hat dafür Potstamp darauf setzen laßen. Das Amtsiegel führet eben diese Umschrift und diese Schreibeart gründet sich ohne Zweiffel auf das Exempel des Herrn v. Gröben, welche den Kaufbrieff wegen der Lehmgruben bey Bornstedt im Jahre 1304 auf diese Weise unterschrieben haben. Weil dieser Kaufbrieff die noch übrig gebliebene älteste Original-Urkunde unseres Rathhauses ist: so hat man sich nach demselben zu richten, um so viel mehr für recht angesehen. In Bischof Dietrich von Brandenburg Confirmation des Altars zum heiligen Creutz in der hiesigen Stadtkirche wird A. 1466 Potstamp geschrieben. In der Confirmation von einigen Donationen an das hiesige Hospital vom Jahre 1488, welches Bischoff Joachim von sich gestellet hat, kommt Potzstamp, Pothstamp und Pothstampp vor. In der neu vermehrten Teutschen Staats-Geographie, welche von einem, der sich C. W. schreibet, A. 1696 zu Leipzig heraus gekommen, wird unsere Stadt auf Lateinisch Postlenium, auf Teutsch Potzdam genennet. Sebald schreibet (1) Pottstampff und dieses ist ohne Zweiffel die Orthographie der Contribution ausschreibenden Kayserlichen Soldaten gewesen. Jacobus Geritius, ein Potsdammer, hat sich in einem Carmine von Postham geschrieben und ein gewißer Evangelischer Prediger zu Cleve, M. Johann Kayser, hat unserer Stadt den Nahmen Pottstam gegeben (2) und per metathesia litterarum eine absonderliche Bedeutung herausgebracht, die aber wohl für weiter nichts als für einen witzigen Einfall angesehen werden kann. Die älteste Schreibart ist ohne Zweiffel diejenige, auf welche unsere Attention vornemlich gerichtet seyn muß. Es ist diejenige, welche in dem Quedlinburgischen Stifftsbrieff gebrauchet worden. Nach demselben heißet unser Ort Potzdupimi, wie Kettner schreibet, oder Potzdambuni, wie Gundling, der Autor des Chronici Gottuicensis und andere wollen. Wenn man den Nahmen unserer Stadt, so wie er ietzo um die Hälfte verkürtzet ausgesprochen wird, ansiehet: so mögte man endlich die Deutung desselben noch wohl aus unserer Teutschen Muttersprache machen können. A. Althammer würde uns gute Anleitung dazu geben, als welcher in seinem Commentaris über Taciti Germaniam ( ) sich also vernehmen läßet: die Städte und Wohnplätze, welche die alten Teutschen an den Quellen, Flüßen und Seen erbauet, endigen sich meistens auf Brunn, Born, Beuern, Bruch, Furth, Brück, Werd, See, Damm, Mund, Ort oder Wyk. Es werden uns in und um Potsdam verschiedene Dämme nahmhafft gemacht. Da ist der Mühlendamm, der Hakendamm, der Weidendamm, der alte und neue Damm, das Dämmchen etc. Dies hat schon manchen auf die Gedanken gebracht: Vielleicht hat Potsdam von den vielen Dämmen seinen Nahmen empfangen. Einige haben angenommen, es sey vordem ein Damm zum Behuff der Post hier angelegt und die Stadt davon benennet worden. Es ist aber noch nicht über 300 Jahr, daß man in Teutschland von Posten etwas gehöret hat und von einer Potsdamschen Post weiß man erst seit 1724, da der hochselige König hier ein Postamt anlegte. Gleichwohl hat unsere Stadt diesen Namen schon lange vorher geführet. Es ist also umsonst, daß man die Syllabe Potz als ein Verwunderungs-Wort ansehen wollen, mit welchem die Leute ihr Erstaunen über den Damm, den sie gemachet, hätten zu erkennen geben wollen, gleichsam als hätten sie dergleichen Damm zu machen keinem zugetrauet. Es ist wahr, man kann auf solche Gedanken kommen, wenn man den Nahmen so geschrieben findet und auch ebenso ausspricht. Wenn ich aber erinnere, daß der Nahme unserer Stadt seiner ältesten Schreibart nach länger und daß er ietzo um die Hälfte verkürtzet ausgesprochen wird: so schließe ich vielmehr also: Die älteste Schreibe-Art kommt ihrem Ursprung am nächsten, der Nahme Potzdupimi oder Potzdambuni ward von unserer Stadt gebrauchet zu der Zeit, als sie noch von den Wenden bewohnet wurde; es ist keine ältere Schreibart vorhanden; der Nahme Potzdupimi oder Potzdambuni kann aus der Wendischen Sprache erkläret werden; kein Zweiffel also, daß er auch auß der Wendischen Sprache erkläret werden müße.

Schon Herr Plümicke und vor ihm Herr Doctor J. C. Becmann, der auf Order des Königes A. 1713 die Städte bereisen und ihre alten Documente nachsuchen mußte, auch von dem, was er hier gefunden, eine Abschrift im Amte zurückgelaßen hat, ist auf diesen Gedanken gekommen, nachdem sie in Frencel 0rig. L. Sorab. fol. 186. 221 gefunden, daß Postajam und Postaviam in Wendischer Sprache ich setze, ordne, Colloco fisto heiße, Postageni oder Postavieni aber ein Satz, Ordnung, ordinatio, positio, Postapam aber ich trete an oder auf, accedo, figo pedem. Und muthmaßen sie, daß die Wenden sich diese Gegend des fischreichen Flußes wegen mögen haben gefallen laßen und eine gewiße Postageni oder Ordnung unter sich errichtet haben. Diese Erklärung hat eine ziemliche Wahrscheinlichkeit, sowohl als die Meinung des ehemaligen gelehrten Rector Finkens in Brandenburg, der den Nahmen Potsdam daher erklären will, daß bey der Polnischen Ritterschaft dieser Nahme unter den Towarzyczen noch ietzo einen gewißen Rang bedeute und er sagt (1), daß allem Ansehen nach die damals in Brandenburg residirenden Könige der gantzen umliegenden Nation den Ort Potsdam als einen wichtigen Posten des Havelstrohms einer sogenannten Ritterschafft zu besitzen und zu bewahren mögen eingeräumet haben, nur deucht mir, daß wir die Deutung des Nahmens lieber von den Wenden, als von den Polen lernen sollten. Ich habe ehedeß (2), um den Nahmen unserer Stadt erklären zu können, auch die Polnische Sprache, da sie mit der Wendischen verwandt ist, zur Hülffe geruffen und angegeben, daß Potzdambuni vielleicht aus zweyen Wörtern, Woda (Waßer) oder Wodan (vielleicht dem Waßer-Gott Neptunus) und aus buni oder gut zusammengesetzet sein mögte und gut Waßer oder guter Waßer-Gott, so wie Boggobuni guten Herr bedeuten mögte. Ich laße aber diese Devination anietzo gäntzlich fahren, nachdem ich durch den Ausspruch zweyer Wendischen Prediger besser unterrichtet worden bin. Der erste ist Herr Schindler, Prediger zu Werben bey Cotbus in der Nieder-Lausitz, wo, wie Herr Professor Beckmann (3) nach dem Zeugniß Fabricii anerkennt, die Wendische Sprache für die zierlichste und accurateste gehalten wird. Dieser gelehrte und wohlverdiente Prediger hat mir durch seinen Herrn Sohn, einen ehemaligen Schüler von uns, ietzigen Feldprediger bey dem hochlöbl. v. Erlachschen Regiment in Schweinitz, folgende Nachricht von seinen eigenen Händen zustellen laßen: Po bedeutet in der Wendischen Sprache bey oder unter, es wird vor d und t euphonia caussa ausgesprochen Poz oder Potz; es regieret einen Dativum; Dup heißet eine Eiche und der Dativus pluralis heißet Dupimi, Potzdupimi heißt also so viel als unter den Eichen. Mit dieser Devination kann hoffentlich ein ieder zufrieden seyn, wenn er weiß, daß Potsdam noch ietzo und vormals noch mehr mit großen Eichwäldern umgeben gewesen. Der zweyte Wendische Prediger ist Herr Leske bey Königswerder in der Oberlausitz. Der Herr Ober-Consistorial-Rath v. Büsching (1) sagt, er habe ihn belehret, daß unter in der Wendischen Sprache Pod und daß Eichen in eben der Sprache Dubami, nicht aber Dupimi, und am wenigsten tupimi heißen. Beyde Prediger kommen in der Hauptsache mit einander überein, das d und t macht keinen großen Unterschied, das a und i auch nicht, Herr Schindler aber hat dieses noch oben ein, daß er uns das Wendische Wort dup decliniren lehret, auch mit dem Worte Po uns in die Syntax in ordinatam mit dem Worte Poz oder Pots aber in die Syntax in Henetorum ornatam herein führet. Wenn übrigens Herr Büsching anmerket, daß der Abt Beßel, der Autor des Chronici Gottwicensis unsern Ort Potzdambuni geschrieben, ingleichen, daß nach Herrn Leskens Bericht tzom (welches wie Schtom ausgesprochen werde) einen Stamm oder Baum bedeute, folglich Potzdommami auch unter den Bäumen heißen könne; so wollte ich mir auch dies Angeben gantz gern gefallen laßen, weil es doch nicht lauter Eichen gewesen seyn werden, welche in unsern Potsdamschen Wäldern angetroffen worden, wenn ich nur nicht befürchten müßte, daß die neuen Wenden das Wort tzom (Stamm oder Baum) erst von den Teutschen erlernet hätten. Der Nahme, er mag nun Potzdupimi oder Potzdupami oder Potstomami heißen, ist, mit einmahl alles zu sagen, Wendisch und wird auch wohl Wendisch bleiben.

Ist nun der Nahme unserer Stadt Wendisch: so ist um so viel mehr zu vermuthen, daß auch die Stadt selber von den Wenden herrühre und erbauet seyn. Hierzu kommen noch folgende Gründe: Erstlich ist gewiß, daß Wenden hiesige Gegend vormals bewohnet und schon im siebenten secu1o von der Havel ab das Land Thüringen mit Krieg überzogen haben. Zweytens weiß ein jeder, daß diese Nation sich gern an schiffbaren und fischreichen Flüßen in den Wäldern niederzulaßen pflegen und daß ihnen um deßwillen hiesige Gegend angenehm gewesen seyn mögen, weil sie darin gefunden, was ihrem Genie gemäß war. Drittens ist gewiß, daß verschiedene von Adel hier gelebet, von welchen Leuthinger (1) sagt, daß sie aus Wendischem Stamm entsproßen. Aus dem Privilegio des Kaysers Sigismund solte man viertens fast schließen, daß die meisten hiesigen Einwohner von Wendischem Geblüthe gewesen, aber ihre Wendische Sitten abgelegt hätten, wenn er ihnen verspricht, daß sie nicht aus der Marke verbyset werden sulln. Es kommt dazu fünfftens, daß schon Tacitus l. c. von ihnen geschrieben: hitamen inter germanos potius referuntur, quia et domus figunt, aus welchen Worten klar ist, daß sich die Wenden Häuser zu bauen und an einander zu setzen angelegen seyn laßen. Das sie aber auch gantze Städte unter sich gehabt, ist daher offenbar, weil Lotharius zu Sachsen, da er sie A. 1110 zu bezwingen angefangen, neun Städte erobert hat. Ist also wahrscheinlich genug, daß die ersten Erbauer unserer Stadt Wenden gewesen seyn mögen. Und dieses giebt mir nun weiter Anlaß zu reden:

3. Von dem Alter der Stadt.

Potsdam ist ohne Zweiffel ein sehr alter Ort und eine von den ältesten Städten der ganzen Mark Brandenburg. Ich bin nicht der einige, auch nicht der erste, der dieses behauptet. Der selige Inspector der Paedagogii regii zu Halle, Hübner, Abel, Gundling und andere haben in ihren geographischen Schriften ein gleiches gethan. Leuthinger ist eben der Meinung gewesen (1).
Unter den noch vorhandenen rathhäußlichen Documenten zeugen hiervon sonderlich die Privilegia Friederichs I. und des Kaysers Sigismund, ein alter Kauffbrieff wegen der Lehmgruben bey Bornstädt (2) und das im Abdruck noch in Mönchsschrifft vorhandene Rathssiegel. Von noch älteren Zeiten habe ich auf dem Rathhause zwar keine weitere Nachrichten angetroffen, ich zweiffele aber nicht, daß nicht noch beym Amte einige vorhanden seyn mögen, wer dieselben noch zu sehen nur die Gelegenheit haben mögte. Doch ich befürchte, daß auch da vieles verlohren gegangen, wenigstens durch die Mäuse, da die gesammte Acten lange Zeit auf der Amts-Meyerey denselben durchzustudiren Preiß gegeben worden, größten Theils zerzauset seyn mögen. Zur Zeit der Beyerschen Churfürsten finde ich es in einem Brieffe des älteren Ludwigs vom Jahr 1341, nach dem Tode des letztern Anhaltschen Marggraffens Waldemars in einem Brieffe des Herzog Rudolffs I. zu Sachsen vom Jahre 1323, in dem Leben Albrechts des Bären, welches Gundling beschrieben hat, in einer Nachricht von 1136. Wenn es wahr ist, was Zacharias Garcäus (2) von einem Vergleich in Ansehung der Fischerey auf der Havel, den die Berliner und Potsdammer unter sich getroffen haben sollen, niedergeschrieben hat: so muß Potsdam schon A. 1106 in gutem Stande gewesen seyn. Garcäus schreibet: inter urbem Berlin et Potsdam certis conditionibus decaptura piscium convenit. Er machet darauf sogleich den Schluß: Itaque Berlinum ante Albertum Ursum fuisse non est dubium. Wir mögen ebenso schließen: Itaque Potsdam ante Albertum Ursum non est dubium. Das Document ist            zwar, wie Herr schreibet, noch nachzusuchen, es muß aber doch zu Garcaei Zeiten vorhanden gewesen seyn, weil er sich sonsten nicht darauf hätte beruffen können, und wer weiß, ob es sich nicht noch herausfinden wird.
Gundling gehet in seinem Brandenburgischen Atlas noch weiter, wenn er meldet, daß des Ortes Potsdam schon in einem Quedlinburgischen Stiffts -Brieff des Kaysers Otto I. gedacht werde. Er irret zwar, wenn er den Brieff, welchen Otto III. geschrieben, deßen Großvater zueignet, wenn er aber gleichwohl im Jahre 992 datiret worden: so erhellet daraus deutlich, das Potsdam seit der Zeit wenigstens 793 Jahr ist und wer weiß, wie lange es schon vorher gestanden hat.
Die Gegend, wo Potsdam lieget, ist überdem so beschaffen, daß man gleich bey dem ersten Anblick derselben in Zweiffel gerathen muß, ob dieselbe lange Zeit habe unbewohnet bleiben können und die häuffigen Urnen, welche sowohl in- als außerhalb der Stadt ausgegraben werden, geben einen klaren Beweis, daß unser Ort nicht erst von gestern und heute her bewohnet worden. Nur Schade, daß man solche Todtentöpfe bisher für Hexerey angesehen und Geld dazu gegeben hat, daß sie zerbrochen und an solche Örter gebracht werden, wo allem Ansehen nach kein Mensch hinkommen und daran Schaden leiden mögte. Denn daß in hiesiger Gegend recht artige und bemerkenswürdige Urnen gefunden worden, ist aus diejenigen genugsam zu erlernen, welche der Hoffrath Trier in Helmstedt beschrieben hat. Ich werde von diesen Urnen anderswo mehr reden, will aber ietzo nur noch hinzusetzen, daß, wenn nach des Herrn Triers Meinung nicht die Wenden, sondern die Sueven, in deren Stelle die Wenden in die Mark eingerücket, ihre Todten verbrannt und deren Asche in Töpfen beygesetzet haben, die Gegend unserer Stadt schon im 5ten seculo nach Christi Geburt bewohnet seyn müße.
Und solte ich dem monumento Lehninensi, deßen sich Angelus seine Sachen wahrscheinlich zu machen bedienet hat, Glauben beymeßen, so würde Potsdam ein Ort seyn oder gar eine Stadt, die schon vor Christi Geburt erbauet und von den Senonern, einem besonders berühmten Geschlecht der Sueven besetzet gewesen seyn. Denn so lautet es im besagten monumente: Oppidum vetus Brennoburgum nec non ad jacentia et finitima loca ad orientem vergentia usque ad Introbogum a Senonum aucum (?) tempestate et ante Christi natum fuisse illasque urbes ab iis conditas esse, omnes fide digni historiographi constanter autumant, quod etiam ex insigniis plane liquet.  Allein ich will mich auf nichts ungewißes einlaßen. Soviel ist indeßen gewiß und aus dem Quedlinburgischen Brieffe offenbar, daß wir von Potsdam ältere Urkunden als selbsten von Berlin haben, als welche Stadt so alte Documente nicht aufzeigen kan.

