Besondere Nachrichten (1)


II. Besondere Nachrichten von Potsdam

  1. Hübner(1) theilet die Historie ein in die Politische, Kirchen-, Gelehrte-, Kunst- und Miscellen-Historie. Ich will mich nach dieser Eintheilung richten und also

1. aus der Politischen Historie

erzählen, was im weltlichen Regiment merkwürdig ist und insonderheit Potsdam mit angehet. Ich werde hier etwas zu sagen haben 1) von den merkwürdigsten Personen oder von der Landesherrschaft, 2) von den merkwürdigsten Sachen, die im weltlichen Regiment angemerket zu werden verdienen und auf Potsdam eine Beziehung haben.

1.1. Von der hohen Landesherrschaft

Hier wird etwas vorgetragen werden müßen 1) von den Landesherren selbst, 2) von ihrem Aufenthalt in Potsdam, 3) von den daselbst und in der Nachbarschaft befindlichen Schlößern, Lustgehöfften und Lustgärten, 4) von den hieselbst angestellten Ergötzlichkeiten, 5) von den hieselbst erfolgten hohen Todesfällen, 6) von den hieselbst geschehenen hohen Verlöb-nißen und Vermählungen, 7) von den hieselbst erfolgten hohen Geburten.

1) In den kurtzen Fragen aus der Politischen Historie 1 Thl. p. 6.

1.2. Von den herrschaftlichen Personen oder Landesherren selbst

Wenn die Wenden die ersten Erbauer unserer Stadt gewesen, wie ich glaube erwiesen zu haben, so ist wohl kein Zweiffel, daß auch die Fürsten der Wenden anfangs die Herren darüber gewesen sind.

Die Wenden, die hier in der Mark wohneten, waren die Wiltzer-Wenden. Kein Zweiffel also, unsere Stadt oder doch wenigstens die Gegend von unserer Stadt hat anfangs den Wiltzer-Wenden zugehöret, deren allgemeines Oberhaupt der Wilzau zu Dragowit (ohne Zweiffel Trechwitz, der heutiges Tages den Herren v. Rochau zugehöret und etwa 3 Meilen von Potsdam entfernt ist) seinen Sitz hatte. Sie theilten sich in verschiedene kleine Völkerschafften, die ihre besondere Kirols, Crals, Pans oder Supans, wie sie Pauli und Buchholtz nennen, über sich hatten.

Die Hevslli oder Havelduni oder Havelländer Wenden insonderheit wohneten um die Havel herum und waren unter den Wiltzischen Völkern die mächtigsten. Abel (1) beweiset aus dem Wittichind, daß sich die Havel-länder Wenden, weil sie von den übrigen Wiltzen wieder die Karolingischen Kayser nicht genugsam unterstützet wurden, von denselben losge-rißen und sich ihre eigene Könige und Fürsten erwählet, auch dieselbe bis zu des Kaysers Ottons I. Zeiten gehabt haben. Man wird mir daher nicht widersprechen, wenn ich sage, daß die Gegend von Potsdam zu der Zeit den Havelländischen Königen und Fürsten der Wenden unterworffen gewesen sey.

