Vorrede


Wer trägt nicht ietziger Zeit Verlangen Potsdam und Berlin zu sehen? Nicht ich, sondern der vormahlige berühmte Cantzler v. Ludewig that diese Frage im Jahre 1732 in den Hallischen Anzeigen p. 215. 1Aus: Johann Peter von Ludewigs gelehrte Anzeigen, in alle Wissenschaften, so wol geistlicher als weltlicher, alter und neuer Sachen, welche vormals denen wöchentlichen hallischen Anzeigen einverleibet worden, nunmehro aber zusammen gedrucket und mit einem vollständigen Register versehen, Band 1, Verlag Johann Heinrich Grunert, Halle 1743, S. 399. 2Gemeint ist der Kanzler der Universität Halle Johann Peter von Ludewig http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_von_Ludewig Es sind seit der Zeit schon über fünfzig Jahre verfloßen und Potsdam ist währender Zeit wohl zweymahl so groß geworden, als es damals wahr; auch der Bürger Häuser, welche zu der vorigen Könige und Churfürsten Zeiten erbauet waren, sind durch die Gnade Ihro ietzt regierenden Königlichen Majestät Friederichs des Zweiten zu den prächtigsten Palästen erhoben worden. Wer solte nicht ietziger Zeit Verlangen tragen, Potsdam zu sehen?

In den gar alten Zeiten mag in Potsdam nicht viel zu sehen gewesen sein. Noch im Anfang des vorigen Jahrhunderts hatten beyde Städte, Berlin und Potsdam, ein schlechtes Ansehen. Seit des Großen Churfürsten Zeiten aber hat die eine Stadt sowohl als die andere sich vor den übrigen Städten der Mark Brandenburg hervor zu thun angefangen. Er fing fast zu gleicher Zeit in beyden Städten zu bauen an. Beide Städte wurden dadurch sowohl vergrößert als verschönert, und, was er that, das that auch sein Sohn und Nachfolger Friederich I., König in Preußen. Der Bau in Berlin wurde unter Letzteren zwar stärker als in Potsdam betrieben, doch unterblieb er in Potsdam auch nicht gantz und gar, und was er nicht that, das that hernach sein Sohn König Friedrich Wilhelm, der unserer Stadt seine gantze Liebe zugewendet hatte, desto mehr und sein fast beständiger Aufenthalt hieselbst gab unserer Stadt das meiste Ansehen.

Neidisch über das unverhoffte Glück derselben stellet uns ein kleines Büchelchen, welches im Jahre 1728 zu Frankfurth und Leipzig unter dem Titel: »Unsterblichkeit des Märkischen Adels« in 4° herausgekommen, Berlin vor, wenn es p. . . sich also vernehmen läßt:

Mein Umfang, meine Zier und königliche Pracht,
Die hatten mich mit Recht zur Königin gemacht,
Doch seit des Königs Huld sich neigt zum Havel Strande,
So bin ich Fürstin zwar, doch als im Wittwen Stande.

Potsdam, gerührt durch diese Klagen, suchet Berlin dadurch zu beruhigen, es sey ja Berlin eine gleiche Gnade und Hülffe, und zwar noch ehe es Potsdam wiederfahren, indem es sich folgendermaßen herauß läßet:

Sieh, große Schwester, nicht mit scheelen Augen an,
Daß ich in kurtzer Zeit mich so hervor gethan,
Mein König liebte mich, da war ich schon genesen,
Bedenke, was du selbst zu Friedrichs Zeit gewesen.3Anonymus: Tapfferkeit Des Märckischen Adels Oder: Das von weiland Chur-Fürst Joachimo I. zu Brandenburg, glorwürdigsten Andenckens, Anno 1509. zu neuen Rupin gehaltene denckwürdige Thurnier, Wegen seiner Fürtreffligkeit, und denen dabey vorgefallenen ungemein curieusen Umständen, ins Teutsche übersetzet, Welchem beygefüget der ietzt lebende Preussische Hof, Franckfurt und Leipzig 1728, S. 62

Der hochselige König hatte an dem, was er selbst zum Aufnehmen Potsdams gethan hatte, nicht genug, er empfahl diese Stadt in dem ihr ertheilten weitläufftigen Gnaden-Brief auch seinen allerdurchlauchtigsten Nachfolgern an der Chrone und Chur mit der zuversichtlichen Hoffnung, daß sie, was er hier fundiret und gestifftet, auf alle Weise inhalten, handthaben, und kräfftig beschützen würden, auch auf alle Weise zur Verehrung dero Nahmens und deßen ewigen Gedächtnuß vermehren, weiter begnadigen und alles dasjenige vollführen würden, was höchstdieselbe darunter bei Ihren Lebzeiten ferner zu besorgen etwa abgehalten und verhindert werden mögten.