4. Ihre alte Stadtgerechtigkeit.

Die Städte unterscheiden sich von Dörffern, so wohl durch ihr äußerliches Ansehen, da sie mit Graben, Wall und Mauern umgeben sind, als auch durch das Gewerbe, so darinnen getrieben wird, als auch durch die Jahrmärkte, die mit Erlaubniß der hohen Obrigkeit darin gehalten werden, als endlich durch manche andere Privilegia, die ihnen von der Landes-Obrigkeit ertheilet worden, welches alles bey den Dörffern nicht angetroffen wird. Ein Ort, der mit Wall und Graben, auch wohl mit einer Mauer umgeben ist, von Handwerkern und Kauffleuten bewohnet wird, Jahrmärkte hält und damit wie mit andern Freyheiten privilegiret worden ist, heißet eine Stadt, auf lateinisch oppidum oder Civitas. Ob Potsdam gleich von Anfang zur Stadt angeleget worden und Stadtgerechtigkeit genoßen, ist eine Frage, die ich eher verneinen als bejahen will. In Ottons III. Brieffe wird Potsdam sowohl als Golm nur ein Ort genannt, der, wie der Brieff selbst zu erkennen giebt, sich nur mit dem Ackerbau und Fischerey und Jagd abgegeben hat. Auch heißen die Einwohner des Ortes nur mancipia, Knechte, Sclaven; in die Städte wurden aber nur freye Leute aufgenommen. Auch wird in diesem Brieffe keiner Handwerker oder Handwerks-Glieder, keines Richters, keines Magistrats, keiner Wälle, Gräben oder Mauren, keiner besonderen Stadt-Privilegien gedacht, die diesem Ort ein städtisches Ansehen hätte geben können. Ich meine also, daß sie noch im 10ten seculo nicht vielmehr als ein Dorff zu bedeuten gehabt. Wenn aber der ehemalige Vice -Praesident Otto Graben zum Stein unter dem Nahmen Critile in der Potsdamschen Quint Eßentz A. 1740 num. 1 geschrieben, daß man mit keiner sicheren Urkunde von 100 Jahren beweisen könne, daß Potsdam Stadtgerechtigkeit genoßen: so irret er sich gewiß. Hätte er das Vorgeben einer gewißen Familie, die seinem Berichte nach das Gegentheil behauptet und davon zuverläßige Urkunden zu besitzen vorgiebt, genauer untersuchet, so würde er, wenn sie ihm auch gedachte Familie verweigert hätte, sie auf dem Rathhause haben vorfinden können. Auf dem Rathhause sind noch vorhanden die Stadt-Privilegien aller aus dem Burggräfflichem Hause Nürnberg entsproßenen Churfürsten von Brandenburg, wovon das älteste, Friedrichs I. A. 1416 datiret ist. Das Stadt-Privilegium Kaysers Sigismund 1411 ist auf dem Rathhause auch noch zu finden. Beyde Friedrichs und Sigismunds Privilegia beziehen sich auf die Privilegien der Regenten vor ihnen, der Marggraffen, Fürsten und Fürstinnen, von denen unsere Stadt also dergleichen schon vorher gehabt haben muß. In Carls IV. Landbuche stehet Potsdam NB. unter den Städten, die an der Havel liegen, aufgeführet. Von den Zeiten der Bayerschen Churfürsten hat Herr Gercken ein Diploma bekannt gemacht von Ludewig dem Ältern, der unser Potsdam nicht allein civitatem nennet, sondern auch von discretis consulibus hujus civitatis spricht und ihnen die Versicherung giebt, er wolle sie gleich anderen Städten in der Mark (in jure civitatum suarum ceterarum) bey ihrer Stadtgerechtigkeit gleich andern seinen Städten defendere, fovere pariter ac tueri schützen und erhalten. Zu den Zeiten der Marggraffen aus dem Anhaltischen Hause muß Potsdam gar klein, aber doch eine Stadt, wenigstens Städtchen gewesen seyn; denn in dem Kauffbrieff über die Lehmgruben zu Bornstädt heißet es: de gegeuen is tu Potstamp in deme Stedeken, in dem Brieff selber aber wird gedacht NB. der Rathmanne tu Potstamp und der Borgern, Gemeine und was geschrieben worden, durch fünf angehangene Siegel der beyden Gebrüder, der Schwester und zweyer Vettern genannt v. d. Gröbene bestätiget. Wen dann dieser Brieff schon A. 1304 gegeben worden: so ist wenigstens, von da an gerechnet, Potsdam 482 Jahr mit Stadtgerechtigkeit begnadiget gewesen; wer will aber behaupten, daß es damals erst eine Stadt geworden sey.
Auch der Gebrauch eines eigenen Stadtsiegels, Zeichen oder Wappens ist ein Beweiß von der einem Ort von hoher Obrigkeit ertheilten Stadtgerechtigkeit, wodurch sie sich von den Dörffern und eine Stadt von der anderen zu unterscheiden pflegen. Das Recht zum Gebrauch solcher Siegel haben sie sowohl, als die Stadtgerechtigkeit selbst der Gnade des Landesherrn zu verdanken, und je lenger sie in dem Besitz eines solchen Rathssiegels sind, je älter ist auch ihre Stadtgerechtigkeit. Ich muß jedoch hiebey erinnern, daß die Stadtsiegel vor dem 12ten und die sogenannte sigilla secreta (welche an einigen Orten nur schlechtweg Secrets oder Cachets genennet werden) vor dem 15ten seculo noch nicht in Gebrauch gewesen, in welchem Jahrhundert auch erst die Städte anfingen in einiges Ansehen zu kommen. Sie sind nach dem Unterschied der Zeiten, Orten, Absichten und anderen dabey vorkommenden Umständen mancherley. Die Gestalt derselben ist durchgängig rund und dürften nur wenig Städtische Siegel in einer andern Form aufgewiesen werden können. Die aus den ältern Zeiten sind ziemlich groß, die neueren kleiner. Die Figuren in den Stadtsiegeln sind auch mancherley. Insgemein werden darin Thore, Thürme, Mauren vorgestellt, manchmal auch solche Heiligen, welche die Stadt als Schutz-Patronen verehret, bisweilen Dinge, wovon die Stadt den Nahmen hat, bisweilen eine der vornehmsten Figuren aus dem Wappen des Landesherrn. Die Umschrift ist durchgängig lateinisch, die Materie aber, in welcher sie den Urkunden beygefügt worden, ein grünes oder rothes Wachs, welches in einem weißen eingefaßet und vermittelst eines Riemens an der Urkunde befestiget ist, welcher Gebrauch in gewißen Fällen auch noch ietzo beobachtet wird, mehrentheils aber druckt man ietzo das Siegel auf Lack unter die auszustellende Documente.
Potsdam führet in seinem Stadtsiegel einen Adler, welcher aus Holz gehauen und schwarz angestrichen vormals auf dem alten Rathhause Parade machte. Der Abdruck des alten Stadtsiegels in Mönchsschrift ist noch vorhanden unter einigen Schreiben des Raths an die im 15ten seculo zu Brandenburg gestandene Bischöffe und führet die Umschrift: Sigillum civitatis Potstam jedoch ohne beygefügte Jahreszahl, wann es gestochen worden. Die ietzt üblichen sind mit der Jahreszahl 1536 und 1696 vermehret worden, es ist aber nicht bekannt, von welchem Churfürsten dies Wappen unserer Stadt gegeben worden.

5. Von dem Anbau derselben in neueren Zeiten.

Potsdam ist schon seit der Anhältischen Marggraffen Zeiten eine Stadt, wenigstens ein Städtchen gewesen, wie wir oben erst erwiesen haben. Sie ist ietzo eine der größesten und schönsten Städte in der gantzen Mark Brandenburg und das hat sie den Churfürsten aus dem Hause des Burggraffen von Nürnberg zu verdanken, die nicht so bald zum Besitz der Mark Brandenburg gelangeten, als sie auch an Potsdam zu bauen und zu beßern anfingen. Der Anfang damit wurde schon zu Friedrich I. Zeiten damit gemachet, daß derselbe hierselbst eine Brücke A. . . . über die Havel schlagen ließ. Joachim I. und II. baueten hierselbst Churfürstliche Schlosser, welche in Bau und Besserung zu erhalten die folgende und sonderlich die Gemahlin Joachim Friederichs, die sich hier mehrentheils aufhielte und Johann Sigismund nicht unterließen. Ich finde aber nicht, daß sie an dem Aufbau der Stadt selbst viel verwendet hätten, Potsdam blieb nach wie vor ein kleines und schlechtes Städtchen, welches beynahe selbst dem Nahmen nach nicht viel eher in die Welt bekannt wurde bis der Churfürst Friedrich Wilhelm daselbst das jetzige neue Schloß zu bauen, daselbst zu residiren und die Stadt selbst mit einigen Straßen von Häusern zu erweitern anfing. Damals fing Potsdam an in der Welt bekannter zu werden und der öftere Aufenthalt des Churfürstens machte demselbigen auch bey auswärtigen einen Nahmen. Diesem glorwürdigen Churfürsten gebühret also die Ehre, daß er sich dieser geringen Stadt zuerst mit gantzem Ernste angenommen und für das Aufnehmen und Anwachsen derselben, da er von allen Orten Künstler und Handwerker herbey gelocket, die allerväterlichste Sorge getragen hat. Wenn dieser Churfürst Potsdam gleich nicht zuerst angebauet, wie viele zu damaligen Zeiten in auswärtigen Landen glaubeten; so wird ihm doch niemand den Nachruhm streitig machen, daß er mit Ausbauung desselben den Anfang gemacht und den wüsten Platz, welcher zwischen der Stadt und den sonst sogenannten Kietz, ietziger Neustatt sich befindet, mit Häusern besetzet hat, da sonsten diese beyden Örter zweyen nahe bey einander liegenden Dörffern, die durch eine lange Reihe von Wiesen und Gärten von einander unterschieden waren, nicht ungleich sehen, wie den sonderlich auf dem Kietz alle Häuser mit Stroh oder Rohr gedecket und keine Straße zu sehen war, die förmlich gepflastert gewesen wäre. Ich weiß nicht, wie es gekommen, da sonst fast alle große Thaten des großen Churfürsten durch die schönsten Gedächtniß-Münzen verewiget worden sind, doch auf dem Anbau von Potsdam keine geschlagen worden ist.
Was der große Churfürst angefangen, hat sein Sohn Friedrich I. König von Preußen, der hochselige König Friedrich Wilhelm und S. jetzt regierende Königl. Majestät fortzusetzen und auszuführen mit Königl. Großmuth unternommen und ist Potsdam unter diesen glorreichen Königen so hoch gestiegen, daß es nunmehro an Pracht und Ansehen den schönsten Städten nicht allein in Teutschland sondern auch in Italien, Frankreich, Holland, England nichts nachgiebet. Hat gleich König Friedrich I. außer dem Schloßthurm, den großen Saal und ein paar Häuser auf der jetzt so genannten Friedrichs-Stadt nichts besonderes neues erbauet: so ist doch seine ebenfalls öftere Gegenwart der Stadt über die maaßen vortheilhafft gewesen, angesehen viele neue Einwohner dadurch hergezogen worden und diejenige, welche sich hier aufhielten, Gelegenheit gehabt ohne große Ausgabe aus der Königl. Küche, welche die Armuth der Bürger mit zu respiciren suchte, sich und ihre Familie reichlich zu erhalten. Der hochselige König Friedrich Wilhelm hat sich die Erweiterung der Stadt mehr angelegen seyn lassen als einer von seinen Vorfahren. Ist derselben gleich an der Länge von der heiligen Geist-Kirche an bis zum Neustädter Thor nichts zugewachsen: so ist sie doch in der Breite wenigstens fünff mahl so groß geworden als sie vorher war und Sr. Königl. Majestät haben noch vor dero hochseligen Ende das Vergnügen gehabt zu hören, daß Potsdam nunmehro eben so groß als Magdeburg ohne die Vorstädte sey. Ihr Umpfang helt ietzo eine halbe Meile und der Flächeninhalt beträgt 155322 Rheinische Quadratruthen.
Es hatte der hochselige König vom Anfang dero Regierung an eine gantz besondere Affection auf diesen Ort geworffen, es sey nun daß sie hierunter dem Exempel vieler ihrer Vorfahren folgen wolten oder daß ihm die hiesige Gegend oder die altteutschen Einwohner dieser Stadt gefielen oder daß sie sich überhaupt vorgenommen hatten, an Potsdam als an einem Exempel zu zeigen, was die Gnade eines großen Königs seinen Unterthanen für Vortheile zu verschaffen vermag. Die Gewogenheit des Königs vergrößerte sich, als das erste Bataillon von dero Leibregiment hinein geleget ward und es schien, daß sie von Jahr zu Jahr zunahm. Niemand aber hätte anfangs geglaubet, daß eine so groß und schöne Stadt aus unsern so kleinen und unansehnlichen Potsdam werden solte. Man hielt es für eine unmögliche Sache der umher liegende fast unergründliche Seen und Moräste dermaßen auszufüllen, daß darauf als auf dem festesten Grund die dauerhaftesten Gebäude, Kirchen und Palläste errichtet werden könten. Doch Sr. Majestät die sich einmahl Potsdam zu dero Residentz und Lustplatz ausersehen hatten und schlechterdings dero gantzes Regiment große Grenadiers hier beysammen haben wolten, fuhren von Jahr zu Jahr fort diese Stadt immer größer und weitläufftiger auszubauen. Im Jahre 1721 gieng das Bauen an und es hörte nicht eher auf als mit dem Tode des Königes. Alles ward auf einen davon zu hoffenden künftigen Nutzen für die Einwohner des Ortes dauerhafft, bequem, zierlich und regulär angelegt. Der Anfang ward mit den Kirchen und Schulen gemacht und man konnte es gar eigentlich merken, daß es diesem frommen Könige vornehmlich darum zu thuen sey sowohl bey den Bürgern als bey den Soldaten und ihren Kindern Tugend und Gottesfurcht zu befördern. Bald darauf ward das alte Rathhauß über den Hauffen geworffen und der König bauete ein neues, welches mit tüchtigen Rathsgliedern besetzes wurde und iederman urtheilete, daß die Absicht davon diese sey, daß Recht und Gerechtigkeit gehandhabet werden solte. Ebenfalls wurde zu gleicher Zeit die Königliche Gewehr-Fabrik angelegt und für die beweibte Soldaten die nöthigen Casernen erbauet, für die unbeweibten aber die Quartiere bey den Bürgern eingerichtet, auch die gantze Stadt auf der Landseite mit einer Mauer, auf der Wasserseite aber mit einem Wall und starken Pallisaden umgeben. Wir sehen daraus, daß auch für unsere Beschützung und Sicherheit gesorget werden solte. Die faule (Nicolai) See, ein überaus morastiges Loch, ward mit unsäglichen Kosten zugedämmet und dadurch viel ungesunde Ausdünstungen verhindert, welches auch mit mehren von dergleichen Gegenden geschehen mußte und wir erkannten daraus, daß der König auch für die Gesundheit der Einwohner sorgen wolte. Mitten durch die Stadt wurde ein Canal gezogen wodurch den Einwohnern sowohl ein Vortheil in der Handlung als Bequemlichkeit und Vergnügen verschaffet wurde auch die Unreinlichkeit von den Straßen mit leichter Mühe abgeführet werden konnte.
Ich enthalte mich vors erste von dem was der hochselige König zum Aufnehmen der Stadt gebauet und gethan hat, hier ein mehreres hinzu zu thun, weil in der Folge künftig mehr davon folgen wird. Dieses aber kann ich nicht vergessen, daß sein großer Sohn unser ietziger allergnädigster König nach dem Wunsch des Herrn Vaters dasjenige zu vollführen bis ietzo her fortgefahren, was ersterer durch ein unvermeidliches Schicksal ferner zu besorgen abgehalten und verhindert worden. Als nemlich im Jahre 1740 der Gottselige König Friedrich Wilhelm die irdische gegen die himmlische Crone verwechselte, waren noch 2 Holländische Quarrees zu bauen übrig geblieben. Diese haben Seine jetzregierende Königl. Majestät nach der Intention dero Herrn Vaters völlig ausgebauet, das Berliner Thor noch ohngefehr 100 Schritt weiter ausgerücket und die gantze Stadt so zu sagen gantz von neuem massive mit ausgehauenen Werksteinen Stukatur und Bildhauer Arbeit so herrlich und prächtig nach den besten Italianischen, Französischen, Englischen Mustern und eigener Erfindung aufgebauet und zum Gebrauch und Bequemlichkeit der Bürger so eingerichtet als es der Besitzer nur immer verlangen kann, denen er dieselbe gantz zu Eigen hingegeben und die Donations-Brieffe darüber ausfertigen laßen. Ich werde aber auch hiervon noch in der Folge ein mehreres sagen. So ein schlechtes Ansehen nun das alte Potsdam gehabt hat, so vortrefflich ist nun das neue. So klein unser Ort sonst war, so ansehenlich vergrößert ist er ietzo. So unordentlich und confus es hier sonsten aussahe, so reinlich, so ordentlich und egal ist ietzo alles. Wo noch vor kurtzem Wüsteneyen, Moräste, Wiesen etc. waren, da finden sich ietzo die schönsten Häuser, die richtigsten Gassen, die angenehmsten Promenaden. Es ist ein erstaunendes Geld, was Potsdam gekostet hat, es wird es auch kein Mensch jemahls erfahren was darauf verwendet worden ist, doch auch hiervon ein andermahl. Wir fahren fort noch etwas hinzuzuthun.

6. Von den Stadt – Privilegien.

(Leergelassene Seiten.)

7. Von dem Territorio oder Stadtgebiete.

(Leergelassene Seiten.)

8. Von dem Range den sie unter den Märkischen Städten hat.

Potsdam hat in Ansehung seiner Lage, vor andern Städten der Mark Brandenburg vieles voraus. Soll ich ihr Alter mit in Anschlag bringen, so werden auch in der Mark wohl wenige Städte seyn, die sich eines so hohen Alters rühmen können. Ob dies oder etwas anders die Ursach gewesen warum der Kaiser Sigismund, da er dem Sohn unsers ersten Churfürsten Friedrichs I. den ihm versprochenen Brautschatz auf gewiße Städte in der Mark angewiesen darunter Potsdam zuerst genennet hat, will ich eben nicht behaupten. Wenn ich aber die jetzige Größe und Schönheit der Stadt in Betrachtung ziehe, so trage ich nicht Bedenken sie den meisten anderen vorzuziehen. Churfürst Joachim I. hatte, da er im Jahre 1521 eine Rangordnung unter seinen Städten machte, weil Potsdam noch ein kleiner und geringer Ort war, seine gute Ursachen, warum er darinnen Potsdam gantz vergessen. Nachdem aber Potsdam so groß und schön ausgebauet worden, nachdem es im J. 1722 zu einer immediat Stadt erkläret, von allen Kreis prastandis frey gesprochen worden, kein Schoß-, keinen Acker-, Garten-, Wiesen-Zins weiter bezahlt, ein eigenes ansehnliches Magistrats-Collegium, eine eigene Jurisdiction, ein vortreffliches Cämmerey-Gut erhallen, auch den Titel einer Königlichen Residenz beygeleget bekommen hat; so trage ich kein Bedenken, diese Stadt nicht allein den Amts- und mediat Städten, sondern auch selbst den mehresten immediat Städten vorzuziehen und ihr ihren Platz gleich nach Berlin anzuweisen. Sie führet den Titul einer Königlichen Residentz seit 1766 in verschiedenen Königlichen Ordren, es ist ihr aber derselbe auch schon zu des großen Churfürsten Zeiten gegeben worden.

9. Von der Mauer, Havel und Pallisaden, durch welche die Stadt eingeschlossen wird.

Mauern hat unsere Stadt in den alten Zeiten nicht gehabt, ob es ihr gleich auf der Landseite an Wall und Graben nicht gefehlet hat und dieselbe auf der anderen Seite durch die Havel und Pallisaden gedeckt gewesen ist. Churfürst Joachim I. fing, weil er willens war aus Potsdam eine Festung zu machen, an beydes Wall und Graben, weil sie sehr zerfallen waren, wieder in einen guten Stand zusetzen, hörete aber damit auch bald wieder auf, weil er bey den damaligen kritischen Zeiten seinem Nachbar dem Churfürst von Sachsen keinen Verdacht gegen sich erwecken wolte. Der Graben ist zu Churfürst Friedrich Wilhelms Zeiten wieder zu geworffen und Bürgerhäuser darauf gesetzet worden und hat die Gegend, oder die Schusterstraße, wo sie standen, noch zu unserer Zeit von dem Graben den Nahmen geführet. Der König Friedrich Wilhelm war derjenige, der die Stadt auf der Landseite durch eine Mauer zu verwahren, sich einfallen ließ. Er zog im Jahre 1722 die erste und, da in den folgenden Jahren viele neue Straßen und Häuser außerhalb dieser Mauer zur Erweiterung der Stadt angeleget worden waren, A. 1733 die zweite Mauer, worauf die erste wieder abgebrochen und die Steine zur Erbauung der zweyten mit angewendet wurden, sie ist aber gegen Morgen zu unter dem ietzigen König noch etwa 100 Schritt weiter heraus gerückt worden und hat die jetzige eine Länge von ohngefehr … Schritt, fängt bey der Havel an und gehet um die Stadt auf der Landseite wieder herum bis an die untere Havel, ist hoch .. fest und Dicke . . Fuß, hat ein Fundament von Kalksteinen auf welche sie von gebrannten Steinen erbauet ist.