Gundling ( ) versichert, daß der Karolingische Kayser Ludewig III., weil er sich in Lothringen auszubreiten gesucht, sich der Wiltzischen Länder gäntzlich entschlagen und die in denselben von seinen Vorältern erhaltene Rechte seinem Schwager, dem Hertzog Otto illustris in Sachsen abgetreten, der dieselbe seinem Sohne Heinrich dem Vogler hinterlaßen; es hätte weder Carl der Dicke, noch Arnulf, noch Ludewig das Kind das geringste darwider gehabt; es würde auch nicht viel geholfen haben, weil Otto illustris bereits in Sachsen in solchem Ansehen gewesen, daß vornemlich auf seinen Betrieb Carl der Dicke abgesetzet worden, Arnulfs und Ludewig Hütten auch zu fryden seyn müßen, daß sie als Carolomanns natürliche Kinder noch der Kayserlichen Hoheit würdig geachtet wären. Die Wenden hiesiger Gegend kamen also unter die Sachsen, die sich aber mehr Recht über sie anmaßten, als ihnen vererbet worden, und mit dem bloßen Tribut nicht zufrieden sein wollten. Sie empörten sich deshalb einmahl über das andere und Heinrich der Vogler mußte anfangen, sie aufs neue zu bekriegen. Er eroberte ihre Hauptstadt und Festung Brandenburg im Jahre 926 mitten im Winter und erfocht A. 930 bey Lentzen über sie einen vollkommenen Sieg. Vermuthlich hat sich damals die gantze Gegend, wo Heinrich mit seiner Armee hingekommen, an den Sieger ergeben und, wenn ein Potsdam schon damals in der Welt gewesen, so will ich dem M. Paul Jacob Ekhard (1) Recht geben, daß unter den Örtern, die sich damals dem Kayser ergeben, Potsdam mit gewesen sey. Allein das wetterwendische Gemüth der Wenden blieb den Sächsischen Kaysern nicht lange getreu und es schei-net, daß die 3 folgende Sächsische Kayser Otto I., II., III., insonderheit aber der letztere, den seit 989 oder wieAnalista Saxo will, 987 mit denenselben Krieg geführet hat, sich insonderheit unsere Stadt von neuem zu eigen gemacht. Sie kam also von neuem aus den Händen der Wenden wieder in die Hände der Sächsischen Kayser. Otto III. schenkte sie A. 993 an seines Vaters Schwester, die damalige Äbtißin Mathildes in Quedlinburg. Nach ihrem Tode, welcher A. 999 erfolgete, haben sich ohne Zweffel die Wenden derselben wieder bemächtiget, wie denn auch A. 1030 Brandenburg wieder verlohren gieng. So viel ist wenigstens gewiß, daß das Sächsische Regiment über die Wenden den Fränkischen Kaysern Conrad III. und den 3 folgenden Heinrichen III., IV., V. immer ein Dorn im Auge war. Sie halten ihre guten Gründe dazu und sie unterließen nicht, die Wenden immerfort wieder die Sachsen an zu hetzen, die mit dem Sächsischen Regiment noch niemals zufrieden gewesen, weil man sie gantz unterthänig zu machen suchte.

Als hernach wieder ein Sächsischer Hertzog Lotharius zur Kayser-würde erhoben wurde, mußten unsere Wenden desto mehr Haare laßen. Es war ein Unglück für sie, daß die beyde Brüder Suentipolt und Knut Heinrichs Söhne und Gottschalks Enkel sich wegen der Regierung nicht vertragen konnten. Suentipolt ließ seinen Bruder Heinrich ermorden, aber darüber ward ihm das gantze Volk aufsäßig und endlich ward er meuchel-mörderischer Weise wieder umgebracht.

Es meldeten sich hierauf zween Söhne des Bathur, der Heinrichs älterer Bruder gewesen war, Pribislav und Niclot, und beschwereten sich, daß man ihrem Vater bemeldeten Heinrich und ihnen Heinrichs Söhne vorgezogen und ihren Vater sowohl als sie von der Regierung ausgeschloßen hätte. Sie verlangten nun dasjenige zu haben, was ihnen schon lange gehöret hatte, und in die Rechte ihres Vaters zu treten, welche auch schon vormals von den Hertzogen in Sachsen Ortloff und Magnus erkannt worden wären und darin bestunden, daß der ältere Bruder dem jüngeren in der Regierung hätte vorgehen müßen. Es meldete sich aber auch nebst ihnen ein Dänischer Printz Cnut Lavard, des damaligen Königs Bruders Sohn, und der Kayser Lotharius unterstützte ihn in seinen Praetensionen. Wiewohl auch dieser Cnut Lavard kam meuchelmörderischer Weise ums Leben und Prebislav und Niclot, die er in seine Gewalt zu bringen gewußt hatte, kamen wieder los und bemächtigten sich der sämmtlichen Wendischen Länder und das Königliche Haus Dännemark behielt davon nichts als den Titel, nach welchen sich die Könige von Dännemark auch Könige der Wenden zu schreiben pflegen, wie dieses alles Buchholtz() ausgeführet hat. Vermuthlich sind Pribislaus und Niclot nebst vorgedachten ihren Vorfahren diejenige Fürsten, deren in dem Privilegium des Kaysers Sigismund gedacht wird. Sie sind von den Wendischen Ländern, folglich auch von Potsdam, so lange Besitzer geblieben bis Albrecht der Schöne oder der Bär eine Änderung gemacht hat.