Da er unsere Stadt bey seinem Leben so stattlich ausgebauet und werth gehalten, sie seinen allerdurchlauchtigsten Nachkommen zur ferneren Verbeßerung und Beschützung so nachdrücklich anzuempfehlen: Was meinen wir, wird nun geschehen seyn?

Sein großer Sohn, der ietzo glorreichst regierende König Friedrich II. hat, was dero Herr Vater gewünschet, überflüßig erfüllet und nicht allein die Stadt um ein merckliches erweitert, sondern auch sowohl in als außerhalb derselben so viel Prachtgebäude mit unaussprechlich großen Kosten aufführen laßen, als vielleicht keine eintzige Stadt in Teutschland aufweisen kan und als vielleicht Rom, Paris, London etc. sonsten allein zu haben gerühmet worden. Wer sollte nicht ietziger Zeit ein Verlangen tragen, Potsdam zu sehen, nachdem so zu sagen alle die großen und prächtigen Städte, welche Reisende zu sehen Verlangen tragen, nach Potsdam scheinen versetzet zu seyn, wo alle die schönen Paläste aufgeführet stehen, welche in allen denen entfernten Kayserthümern und Königreichen wegen der weiten und kostbaren Reisen zu beschauen nicht einem jeden möglich ist, hier aber ohne große Mühe und Kosten besehen werden können. Was werden wir hier nicht noch künftig zu sehen bekommen, wenn Sr. Königliche Majestät noch die lange Jahre leben werden, welche Ihnen von allen und jeden Dero getreuen Unterthanen von Gott erbeten werden.

Potsdam, ein vormals kleiner und schlechter Ort, ietzund eine Stadt, die ihrer Größe, Schönheit, Regularität, vortheilhafften Lage wegen sowohl, als auch wegen vieler anderen Ursachen, insonderheit, daß sie die Residentz des größesten unter den Königen geworden, merkwürdig ist, verdienet doch wohl, daß sie insonderheit für diejenigen, welche sie selbst zu sehen die Gelegenheit nicht haben, in Grund- und Perspectiv-Rißen vorgestellt und eine soviel möglich gute Beschreibung davon gemachet würde.

Ich bin in meinen Gedanken schon lange damit umgegangen. Ich habe von Potsdam Nachrichten zu sammeln angefangen, ich habe sie aber, ich muß es gestehen, nur sparsam zusammen bringen können. Es sind weder auf dem Rathhause, noch im Amte viele sonderliche Nachrichten aufbehalten worden und unser ältestes Kirchenbuch reichet nicht weit über das Jahr 1600 hinaus. Der Brand, durch welchen unsere Stadt im Jahre 1536 mehrentheils in einen Aschenhauffen verwandelt worden, hat vermuthlich viele alte Documente mitverzehret, vieles ist durch Unvorsichtigkeit und daß man die alten Urkunden an Orten verwahret hat, wo die Ratzen und Mäuse alle Freyheit hatten, verdorben und zum Gebrauche unnütze gemachet worden, vieles mag selbst durch diejenigen, welche darauf besonders Aufsicht haben sollten, mit Fleiß entwendet seyn, wie darüber der ehemalige Pfarrer M. Martin Franke4Franke, Martin *Hartenstein +1640 Schönfeld Oberpfarrer an St. Nikolai in Potsdam 1638 wird er katholisch und Geistlicher in Schönfeld (Böhm.) Verweisungsform: Franck, Martin Katalog: Supellex epistolica Uffenbachii et Wolfiorum = Katalog der Uffenbach-Wolfschen Briefsammlung / hrsg. u. bearb. von Nilüfer Krüger. – Hamburg : Hauswedell, 1978. 2 Bde. – (Katalog der Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ; 8) Quelle: Sup. ep. Register / zugehörige Dokumente: http://allegro.sub.uni-hamburg.de/hans-cgi/hans.pl?x=u&t_show=x&wertreg=PER&wert=franke%2C+martin+%5B-1640%5D&reccheck=105448 Schönfeld = Krásno nad Teplou (http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%A1sno_nad_Teplou) klaget, der einen gewißen Rathmann deßwegen im Verdacht hat. Wer weiß, was Franke selber gethan, da er A. 1638 sein hiesiges Lutherisches Pfarramt verlaßen und zu den Catholischen übergegangen ist.