10. Von den Thoren.

Thore hat unsere Stadt in den alten Zeiten nur zwey gehabt, durch welche man über den Wall und Graben herein und heraus kam. Das eine davon war auf der Abend -, das andere auf der Morgenseite und hieß das erstere das Brandenburgische, das andere das grüne Thor. Ersteres stand in der Gegend des noch ietzt sogenannten neuen Marktes, und letzteres da wo ietzo die grüne Brücke ist, und mag letzteres wohl von den vorliegenden grünen Feldern den Nahmen erhalten haben. Wer durch dieses Thor nach Berlin wolte, mußte sich bey klein Glinicke mit einem Kahn oder Fehre über die Havel bringen lassen bis Friedrich I. über die Havel eine Brücke zu bauen erlaubte, und der Churfürst Friedrich Wilhelm die Glinicksche und die lange Brücke bey der Stadt anlegte auf letztere noch ein neues Thor setzte, da wir dann durch ein drittes Thor aus und einkommen konnten.                   Jetziger Zeit zählen wir in Potsdam 10 theils Land- theils Wasser-Thore.
Landthore sind eigentlich fünffe. Das sogenannte Neustadter Thor, ist eigentlich kein Thor, durch welches man zur Stadt ein und wieder ausgeht. Das eigentliche Thor, durch welches man auf der Abendseite in die Stadt herein kommt, ist das Brandenburgische Thor. Wenn man da herein ist, so gehet man rechter Hand zwischen der Mauer und der gegenüber stehenden Reihe Häuser bis an einem mit einer Wacht besetztes Portal, welches, weil dadurch die Aufsicht über das Waßer gerade auf das Feld gehet, mit einem Stadtthor eine große Ähnlichkeit hat. Der hochselige König ließ es wohl vornehmlich des schönen Prospects wegen bauen, welche er von dem Schlosse ab durch die breite Straße dahin aus bis nach Golm hatte und einen Thurm mit ausgemauerten Fachwerk darüber setzen. Diesen Thurm hat der jetzige König wieder herrunter reißen laßen, und Ansehen des Thores ist ietzo dieses. Es hat auf jeder Seite einen 60 Fuß hohen mit hieroglyphischen Figuren versehenen Spitzkegel und auf jeden einen Adler, mit großen ausgebreiteten Flügeln der anfangs von Stein war. Weil aber der Wind sich leicht darinnen setzte und dadurch den Adler mit den Obelißken dergestalt zum Wanken brachte, daß sie zuletzt auf 1 1/2 Fuß von der senkrechten Linie hin und her bewegt wurden; so wurden selbige A. 1776 wieder abgetragen, von neuem erbauet und anstatt der steinernen, blecherne Adler, die eine Steinfarbe erhielten und sich mit dem Winde drehen konnten, darauf gesetzet. Zwischen den Obelißken ist eine eiserne Gitter Thür und an der Seite ein Wachthaus; eine Wohnung für einen Thorschreiber wurde hier nicht nöthig erachtet. Es folgen nunmehro die so genannte Landthore.

  1. 1. Das Teltauer Thor ist auf der langen Brücke. Wer es gebauet, ist schon vorher gemeldet worden. Es kan so wohl durch seine eigene Thorflügel, als durch den Aufzug auf der Brücke gesperret werden. Die übrige Landthore sind mit der Mauer zugleich A. 1722 und 1733 von Friedrich Wilhelm, das Berlinische, Nauensche und Brandenburger Thor aber von dem jetzigen König von neuem erbauet worden. An dem 1722 erbauten Nauenschen Thor stand in zwei Steinen eingehauen: 1) der Preußische Adler mit der Überschrift 1722 den 25. Februar, 2) die Worte: Es lebe der König von Preußen Friedrich Wilhelm und alle brave Soldaten den 25. Februar. Das Jäger-Thor bekam dorische Pilaster und Wandpfeiler mit einem scheiderechten Bogen, auf welchem ein Hirsch von Bildhauer-Arbeit zu stehen kam, der von Hunden festgehalten ward. An dem Berliner und Brandenburgischen Thor war außer der Jahrzahl weiter nichts besonderes zu sehen.
  2. Das jetzige Nauensche Thor war das erste, welches unter jetziger Regierung im Gothischen Geschmack zu Stande gebracht wurde. Es bestehet aus zwei runden steinernen Thürmen mit Mauerzinnen und hat oben kegelförmige steinerne Spitzen. Es wird mit einem eisernen Gitter geschlossen, hinter welchem noch das alte von Fr. W. erbauete Thor mit hölzernen Flügeln stehen geblieben ist. Unter zween auf beyden Seiten stehenden steinernen Bogen sind die Wachtstuben und die Wohnung der Thor-Officianten.
  3. Das Berlinsche Thor war das zweyte, welches der König bauete, als er mit dem Nauenschen fertig geworden war. Es ist ein halbrundes Gebäude, welches in der Mitte ein Portal hat. Oben auf demselben stehen Figuren, welche Römische Soldaten vorstellen und an den Seiten des Portals ist auf der einen ein Wachthaus, auf der anderen aber das Wohnhaus der Thor-Officianten.
  4. Das Jäger-Thor hat unter der jetzigen Regierung keine Veränderung gelitten, sondern ist so gelaßen worden, wie es der hochselige König anzulegen für gut befunden hatte, der es abmahlen und selbst im Schloße hatte aufstellen laßen. Rechts ist hierbey das Wachthaus und links die Thor-einnehmer-Wohnung.
  5. Das Brandenburgische Thor ist das dritte Thor, welches der ietzige König erbauet hat. Es stellet einen schönen mit freystehenden Corinthischen Säulen gezierten Triumphbogen nach dem Muster des Trojanischen zu Rom vor. Außerhalb der Stadt siehet man über dem mittelsten großen Bogen eine blasende Fama. Auf beyden Seiten sind verblendete kleine Bogen. Man siehet hier frey-stehende gekuppelte Corinthische Säulen mit einer hohen Attica, worauf Armaturen sind. In der Mitte ist eine große Cartusche, worinnen Mars mit dem Adler erscheinet. Diese Seite ist von Ungern nach einem eigenen Entwurf von des Königs Majestät ausgeführet worden. Die Stadtseite hat Pilasters und auf der Attica sind Trophäen. Rechts und links gehet in einem halben Zirkul die Wache und die Thoreinnehmer-Wohnung von dieser Pforte ab und diese Seite ist von Gontard (†)

Waßerthore sind ebenfalls fünffe und ich nenne diejenigen Waßerthore, durch welche man an und die Stadt kommen kann.

  1. Das Teltauer Thor unter der langen Brücke. Man kommt durch dieses Thor in die Stadt, wenn man die Havel herauf fähret und steiget bey dem Königlichen Schlosse aus.
  2. Der Baum oder die Wasser-Pforte ist bey dem Packhoffe und man kommet durch dieselbe in die Stadt, wenn man die Havel von Morgen her herauf fähret.
  3. Das Keller-Thor ist auf der Morgenseite bey dem Gensd’armes- Stall und man kömmt durch dasselbe mitten in die Stadt.
  4. Das neue Wasserthor bringet uns von Morgen und der Heiligen See her von den Holländischen Häusern auch mitten in die Stadt, insonderheit nach dem Bassin.
  5. Das alte Wasser-Thor auf dem Kietz, wo ehedeß der alte Stadtgraben mit der Havel zusammenhing, führet uns von Abend her in die Stadt und läßet uns bey der Gewehrfabrik aussteigen.

11. Von dem Canal mitten durch die Stadt.

Im Jahre 1722 ist auf Verordnung des hochseligen Königes ein Canal mitten durch die Stadt gezogen, welcher sich aus der Havel oberhalb der Stadt in die Havel unterhalb der Stadt ergießet, bey dem Kellerthor anfängt und bey dem alten Wasserthore aufhöret. Wir hatten von alten Zeiten her hier schon den sogenanten Stadtgraben, der etwas weiter vorwärts fast in ebend der Richtung gezogen, aber viel schmäler, auch an sich eben nicht tief war, und weiter durch die faule See lief, aus einem sehr schlammigten Waßer bestand. Dieser Graben ward mit sammt der faulen See zugeworffen und der neue Canal so breit und tief gemachet, auch mit starken Bohlen eingefaßet, daß er nicht allein mit den hier gewöhnlichen größesten und beladensten Schiffen befahren werden und an den Seiten Geländer, sondern auch dazu dienen konnte, daß das unreine Waßer durch die auf den Straßen angelegte Rinnsteine ablauffen konnte. Der jetzige König hat ihn, weil die Bohlen wandelbar wurden, gantz vom Grunde aus mit gehauenen Sandsteinen aussetzen, auch ein eysern Geländer herum und damit man zum Waßer kommen könnte, auf beyden Seiten hie und da steinerne Treppen machen laßen.

Von dem Canal, der aus der Heiligen See in die Stadt führet.

Um die Stadt auch auf der Landseite mit fließendem Waßer zu versorgen, ließ der hochselige König A. 17.. aus der Heiligen See einen Graben sowohl morgenwärts nach der Havel, als abendwärts nach der Stadt zu ausstechen, das seine Waßer in das gleich an der Mauer in die Augen fallende Bassin ausschüttete und von da weiter in den vorgedachten Canal unter dem Verdeck eines Gewölbes fortlief.

12. Von der Eintheilung der Stadt.

Durch erstgedachten großen und offenen Canal, welcher mitten durch die Stadt gehet, wird dieselbe in die Alt- und Neustadt eingetheilet. Was nemlich zwischen diesem Canal und der Havel lieget, heißet die Altstadt; was hingegen zwischen diesem Canal und der Stadtmauer lieget, heißet die Neustadt. Vermittelst der Havel und des Canals kann man zu Waßer, und durch die Straßen neben dem Canal und dem Wall und Brücken, die über die Havel gehen, auch zu Lande um die Altstadt herumkommen. Um die Neustadt kan man ebenfalls neben dem Canal und der Mauer besonders herum kommen.
Weil durch den Canal, der aus der heiligen See in die Stadt und unter der Erde bis in die Alt-und Neustadt scheidenden Canal geführet worden, wo der König Friedrich I. zu seiner Zeit etwas zu bauen anfing: so haben daher einige Anlaß genommen, was zwischen den beyden Canälen und der Mauer nach Morgen zu eingeschlossen ist, die Friedrichsstadt zu nennen. Und diese Benennung ist bey den hiesigen Einwohnern noch bis diese Stunde sehr gewöhnlich. Diese Anmerkung wird wenigstens bey Abtheilung der Straßen einigen Nutzen haben.

13. Von der Communication um und in der Stadt

Von der Communication rings um die Stadt.

Innerhalb der Stadt, zwischen der Mauer und den zunächst vorstehenden Häusern, ingleichen den Pallisaden und der zunächst vor denselben vorüberfließenden Havel ist ein Weg, auf welchem man vor allen Thoren vorbey um die gantze Stadt umher kommen kann. Diesen Weg nennet man die Communication. Man gehet zum Theil auf ebenem Erdboden, zum Theil über Wall und Brücken. Alle hundert Schritte stehet eine Schildwacht, sowohl das Desertiren der Soldaten, als auch das contrebandiren über die Mauer und Pallisaden abzuhalten.

Von der Communication der Altstadt mit der Neustadt.

Um aus einer Stadt in die andere, aus der Altstadt in die Neustadt und umgekehrt kommen zu können, sind über den Canal mitten in der Stadt sieben Brücken, die der hochselige König von Holtz mit Aufzügen bauen ließ, der jetzige König aber in gewölbte steinerne Brücken,          . . Fuß breit,    . . Fuß lang, verwandelt hat, unter welchen die Schiffe durchfahren können. Sie sind allesammt mit Brüstungen von Werkstücken versehen, auf welchen Laternen stehen, haben in der Mitte einen großen und auf den Seiten einen kleinen Bogen. Die Schildwacht, womit sie besetzet sind, ruffet bey Nachtzeit einen jeden an, der sie passiret, läßt aber keinen Soldaten zu der Zeit aus einer Stadt in die andere herübergehen.

14. Von den Straßen und Gaßen der Stadt.

Vor des großen Churfürsten Zeiten wußte man nur von einer Burg – oder Brauer-Straße, einer Becker-, Kirch-, Grün- und Petersilien-Straße zu sagen. Durch die Ausfüllung des Grabens, den dieser Churfürst zuwerffen und Häuser darauf setzen ließ, und durch die Bebauung des leeren Platzes zwischen der Stadt und dem Kietz kamen noch vier Straßen dazu. König Friedrich I. schien vor dem Grünthor, da er ein Paar Häuser erbauete, noch eine anlegen zu wollen, es kam aber damit nicht gäntzlich zu Stande.
Zu des hochseligen Königs Friedrich Wilhelms Zeiten sind bey Erweiterung der Stadt deren viele angeleget worden, welche von den Thoren ab theils gerade aus — theils andere vorbeygehen, sie durchschneiden oder bey denselbigen aufhören, welches man bey dem Spatzierengehen am besten bemerken kan. Denen zu Gefallen, welche sich die Zeit nicht nehmen wollen, die Stadt durchzulauffen, wird es hoffentlich nicht unangenehm seyn, wenn ich ihnen einige Nachricht gebe von den Plänen und Grundrißen, welche bis ietzo her von Potsdam herausgegeben.

Von den Straßen in der Altstadt.

Die Straßen und Gaßen der Städte nehmen von den Thoren den Anfang und breiten sich insgemein in viele Nebenstraßen und Gaßen aus.

Potsdam bestehet aus zween Städten, die durch einen breiten und großen Canal, der zwischen ihnen durchgehet, von einander abgesondert sind, sonsten aber unter einem und ebendemselben Magistrat stehen. Die Thore, durch welche wir hereinkommen, sind theils Land-, theils Waßer-thore, solche, durch welche man zu Lande oder zu Waßer hereinkommen kann. In die Altstadt wird uns der Eingang durch 3 Thore geöffnet, wovon das eine ein Land-, die beyde andere aber Waßerthore sind. Die Neustadt hat, wenn ich gewißer Ursachen wegen ietzo das blinde Neustädter Thor mit dazu nehme, 5 Land- und 1 Waßerthor, und wenn ich das alte Keller- und Wasserthor, an welche beyde Städte gleichen Antheil haben, dazu rechne, die Stadt überhaupt 10 Thore.
Das Keller- und alte Waßerthor laßen uns zwischen beyden Städten ein- und durchfahren und wir können, wenn wir wollen, rechts oder links aussteigen und uns auf den Straßen der einen oder der anderen Stadt, auch nach Gefallen in beyden Städten umsehen. Auf beyden Seiten heißen die Straßen am Canal.
Das Waßerthor unter der Langenbrücke und der Baum- oder Waßerpforte öffnet uns eine Schifffahrt auf der Havel zwischen der Stadt und den auf der Mittags-Seite um sie her gezogenen Wall und Pallisaden, läßet uns auf der Seite aussteigen und sodann weiter in der Stadt durch alle Straßen herum gehen.
Das neue Waßerthor erlaubet uns auch mitten in die Stadt zu kommen und daselbst auf allen Seiten uns an das Land setzen zu laßen, und die Straßen eine nach der anderen durchzulauffen.          Doch wir wollen uns bey den Wasserfahrten nicht aufhalten, sondern zusehen, wo wir zu Fuße oder mit Pferd und Wagen in der Stadt umher kommen können und machen den Anfang mit der Altstadt.
Die Altstadt verstattet uns den Eingang nur durch ein einiges Land-, ich meine das Teltauer Thor. Wir sind nicht sobald zum Thor herrein als wir uns auch schon auf der dem Thore nächst gelegenen Straße befinden, ich meine die Schloßstraße. Sie führet uns über den alten Markt, wo verschiedene andere Straßen ablaufen, nach dem Canal, der beyde Städte von einander scheidet. Zunächst rechter Hand vom Markte ab ist erstlich die Brauer-, hernach die Scharrnstraße. Erstere führte den Nahmen von den vielen Brennern oder Brauhäusern, mit welchen sie von alten Zeiten her besetzet gewesen ist und noch ist, letztere hat den Nahmen von den Brodt- und Fleischscharren, die allda angeleget sind, beyde Straßen hängen durch eine kleine Gaße zusammen und lauffen mit Vorbeygehung der Grün– und Schusterstraße in der Berliner und Burgstraße zu Ende. Von letzterer, welche von der Burg benennet worden ist, welche vormals am Ende derselben zu sehen war, in der Richtung gehet linker Hand die Kietzstraße durch die Heilige Geiststraße nach dem Canal und weiter hinterwärts die Kellerstraße, die die Fischer-Gaße auf der rechten, die Heilige Geiststraße linker Hand liegen läßet, bis an die Kellerbrücke, die über den Canal führet. Vorgedachte Heilige Geiststraße fällt in die Berliner Straße und  quer über die Berlinische Straße kommt man durch den Bullenwinkel wieder an den Canal. Weiter rückwärts und da, wo sich vorgemeldetermaßen die Berlinische Straße an-hebet, gehet rechter Hand die Schusterstraße ab und noch weiter zurück die Grünstraße, welche vor der Kirch– und Schusterstraße vorbey gehet und nach der Grünen Brücke oder Canal führet.
Wer gerade über den alten Markt gehet, kommt da, wo die Kirch– und Schwerdtfegerstraße von einander gehen, durch die Hinterstraße nach den Canal.
Linker Hand des Marktes gehet man über den Platz am Schloße oder den Fiacre-Platz und den Platz am Reitstall vor der Hohenwegstraße und dem Neuen Markt vorbey, der durch die Siefert-Gaße nach den Canal führet, nach der sogenannten Freyheit, die aus 3 Straßen, der Mammons-, Breiten und Priesterstraße bestehet, nach der Breiten Brücke und also wieder an den Canal, von da rechter Hand der Weg durch die Garnison-Plantage nach der Cavalier-Brücke und Canal, linker Hand aber neben dem Canal durch die Gewehrstraße nach dem alten Waßerthor führet, wo die Altstadt ein Ende hat.

Von den Straßen in der Neustadt.

Die Neustadt hat 4 Landthore, durch welche uns die Straßen der Neustadt geöffnet werden. Ich setze noch das blinde Neustädter Thor hinzu.
Das Berliner Thor bringet uns zuerst in die Berliner Straße, welche über die Berliner Brücke in die Altstadt führet. Nicht weit vom Thore rechter Hand ist die Tuchmacherstraße, in deren Mitte die Friedrichs-Gaße, die nach der Friedrichsstraße abgehet und weiter hin um die Ecke die Französische Straße, die bis an die Nauen’sche Straße reichet und linker Hand die Friedrichsstraße, die nach der Grünen Brücke führet und linker Hand eine Straße, in Pleinen genannt, neben der faulen See; rechter Hand aber die Straße am Bassin von sich abgehend hat.
Das Nauen’sche Thor öffnet uns zuerst die Nauen’sche Straße. Linker Hand gehet sie vor den Holländischen Quarres insonderheit der Holländischen Querstraße vorbey, durchschneidet die große Junker-, Brandenburgische und Pflugstraße, läßet die Kupferschmieds-Gaße rechter Hand liegen und führet nach der Nauen’schen Brücke.
Das Jäger-Thor bringet uns zuerst in die Lindenstraße, welche die große Junkerstraße, die Brandenburgische und Pflugstraße durchschneidet, vor der Becker– und Sporer-Gaße vorbey gehet und auf dem Kietz in der Breiten Straße sich endiget.
Durch das Brandenburgische Thor kommen wir zuerst in die Brandenburgische Straße, welche die kleine Junker-, Linden-, Waysen-, Jäger-, Nauen’sche Straße durchschneidet und an dem Bassin zu Ende gehet.
Das blinde Neustädter Thor öffnet uns zu allernächst die Breite Straße, welche linker Hand die Lindenstraße und rechter Hand den Kietz vorbey gehet, die Waysenstraße durchschneidet und über die Breite Brücke nach der Altstadt führet.
Ich hoffe keine so wenig große als kleine Straße oder Gaße vergehen zu haben und will nun Bericht ertheilen auch