Prebislav erinnerte sich, daß ihm Lotharius vormals zuwieder gewesen als er A. 1127 seines Vaters Bruder-Kinder hatte succediren wollen, daß er vielmehr dem Dänischen Printzen Cnut beygestanden, der ihn in einer Schlacht überwunden und gefangen nach Schleßwich gebracht hatte. Weil er nun nach Cnuts Ermordung wieder auf freyen Fuß gestellet und ein Herr vieler Länder worden war, die er von der Ostsee an bis an die Havel hatte, so dachte er sich nun an den Lotharius zu rächen und griff deswegen den von dem Lotharius in der Nord- und Altmark verordneten Marggraffen Albrecht den Bär A. 1136 mit solcher Hefftigkeit an, daß es schien, als wollte er es seinem Ältervater, dem großen Mistowejus gleich thun und Albrechten so, wie dieser den Dieterich von Land und Leute verjagen. Allein das Blatt kehrete sich um. Albrecht zog viel Kayserliche Völker an sich und setzte sich nicht nur zur Gegenwehr, sondern gieng auch dem Pribislaus selbst zu Leibe. Er zog in der Prignitz und auch im Havellande, so weit er nur der Moräste wegen kommen konnte, weit und breit herum und nahm ihm einen Ort nach den andern weg. Es kam, wie Gundling () Nachricht haben will, auch auf unserm Potsdamschen Felde hinter den Weinbergen zwischen ihnen zu einem Treffen, in welchen Pribislaus geschlagen und genöthigt wurde, mit dem Pferde nach Sacro zu über die Havel zu setzen. Sollte man, wenn dieses gegründet ist, und wer wollte glauben, daß Gundling ohne Grund dazu zu haben (), es so habe dahin schreiben wollen, solle man, sage ich, wohl zweiffeln können, daß Potsdam sogleich nach der Schlacht sich an den Sieger werde ergeben haben? Es geschahe dieses nach Gundlings Angabe A. 1137, und das Pribislaus nach der Zeit nicht wieder hat zu Kräfften kommen können, so werden unsere Potsdammer sich auch weiter nicht an ihn gekehret haben. Prebislaus starb 1141 oder 1142. Albrecht aber kriegte an Heinrich dem Löwen, Sachsens wegen, worauf ersterer seines Großvaters wegen starke Praetensionen machte einen anderen weit mächtigeren Feind, von welchem er, von Land und Leuten verjaget, bis 1144 flüchten mußte. Doch auch diesen Feind ward er los durch einen Vergleich, den der Kayser Conrad III. stiftete. Er mußte Sachsen Heinrichen laßen, zur Schadloshaltung aber gab ihm Conrad nicht allein die Nord – oder Altmark, sondern auch die Ostmark oder Laußnitz, wozu damals auch der heutiges Tages so genannte Sächsische Churkreis gehörete, gantz zu eigen hin und erlaubete ihm die Wenden so weit als möglich unter sich zu bringen. Albrecht fieng von nun an sich einen Marggraffen zu Brandenburg zu schreiben, obgleich die Hauptstadt des Landes, Brandenburg, noch in den Händen des Jatzko war, der für einen Schwestersohn des Pribislaus ausgegeben wird. Doch auch diese Stadt ward A. 1157 erobert und Jatzko mußte zu seinen Vettern nach Pommern retiriren, wo noch bis ietzo eine adeliche Familie der Herren v. Jatzko oder Jakzo übrig ist, war aber nicht vermögend durch ihre Hülffe dasjenige, was Albrecht zwischen der Elbe und Oder erobert hatte, demselben wieder abzunehmen. Albrecht blieb als Herr im Lande und er hinterließ auch die durch das Recht der Waffen den Wenden abgenommene Lande seinen Kindern und Nachkommen, die selbe hin und wieder erweitert, Potsdam aber so lange beseßen haben, als einer von der Ascanischen Marggräfflichen Familie demselben vorgestanden hat, wie aus dem folgenden zu ersehen sein wird.