Ich habe mich, weil in Potsdam von Potsdam nicht viel zu finden ist, in den Schriften derjenigen mit Fleiß umgesehen, die von der Mark Brandenburg sowohl überhaupt, als von dieser und jener Stadt, Stifft oder Kloster insonderheit haben Nachrichten geben wollen, aber ich finde von Potsdam nur selten etwas angemerket, und in den Hystorien der benachbarten Länder kommt von Potsdam noch weniger vor, welches zur Erläuterung unserer Stadtgeschichte dienen könnte. Es hat mich zwar jemand versichern wollen, daß eine gewiße Familie in Rathenow viel interessante Nachrichten von Potsdam hätte, der Nahme aber derselben ist mir vergeßen, und der Mann, der es mir sagte, ist auch schon lange tod, daß eß auch darnach zu erkundigen gantz gewiß vergebens seyn würde. Soll denn nun aber darum, weil aus den vorigen Zeiten nicht so viele und so merkwürdige Begebenheiten von Potsdam, als wohl z. B. von Brandenburg, Berlin und andern alten Städten in der Mark niedergeschrieben stehen, das, was noch ausfindig gemachet werden konnte, vor unsern Augen mit Fleiß vergraben bleiben?

Ich meine, daß man auch das wenige nicht verachten müße, was uns noch von alten Nachrichten übrig geblieben und wenn es auch nur Kleinigkeiten wären, weil öfters auch Kleinigkeiten in manchen Fällen und für manche Leute keine Kleinigkeiten sind. Was ich davon in verschiedenen kleinen Schriften auf meine eigenen Kosten habe drucken laßen, hat hin und wieder Beyfall gefunden und das Verlangen rege gemacht von den Geschichten dieser Stadt ein mehreres zu erfahren. Man hat mich vielfältig ersuchet, so wie ich angefangen, meine Nachrichten stückweise folgen zu laßen, oder, weil die im Druck bereits erschienenen in den Händen der hiesigen Einwohner, denen sie mehrentheils in die Hände gerathen, wohl größesten Theil verlohren gegangen seyn mögen, rar geworden und schwerlich zusammen zu bringen sind, sie mit den noch zurückgebliebenen ungedruckten in eins zu ziehen und heraus zu geben. Ich habe das letztere für diejenige, welche meine Nachrichten gern beysammen haben wollen und nicht mehr bekommen können, für beßer angesehen und will ihnen also, was mir nach langem Suchen von Potsdam überhaupt bekannt geworden, unter dem Titul: »Altes und neues Potsdam« gern und willig mittheilen. Weil ich aber genöthiget bin, auch dann und wann auf das, was ich von Potsdam bereits habe drucken laßen, zu beruffen: so will ich vorbemerkte kleine Schriften dem Titel nach vorher bekannt machen und es den Liebhabern anheimstellen, ob sie sich dieselbige merken, und, wann sie ihnen vorkommen sollten, vor ihren Untergang bewahren helffen wolten. Es sind folgende:
1) Einladungsschrift von 1746 über eine Quedlinburgische Urkunde.5Samuel Gerlach: Einladungsschrift wodurch eine alte Urkunde von Potsdam erläutert und die in dem Lyceo daselbst den 17 Februar 1746 morgens um 9 Uhr angesetzte Friedensfeyer bekannt gemachetet wird welche mit Ihrer Gegenwart zu beehren die Hochgeehrten Herrn Patronos und Ephoros vornehme Gönner und werthgeschätzte Freunde gehorsamst und ergebenst bittet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, gedruckt bey der verwittweten Königl. Privilegirten Buchdr. Neumannin, o. O. u. o. J. (Potsdam, 1746) – 16 Seiten
2) Einladungsschrift von 1747 über Friedrichs VI., Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte.6Samuel Gerlach: Einladungsschrift über Friedrichs VI, Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte, Potsdam 1747
3) Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger. 1756.7Samuel Gerlach: Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger, Potsdam 1756
4) Andenken der Potsdamschen Schul-Collegen. 1762.8Samuel Gerlach: Andenken der Potsdamschen Schul-Collegen, Potsdam 1762
5) Eine bey Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schantze. 1763.9Samuel Gerlach: Eine bei Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schanze, als den 15. Februar 1763 der Friede zu Hubertsburg geschloßen worden und darauf den 27ten April die große Schule zu Potsdam ihr Friedens-Fest begieng zur weitern Nachforschung bekannt gemacht auch zugleich zu geneigter Anhörung der bei dieser Gelegenheit zu haltenden Reden und Gesprächen die hochansehnliche Herren Patroni und Ephorus wie auch alle übrige hochgeehrte Freunde und Gönner unsrer Schule schuldigst und gehorsamst eingeladen von M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, Potsdam 1763
6. 7. 8) Gesammlete Nachrichten von Potsdam. Erstes, zweytes, drittes Stück von 1750, 1754, 1776.
Alle diese kleine Nachrichten sind hieselbst bey Bauern und Sommern in 4° gedrucket worden.