15. Von den öffentlichen und offenen Plätzen in der Stadt.

Unter die öffentliche und offene Plätze der Stadt, wo ein ieder sowohl als auf den Straßen sich umher sehen kann, zähle ich
1. Den Alten Markt an der Schloß- und Brauerstraße, in deßen Mitte stehet ein Obelisk, deßen Fußgestelle und Figuren an den vier Ecken von weißem Italienischem Marmor, die Zwischenfelder und Obelisk selbst aber, der von vier weißmarmornen Sphinxen getragen wird, von Schlesischem rothen Marmor sind. Man siehet an den Seiten desselben vier Brustbilder, welche den großen Churfürsten und seine drei Königliche Nachfolger vorstellen. Vordem wurden hier die öffentlichen Jahrmärkte gehalten, ietzo aber nicht mehr. Doch werden hier wöchentlich 2 mahl Wochenmärkte, auf welchen allerhand Victualien etc. zum Verkauff feil stehen. Es haben hier auch verschiedene Posamentirer, Buchbinder und Kammacher ihre Buden.
2. Der Neue Markt am Reitstall; hierher wurden die Jahrmärkte, die sonst auf dem Alten Markt gehalten worden, zuerst verlegt, sind aber nach der Zeit wieder anders wohin verleget worden. Hier war eine Zeitlang auch der Gerichtsplatz, wo die Todeswürdige Verbrecher abgethan wurden, wozu hernach in einem Winkel an der Mauer ein Platz ausgesuchet worden.
3. Die Pleine oder Plantage auf der faulen See neben der Nauen’schen Straße ist, nachdem das vermeintlich gantz grundlose Loch endlich doch noch mit unsäglichen Kosten zugedammet und mit Linden besetzet worden war, von dem hochseligen König zum Devertissement der Einwohner bestimmt, mit einem hölzernen Spalier rund eingefaßet und mit Banken zum ausruhen versehen. Sie war nicht so bald fertig worden, als auf Erlaubniß und Befehl des Königs alle, welche in und außerhalb der Stadt Pferde und Kutschen hatten, im Sommer alle Sonntage nachmittags nach der Predigt sich in hoher Gegenwart Sr. Majestät auf derselben Stunden lang auf dem innerhalb des Gitters gepflasterten Fahrweg spatzieren laßen mußten. Und war dies des Königs größtes Vergnügen, wen er sich bald mit diesem, bald mit jenem besprechen konnte. Seit der Zeit ist dies ein Ort, wo täglich insonderheit im Sommer des Abends gantze Gesellschaften zusammen kommen, Tafel halten und sich auf mancherley Weise, auch durch angestellte treffliche Musiken mit Waldhörnern und anderen Instrumenten, auch durch freundschaftliche Unterredungen zu vergnügen suchen. Sr. jetzt regierende Königliche Majestät haben diesen großen Platz durch eine kostbare Balustrade von gehauenem, durch eiserne Stangen zusammen hangende Säulen rings umher einfaßen laßen.
Auch hier ist zu des vorigen Königs Zeiten einige Mahl der Jahrmarkt angestellet worden. In der Mitte des Platzes stehet eine Schildwacht, welche, damit an den Bäumen und sonst kein Schade geschiehet, achtung geben muß. Man bemerket, daß sich das Erdreich noch immer zu senken fortfähret und unterläßt dahero nicht immer neues über zu fahren.
4. Die Plantage am Bassin zwischen der Pflug- und Junkerstraße ist zu gleichem Zweck angeleget. Das Bassin selbst ist ein mit großen Werkstücken und eisernem Geländer eingefaßter, einer neumodischen Bratenschüssel ähnlicher Teich, welcher durch einen Canal mit der heiligen See außerhalb der Mauer zusammen hängt und neben der Pleine durch einen durch ein Gewölbe bedeckten Gang wieder Communication mit dem Canal hat, der Alt- und Neustadt von einander scheidet. In der Mitte desselben ist eine durch die Kunst gemachte Insel und auf derselben ein kleines nach holländischer Art erbauetes niedliches Lustschloß, dem man den Nahmen einer Gloriette gegeben hat. Man hat es, so wie man zum Brandenburger Thor herein kommet, sogleich vor Augen und es schien, daß es gleichsam den Mittelpunkt der Stadt vorstellen sollte, die der König noch weit vor dem Berlinischen Thor ausbauen zu wollen muthmaßen ließ, weil er schon bis mitten in der Berlinischen Allee hatte ausmeßen und ausstechen laßen, da man denn von daher ebenfalls dieses Schloß gerade vor sich gesehen haben würde. Es ist aber dies Vorhaben nicht ausgeführet worden. Es ist indeßen dieses Schloß von dem hochseligen König zum öffteren besuchet, der mit den Herren Offizieren daselbst offene Assembleen angestellet hat. Auch Sr. ietzt regierende Königliche Majestät feyerten auf demselben A. 17 . . das Andenken des Jahres vorher bey Hohen-Friedberg erfochtenen herrlichen Sieges, bey welcher Gelegenheit nicht nur das gantze Schloß, sondern auch die gantze Insel und das Bassin rings umher mit vielen tausend Lampen erleuchtet und auf dem Wasser selbst viele kostbare Feuerwerke angestellet wurden. Die Plantage um dieses Bassin ist ein großer länglich viereckigter Platz, der mit Linden besetzet, zum spatzieren gehen in verschiedene Gänge eingetheilet, zum ausruhen mit Banken versehen und mit einem hölzernen Gitter umgeben ist. Im Sommer ist hier, wie auf der Pleine, alles voll Leute, die promeniren gehen, Fische angeln oder auf andere Weise die Zeit vertreiben. Im Winter wißen sich insonderheit die nahe wohnende Holländer kein größer Vergnügen zu machen, als wenn sie mit Schlitten und Schlittschuhen auf dem Eise sich sehen laßen können.
5. Die Garnison-Plantage am Ende der Mammonsstraße ist ein mit doppelten Reihen von Lindenbäumen ringsumher bepflanzter länglich viereckigter Platz, der auf 2 Seiten vom Canal begräntzet ist. Er dient zum Exercier-Platz für das Infanterie-Regiment des Printzen von Preußen und außerdem ebenfalls zur Promenade.

Ich komme nun zu reden

16. Von den in der Stadt sehenswürdigen Gebäuden.

Die hier aufgeführte Gebäude sind, überhaupt davon zureden, allesammt schön, herrlich und prächtig, regelmäßig, bequem und dauerhaft gebauet, insonderheit diejenige, welche zu des jetzigen Königs Zeiten gantz von gehauenen Werkstücken und gebrannten Ziegelsteinen errichtet worden sind, und wer Italiens, Frankreichs, Hollands und Engellands Prachtgebäude zu sehen Verlangen hat, wird dieselbe hier so gut als in den gedachten Landen selbst zu sehen bekommen und deßwegen keine so weite Reisen mit großen Kosten anstellen dürffen, weil er sie alle nachgemachet hier antrifft.
Ich gedenke hier des in der Stadt gelegenen Königlichen Schloßes und der um Potsdam her liegenden Königlichen Lustgebäude noch nicht, weil ich davon in folgendem Gelegenheit haben werde zu berichten, waß wir davon zu Wissen etwa Verlangen mögten. Es gehöret dies unter die besonderen Nachrichten, die ich von Potsdam zu geben habe, weil doch nicht in und bey allen Städten dergleichen angetroffen werden.
Die Gebäude, deren ich itze erwähnen will, sind 1) die öffentliche, 2) die privat Gebäude.

Öffentliche Gebäude.

Ich werde sie vorerst nur dem Nahmen nach bekannt machen und verspare, was ich davon weiter zu sagen habe, bis auf die besondere Nachrichten, die ich von Potsdam noch zu geben habe.
Ich rechne zu den öffentlichen Gebäuden diejenige, welche 1) zur bequemen Policey- und Justiz-Verwaltung einer Stadt, 2) zur Beförderung der Religion und des öffentlichen Gottesdienstes, 3) zur Beförderung nützlicher Künste und Wissenschaften, 4) zum Besten verlassener Wittwen und Waysen, zum Besten der Armen und Kranken, 5) zum Besten der Einwohner überhaupt, 6) zum Besten der Fremden und Reisenden in den Städten angeleget worden.
Solcher gestalt gehören zu den öffentlichen Gebäuden unserer Stadt 1) das Commandantur-Haus in der Lindenstraße, 2) das vormahlige Rathhaus in der Burgstraße, 3) das Rathhaus am Alten Markt, 4) die Kirchen, 5) die Schulen, 6) die Wittwenhäuser, 7) die Waysenhäuser, 8) die Armen- und Krankenhäuser, 9) die Haupt- und Thorwachen, 10) die Prediger-Häuser, 11) die Casernen, 12) die Maltz-, Korn- und andere Waagen, Rathswaage, 13) der Schlachthoff, 14) das Saltzhaus, 15) die Garnison-Bäckerey, Bäcker-, Schlächter-Scharren, 16) das Fourage-Magazin, 17) das Posthaus, 18) der Packhoff, 19) die Gasthöffe und Wirtshäuser, 20) das Reit- und Exercierhaus, 21) die Manufactur- und Fabrikhäuser, 22) die Spritzenhäuser.

Privat – Gebäude.

Die Privat- oder Bürgerhäuser, welche der hochselige König sowohl als der jetzige zu erbauen geruhet, unterschieden sich von den Häusern des vorigen seculi auf eine sehr bemerkbare Weise. Die Stroh- und Rohrdächer, wie sie in der Mark auf den Dörffern etwas gewöhnliches sind, also waren sie auch vormals in vielen Städten und selber in Potsdam, sonderlich auf dem Kietz anzutreffen. Es ist wahr, daß ein solches Dach wohlfeil ist, das Haus nicht beschweret, warm hält und die Boden mit demjenigen was darauf ist, für Schnee und Regen nicht wenig gesichert. Es ist nur zu bedauern, daß es in Feuersbrünsten der größesten Gefahr unterworffen und auch sonsten ein schlechtes Ansehen macht. Nachdem sich nun der hochselige König vorgenommen hatte, diesen, wenigstens auf der einen Seite einem Dorffe sehr ähnlichen Ort zu einer ansehnlichen Stadt zu machen, so mußten nicht allein die Stroh- und Rohrdächer, sondern auch die Häuser selber weg, von neuem gebauet und mit Ziegeln gedecket werden, selbsten diejenigen Häuser und Scheunen nicht ausgenommen, die vor den Thoren stunden. Die neu zu errichtende Häuser wurden mehrentheils in abgemessene Quarres hinter und neben einander und vorne nach der Stadt heraus großen Theils von Stein gebauet. Einem jedem Hause wurden zwey Stockwerke gegeben, die in einerley Quarree, auch von einerley Höhe waren. Einige derselben wurden halbe Häuser genannt und hatten diese den Eingang auf der Seite, nebenbey aber zwey bis drey Fenster, andere hießen gantze Häuser und diese hatten den Eingang in der Mitte, auch auf den Seiten 2 bis 3, auch wohl mehr Fenster. Von der Ecke des Quarrees nach der Mitte zu wurde eine völlige Gleichheit in acht genommen, so daß allemahl die von der Ecke in gleicher Entfernung abstehende Häuser einerley Ansehen, sowohl in der Bauart als im dem Anstrich des Hauses, selbst als der Thür und Fensterladen haben mußten. Es ist dieses sogar mit den Schornsteinen beobachtet worden, welche sonderlich auf den Holländischen Häusern ein schönes Ansehen machte, weil ein ieder Schornstein mit ein kleines Thürmchen und dieses mit einer Wetterfahne versehen war, welche, nachdem der Wind wehete, zusammen bald rechts, bald links um macheten. Der Anstrich war zu jedem Hause weiß und orangefarbig, bloß die Häuser in den Holländischen Quarrees ausgenommen, welche die rothe Farbe der Rathenower Steine, die dazu gebrauchet wurden benebenst dem Kalch, in welchen sie geleget wurden, an sich trugen, in der That aber vortrefflich anzusehen waren. Eine jede Reihe Häuser sowohl in den teutschen als Holländischen Quarreen bekam ein zusammen hangendes Dach, das weiter nicht als durch eine Mauer zwischen den Sparren unterschieden war. Auf ieder Ecke des Quarrees wurde ein Thorweg verordnet, durch welchen man, wenn dasjenige, was ein ieder zur Bewahrung seines Hauses und Gartens hingesetzet, hinweg genommen worden, das gantze Quarree inwendig umfahren konnte, welches bey entstandener Feuersbrunst von großem Nutzen befunden wurde. In den Holländischen Quarres besorgte Sr. Majestät auch zum Theil dasjenige, was die inwendige Zimmer auszuschmücken für nothwendig erachtet wurde. Sr. ietzt regierende Majestät haben, was sie nur von Holtz mit ausgemauerten Facher oder nicht gantz massiv bevunden haben, mehrentheils gantz wieder umwerffen und die nieder gerißenen Häuser, welche sonst fast durchgehend nur 2 Stock hatten, haben nunmehr größten Theils 3 bis 4 Stock erhalten. Und diese sind im gantzen Hause von Mauersteinen, vorne heraus aber mit großen theils gehauenen Werkstücken aufgeführet. Die Stockwerke sind nach dem Unterschied der Häuser von unterschiedener Höhe, und auch die Bauart fast bey einem iedem geändert, auch die Facaden so veränderlich schön, kostbar und kunstreich, daß eine iede unsere Verwunderung nach sich ziehet. Ein fremder lernet anietzo seine Herberge eher wieder finden, als wegen gleichheit der Häuser sonsten geschehen konnte, zumahl auch in der Farbe anietzo kein einziges dem andern völlig gleich kommet.
Außer den auf allen Straßen erbaueten neuen Häuser haben Sr. Majestät auch viele schöne Gebäude nahe bey dem Berliner Thore, wo sonst noch nicht gebauet war, hinsetzen lassen, und fahren noch täglich fort, neue aufzuführen, die ein ieder Fremder sowohl ihrer Kostbarkeit als auch der dabey gebrauchten neuen Erfindung wegen bewundern muß. Ich will in Ansehung der eintzelnen Häuser mich nur darauff beruffen, was in des Herrn Nicolai Beschreibung von pag. 863 an bis 898 davon geschrieben stehet, und werde hoffentlich den Beyfall derer, die sie gesehen haben, verdient, wenn ich mit Bellamintes (1) ausruffe und rühme: Der schlechte Bürger wohnt alhier in Potsdam besser als einer aus dem Rath in einer andern Stadt, weil sein geziertes Hauß in seinen Maaßen größer und viel Bequemlichkeit in seinem Hause hat. Ich werde zu dem, was ich bishieher von den öffentlichen und Privat-Gebäuden geschrieben habe, noch etwas hinzu zu thuen haben.

Von der Anzahl derselben.

Die Anzahl der Häuser ist nicht zu allen Zeiten gleich groß gewesen. Sie war vor Carls IV. Zeiten gewiß größer, als da er Besitzer von der Mark wurde; es beweisen dieses die Urbeden-Gelder, die von den Häusern vor und zu seiner Zeit gegeben werden mußten. Vorher hatte die Stadt . . . Mark gegeben, zu seiner Zeit gab sie nur . . Mark, und wir könnten glauben, daß die Unruhen, die nach Waldemars Tode von allen Seiten her entstunden, die vornehmste Ursach davon gewesen, daß viele Leute davon gelauffen und ihre Häuser den Feinden und Räubern, die sich mit einfunden, zum plündern und verwüsten freygegeben haben.
Alles, was die ersten Churfürsten aus dem Hause der Burggraffen von Nürnberg an Potsdam gethan, hatte überhaupt auch nicht viel zu bedeuten. Herr Ober-Consistorial-Rath Büsching hat in seinem Magazin für die neue Historie (2) einen Aufsatz, der vermuthlich aus dem 16ten seculo herrühret, von den Feuerstellen der Städte, die zur Tilgung der Landesschulden beytragen müßen. Potsdam ist daselbst mit 175 Feuerstellen und 542 fl. angesetzet. Er zählet vor dem 30jährigen Kriege 191, sind also im Anfang des 17ten seculo noch einige Häuser dazugekommen, aber A. 1633 waren es nur noch….. . A. 1645 waren nach der Anzeige des Herrn Büsching (1) schon wieder 85; A. 1653 waren es 105. Durch ein Ermunterungspatent von 1660 ließen sich verschiedene bewegen, hier ihre alte Häuser wieder aufzubauen, er selbst bauete mit auf der Freyheit und er hatte Ursach, sich der verwüsteten und verlaßenen Stadt anzunehmen. Denn nach einer den 4. October 1660 fanden sich nach der auf deßen Befehl aufgenommenen Specification hieselbst nur 50 noch zutragende, 29 nichts zutragende und 119 gantz wüste Häuser. Es half, was gedachter Churfürst that, dazu, daß man A. 1689 wieder 200 Häuser zählen konnte. Wie sehr aber ist diese Zahl von der jetzigen unterschieden. Herr Büsching zählte im Jahre 1774, da man noch mitten im Bauen war, 50 Königliche und öffentliche Gebäude, 139 Casernen, Lazarethe und andere Militair-Gebäude und 1191 privat Gebäude in der Stadt und 359 in den Vorstädten, Summa 1745 öffentliche und privat Gebäude. In des Herrn Nicolai Beschreibung von Potsdam ( ) werden A. 17 . . ohne die Hinterhäuser innerhalb der Ringmauer der Alt- und Neustadt 1194 angesetzet und die Versicherungssumma für die Jahre 1781—85 erstreckt sich auf 39 öffentliche Gebäude, 1189 privat Häuser in der Stadt und 458 Häuser in den Vorstädten (die Teltauer Vorstadt noch ausgenommen, die in das städtische Catastrum künftig auch aufgenommen werden soll).

Von den Kosten, die darauf verwendet werden.

Wieviel der Königliche Bau in und bey Potsdam von 1717 an bis ietzt gekostet habe, schreibet Herr Büsching, wird wohl niemals bekannt werden, zumal da alle Rechnungen bis 1756 auf ausdrücklichen Befehl des Königs vernichtet worden sind. (Von 1763 an lagen sie in der Ober-Rechnungs­kammer.) Um aber die Kosten doch einigermaaßen zu überschlagen, kann man seiner Meinung nach wohl annehmen, daß sie im Durchschnitt jährlich 200 000 Thlr. ausgemachet haben, und so werde für 63 Jahr die Summe von 12 600 000 Thaler herauskommen.

Von den darüber ertheilten Königlichen Donations – Brieffen.

Alle, die in Häusern, die der hochselige König gebauet, gewohnet, kriegten diese Häuser für sich und ihre Nachkommen aus allermildester Königlicher Gnade dergestalt geschenket und verschrieben, daß sie damit als dem ihrigen schalten und walten, es nach Gefallen zu vererben und zu verkauffen berechtigt seyn solte. Mancher hat auf diese Weise 2, 3 und mehr Tausend Thaler er­obert, dagegen mancher, der sein ihm von dem Könige eingegebenes Haus, weil er glaubte, daß er nur Soldaten-Aufwärter darin seyn solte, um ein weniges an einen anderen abgetreten hatte, und da er selbst gebauet, mit Abtragung der von dem Könige vorgeschossenen Gelder, wie es einem ehrlichem Manne gebühret, zu eilfertig gewesen, es gedauert hat, daß er von der Königlichen Gnade nicht vorher wißen und mehr davon profitiren können. Sr. ietzt regierende Königliche Majestät ließen sich nicht nur allergnädigst gefallen, was dero Herr Vater zum besten der neuen Einwohner gethan hatte, sondern, da Sie es für gut funden, mehrere zu erbauen und aus den schon stehenden massive Gebäude zu errichten: so wurden die Donations-Brieffe ebenfalls den Besitzern darüber ausgefertiget. Und diese sind ietzt ein wesentliches Stück des rathhäuslichen Archivs.

Von den auf den Häusern hafftenden Oneribus.

Was die Häuser bisher am meisten beschweret, ist die naturelle Einquartirung der Soldaten, denen mehrestentheils in den zweyden zum Vermithen brauchbarsten Stockwerk und zwar vorn heraus eine geräumige Stube und Kammer zu bewohnen hergegeben, gereiniget, gekocht, die Betten gemacht und ausgebeßert, auch sonst aufgewartet werden muß. Anständige Miethsleute ziehen nicht gerne dahin, wo sie mit den Soldaten über dem Flur so nahe beysammen wohnen sollen. Ich verschweige die Ungelegenheiten, die sie dem Wirthe selbst verursachen. Was der Einwohner zum Vortheil und Sicherheit seines Hauses an Nachtwächter und Schornsteinfeger-Geld oder zur reparatur deßelben ausgiebet, auch der Feuerkassen-Gelder werden hoffentlich für keine Beschwerden für das Haus angesehen werden dürffen, weil sie offenbar zum Nutzen des Besitzers sind.

Von den von den Häusern zu ziehenden Vortheilen.