Die beyden Beyträge zur Geschichte Ottos VI. oder des Kleinen, die Herr Weser in Berlin10Gemeint ist der Berliner Verleger Arnold Weyer. von mir in Verlag genommen, haben mit der Potsdamschen Geschichte wohl eigentlich nichts zu thun. Weyl aber in dem zweyten oder fortgesetzten Beytrag einen gewißen Marggraffen, den man bisher Henrionem sine terra (Oneland) genennet hat, aus dem Pulkawa11Přibík Pulkava von Radenín, auch Pulkawa von Tradenin, meist nur Pulkava oder Pulkawa genannt, tschechisch Přibík Pulkava z Radenína (* vermutlich in Radenín bei Tábor, Böhmen; † vermutlich 1380), war ein böhmischer Chronist am Hofe Karls IV. Die in Latein geschriebene Chronik basiert vor allem auf Texten älterer Chroniken: der Dalimil-Chronik, der ersten in tschechischer Sprache geschriebenen Chronik des Dalimil aus dem frühen 14. Jahrhundert, der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag und deren Fortsetzungen durch Franz von Prag und Benesch von Weitmühl, wobei Franz von Prag als Quelle die Königsaaler Chronik des dortigen Abtes Peter von Zittau nutzte. Zudem verwendete Pulkava Quellen, die heute nicht mehr bekannt sind, und amtliche Urkunden, deren Auswahl vermutlich der Kaiser selbst vorgenommen hatte. Karl ordnete auch die Übersetzung der Chronik ins Tschechische und ins Deutsche an. Die angegebene Brandenburger Chronik ist nicht erhalten, so dass die Überlieferungen nicht überprüft werden können. Indessen ist heute erwiesen, dass Pulkava an den Stellen, wo er über Pribislaw-Heinrich und Albrecht den Bären und ihre Zusammenarbeit bei der Entstehung der Mark Brandenburg berichtet, auf den um 1165 verfassten Tractatus de captione urbis Brandenburg des Heinrich von Antwerpen zurückgegriffen hat. Im Tractatus, der mit seinem Bericht 1165 endet, ist allerdings die Gründung des Klosters Lehnin (1180) nicht erwähnt. der rechte Beynahme restituiret und gezeigt worden, daß er Besitzer vom Havellande, folglich auch von Potsdam gewesen, imgleichen, daß die Schwester des Marggrafen Hermann Cunigunde Besitzerin der hiesigen Unterhavel gewesen: so wird man sie von den durch mich gesammleten Nachrichten von Potsdam nicht gäntzlich ausschließen.