Es ist für den Besitzer eines Hauses allemahl ein großer Vortheil, daß er darin seine Profession allemahl ungehindert treiben kann. Bey der naturellen Einquartierung ist es für unsere Potsdammer eine große Hülffe, daß sie kein Servis, wie andere Örter bezahlen dürffen, ob sie es gleich lieber sehen würden, wenn sie mit der Einquartierung verschonet und dagegen mit Servis beleget würden, daß ihnen das Brennholtz für die Einquartierung um mehr als die Hälfte wohlfeiler gelaßen wird, kommt ihnen ebenfalls zu gute. Die einquartirte Soldaten können dem Bürger bey seiner Arbeit in vielen Stücken zu Hülffe kommen. Er hat die Freyheit, sein Haus so hoch als es ihm gut dünket, in das Feuer-Cataster und Hypotheken-Buch eintragen zu laßen und es alle 5 Jahr höher oder niedriger anzusetzen und dabey den Trost haben, wenn sein Haus ohne sein Verschulden Feuer-Schaden leiden solte, daß ihm solcher aus der Feuer-Casse, nachdem er es höher oder minder in der Taxe ansetzen laßen, wieder ersetzet wird. Wenn er mit diesem allen denn doch nicht zufrieden ist: so kann er es verkauffen, so hoch als er es loß werden kann, und das Geld dafür einstecken.

Von dem Preis der Häuser.

Es war einmahl nach dem Tode des hochseligen Königs eine Zeit, da die Häuser um ein Bagadel verkauffet wurden. Der Krieg und daß mit einem mahle alle Nahrung darnieder lag, war wohl die Ursach davon. Sie kamen aber wieder in Preis, als wir hier eine ordentliche ansehenliche Garnison bekamen, die Manufacturen beschäfftiget wurden und der König von Jahr zu Jahr in und außerhalb der Stadt immer mehr, insonderheit das vortreffliche Sanssouci nebst dem neuen Palais daselbst zu bauen anfieng. Sie galten im Jahre 1770 am meisten und sie sind weder vorher, noch nachher höher verkaufft worden, zu vermuthen aber, daß sie noch künfftig theuerer werden, wenn Gott im Lande Frieden erhalten und durch fortwährende Königliche Gnade und den Fleiß der Einwohner unsere Stadt in noch mehreres Aufnehmen bringen und erhalten wird.

Von der Feuer-Casse.

Sub dato den 15. October 1705 ist von Potsdam aus das erste Feuer- Cassen-Reglement und den 1. Juni 1706 das erste General-Feuer-Cassen-Reglement publicieret und hernach immer weiter declariret worden. So eine gute Absicht der König Friedrich I. dabey hatte, so viel Schwierigkeiten und Wiederspruch fand dasselbe dennoch, so daß der König unter dem 11. October gedachten Jahres das censiren und opponiren bey harter Straffe verbieten und eine poenal Mandat an das General-Feuer-Cassen-Collegium ergehen laßen mußte, alle Häuser und Gebäude dem den mancherley Orten zugefertigten Modell und Jnstruction gemäß ohne Zeitverlust zu specificiren und zu taxiren und wieder die säumige mit der Execution zu verfahren. Im Jahre 1718 kam es endlich durch ein Edict vom 28. October dahin, daß die Besitzer ihre Gebäude selber taxiren und von iedem eingezeichneten 100 Thalern der Taxe so viel als die Noth erforderte zur Ersetzung des taxirten Schadens beytragen solte. Zu dem zu ersetzenden Feuer-Schaden aber ward berechnet 1) was an den Häusern oder Gebäuden, so wirklich zum Theil durch das Feuer gantz abgebrandt; 2) was an den benachbarten Häusern und Gebäuden, so mehreren Schaden zu verhüten und zur bequemeren Löschung des Brandes niedergerißen worden; 3) der an den Feuerrüstungen geschehene Schaden und Abgang, welches alles dann durch Zuziehung von Maurer und Zimmerleuten bestimmet werden solte, und müßen hierzu nicht allein die übrigen Einwohner des Ortes, wo der Feuer-Schaden geschehen, sondern auch alle in der Mark wohnenden Eigenthümer (Berlin allein ausgenommen, welches seine eigene Feuer-Casse hält) nach Proportion des Werthes, den sie ihren Häusern selbst beygelegt, den Schaden ersetzen helffen.

Von der Assecuration der sämmtlichen Gebäude in der Stadt.

Es sind nicht allein der Bürger-Häuser, sondern überhaupt alle, auch öffentliche Gebäude, die durch die Feuer-Casse assecorirt worden sind. Nach der Anzeige des Herrn Nicolai betrug gegen Ende des Jahres 1775 die Versicherungs-Summe von allen Häusern, die unter dem Stadt- und den Französischen Gerichten stehen: 1,046 125 Rthlr., von denen unter dem Amtsgerichte stehenden und bey der landschaftlichen Feuer-Societät eingeschriebenen 31 000 Rthlr. Es fehlten aber noch die unter des Waysenhauses und der Gewehrfabrik Gerichtsbarkeit stehende Häuser und endlich die Königlichen Wohn- und Lustgebäude. Herr Büsching setzet für die 5 Jahre von 1781 an für 39 öffentliche Gebäude, für 1139 Häuser in der Stadt und für 458 Häuser in den Vorstädten die Versicherungs-Summen auf 1,041 875 Rthlr., merket auch dabey an, daß die gantze Teltauer Vorstadt in das Städtische Catastrum aufgenommen werden solle, und daß die Versicherungs- Summe für dieselbe wohl 40 000 Rthlr. betragen würde.

Von der Numerirung.

Ich habe zuletzt nur noch anzumerken, daß alle Gebäude in und außerhalb der Stadt nach ihrer Nummer sowohl in das Feuer-Cataster, als in das Hypotheken-Buch eingetragen sind.

II. Von den Einwohnern der Stadt.

Nachdem bisher von der Stadt und Stadtgebäude so viel als uns voraus und überhaupt zu wißen nöthig war, beygebracht war: so will ich nunmehr auch von den Einwohnern derselben zu reden fortfahren. Ich werde zu sagen haben:

1. Von dem Herkommen derselben.

Die ältesten Einwohner unserer Gegend sind, so viel wir wißen, die Senonen gewesen (1), welche sich das älteste und edelste Geschlecht der in 54 Nationen abgetheilten berühmten Sueven oder Schwaben zu nennen pflegten (2) und 100 Pagos oder Landstriche bewohnten (3). Die in und bey unserer Stadt häuffig gefundenen Urnen beweisen, wenn anders des Hoffrath Treuers (4) Anmerkung gegründet ist, daß schon die Sueven ihre Todten verbrannt und ihre Asche in Töpfen beygesetzet haben, daß sie auch hiesiger Orten ansessig gewesen. Man weiß nicht eigentlich, wenn, warum und unter weßen Anführung sie diese Gegenden verlaßen haben, es scheinet aber, daß es damit allmählich zugegangen ist, und daß der völlige Aufbruch im fünfften seculo mit den Longobarden zugleich geschehen, wie Althammer (5) aus dem Wettechindo anführet. Die von den Sueven und Senonen verlaßene Mark wurde wieder von den Wenden besetzet, welche ur-sprünglich aus Scythien hergekommen seyn sollen und schon eine Zeit lang in ihrer Nachbarschaft sich aufgehalten hatten. Sie theilten sich in verschiedene Völkerschaften nach den Ländereyen, die sie in der Mark einnahmen. Ihre Nahmen haben sie aber entweder aus ihrer eigenen Sprache, aus welcher ohne Zweiffel die Benennung der Stadt Vineta hergenommen worden, oder aus der Teutschen Sprache von den vielen Wendungen empfangen, weil sie an keinem Orte sich lange aufhielten, sondern sich bald hie, bald wieder da niederließen, welches ich andere zu untersuchen überlassen will. Sie selbst ließen sich am liebsten Slaven tituliren, welches in ihrer Sprache berühmte Leute heißen soll (1). Sie brachten nicht allein die Mark Brandenburg, sondern fast das halbe Teutschland unter sich und vertheidigten sich in den eroberten Landen mit solcher Hartnäckigkeit, daß sie nicht eher als erst nach vielen hundert Jahren mit großer Mühe durch die Sächsischen Kayser und        die von ihnen verordneten Marggraffen unter das Joch gebracht werden konnten, meistentheils aber, weil kein ander Mittel übrig war, sie zu bändigen, von dem Marggraff Albrecht dem Bären über die Oder getrieben wurden.

Daß dieselben auch in Potsdam wohnhaft gewesen, solches beweiset der schon offt gedachte Ouedlinburgische Stiffts-Brieff, ingleichen das Stadt – Privilegium des Kaysers Sigismund, der ihnen versprach, daß sie nicht aus der Mark verwiesen werden sollten, und von unsern sogenannten Kitzern, die in Carls IV. Landbüchern (2) Slavi de villa Kietz genennet werden, ist im geringsten kein Zweiffel, daß sie nicht zu der Wendischen Nation gehöret haben sollten.

Zu Carls des Großen Zeiten, da man noch von keinen anderen Wenden als den Obotriten und Wiltzen wußte, sind unsere Potsdammer Wenden ohne Zweiffel mit zu den Wiltzen gerechnet worden, deren Festung Dragowit (Trechwitz), ein Ort 3 Meilen von Potsdam, denen Herren v. Rochau gehörig, besagter Kayser mit Gewalt eingenommen hat, und sind daselbst noch die Überbleibsel der alten Befestigung bis diese Stunde zu sehen, und hat Gundling (3) gewiß Unrecht, wenn er das uns so nahe gelegene Dorfs Drewitz für eine von Carln eroberte Wendische Festung hat angesehen wissen wollen, sintemahlen daselbst keine Spuren von Festungs -Werken angetroffen werden.

Die Wenden, welche an der Havel wohnten, rißen sich nach gerade von den Wiltzen los und bestelleten ein besonderes Oberhaupt über sich, unter deßen Anführung sie verschiedene kleine Völkerschaften mit sich vereinigten und mit dem Fortgang der Zeit sehr mächtig wurden. Sie kommen auch schon im 10ten seculo unter dem Nahmen der Havelländer häuffig vor und nach Helmoldi (1) Bericht haben sie im 12ten seculo schon die gantze Havel auf beyden Seiten von ihrem ersten Ursprung an bis dahin, wo sie in die Elbe fällt, besetzet gehabt. Das sie aber bald anfangs, nachdem sie einen eigenen König bekommen, gantz gewaltig um sich gegriffen, solches erhellet meines Bedünkens daraus, daß, da die Stadt Havelberg nach dem dasigen Stifftungs-Brieffe (2) noch im 10ten seculo zu dem Pago Niletizi gehörete, gleichwohl nicht allein Dittmarus (3) im 11ten, sondern auch Helmoldus (4) im 12ten seculo ausdrücklich geschrieben, daß diese Stadt zu ihren Zeiten den Havelländern zugehörig gewesen.

Daß die Havelländer aus verschiedenen kleinen Völkerschafften bestanden, solches, deucht mir, ist klar genug daraus, daß besagtes Havelberg zu einer Zeit als eine Stadt der Brizaner (5), zu einer andern Zeit als eine Stadt der Stoderaner (6), deren Landesbezirk auch Haveldun genennet wurde (7) angegeben wird. Es wird aber schwer fallen, die kleinen Nationen der Havelländer gehörig zu unterscheiden und ihnen nach Veränderung der Zeiten auch ihre veränderte Wohnplätze anzuweisen. Indeßen ist es ziemlich gewiß, daß diejenige Havelländer, welche im 10ten seculo in Potsdam wohneten, zu den Chocinern gehöret und zwar zu denjenigen Chocinern, von welchen unser Potsdammer Werder den Nahmen hatte und um den See Vitzles, heutiges Tages die Wublitz genannt, in der Gegend der Dörffer Uitz und Leest, von welchen die See benennet gewesen, anzutreffen waren. Vermuthlich sind die Plorio (Belitzer-), Nutici (Saarmunder-), Zaciaci (Zaucher-) Wenden ihre nächste Nachbaren, wo nicht gar selbst Havelländer gewesen. Ich zweiffele nicht, daß nicht noch ietzo einige von den Wenden herstammende Familien in Potsdam übrig seyn sollten, mag aber ihre Nahmenregister nicht untersuchen. Die mehreste der jetzigen Einwohner sind Teutsche, und ich glaube nicht, daß ein einiger Kreis des Teutschen Reichs genennet werden kan, aus welchem nicht verschiedene sich lieber hier als anderswo zu wohnen sich haben gefallen laßen. Unsere Stadt-Einwohner sind, die Wahrheit zu sagen, aus allen Europäischen Reichen und Republiquen hier zusammengebracht und ich erinnere mich hier Leute sonderlich unter der Garnison gekannt zu haben, die aus Asia, Africa und America hieher versetzet waren. Doch sind die Holländer, Franzosen und Italiener wohl die meisten, die sich hier seßhafft gemacht haben. Diesen mögen noch die Juden zugesellet werden, welche sich in neueren Zeiten hier sehr vermehrt haben.
Ob von den Rhein- und Niederlanden, welche Albertus Ursus in seine Lande gezogen, auch einige nach Potsdam gekommen, will ich mir nicht Mühe geben, zu untersuchen, aber in den neueren Zeiten haben sich viele hier zu wohnen gefallen laßen. Zu des Churfürst Friedrich Wilhelms Zeiten ließen sich hier verschiedene Dammast- und Drellmacher nieder und der König Friedrich Wilhelm hat sehr viele Holländer ebenfalls hieher gezogen, die in den für sie eigenst erbaueten Ouarrees mehrentheils zu wohnen gekommen sind.

Das viele, sonderlich Reformirte Franzosen durch das Edict d. d. Potsdam, den 29. October 1685 bewogen wurden, gegen die Verfolgung des Königs Ludewig XIV. sich unter den Schutz des Churfürsten zu begeben und in den Brandenburgischen Landen nieder zu laßen, ist eine Sache, die bekannt genug ist, sowohl als daß sie in Erinnerung der ihnen angediehenen hohen Gnade noch nach 100 Jahren am 29. October 1785 ein feyerlich Jubiläum in allen Märkischen Städten, wo sie aufgenommen, celebriret haben. Merkwürdig aber ist insonderheit, daß seit 1731, da der hochselige König unter dem 19. October das Patent, betreffend die Privilegia., welche Sr. Königl. Majestät den Französischen Colonisten zu Potsdam zu verleyhen gesonnen, herausgegeben hat, hieselbst eine eigene reformirte Gemeine mit zween Predigern bestehet, und daß zu des ietzigen Königes Zeiten mit der aufgerichteten Regie noch viele andere Franzosen hieher gezogen worden sind.

2. Von der Anzahl und Vermehrung derselben.

Die Anzahl der Einwohner von Potsdam mag in vorigen Zeiten sehr geringe gewesen seyn. Aus dem, was ich im vorhergehenden von der Wenigkeit der Häuser und Feuerstellen vorgetragen, wird ein ieder ohne mein Erinnern schon von selbst begreiffen, daß auch der Einwohner nicht viele gewesen seyn müßen. In dem vorigen seculo hat sich die Summe der getaufften selten über 50 erstreckt. Im Jahre 1631 sind in allem nur 18 getauffet worden. A. 1615 war es etwas außerordentliches, daß 92 Kinder gebohren wurden. So hoch war es noch niemals gekommen, sind auch in dem gantzen seculo nicht wieder so viel geworden. Der Prediger Horitius schrieb deswegen, als er dieSumme gezogen: Dei gratia gratissima. In diesem seculo und ehe der hochselige König das Regiment angetreten hatte, ist im Jahr 1708 die Zahl der getaufften noch am größesten gewesen, reichet aber doch nur bis 71. In dem vorigen seculo wurden ordentlicher Weise nicht mehr als 12 bis 15 Paar getrauet. Im Jahre 1628, 49, 62, 63, 65 waren es nur 7; A. 1658 gar nur 6 Paar. In diesem seculo und ehe der hochselige König zu regieren anfieng, war die Summe der copulirten A. 1711 am größesten und dennoch waren es nicht mehr als 26 Paar.
In dem vorigen seculo starben A. 1631 die meisten, es graßirte in demselbigen Jahre die Pest alhier auf eine gantz erschreckliche Weise, und also ist kein Wunder, wenn damals 457 Todte im Kirchenbuche aufgezeichnet worden sind. Ordentlicher Weise waren vorher nicht mehr als 40 bis 50 begraben worden. Nachher, wenn man die pestilenzialische Jahre 1637 und 39 ausnimmt, sind bis 1661 selten mehr als 20 mehrentheils aber weniger beerdiget worden, sogar daß A. 1643 und 59 nicht mehr als 9 Todte gezählet worden sind. Seit 1660 da der Große Churfürst unsere Stadt wieder mit Leuten zu besetzen angefangen, ist die Zahl der gestorbenen wieder größer geworden, am größesten aber war sie A. 1688 da er starb, denn es begleiteten ihn von den hiesigen Bürgern und Bürgerkindern 113 in die Ewigkeit. Hingegen waren A. 1669 auch nur 17 verstorben, daß man also wohl siehet, man könne in der letzten Hälfte des vorigen seculi in ordentlichen Jahren die Anzahl der Todten über 60 nicht rechnen. In dem ietzigen Jahrhundert und ehe der hochselige König zur Regierung kam, sind A. 1705 und 10 noch die meisten gestorben, und doch waren es nur 58.
Nach einem Verzeichniß, welches der hochselige König A. 1715 von den hiesigen Einwohnern hatte aufnehmen laßen, waren damals an wirklichen Bürgern noch nicht mehr als 190. Wenn ich denn auch eine iede bürgerliche Familie zu 6 Personen rechne, so kommen noch nicht mehr Personen heraus als 1140, die hier (ich rechne aber die nach und nach einquartirte Soldaten nicht mit, deren Anzahl mir von damaligen Zeiten auch nicht bekannt geworden sind) von Menschen anzutreffen gewesen sind.
Man nehme nun die Listen der unter seiner Regierung geboren, copulirt und verstorbenen zur Hand und merke, daß nur allein in den beyden lutherischen Stadtgemeinen A.1739 copulieret worden 74 Paar, 1740 gebohren worden 393 Kinder, 1740 begraben worden 369 Personen, die ihrem geliebtesten König in die Ewigkeit gefolget sind; man bemerke, daß dieser König nicht sobald die Regierung angetreten hatte, als er auch schon eine kleine Garnison hinein legte, die 1775 (ietzo) die abwesende, beurlaubte ungerechnet, mit Einschluß des Königl. Gefolges, der Adjudanten, der Frauen, Kinder, Bediente und Mägde 7970 Köpfe ausmachen. Man setze hinzu die zu dem Waysenhause gehörige Personen, die A. 1775 schon 3571 Personen betrugen, die nach der Zeit noch vermehret worden, die reformirte Gemeine an der heiligen Geist -und französischen Kirche, die Catholische Gemeine, die auch ohne die dazu gehörige Soldaten ziemlich stark ist, man vergeße dabey auch der Juden nicht, deren man zu Ende des Jahres 1776 zählte 307, und deren seit der Zeit noch mehrere geworden sind: so wird man erstaunen, wenn, wie man inNicolai Beschreibung lieset, A. 1753 die sämmtliche Einwohner in der Stadt und den Vorstädten, wie sie aus Königlichen Befehl gezählet worden, sich auf einige und zwantzig Tausend, im Jahre 1774 aber auf 26968 Menschen belauffen, in welchem Jahre überhaupt gewesen: geborne 907, gestorbene 796, getraute Paare 201. In dem Jahr 1779 zählet er mit Ausschluß der Beurlaubten 27744 Seelen.
Von dem Jahre 1784 habe ich einen General-Extract aus der zu Ende des Jahres aufgenommenen Tabelle aller in der Königlichen Residentz-Stadt Potsdam befindlichen Personen vom militair- und civil Stande erhalten. Nach demselben befinden sich hieselbst in der Stadt und in den Vorstädten 1) der Hoffstaat Sr. Königl. Majestät 764, 2) desgleichen Sr. Königl. Hoheit des Printzen von Preußen 320, 3) das Waysenhaus 1659, 4) in den 6 Theilen der Stadt, Bürger und Civil-Bediente 11899, 5) in der Brandenburgischen Vorstadt 949, 6) in der Nauenschen Vorstadt 656, 7) in der Berliner Vorstadt 610, 8) in der Teltauer Vorstadt 880, 9) in Nowawes 1527, 10) in den Environs 138. Garnison und zur Militair-Jurisdiction gehörig: 1) die Suite und Adjudantur Sr. Majestät 191, 2) Erstes Bataillon Garde un- und ausrangirte 1580, 3) Zweytes und drittes Bataillon 2340, 4) Baitallon von Rhodig 1382, 5) Regiment des Pr. von Preußen 2146, 6) Garde du Corps 428, 7) Commando reitender Artillerie 121, 8) Ausrangirte zur Compagnie des Hauptmann v. Graef gehörig 546, 9) Beurlaubte von fremden Regimentern 95. Summa 28231. — Sind also ietzo in Potsdam fast 25 mahl mehr Menschen als im Jahre 1715. Doch wir müssen hier noch etwas hinzu thun.