Wenn ih ietzo von der zu unsern Zeiten so groß, so ansehnlich und berühmt gewordenen Stadt Potsdam einige Nachrichten zu geben vorhabens bin: so mache ich billig den Anfang mit derjenigen, welche uns der Kayser Otto III. in einem alten noch vorhandenen Quedlinburgischen Stiffts-Brief von einem in der Provinz Havelen gelegenen Orte Potzdupimi oder, wie andere lieber lesen wollen, Potzdambuni genannt, ertheilet hat. Ich theile diesen Brieff, so wie ich ihn in Fr. Ernst Kettners Antiquitatibus Quedlinburgensibus pag. 3012Der nachfolgend wiedergegebene Text unterscheidet sich in mehreren Punkten von der durch Kettner vorgenommenen Übertragung. Er entspricht auch nicht der Fassung, die von Gerlach selbst 1750 veröffentlicht worden war. Um Gerlachs Intentionen zu entsprechen, wurde der Text seiner Fassung von 1750 angepaßt. abgedruckt gefunden habe, gantz mit und er lautet von Wort zu Wort folgendermaaßen:

 „In nomine sanctae et individuae Trinitatis. Otto Divina favente Clementia Rex. Omnium fidelium nostrorum tam praesentium quam futurorum piae industriae pateat, quemadmodum nos ob interventum et votum dilectae aviae nostrae Adelheidis videlicet Imperatricis Augustae nec non et peticionem fidelium nostrorum Hildibaldi Wormatiensis Ecclesiae venerabilis Episcopi, Eggihardi Marchionis, Geronis Marchionis, et Lutharii Comitis, carae amitae nostrae Mathildae scilicet Quitilineburgensis Ecclesiae honorabili Abbatissae, dedimus de nostra proprietate duo loca, Potzdupimi et Helm dicta, in provincia Havelen vocata et in insula Chocie in Vitzles sita atque eadem loca cum omnibus utensilibus ad ea rite pertinentibus in manicipiis utriusque sexus, areis, aedificiis, terris cultis et incultis, agris, pratis, campis, pascuis, sylvis, venationibus, aquis aquarumque decursibus, piscationibus, molendinis, viis et inviis, exitibus et reditibus, quaesitis et inquirendis cunctisque aliis appendiciis, quae adhuc dici possunt nostro jure in suum jus perpetualiter habenda transtulimus. Ea videlicet ratione, ut eadem iam dilecta Mathild amabilis Abbatissa, nostra cara amita de praefata proprietate sibi a nobis tradita liberam dehinc faciendi, quod velit, protestatem habeat, siue eam tradere uel commutare aut vendere seu magis sibi retinere voluerit, et ut haec nostra Donatio praesenti ac future tempore firma consistat, hoc praeceptum inde conscriptum sigilli nostri impressione signare iussimus manuque propria ut infra videtur corroboravimus.  Signum Domini Ottonis gloriosissimi Regis.

Siegel

Hildibaldus Episc. et Cancellarius vice Willigisi Archi-Episcopi recognovi V. Non. Jul. Anno 993. Indictione VI, Regni X. Actum Mersaburg feliciter. (Orginal im Geh. Staatsarchiv Nr. 129)

Was wir aus diesem Brieffe lernen können, ist:
1) Die Lage des Ortes. Er liegt in der Provinz Havelen in insula Chorie in Vitzles.
2) Den wahren Nahmen des Ortes. Er heißt Potzdupimi.
3) Der Ursprung des Ortes. Er läßet uns denselben aus der Lage und Nahmen errathen.
4) Das Alter des Ortes. Er war schon A. 993 in der Welt anzutreffen.
5) Die Beschaffenheit des Ortes. Es war wohl keine Stadt, doch aber ein Ort, der schon mit Häusern bebauet war, der seine areas und aedificia und dem Anschein nach auch ein adeliches Schloß mit dem zum Aufputz deßelbigen nöthigen utensilibus und um sich her seine terras cultas und incultas, agros, prota, campos, possua, siluas, venationes, aquas, piscationes und molendinae hatte.
6) Die Beschaffenheit der Einwohner. Es waren mancipio utriusque sexus.
7) Der herrschaftliche Besitzer deßelben. Das waren der Kayser Otto und die Äbtißin Mathild, der es von dem Kayser geschenket wurde.