3. Von der Ursachen solcher Vermehrung.

Daß sich nun die Leute in so großer Menge von allen Enden und Orten hieher begaben, dazuhat insonderheit viel geholffen: 1) Daß unser König selbst hier mehrentheils mit dem gantzen Hoff
staat gegenwärtig waren, als welches für die Einwohner unserer Stadt in aller Absicht vortheilhaftig ist. 2) Daß die Colonisten die Häuser, die sie bewohnen wollen, nicht erst bauen oder kauften, sondern nur beziehen durfften. 3) Daß die Häuser nach eines ieden Gebrauch vorläufig eingerichtet waren. 4) Daß den Besitzern gar kein Hauszins abgefordert, vielmehr manchem 5) das Geld, sich einzurichten und seine Profession ungehindert fortzusetzen, noch obenein gegeben wurde. 6) Kostete Bürger und Meister zu werden wenig oder gar nichts. 7) Der hochselige König sowohl als der ietzige gaben ihnen durch den Bau, wovon nothwendig allerhand Leute profitiren, beständig etwas zu verdienen. 8) Was die großen Königlichen Grenadiers und ietzo die sämmtliche Garde, des Printzen von Preußen und vorher das Printz Heinrichsche Regiment ausgezahlet kriegten, das ward alles wieder den Bürgern für allerley Nothdurftt hingetragen. 9) Die Bürger waren, wenn sie sich hier ansetzten, eine geraume Zeit von allen bürgerlichen Oneribus völlig frey und durftten außer der Accise nichts bezahlen. 10) Diejenige, welche ihre Häuser selber bauen wollen, bekamen nicht allein frey Bauholtz, Steine, Kalch, sondern auch wohl bey tausenden Vorschuß, die sie ohne einige davon abzugebenge Zinse brauchen und das Capital nach gerade, und wie sie konnten, abtragen solten. 11) Manchem, um ihn in seinem Bau noch mehr zu unterstützen, wurden in den Stifftern, Canonicaten, Präbenden , auch Schultzen-Gerichte und dergleichen mehr geschenkt. 12) Auf iedes Hundert, welches sie verbaueten, wurde ihnen aus der Accise 25 Rthlr. wieder gut gethan. 13) Sie kamen, von welchem Ort der Königlichen Lande sie wolten: so waren sie von allem Abschoß- und Loskauffungs-Geldern Kraft Patents vom 26. April 1737, 14. November 1745 und 1. May 1777 völlig dispensiret 14) Selbst die Reise- und Transport-Gelder wurden ihnen für ihre Sachen hergegeben, welche sie 15) gantz Zoll- und Accise frey hieher bekommen konnten. 16) Sie hatten, sie mogten seyn, von welcher Religion sie wollten, die völlige Religionsfreyheit. 17) Man accordirte ihnen, wenn sie darum ansuchten, auch die Freyheit von der naturellen Einquartierung, welche den Holländern überhaupt mit ihren Kindern und Nachkommen, ohne daß sie erst darum angehalten, zugestanden wurde. 18) Sie wurden Canton frey, d. i. mit ihren Kindern von der Werbung losgesprochen. 19) Sie konnten sich nähren quovis modo, wenn es nur auf eine ehrliche Art geschahe. 20) Es wurde den neuankommenden sowohl überhaupt, als diesem und jenem insonderheit noch besondere Priviliegia ertheilet. Was für Freyheiten in specie den französischen Colonisten, die sich in Potsdam niederlaßen, gestattet worden, zeiget das Patent d. d. Berlin, den 14. October 1731. 21) Es wurde eine solche Ordnung gemacht, daß die Victualien und andere Nothwendigkeiten niemals im Preise zu hoch steigen und allezeit zu haben waren. 22) Es wurde ihnen durch die Jahrmärkte und andere Begünstigungen ein guter debit verschaffet. 23) Der König selbst gab ihnen durch accordirte Lieferungen viel zu verdienen. 24) Sie genoßen einer prompten Justiz und durch die gute Polizey 25) ward ihnen ihr hiesiger Aufenthalt bequem, angenehm und nutzbahr gemacht. — Das Privilegii de non evocando und daß sie nicht aus der Mark verwiesen werden sollen, welches ihnen der Kayser Sigismund gegeben, will ich hier nicht gedenken, wohl aber, daß vorgedachter Vortheile wegen unsere Stadt bey auswärtigen in einen guten Ruff gekommen, die sich dadurch aus fernen Landen hieher sich zu begeben haben bewegen laßen.

4. Von dem Unterschied der Einwohner.

Daß es hier Leute von verschiedenen Nationen gebe, ist bereits angezeiget. Daß diese nicht alle von einerley Religion seyen, wird schon ein ieder selbst urtheilen, der da weiß, daß die Nationen mehrentheils sich selbst auch durch die Religion unterscheiden. Wenn ich sie weiter ihrem Amte und Stande nach in obere und untergebene, in militair und civil Personen, in Weltliche und Geistliche, in adeliche und unadeliche, gelehrte und ungelehrte u. s. w. theile: so wird man mich wenigstens nicht beschuldigen können, daß ich nicht unter Menschen einen Unterschied zu machen gewußt, und ich habe mir dadurch den Weg gebahnt, von einer ieden dieser Art Leute noch dies und jenes insbesondere vorzutragen; Anietzo will ich nur dieses anmerken, daß nicht alle Einwohner Bürger, auch nicht alle Bürger unter des Magistrats Jurisdiction stehen. Bürger sind in eigentlichstem Verstande diejenigen, welche sich durch den Bürgereid zum bürgerlichen Gehorsam gegen den Magistrat verbunden haben, die bürgerlichen Onera sich gefallen laßen und sich bereitwillig erkläret, alles, was der Stadt zum Schaden gereichen kan, abzukehren und was zum besten derselben dienen kan, nach Vermögen beyzutragen, auch ihre Kinder und Gesinde mit dazu anzuhalten. Wenn sie sich hierüber eidlich erkläret: so wird ihnen das Jus civitatis oder das Bürgerrecht und mithin die Freyheit ertheilet, bürgerliche Nahrung zu treiben, wofür sie das Bürgergeld bezahlen und dagegen den Bürger-Zettel erhalten. Von diesem Eide sind diejenigen eximiret, die unter des Magistrats Jurisdiction nicht stehen, sondern unmittelbar dem Cammergericht unterworffen sind. Wiewohl es sind auch noch einige, welche zunächst einem besonderen Gerichte, z. B. dem französischen Colonie-Gericht, dem Gericht der Gewehr-Fabrik, dem Gericht des Waysenhauses, so wie die Teltauer Vorstadt dem Justiz-Amte Potsdam und einige Feuerstellen in der Nauenschen Vorstadt dem Bornstädtschen Amtsgerichte untergeben worden.

5. Von der Bürgerlichen Nahrung.

Der größeste Theil der hiesign Einwohner nährete sich in vorigen Zeiten von dem Acker-, Garten-, Weinbau, Viehzucht und Fischfang; von Handwerkern und Künstlern wurden hier nur wenige gefunden und das waren größtenteils nur solche, welche man am wenigsten entbehren kann, und die daher auch in den kleinsten Städten nur selten vermißet werden; und das waren Garnweber, Tuchmacher, Schneider, Schuster, Bäcker, Brauer, Branntweinbrenner, Schlächter. Von großen Kaufleuten und Handlung-Compagnien finde ich vor dem gegenwärtigen Jahrhundert gar nichts.
Der hiesige Acker ist außer den sogenannten Ackerwinkeln mehrentheils sandig. In vorigen Zeiten ist darauf kaum das vierte Korn gewonnen worden. Nachdem aber die hiesige Ackerbürger durch den Anwachs der Stadt Gelegenheit bekommen haben, mehr Mistung auf ihren Acker bringen zu können: so siehet man ietzo mit Vergnügen die Felder, wo sie gehörig gedünget werden, in solchem Zustand, daß sie auch in dem fetten Magdeburgischen Erdreich nicht ergiebiger vermuthet werden können, indem sie bisweilen in guten Jahren, wenn ihnen das Wetter zu Hülffe kommt, wohl das 11te und 12te Korn gegeben haben. Und da sie sonsten nur zur Roggen-Saat gebrauchet werden können, itzo auch Gerste, Hafer, Weitzen tragen und sich recht gut interessiren. Doch die wenigsten Bürger treiben hier den Ackerbau, können auch nicht, denn die Stadt hat kein großes Ackerfeld, und zwar nach einer A. 1768 geschehenen Ausmeßung nicht mehr als auf der Havelländischen Seite 1408 Morgen und 109 Quadrat-Ruthen Ackerland und 409 Morgen und 138 Quadrat-Ruthen Wiesen, diejenige nicht mitgerechnet, die sie auf der anderen Seite der Havel im Teltauer Kreise besitzt. Das Ackerfeld ist, wie mehrentheils auch an anderen Orten, in 3 Feldmarken eingetheilt, wovon die eine gewöhnlicher maßen alle 3 Jahr unbesäet und zur Brache lieget bleibt, ausgesäet aber werden ordentlicher Weise jährlich 3 Scheffel Weitzen, 22 Wispel 2 Scheffel 10 Metzen Roggen, 2 Wispel 3 Scheffel Gerste, 4 Wispel 5 Scheffel 15 Metzen Hafer und etwa 15 Scheffel Hülsenfrüchte, und werden jährlich ohngefähr 300 Wispel an allerhand Getreide gewonnen, welches für eine so große und volkreiche Stadt wenig genug ist, und uns umkommen laßen würde, wenn nicht aus dem Havellande, Meklenburg, Pommern, Preußen, Magdeburg Zufuhren geschähen.
Gartenland hat Potsdam 862 Morgen und 126 Quadrat-Ruthen. Es finden sich von Gärten, die den Bürgern gehören, in und außerhalb der Stadt und in den Vorstädten eine ziemliche Menge. Die mehresten sind Baum- und Küchengärten, jedoch mehrentheils so eingerichtet, daß es ihnen weder an den dabey nöthigen Wohn – und Lusthäusern, noch an Lust- und Blumen-Stücken, noch an Küchen – und Artzney-Kräutern fehlen muß. In der Stadt zeichnen sich vor anderen aus der ehemalige Daum und v. Knesebecks`che in der Priesterstraße, der Kempel`sche in der Mammons- Straße, der v. Bokelberg`sche ….. ietzt am Canal, der Sidowische in der Lindenstraße und der ….. auf dem Kietz. Außerhalb der Stadt vor dem Berliner Thore ist der Manger`sche, vor dem Nauenschen Thore der Heydert`sche, Ungrische, Becker`sche, Halberg`sche; vor dem Brandenburger Thor der Angermann`sche, Freytag`sche, Kentzische, Kretische, der von Milord Marchall und der Fischer`sche, vor dem Teltauer Thor der Hildebrand` sche, Jury`sche, Jung`sche, Vogel`sche, Bußsen`sche Garten ihrer vortrefflichen Anlage wegen vorzüglich ausgenommen. Beßeren, größeren, schmackhafteren und mehreren Spargel gewinnt hier keiner als Ober-Bauinspector Manger, mehr und vortrefflichere Melonen keiner als der Bürgermeister Herr Freytag, keiner mehr und schönere Obstbäume von allerhand Sorten als der Königliche Hoffgärtner Herr Heydert und Herr Becker, die beyde ihre eigene Garten haben und jährlich viele tausend in und außer Landes verkauffen. Ich will der fremden Blumen und Fruchtgewächse, welche zu erziehen sich insonderheit Herr Heydert angelegen seyn läßet, anietzo so wenig gedenken, als der großen Sammlung von raren und kostbaren Mineralien und Muscheln etc., die letzterer in seinem Naturalien und Kunstkabinet beysammen hat.
Von Weinbergen und Weingärten finden sich anietzo vor dem Berlinischen, Teltauischen und Brandenburgischen Thore verschiedene, die meiste aber vor dem Nauen`schen Thor. Sie sind zum Theil schon vor einigen hundert Jahren, zum Theil aber erst zu unsern Zeiten angelegt. In dem Grundriß der Stadt Potsdam ist der Gerlach`sche, Heinet`sche und Hiller`sche vorzüglich ausgezeichnet worden. Sie sind allesammt mit den schönsten Sorten von Wein und Obst bepflantzet, haben gute und lustige Wohnungen und Keller bei ihren Preßgebäuden und bringen in guten Jahren so guten als vielen Wein, wie denn in dem Jahr 1761 allein in dem Hiller`schen, damals Buchholtzischen Weinberg 109 Oxthoff Wein gewonnen worden, die damals häufig nach Sachsen abgeholet und gut bezahlet worden sind. Der große Churfürst hat zur Verbesserung unserer Weinberge dadurch viel beygetragen, daß er vom Rhein und aus Frankreich viele tausend Weinstöcke kommen ließ und bei Potsdam in klein Glienike, Bornim, Golm eigene Weinberge anlegte und rings umher mit den schönsten und schmackhaftesten Obstsorten bepflantzen ließ, auch den Bürgern die Erlaubniß gab, Schnitt- und Fechster-Holtz, ingleichen Pfropf- und Oculier-Reiser sich aus denselben abzuholen und in ihren Weinbergen anzubringen. So schlecht beruffen sonsten der Märkische Wein war, in solch Ansehen kam hernach insonderheit der Potsdammer Wein, den uns die Hamburger häuffig abholeten und hernach unter dem Namen fremder Weine wiederbrachten. Der ietzige König hat, nach dem er das Sans-souci angeleget, für die Weinbergsbesitzer gleiche Gnade bewiesen, es darf uns daher nicht wundern, wenn selbst solche Personen, die aus Frankreich, wo sie sonst erst vor kurtzem die französischen Weine gekostet hatten, unmittelbar zu uns gekommen waren, unsern sonderlich rothen Wein für echten Burgundier getrunken haben. Selbst Sr. Majestät der König haben von dem Wein, welcher A. 1767 gewonnen wurde, einige Oxthöffe aus dem Gerlach`schen Weinberge einziehen laßen, welcher selbst die Approbation großer fürstlicher Personen erhalten hat. Im Jahre 1740 waren unsere Weinberge, wegen der anhaltenden außerordentlichen großen und trockenen Kälte gantz ausgefrohren, so daß auch in 3 Jahren fast nichts an Obst und Wein darinnen gewonnen wurden, welches auch in den Jahren 17 .. und 1785 zum großen Schaden der Besitzer geschehen ist, wie aber die Jahre 1748, 50, 53, 61, 62, 67, 75, 83 die daran gewandte Kosten der Eigenthümer nach den großen Winter nicht unbelohnet gelaßen haben, also haben wir das Vertrauen zu Gott, daß er uns auch in künfftigen Jahren nicht werde umsonst arbeiten laßen. Nur wäre zu wünschen, daß die erforderlichen Weinpfäle auf einen leidlicheren Preis herunter gesetzet werden mögten und daß man Mittel erfinden mögte, eine kleine Art Käfer, die sich erst seit einigen Jahren zum Verderben der Weinstöcke eingefunden und die mancherley Arten von Raupen, sonderlich die Wikelraupe, welche die Fruchtbäume gantz zu Grunde richten, los werden könnte. Die bisher gebrauchten Mittel sind noch nicht hinlänglich befunden worden. Den 13. Januar 1778 ergieng aus der Kammer der Befehl, daß sie bei angesetzter Straffe vor Ende des Februar abgelesen sein sollten. Es hat etwas geholffen, den Hauffen der Spinnraupen dünner zu machen, aber die Wikel- und Ringelraupe ist man nicht eher im Stande auf zu finden, als bis es zu spät ist, und die Bäume über und über damit beleget und besponnen und Blüthe und Blätter verdorben und der gantze Baum in Besen-Reiß verwandelt worden ist, wie denn, so lange die nahe gelegene Eichwälder nicht auch von den Raupen gereinigt werden können, alle zu dem Ende in den Weinbergen und Gärten angewendete Arbeit auch großen Theils umsonst und vergebenst ist, angesehen sie aus den Wäldern immer wieder Regimenter weise in die Weinberge und Gärten nach marschiren.
Von dem Fischfang ernähren sich hier von undenklichen Zeiten her sehr viele Leute. Zach. Garceus (1) schreibet vom Jahre 1106: inter urbes Berlin et Potsdam cortis conditionibus de captura piscium convenit. Wenn es mit dieser Nachricht seine richtigkeit hat, so bestehet schon seit 600 Jahren ein Vergleich zwischen den Berlinischen und Potsdam`schen Fischern, und die Fischerey ist noch bis ietzo ein ansehnlicher Nahrungszweig für die Einwohner von Potsdam. Der sogenannte Kietz war vor dem mit lauter Fischern besetzet und auch in der Burgstraße fand man vormals fast nichts als Fischer. Noch ietzo giebt es so viel Fischer an unserm Orte, daß man die Hälfte davon wegwünschen mögte. Denn, weil ein ieder Fische fangen will, so nehmen sie alles mit was sie nur kriegen können, es mag so klein oder so groß sein als es nur immer will. Es sind zwar in den Constitutionibus Marchicis und derem IV. Theil Fischer-Ordnungen genug vorhanden, die immer noch viele Nachträge erhalten haben und es ist ihnen vorgeschrieben, wie und wo sie fischen und was für Netze sie gebrauchen sollen, es ihnen auch ein Pristabel gesetzet, der darauf Achtung geben soll, daß sich keiner verbotener Netze zum Nachtheil des Saamens bedienen soll, aber daran kehret man sich hier wenig, und auch solche, die keine Fischer sind, gleichwohl gerne Fische eßen und nicht bezahlen wollen, wißen mit Angeln und Hamen so viel zu fangen als sie nicht allein für sich gebrauchen, sondern noch wohl anderen verkauffen können.
Die Fische, welche hier gefangen werden, sind vornemlich folgende: Aalande, Aale, Barse, Kaulbarse, Bleye, Hechte, Karpen, Karauschen, Schleye, Quappen, Raape, Sanderte, große Welse, Weißfische, Plötzen, Rothaugen, Ükeleye, Stinte etc. Die Fischer sind theils Garnmeister, welche in der Fischer-Ordnung von 1690 Waßer-Herren genennet werden, theils Kleinzüger, Erstere, deren ordentlicher Weise vier sind, die zwey und zwey ihre Garne zusammen bringen und die Freyheit haben von Bartholomäi bis Marien mit dem großen Garn und mit Stintnetze zu fischen, den Sommer über aber flaken sie und bezahlen für ihre Gerechtigkeit 1) in das Amt 32 Rthlr. 10 Gr., 2) Dienstgelder 6 Rthlr., 3) an hiesige Nicolai-Kirche 1 Rthlr. 8 Gr., 4) in das Spandauische Amt 4 Schock und 18 märkische Groschen, 5) an die Spandauische Kirche 20 Gr., 6) an die Petri-Kirche zu Berlin 8 Rthlr., 7) an die v. Stechau zu Fahrland, ietzo an das dasige Königl. Amt 6 Schock und einen Groschen, 8) an den Herrn v. Rochau zu Pleßow 2 Rthlr. 20 Gr. 8 Pf., 9) an die v. Brieft 40 Märkische Groschen, 10) an den Rath zu Potsdam Rückzins 3 1/2 Schilling.
Nota. Die v. Rochau zu Pleßow wollten A. 1662 vier Thaler 20 Gr. und noch oben ein 20 Herren-Fische haben, es wurde aber auf 2 Rthlr. 20 Gr. und 8 Pf. moderiret.
Nota. In des Herrn Conrector J. L. Dilschmann’s Beschreibung der Stadt und Festung Spandau heißt es p. 16 von Potstamp: piscatura una dat ad altare in Spandow unum talentum und von den vico Postamp heißt es: altare in Spandow habet 11 talenta de praedictis (von den Kietzern bey Pots-dam).
Nota. Ein gewißer Fischer zu Potsdam mußte vormals jährlich 40 lebende Fische an das Spandauische Kloster liefern, von welchem jeder 12 Pfennige werth war, wie ebenfalls p. 40 Herr Dilschmann anmerket.
Nota. An eben dieses Kloster gab nach Dilschmann’s Anzeige p. 118 das große Garn zu Potsdam 5 Rthlr. 18 Gr. 8 Pf.
Als Garnmeister oder Besitzer des großen Garns werden uns vom vorigen seculo die Acht-Männer Rebutte, Rappate, Spiegelberge, in diesem seculo die Guldenhaupt, Seehausen`s, Friederich`s, Herders genennet, und die ietzigen sind……………….. Sie haben auf beyden Seiten gegen Morgen und gegen Abend auf der Havel ein weites Revier, wo sie fischen dürften. Sie kommen auf der einen Seite bis an die Spandauischen, auf der anderen Seite an der Lehnin`schen und des Domcapitels zu Brandenburg Gewäßer auf der Havel, haben aber außerdem noch verschiedene Seen, die heilige See bey Potsdam, die fahrländische See und das sogenannte Stölpchen bey dem Dorffe Stolpe, wo sie die gefangene junge Bleyfische bey zu setzen, und wenn sie daselbst gut angewachsen find, nach einiger Zeit wieder wegzufischen pflegen. Auch gehörte ihnen sonsten auch die sogenannte Griebenitz, die sie aber ietzo nicht mehr besitzen.
Sie fischeten in vormaligen Zeiten nicht, ohne mehrentheils eine große Menge Fische zu fangen, die aber ietzo von Jahr zu Jahr abnimmt, weil der Fischer, die die Waßer ausplündern, zuviel werden. Was sie indeßen fangen, sollen sie von rechtswegen nicht anderswo, sondern hier verkauften und zwar für den Preis wie andere Garnmeister nach Churfürstl. Befehl von 1638 in die Churfürstl. Küche liefern. A. 1570 ist ausgemacht, daß wöchentlich zweymahl Fischmarkt gehalten werden soll, anietzo wird dergleichen täglich gehalten, und ist zu dem Ende neben der Langen Brücke ein dazu aptirtes Stech angelegt, bey welchen sie auf beyden Seiten mit ihren Sielkähnen anfahren. Nach einem Churfürstlichen Befehl von 1551 soll der Amtmann oder Befehlshaber in Potsdam die Potsdam`sche Havel niederwärts in acht haben, besichtigen und die verbothene Mißbräuche straffen bis an das Lehnin`sche und Capitels Waßer, welches, nachdem Potsdam immediat geworden, ietzo dem Magistrat oblieget.
An Proceßen wegen der Fischerey hat es den hiesigen Garnmeistern wohl niemals gefehlet. Durch den Transact Friedrichs II. ward A ….. der Streit mit denen v. Stechau zu Fahrland und durch die verordnete Commissarien A. 1624 der Streit mit den Fischern zu Pichelsdorf abgethan. Mehrere andere und neuere Streitigkeiten mit anderen Nachbarn übergehe ich hier gäntzlich.
Mit der Viehzucht hat man sich in vorigen Zeiten hier mehr abgeben, als man ietzo thut. Auf der Amts-Meyerey, welche eine Zeitlang auch die Holländische Meyerey genennet wurde, hat man sich im vorigen seculo unter Friedrich Wilhelm und seinem Nachfolger um die Verbeßerung des Rindviehes sowohl als der Pferde viel Mühe gegeben und sowohl gute Bullen aus Holland, Ostfriesland etc. als gute Beschäler aus Preußen hieher verschrieben, es ist aber in der Folge nicht mehr so sehr darauf gehalten worden. In der Stadt wurden vormals viel Ochsen und Schweine fett gemacht und verkauffet, welches ietzo so häuffig nicht mehr geschiehet. Die Hauptursach ist diese, daß die Einwohner seit des vorigen Königs Zeiten nicht mehr die Freyheit haben, sie auszutreiben, weil die Straßen dadurch sehr verunreiniget werden. Es ist den Brauern, Brantwein-Brennern und Bäckern, auch andern Leuten zwar nicht verbothen, Kühe und Schweine zu halten, sie müßen aber auf dem Hoff und im Stall gefüttert werden, und eben so ist es auch mit den Ochsen und Pferden, die etwa zum Spann gehalten werden. Was die Schlächter von Schlachtvieh eintreiben, wird, wenn sie es nicht etwa noch fett machen wollen, bald abgeschlachtet oder im Stall erhalten. Das meiste Vieh, welches hier verbraucht wird, kommt von fremden Orten, und wir würden sonderlichin dem 7-jährigen Kriege wenig Fleisch zu eßen bekommen haben, wenn es uns nicht aus Polen und der Moldau zugeführet worden wäre. Ich könnte außer schon benannten Nahrungszweigen mehrere nennen, verspare es aber bis ich von der Bienenzucht, Seidenbau, den mancherley Handwerkern und Manufacturen zu reden Anlaß nehmen werde. Was ich aber hieselbst noch anmerken will, ist dieses, daß 1) an Brodtkorn hier jährlich verzehret werden………………, 2) an Fleisch 2000 Ochsen, 1100 Kühe, 5000 Stück Jungvieh, ohne das Wild und Federvieh, 3) an Bier………………….,                4) an Wein…………5) an Brandtwein 3400 Quart.