Der Baron F. J. Gundling13Wie Gerlach auf dieses Kürzel kommt, ist unbekannt. Es handelt sich um Jacob Paul von Gundling. Das F. steht vermutlich für Freiherr. war der erste, der aus dem Nahmen Potzdupimi Potzdambuni machte und darunter das heutige Potsdam gefunden zu haben vermeinte. Auf Veranlassung des selig verstorbenen Ober-Consistorial-Raths und Propstes Süßmilch14Johann Peter Süßmilch (* 3. September 1707 in Zehlendorf bei Berlin; † 22. März 1767 in Berlin) war ein deutscher, evangelischer Pfarrer, Oberkonsistorialrat, (epidemiologischer) Statistiker und Demograph. Er gilt als Wegbereiter der Bevölkerungsstatistik und medizinischen Statistik in Deutschland. habe ich im Jahre 1746 in einer Einladungsschrift15Samuel Gerlach: Einladungsschrift wodurch eine alte Urkunde von Potsdam erläutert und die in dem Lyceo daselbst den 17 Februar 1746 morgens um 9 Uhr angesetzte Friedensfeyer bekannt gemachetet wird welche mit Ihrer Gegenwart zu beehren die Hochgeehrten Herrn Patronos und Ephoros vornehme Gönner und werthgeschätzte Freunde gehorsamst und ergebenst bittet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, gedruckt bey der verwittweten Königl. Privilegirten Buchdr. Neumannin, o. O. u. o. J. (Potsdam, 1746) – 16 Seiten diese Meinung näher untersuchet und gefunden, daß sie Grund habe, habe auch darinnen Beyfall gefunden und zweifelt keiner mehr, daß durch das ehemals sogenannte Potzdupimi oder Potzdambuni das heutige Potsdam gemeinet sey.

Anmerkungen

  • 1
    Aus: Johann Peter von Ludewigs gelehrte Anzeigen, in alle Wissenschaften, so wol geistlicher als weltlicher, alter und neuer Sachen, welche vormals denen wöchentlichen hallischen Anzeigen einverleibet worden, nunmehro aber zusammen gedrucket und mit einem vollständigen Register versehen, Band 1, Verlag Johann Heinrich Grunert, Halle 1743, S. 399.
  • 2
    Gemeint ist der Kanzler der Universität Halle Johann Peter von Ludewig http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peter_von_Ludewig
  • 3
    Anonymus: Tapfferkeit Des Märckischen Adels Oder: Das von weiland Chur-Fürst Joachimo I. zu Brandenburg, glorwürdigsten Andenckens, Anno 1509. zu neuen Rupin gehaltene denckwürdige Thurnier, Wegen seiner Fürtreffligkeit, und denen dabey vorgefallenen ungemein curieusen Umständen, ins Teutsche übersetzet, Welchem beygefüget der ietzt lebende Preussische Hof, Franckfurt und Leipzig 1728, S. 62
  • 4
    Franke, Martin *Hartenstein +1640 Schönfeld Oberpfarrer an St. Nikolai in Potsdam 1638 wird er katholisch und Geistlicher in Schönfeld (Böhm.) Verweisungsform: Franck, Martin Katalog: Supellex epistolica Uffenbachii et Wolfiorum = Katalog der Uffenbach-Wolfschen Briefsammlung / hrsg. u. bearb. von Nilüfer Krüger. – Hamburg : Hauswedell, 1978. 2 Bde. – (Katalog der Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ; 8) Quelle: Sup. ep. Register / zugehörige Dokumente: http://allegro.sub.uni-hamburg.de/hans-cgi/hans.pl?x=u&t_show=x&wertreg=PER&wert=franke%2C+martin+%5B-1640%5D&reccheck=105448 Schönfeld = Krásno nad Teplou (http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%A1sno_nad_Teplou)
  • 5
    Samuel Gerlach: Einladungsschrift wodurch eine alte Urkunde von Potsdam erläutert und die in dem Lyceo daselbst den 17 Februar 1746 morgens um 9 Uhr angesetzte Friedensfeyer bekannt gemachetet wird welche mit Ihrer Gegenwart zu beehren die Hochgeehrten Herrn Patronos und Ephoros vornehme Gönner und werthgeschätzte Freunde gehorsamst und ergebenst bittet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, gedruckt bey der verwittweten Königl. Privilegirten Buchdr. Neumannin, o. O. u. o. J. (Potsdam, 1746) – 16 Seiten
  • 6
    Samuel Gerlach: Einladungsschrift über Friedrichs VI, Burggraffens zu Nürnberg, über Potsdam erhaltene Rechte, Potsdam 1747
  • 7
    Samuel Gerlach: Andenken der bey der Nikolai-Kirche gestandenen Prediger, Potsdam 1756
  • 8
    Samuel Gerlach: Andenken der Potsdamschen Schul-Collegen, Potsdam 1762
  • 9
    Samuel Gerlach: Eine bei Potsdam gelieferte Schlacht und gefundene Schanze, als den 15. Februar 1763 der Friede zu Hubertsburg geschloßen worden und darauf den 27ten April die große Schule zu Potsdam ihr Friedens-Fest begieng zur weitern Nachforschung bekannt gemacht auch zugleich zu geneigter Anhörung der bei dieser Gelegenheit zu haltenden Reden und Gesprächen die hochansehnliche Herren Patroni und Ephorus wie auch alle übrige hochgeehrte Freunde und Gönner unsrer Schule schuldigst und gehorsamst eingeladen von M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, Potsdam 1763
  • 10
    Gemeint ist der Berliner Verleger Arnold Weyer.
  • 11
    Přibík Pulkava von Radenín, auch Pulkawa von Tradenin, meist nur Pulkava oder Pulkawa genannt, tschechisch Přibík Pulkava z Radenína (* vermutlich in Radenín bei Tábor, Böhmen; † vermutlich 1380), war ein böhmischer Chronist am Hofe Karls IV. Die in Latein geschriebene Chronik basiert vor allem auf Texten älterer Chroniken: der Dalimil-Chronik, der ersten in tschechischer Sprache geschriebenen Chronik des Dalimil aus dem frühen 14. Jahrhundert, der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag und deren Fortsetzungen durch Franz von Prag und Benesch von Weitmühl, wobei Franz von Prag als Quelle die Königsaaler Chronik des dortigen Abtes Peter von Zittau nutzte. Zudem verwendete Pulkava Quellen, die heute nicht mehr bekannt sind, und amtliche Urkunden, deren Auswahl vermutlich der Kaiser selbst vorgenommen hatte. Karl ordnete auch die Übersetzung der Chronik ins Tschechische und ins Deutsche an. Die angegebene Brandenburger Chronik ist nicht erhalten, so dass die Überlieferungen nicht überprüft werden können. Indessen ist heute erwiesen, dass Pulkava an den Stellen, wo er über Pribislaw-Heinrich und Albrecht den Bären und ihre Zusammenarbeit bei der Entstehung der Mark Brandenburg berichtet, auf den um 1165 verfassten Tractatus de captione urbis Brandenburg des Heinrich von Antwerpen zurückgegriffen hat. Im Tractatus, der mit seinem Bericht 1165 endet, ist allerdings die Gründung des Klosters Lehnin (1180) nicht erwähnt.
  • 12
    Der nachfolgend wiedergegebene Text unterscheidet sich in mehreren Punkten von der durch Kettner vorgenommenen Übertragung. Er entspricht auch nicht der Fassung, die von Gerlach selbst 1750 veröffentlicht worden war. Um Gerlachs Intentionen zu entsprechen, wurde der Text seiner Fassung von 1750 angepaßt.
  • 13
    Wie Gerlach auf dieses Kürzel kommt, ist unbekannt. Es handelt sich um Jacob Paul von Gundling. Das F. steht vermutlich für Freiherr.
  • 14
    Johann Peter Süßmilch (* 3. September 1707 in Zehlendorf bei Berlin; † 22. März 1767 in Berlin) war ein deutscher, evangelischer Pfarrer, Oberkonsistorialrat, (epidemiologischer) Statistiker und Demograph. Er gilt als Wegbereiter der Bevölkerungsstatistik und medizinischen Statistik in Deutschland.
  • 15
    Samuel Gerlach: Einladungsschrift wodurch eine alte Urkunde von Potsdam erläutert und die in dem Lyceo daselbst den 17 Februar 1746 morgens um 9 Uhr angesetzte Friedensfeyer bekannt gemachetet wird welche mit Ihrer Gegenwart zu beehren die Hochgeehrten Herrn Patronos und Ephoros vornehme Gönner und werthgeschätzte Freunde gehorsamst und ergebenst bittet M. Samuel Gerlach, Prediger und Rector, gedruckt bey der verwittweten Königl. Privilegirten Buchdr. Neumannin, o. O. u. o. J. (Potsdam, 1746) – 16 Seiten

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