6. Von dem Wohl- und Übelstand der Einwohner.

Die Gegenwart des Königlichen Hofes, der immer fortwährende kostbare und starke Bau, die hier einquartirten Königlichen Garden und des Printzens von Preußen Regiment, die eigene Geschicklichkeit der Einwohner und die gute Anstalten, die ihnen bey ihrem Kauff und Verkauff zu Hülffe kommen, laßen uns nicht zweiffeln, daß es hier nicht an Gelegenheit fehle, viel zu verdienen. Es ist auch nicht zu leugnen, daß mancher, der in seinem Vaterlande nimmermehr zurecht gekommen wäre, hier nicht allein vor seinem Untergang bewahret worden, sondern sein reichliches Auskommen gefunden und sich und seinen Kindern einen ehrlichen Nothpfennig erwerben können. Mir fällt dabey ein, daß ehemals Themistocles (1) wegen Undank seiner Mitbürger aus der Athenienser Land flüchtig werden und sich zu dem Könige Xerxes in Persien retiriren müßen, der ihm Magnesiam zur Wohnung, Lamsacum zum Weinkeller und Myentens zur Speisekammer verehrete. Er ward dadurch dermaßen gerühret, daß er in folgende nachdenkliche Worte ausbrach: perieramus, amici ,nisi periissemus, wir würden unglücklich gewesen seyn, wenn es uns nicht unglücklich gegangen wäre. Mich dünket, es werden noch manche seyn, die Gott danken, daß er sie nach Potsdam hingeführet und ihnen daselbst etwas zu verdienen und aus sonderbarer Königlicher Gnade zu genießen gegeben hat; bedauere aber diejenige, die das postica occasis calva nicht in acht genommen, oder was sie hätten ersparen können, wieder mit Gewalt durchgebracht haben und schon ietzo in ihren schönen Häusern über splendidam miseriam klagen müßen. Es ist ein Sprüchwort: mit vielem hält man Haus, mit wenigem kommt man auch aus; wer aber was er verdient, gleich wieder durch die Gurgel jaget und den Staat in Kleidern immer höher treiben will, der muß es sich selbst zuschreiben, wenn er am Ende ponuriam schmeltzen muß. Kleider machen Leute. So denken viele von unsern Potsdammern, die sich durch ihre Kleider ein vornehmes Ansehen geben wollen. So dachten unsere Vorfahren an diesem Orte nicht, die sich mehrentheils mit einem Kleide und mit einem Gott behalfen und lieber schlecht und recht als in erborgten kostbaren und theuren Kleidern einher gehen und auf anderer Leute Kosten Staat machen wollen. Ich erlaube es gern, daß sich die vornehmern von den geringeren durch den Glantz ihrer Kleidung unterscheiden, wenn aber auch geringe Handwerker es ihnen gleich thun und sich dadurch ein vornehmeres Ansehen geben wollen, so heißet das sich über seinen Stand erheben und bey gescheuten Leuten sich nur lächerlich machen. An Kleider-Ordnungen fehlet es zwar nicht, es wird aber so genau nicht darüber gehalten und der Kaufmann siehet es gern, wenn der Luxus aufs höchste getrieben wird. Die Soldaten bleiben bey ihrer einmahl eingeführten Mondirung, die Prediger wenigstens in ihren Amtsverrichtungen auch, und den Postbedienten ist im vorigen Jahre 1785 ebenfalls vorgeschrieben, wie sie sich tragen sollen. In China unterscheidet sich jedes Amt, Stand und Profession durch die ihm vorgeschriebene Kleidung. So weit ist es bey uns noch nicht gekommen, ob es gleich in vielen Fällen seinen Nutzen haben mögte. Bey uns putzet sich ein ieder nach eigenem Gefallen aus. An den Sonn-, Fest- und Feyertagen, imgleichen bey angestellten Gastereyen und Besuchen ziehet man seine beste und schönste Kleider an, zur Zeit der Trauer und bey Leichenbegängnissen träget sich alles schwartz, welches bey den Frauenspersonen mit weiß abwechselt. Von unseren alten teutschen Vorfahren schreibet Tacitus, daß den armen unter ihnen ein leinener Kittel zur Decke gedienet, welcher durch eine Schnalle, oder, wenn es ihnen daran gefehlet, mit einer Dornspitze zugesteckt gewesen und daß sie übrigens unbedecket gantze Tage an dem Feuerherd gelegen. Von den Reichen sagt er, daß sie sich von den Armen durch ihre Kleidung unterschieden, welche aber nicht groß und weitläufftig, sondern eng gewesen und genau angeschloßen habe. Imgleichen, daß sie wie wir in unseren Winterpelzen, Fälle von Thieren getragen haben. Die Weiber seien mehrentheils in Leinen gegangen, welche sie bunt gefärbet und Arme und Brust bloß gelaßen hätten. Insonderheit beschreibet er uns den Kopfputz des Mannes, der einen Haarzopf im Nacken getragen, dergestalt, daß wir zwischen der heutigen und damahligen Mode keinen merklichen Unterschied anzutreffen vermeinen. Vergleichen wir hiermit die Gedanken, die der Hoffrath Treuer (2) über das in einer Grube bey Potsdam gefundene metallene Bild hat, welches in einem Stück Mann und Weib vorstellet, so werden wir in dieser Meinung noch mehr bestärket. Denn der Mann wird uns in diesem Bilde ohne herum flatternde Haare, ohne Bart in einem kurtzen und engen Habit mit en-gen Ermeln, die Frau aber in einer unsern Adriennen nicht unähnlichen Tracht, doch ohne Ermel und mit offener Brust mit einem fast auf heutige Art gemachten Kopfputz vorgestellet. Die mancherley Nationen, die sich alhier häuslich niedergelassen, haben freylich mancherley Kleider-Moden bey uns eingeführet, doch bleibt die gewöhnlichste der Kleidung der alten Senonen noch immer am ähnlichsten und wäre sehr zu wünschen, daß wir mit den Moden nicht so öfftere Veränderungen vornehmen mögten, weil manche, weil sie viel scheinen wollen, darüber gäntzlich verarmen.
Von schmausen und tractiren haben die Teutschen überhaupt von ieher viel gehalten und noch bis ietzo höret man nicht auf, vieles darauf zu verwenden. Unsere Potsdammer laßen sich diese Gewohnheit auch noch nicht abgewöhnen, obgleich viele sich dadurch gäntzlich ruiniren. Auf den Hochzeiten und Kindelbieren insonderheit muß es an nichts fehlen und so sehr auch bey manchen wegen schlechter Haushaltung curta supillex eingekehret ist, so läßet er sich doch solches nicht merken, wenn er es auf das groß Thuen angefangen hat. Die kostbarsten Speisen und Getränke sind ihm in diesem Umstande nicht zu theuer, daß er nicht den letzten Dreyer dafür hergeben sollte um sich mit seinen Gästen nur einmahl lustig machen zu können. Nur leider zu spät sehen manche den Schaden ein, den sie sich in ihrer Haushaltung zugezogen haben.

 

7. Von dem moralischen Character derselben.

Wie es insgemein zu gehen pfleget, daß man sowohl gewiße Tugenden als Laster den Einwohnern der Länder in Städte überhaupt zuschreibet, so haben auch die Einwohner der Mark Brandenburg und unserer Stadt von ieher ein gleiches Schicksal gehabt. Man beschreibet uns die alte Senonen als wilde, ungesittete, faule, barbarische Völker und man rühmet sie zu gleicher Zeit, daß sie sehr zufriedenes Gemüths gewesen, mit wenigem vorlieb genommen und einen angenehmen Umgang ihren besten Zeitvertreib haben seyn laßen (1). Man sagt von den Wenden, daß sie überaus ungetreue, falsche, wetterwendische, boshafftige und grausame Leute gewesen, man lobet sie aber auch ihrer Arbeitsamkeit und Freygebigkeit wegen (2). Mechius Nehel de Witstal (3) schreibet von den Märkern: Die Märker sind gemeiniglich gutthätig und diensthafft, sonsten aber thunkühn. Und so hat man auch wohl in den vorigen als zu unsern Zeiten vieles von den Potsdammern sowohl zu rühmen als zu tadeln gewußt. Ich muß gestehen, das beydes, sowohl Tugend als Laster in Potsdam ihren genügsamen Anhang habe, ich kann mich aber unmöglich überwinden, das Eine oder das Andere allgemein zu machen. Man beklagte sich zu des Sächsischen Herzogs Rudolph III. Zeiten (1), daß die Räuber auf unserem Werder zum Schaden anderer geduldet würden; allein erhellet nicht aus dem Bündniß der Städte (2), daß an der vermaledeyten Arbeit dieser Leute, die mehresten unserer in Potsdam einen Abscheu gehabt. Der reformirte Cantor Bergemann beschwerte sich zu seiner Zeit über den Geitz und Betrügerey der hiesigen Bürger. Er schrieb Monath für Monath auf, wie theuer das Getreyde verkauffet wurde und im Monat Märtz 1679 verglich er den Preis desselben gegen das Verhalten der hiesigen Bäcker etc. auf folgende recht hämische Art:

 

Roggen                12Gr.                                                    klein Brodt,

Gerste                 10 „                                                       wenig Bier,

1 Scheffel                           Hafer kostete    9   „        aber es war                        unrecht Maaß,

Erbsen                 16 „                                                       schwarze für weiße,

Waitzen               18 „                                                       kleine Semmeln,

 

1) Florus L.I. 13. coll. polibius L. 11. 17. Falkenstein Antiqq. Marchia 1. Theil p. 16.

2) Buchholtz Versuch der Geschichte des Herzogthums Meklenburg p. 89. coll. David Franken’s Atlas und neues Meklenburg 1. B. p. 248. — 3) vid. Küster in Bibl. Br. p.21

und dennoch rühmet er die Wohlthaten, die er hin und wieder von den hiesiden Bürgern zu genießen gehabt. Der ehemalige Prediger Franke hatte wieder die hiesige Einwohner, sonderlich aber wieder den Rath vieles auszusetzen und es mag wohl seyn, daß sie ihm nicht so gar höflich und freundschaftlich begegnet seyn mögen; war er aber durch sein ungestümes Wesen allem Ansehen nach nicht selbst schuld daran? Die Menschen sie so geärgert, daß sie bald aufgebracht werden, wenn sie meinen, daß ihnen Unrecht geschiehet und zuwieder gehandelt wird. Diesen ihren Wiederwillen äußern sie offt selbst gegen diejenigen, welche Vorgesetzte von ihnen heißen. Der Magistrat hieselbst kan davon auch einen Beweis abgeben. Schon zu Churfürst Friederich II. Zeiten waren die hiesige Bürger übel zu frieden, daß sie von dem Urtheil des Raths ohne Zuziehung eines Bürgerlichen Beysitzers abhangen solten und fingen deshalb allerhand Meutereyen an, so daß der Churfürst folgendes Mandat ergehen laßen mußte:

»Wir Friederich von Gottes gnaden Marggr. zu Brandenburg, Kürfürste, des heiligen Römischen Reichs Ertz-Camerer, zu Stettin, Pommern der Caßuben unnd Wenden Hertzog unnd Burggr. zu Nüremberg bekennen öffentlichen mit dessen Briue gegen allermänniglich die Insehen oder hören lesen, Als den etlich zweytracht und schelung zwüsschen unsern lieben getrewen den Rat zu Potstamp und der Gemeinheit daselbst gewest ist, So haben wir unser Rete nemlich Balzer von Slyven unnd Carl Schlabberendorff dar zu geschickt sulches zu verhorende und zu verscheidende, Also haben sie Ihren besten Fleyß darbey gethan unnd sullichen Gram unnd Unwillen von unsern wegen uff sulliche Weyse beteydiget unnd verscheiden Als hier nach geschrieben folget. So das die Meynheit keyne Beysitzer bey dem Rate als sie bisher gethan nicht haben sollen unnd die Beysitzer sollen fürder mehr gantz unnd gar abe sein unnd wen der Rat daselbst wen sy sich versetzen Rechenschafst tun so soll der Voyt der zu der Zeit dar seyn wird dar bey seyn unnd solliche Rechenschafft mit anhören auch das es dy Garnemeister halden so wy vor alden Zeyten gewest ist, welch ever solchs nicht werd halden der sal unns odder unsern Voyten zehn Schock unnd dem Rate zu potstamp fünff Schock verfallen seyn, Als es den unser Landvoyt Pavel von Conrestorff seliger vormals auch geteydingt unnd sie selbst bewillet haben würde sich auch yemandt an den Radt darselbst fürder meher von deßwegen odder andrer Sachen vorgreiffen den wollen wir ungestrafft nicht laßen wen wir sey gleich andern die Unsern vorteydingen unnd beschirmen wollen unnd dormit soll aller Zweytracht unnd Unwille die bishero zwüsschen In gewost ist gantz unnd gar verscheiden unnd nimmer zu gedencken. Zu Urkunde mit unsern anhangenden Insigel versiegelt unnd geben zu Colln an der Sprew am Donnerstag nach Conceptionis Mariae nach Christi geburt vierzehenhundert darnach im Sieben unnd Sechzigsten Jaren.«

Noch zu Johann Georgens Zeiten sind die Bürger gegen den Magistrat sehr aufsätzig gewesen, denn wenn ihnen der Magistrat nicht so begegnete wie sie wollten, waren sie gleich fertig nach den Kirchhoff zu lauffen und durch Anziehung der Glocke die Einwohner zusammen zu ruffen, da sie dann mit Hauffen auf das Rathhaus lieffen und dem Rath viel Händel verursachten, welches noch 1590 geschehen ist. Doch von solchem Unwesen höret man ietzt nichts mehr, wird auch wohl keinem jemals mehr einfallen solche Thorheit, womit er nicht durchkommen würde, vorzunehmen. Man ist hier ietzo gantz anders geartet und der hochselige König selbst giebt seinen Potsdammer Bürgern in seinem weitläufftigten Gnadenbrieffe das Zeugniß: Unsere dasige Einwohner und Bürger haben sich mit Treue und sonst bey aller Gelegenheit mit solchem Eiffer und Gehorsam allerunterthänigst und dergestalt gegen Uns bezeiget, wie es christlichen und ehrlichen Bürgern und Unterthanen eignet und gebühret. Ein ungenannter Schriftsteller hat in seiner Reisebeschreibung, wenn er auf Potsdam zu reden kam, gewünschet, daß ein großer Theil der in Potsdam seyenden Menschen sich in seinem moralischen Character beßern mögte, und es kann wohl seyn, daß er Recht hat, wir selber wünschen es, aber ferne sey es von uns, daß wir das, waß einer verstehet, sofort anderen mit aufbürden zu wollen.
Unsere Potsdammer werden noch immer Leute aufstellen können, die man anderen zum Exempel setzen kann, ob man gleich andere vieler Laster wegen verachten muß.

8. Von der Sprache der Einwohner.

Da sowohl die Bürger als die zur Garnison gehörigen Soldaten aus mancherley Nationen hier zusammengebracht worden sind, so darf es keinem Wunder dünken, wenn ich sage, daß hier die Sprache fast aller wenigstens Europäischer Völker geredet wird und daß es hier Gelegenheit giebt, dieselbe von angeborenen Landesleuten zu lernen und mit ihnen zu exerciren. Teutsch ist hier freylich die eigentliche Landessprache, und wir reden hier mehrentheils gut hochdeutsch, daß sich aber aus den fremden Sprachen nicht nach gerade manches in unsere Sprache einmengen sollte, daran ist wegen des Umganges, den man mit fremden Nations-Verwandten nothwendig haben muß, wohl keines weges zu zweiffeln, wie denn viele sonderlich in die Französische Sprache so verliebet sind, daß sie beynahe keyn comma vertragen können, welches nicht mit französischen Brocken vermischt ist. Ebenfalls glaube ich, daß auch von unseren Vorfahren der Senonen- und Wenden-Sprache manches auf unsere Zeiten vererbet ist. Wie viel wendische Wörter sind nicht wenigstens bey dem gemeinen Mann übrig geblieben und in der Unterredung, die man mit Kindern hält, beybehalten worden.

III. Von den Vorstädten und deren Einwohner.

Potsdam hat vier Vorstädte, die mehrentheils erst in neueren Zeiten von den in der Stadt niedergerißenen Häusern erbauet worden sind.
1.Die Teltauer Vorstadt ist die älteste und ohne Zweiffel diejenige, welche zu Churfürst Friedrichs II. Zeiten Buten Postam genennet wurde. Sie ist durch die Havel von der Stadt abgesondert, liegt derselben gegen Mittag, gehöret zum Zauchischen Kreise, hat vermittelst der Langen Brücke Gemeinschafft mit der Stadt, stehet aber noch mehrentheils unter der Gerichtsbarkeit des Potsdammer Amts, welches ietzo seinen Sitz in Bornim hat, gehet vom Tornow, einer niedrigen Erdzunge, die in die Havel gehet, bis zum Hakendamm, hat ietzo 2 Straßen, die Mühlenstraße und auf dem Berge einige öffentliche Gebäude und 72 Forderhäuser nebst beygefügten Hintergebäuden und Gärten, die großentheils Maurer- und Zimmergesellen, um sie bey der Hand zu haben, eingeräumet worden. Man siehet, wenn man über die Brücke kommt, vor sich einen Meilenzeiger, den Friedrich I. dahin setzen ließ. Rechter Hand ist der Weg nach Belitz und man findet daselbst das Königliche Brauhaus, welches sonsten ein Korn-Magazin war, und unter dem König Friedrich Wilhelm zur Brauerey eingerichtet worden. Wer es erbauet, ist unbekannt, einige wollen, daß es ein Herr v. Saldern zur Straffe erbauen müßen, wann aber? weiß man wieder nicht. Es wird hier das berühmte Königsbier gebrauet, wovon der auswärtige Debit ansehnlich ist und in die Stadt jährlich 4 000 Tonnen abzulieffern zuge-laßen worden. Neben demselben ist der hohe und steile Brauhausberg, von welchem man die gantze Stadt nebst dem Sans-souci übersehen kann, wo auch viel Mineralien und versteinerte Sachen gefunden werden. Weiter hinter ist die Itzig`sche Lohgerberey oder Englische Lederfabrik, welche der aus England gekommene Königliche Cabinets-Tischer Fullmann auf Königliche Kosten zuerst angelegt und wieder an den Juden, damal. Itzig, abgetreten hat. Hinter dem Meilenzeiger gehet der Weg vor dem Lazareth des Königlichen großen Waysenhauses über den Exercier-Platz der Weg nach Saarmund vor einer großen Maulbeerplantage vort. Linker Hand ist die Mühlenstraße, durch welche der sogenannte Königsweg über Kolhasen- Brück nach Berlin gehet. Hier ist der Schützenplatz und Schießhaus, wo jährlich in der nächsten Woche nach Johannis das Scheiben- und Königsschießen gehalten wird. Es sind hier bey Erbauung deßelben viel Urnen gefunden worden. Weiter vorwärts in dieser Straße ist auf der einen Seite die Amts-Meyerei (sonst Holländische), auf der andern das Fourage Magazin für die Königlichen Ställe. Ehedeß stand hier das Jagd- oder Jagdzeughauß, welches Joachim II. hier erbauet und Leutinger für ein Jagdschloß ausgegeben hat. Es fiel 1756 vor Alter ein, es war aber das Jagdzeug schon vorher alles auf das Schloß im Grunewald gebracht worden. Weiterhin ist eine dem Waysenhause gehörige große Maulbeerplantage, die Landjägerey, der Hakendamm, der nebst 5 Brücken über verschiedene Arme der Nuthe führet und an demselben 2 Mahl-, eine Schneide- und eine Lohwaßer- Mühle. Die große Mahlmühle stand schon zu Carls IV. Zeiten und hieß die Hakenmühle, vermuthlich, weil sie einem Herrn v. Hake gehöret, ehe sie an die Stadt gekommen. Die vormals berühmte Potsdamsche Glaßhütte lag ebenfalls hier bey der Schneidemühle, ist aber Holtz in der Potsdamschen Forst zu ersparen vom König Friedrich Wilhelm zwischen Reinsberg und Zechlin verleget worden. Was hinter dem Hakendamm lieget, gehöret schon zum Teltauischen Kreise, doch stehet das Colonisten-Dorff Nowawes unter der Gerichtsbarkeit des Potsdamschen Magistrats.
2. Die Brandenburger Vorstadt begreiffet alles, was von dem Wege, der nach dem Obelisk führet, bis nach der Pirschheide zu belegen ist. Hier ist gleich vor dem Thor ein großer viereckigter bebauter Platz, weiter hin linker Hand der Bauhoff, wo die Marmor und Sandsteine zubereitet werden, die zum Bau verbrauchet werden sollen, der Fischer`sche Garten, den vorher der Printz Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Marquis d’Argens, der Geheime Rath Eichel in Besitz gehabt hatte, die Scharfrichterey, die Brandenburger Brücke mit einem Aufzuge über einen Canal, der in verschiedenen Richtungen nach der Kunstmühle und dem neuen Schloße führet, die Kalkscheune, die Schaafbrücke mit einem Zug, Biering`s ietzo ……. vormals Kretitsische Garten. Mit der Brandenburgischen Straße in der Stadt gehet in gerader Richtung eine breite Straße nach der Kunstmühle, von da man zurück nach dem Kunst`schen Garten, dem Hause, welches der König für den seligen Lord Marchall erbauen ließ, der Raths-Meyerey. Etwas rechts von vorerwähnter Straße gehet ein schöner mit Linden und gezogenen Hecken bepflanzter Weg, der zu den Königlichen Gärtner-Häusern von Sans-souci führet vor dem Dresischen Hause und Garten vorbey, und neben der Stadtmauer weiter rechts eine Straße, die nach dem Obelisk bey Sans-souci führet und die Brandenburgische von der Nauenschen Vorstadt scheidet. Es ist hier der sogenannte Polmann`sche Gasthof zum weißen Roß genannt. Es sind in dieser Vorstadt überhaupt 109 Vorderhäuser.
3. Die Nauensche Vorstadt begreiffet alles, was von vorgedachtem Wege, der nach dem Obelisk führet bis zur heiligen See führet. Wir finden hier vor dem Jägerthore den Jägerhoff, das Probierhaus, wo die hierselbst verfertigten Flinten mittelst doppelter Ladung alle Mittwochs Nachmittags probiret werden, das Jäger- und Nauensche Thor, der Halberg`sche, Heydert`sche, Steffen`sche, Becker`sche Garten, die Holländische Mühle, der neue Kirchhoff, Bölerts-Brücke über den aus der heiligen See geführeten Canal, wo ein Zoll von 6 Pf. für iedes Pferd und 3 Pf. für jeden Fußgänger bezahlet werden, Weinberge, der Minen- und Judenberg, der Juden-Kirchhoff, eine Ziegeley, die Töpfer-Kute genannt, und überhaupt 94 Vorderhäuser.
4. Die Berlinische Vorstadt erstrecket sich von der heiligen See und den in denselben und aus denselben geführten Canal bis an die Havel vor dem Berliner Thor. Mitten durch gehet die Glienicksche 5fache Alle, die großen theils auf beyden Seiten mit Häusern besetzet ist. Zunächst vor dem Thore ist das Stadtarmenhaus mit der Inschrift: »Fridericus rex civibus egenis«, die Tabacksschachtel, verschiedene Wirthshäuser. Links gehet eine Gaße nach Bölertsbrücke, und hier ist der schöne Garten des Ober-Bau-Inspectors Mangers. Rechts dichte am Thor ist das Bau- und Nutzholtz- Magazin, der Brennholtz-Markt, ein Zimmerplatz, der Garnison- Holtzmarkt und am Ende die Glienicksche Brücke. Es sind hier überhaupt 65 Vorderhäuser und Gärten.
NB. Die Vorstädte von Potsdam haben weder ein eigenes Rathhaus, noch auch eigene Pfarreyen, sondern stehen unter der Gerichtsbarkeit der Stadt und den Parochien der beyden Stadtgemeinen zu St. Nicolai und zum Heil. Geist.

IV. Von dem Gesinde.

Ohne Gesinde läßt sich in einer Haushaltung nicht viel ausrichten, und dann kommt es darauf an, wie es beschaffen, ob es arbeitsam, treu und fleißig und ob man sich auch darauf verlaßen könne. Über die Gottlosigkeit deßelben ist zu allen Zeiten, niemals aber mehr als ietzo insonderheit auch in Potsdam geklaget worden. Es ist ein wichtiger Theil der Policey auf Ordnung mit dem Gesinde zu halten, erst aber, sagt Herr D. Büsching, allenthalben, wo die Schwelgerey sich eingeschlichen hat, der unvollkommenste, wenn sich nicht, fehret er fort, das gantze dienstbedürfftige Publicum vereiniget, um die wirksamsten und sichersten Mittel zur Verbeßerung des Gesindes zu erfinden und zu handhaben, welche großen Theils auf abschreckende Straffen und reitzende Belohnungen hinaus lauffen werden: so werden Herren und Frauen gar bald sich bald selbst bedienen müßen. Mit der Schwelgerey wächst nichts stärker, als die schlechte und unerträgliche Beschaffenheit des Gesindes, über welche man in Potsdam fast noch ärger als in Berlin klaget — es ist so weit gekommen, daß die liederliche Weibsleute für unentbehrlich, wenigstens für ein nothwendiges Übel gehalten werden. Also denkt man nicht mehr an Gesetze zur Verhütung und Wegschaffung derselben, sondern man sorget nur dafür, daß die Weibesleute nicht mit dem schrecklichen Übel, durch welches sich die Liederlichkeit selbst bestraffet, angesteckt seyn, oder, wenn sie es sind, davon befreyet werden mögen. Wir haben zwar Polizey-Ordnungen genug, und die letzte kam unterm 14. April 1776 zu Stande, die auch den 22. deßelben Monaths auf dem Rathhause zu Potsdam abgelesen wurde. Doch wünschet Herr Büsching und mit ihm viele andere, daß die darin § 14 erwähnte Gesinde-Ordnung bald zu Stande kommen und dem Bedürfniß der gegenwärtigen Zeit gemäß seyn möge. Was helffen aber Verordnungen, wenn nicht mit gehöriger Schärffe darüber gehalten wird.

V. Von den Fremden und deren Bewirthung.

Wir haben uns nun lange genug mit den Einwohnern der Stadt zu thun gemacht, wir wollen uns noch etwas mit den ankommenden Fremden abgeben. An Fremden fehlet es uns hier niemals, sie kommen aus nahen und fernen Orten hieher, theils sich hier zu besehen, theils aber auch, um gewiße Geschäffte hierselbst außzurichten. Gleich am Thore und bey dem Eintritt in die Stadt ist ein ieder ankommender gehalten, dem daselbst wachthabenden Officier seinen Nahmen, Amt, Stand, Absicht, seine Anherokunfft und den Ort, wo er einzukehren und sich alhier aufzuhalten willens ist, bekannt zu machen, und was er mit sich führet den Visitatoren zur Besichtigung vorzulegen, und was davon an Zoll und Accise zu bezahlenist, wenn er nicht etwa mit der Post kommt, sogleich zu berichtigen. Er kann bey seinen Freunden, er kann auch in einem Wirthshause herbergen und pfleget ihm, wenn er hier unbekannt, dieses oder jenes im Vorschlag gebracht zu werden. Der Officier schreibet, was er wißen will, auf und giebt der Hauptwache davon Nachricht. Der Freund oder Wirth, wo er einkehret, muß die den Fremden von dem Officier gemachte Fragen auf zwey gedruckten Zetteln ebenfalls bald nach seiner Ankunft beantworten und einen davon auf der Hauptwache, den andern in der Policey-Stube auf dem Rathhause abgeben laßen, auch bey seiner Abreise mit Anmerkung des Datums ein gleiches thuen. Ein Extract von diesem allen wird durch die Hauptwache dem Commandanten und durch diesen dem Könige selbst vorgelegt, der bisweilen nach diesem oder jenem angekommenen sich näher zu erkundigen pfleget. Die Sache an sich hat ihren guten Nutzen und es werden viele verdächtige und solche Leute, die man hier nicht gerne siehet, dadurch abgehalten, sich hier sehen zu laßen, es ist aber auch sowohl für den Fremden, als für den Wirth eben nicht angenehm, sich mit so vielen Umständen abzugeben. Wer hier nicht nothwendig zu thun hat, der bleibet gerne weg, und wer nicht in die Stadt muß, der bleibet lieber in den Vorstädten, aber auch hier bleibet er nicht verborgen und muß in der Stadt gemeldet werden, es darf seine Ankunft so wenig als seine Abreise verschwiegen bleiben.

Von den Wirthshäusern in der Stadt kann ich anzeigen: 1 — 4 (leer gelassen), 5) Printz von Preußen, 6) (leer), 7) Der Einsiedler, 8) Goldene Krone am Canal; 9 u. 10 (leer), 11) Printz von Oranien, 12) (leer gelassen). — In der Berliner Vorstadt ist: 1 — 7 (leer gelaßen). — In der Nauenschen Vorstadt ist: 1 — 2 (leer gelassen). — In der Brandenburgischen Vorstadt ist: 1 — 5 (leer gelassen). — In der Teltauer Vorstadt ist: 1 — 5 (leer gelassen). — Allen diesen Wirthshäusern ist unterm 13. May 1776 eine Taxe vorgeschrieben worden, wonach sie sich bey 10 Rthlr. Straffe richten, auch dieselbe in allen Zimmern anschlagen müßen. Den Bedienten muß auf der Herrschaft Nahmen ohne deren vorwißen nichts gegeben werden. Zur Bedienung der Fremden sind vom Policey-Directorio eine Anzahl geschworener Lohnlakayen angenommen, deren einer täglich mit 12 Gr. bezahlet wird. Auch sind zu ihrer Bequemlichkeit Fiakers oder Miethskutschen bestellet, die beim Schloße auf dem sogenannten Fiaker-Platz angespannet stehen, die Taxe ist: auf einen ganzen Tag 2 Rthlr., für einen Weg nach Sans-souci 20 Gr., für einen Weg nach dem neuen Schloße 1 Rthlr. 12 Gr., zu warten für jede Stunde 4 Gr., nach dem Stern, Nowawes, Glienicke, Nedlitzer Fähre, Kaput, Bornstedt, auf einen halben Tag, wenn 1 oder 2 Personen fahren 1 Rthlr. 4 Gr., 3 oder 4 Personen fahren 1 Rthlr. 12 Gr.

Zu alten Zeiten hat man von Schänken, Gasthöffen und Wirthshäusern wenig gewußt, Fremde mogten zusehen, wo sie blieben. Loth konnte zu Sodom nicht unterkommen, die Hospitalität und Gastfreyheit fand nur unter sehr guten Freunden statt. Es fehlet in manchen Landen noch bis jetzt sehr daran. In Potsdam darf man darüber nicht klagen. Wie man hier bewirthet werde, ist sonderlich auf dem Ployerischen Hause durch allerhand Figuren von Stukatur-Arbeit, die die gantze Wirthschafft vorstellen, zu erkennen gegeben worden.

VI. Von den mancherley Plaisirs, die man in Potsdam haben kann.

Der Umgang mit allerhand Arten von Leuten ist eines der vornehmsten Stücke, woran mancher ein Vergnügen findet. Der Gelehrte findet hier seinesgleichen, der Künstler auch und auch Gelegenheit, sich sehen und hören zu lassen. An Pikeniks, Caffe-Kränzchen, angestellten großen Gastereien fehlet es hier so wenig als an andern deshalb beruffenen Orten. Den Liebhaber der Musik muß es insonderheit angenehm seyn, daß hier zum öffteren Concerte von den größesten Meistern angestellet werden, denen sie mit beywohnen, auch wohl selbsten mitspielen können. Angenehm muß es ihnen insonderheit seyn, wenn sie die Erlaubniß erhalten, die keinem, der wohlangekleidet, versagt wird, daß sie auch die Concerte, die der Printz von Preußen gewöhnlich alle Sonntage entweder im Lustgarten oder in seinem Hotel anstellet, mit anhören können. In dem Opernsaal des Schlosses in der Stadt und im Sans-souci werden auf Befehl des Königs auch bisweilen kleine Opern oder Operetten aufgeführet, wo aber des engen Platzes wegen nicht alle zugelassen werden können und dann und wann haben wir hier auch Schauspieler von allerhand Art ihre Künste machen gesehen. — Doch ich will mich hierbey nicht länger aufhalten. Die tägliche Wachparaden, die jährliche Revüen und Maneuvres locken sowohl die Einwohner der Stadt, als fremde Herren sie mit anzusehen. Sowohl in als außerhalb der Stadt sind die schönsten Gelegenheiten zum spatzieren gehen und fahren. Man passiret keine einige Straße, wo man nicht die schönsten Häuser zu sehen bekommt und viele Straßen sowohl als öffentliche Plätze sind wohl dazu angelegt, daß man sich die Lust, daselbst zu ambuliren ankommen laßen soll. Sowohl in der Stadt, als vor den Thoren sind die vortrefflichsten Gärten, und auch in den Weinbergen findet sich viel Vergnügen. Man kann, wenn man sich von der Stadt weiter entfernen will, sich in Bornstädt, Bornim, auf der Nedlitzer Fähre, auf den Krampnitz, in Sacrow, in Glinicke, Nowawes, Caput, im Stern etc. auf mancherley Weise belustigen, und wenn es einem so gefället, nach den meisten Orten auch zu Waßer hinkommen, im Winter ist das Schlittenfahren in der Stadt, auf dem Felde, auf der heiligen See und Havel für manchen ebenfalls eine erwünschte Sache, und wo siehet man vor den Thoren mehr Menschen spatzieren gehen, als im Sans-souci, wo das Auge so viel zu sehen bekommt, das man Eins über das Andere vergißt, und wo man im Sommer durch den Gesang der Nachtigallen so bezaubert wird, daß man fast nicht den Rückweg wieder nach Hause finden kann.


Protected by CleanTalk Anti-Spam