Nach dem Tode des letzten von Albrecht dem Bär abstammenden regierenden Marggraffens Waldemars belehnte der Kayser Ludewig der Bayer seinen ältesten Sohn, Ludewig den älteren genannt, welchem in dieser Würde seine beyden Brüder Ludewig der Römer und Otto Finnus oder der Faule gefolget sind. Die Anverwandte des Ascanischen Hauses waren mit dieser Veränderung des Regiments in der Mark nicht wohl zu frieden. Insonderheit machte der Hertzog von Sachsen Rudolph I. wegen seiner Gemahlin Judith, die eine Printzessin Ottoens V. oder des Langen war, Praetension auf die gantze Mark Brandenburg, da die beyde nechste Anverwandte Siegmund II. und Albrecht II. oder der Lahme wegen vorgegebener beleidigter Königl. Majestät von der Succession ausgeschlossen worden waren. Er fiel A. 1323 in diese Lande ein und nahm weg, was er kriegen konnte, insonderheit auch Potsdam. Weil er sich aber nicht trauete es lange zu behalten, so vertauschte er diese unsere Stadt nebst Bornstädt, Golm, Grube, Bornim an das Dom-Capitel von Brandenburg für 160 Mark Brandenburgische Währung, wie Bellamontes () uns zuerst berichtet, Herr Gercke aber auch () bestätigt und den Verkauff auf den 27. Febr. 1323 ansetzet. Es scheinet aber, daß das Capitel benannte Örter nicht lange behalten, sondern auf die Vorstellung des Kaysers, daß Rudolph nicht verkauffen könne, was ihm nicht gehöre, bald wieder herausgegeben habe.

Benannter Marggrafs Ludewig der ältere hat es noch A. 1345, da er den Bürgermeistern und der gesammten Stadt Potsdam von Frankfurt aus die Versicherung gab, daß er dieselbe niemals verpfänden wolle. Ob erstere Stadt, da sich im Jahre 1348 ein von dem Kayser Carl IV. und den anverwandten des Ascanischen Hauses, wie insgemein dafür gehalten wird, aufgestellter Land-Betrüger, der von einigen Meincke Müller, von andern Jacob Rehbock genennet wird, seiner Profession nach ein Müller gewesen seyn soll, sich für den verstorbenen Marggrafs Waldemar ausgab und fast alle Städte an sich zog, ob, sage ich, diese unsere Stadt sich damals zu dem falschen Waldemar geschlagen oder aber mit treuen Brietzen, Spandau und Frankfurt dem Ludwig treu geblieben, kann ich zwar mit Gewißheit nicht sagen, glaube aber, weil selbst der Bischoff von Brandenburg, zu deßen Dioces auch Potsdam gehörete, selbst wieder den Willen des Papstes es mit Ludewigen gehalten und von den angegebenen Waldemar nichts wißen wollen (), daß auch Potsdam dem Exempel des Bischofss gefolget seyn wird.

Ludwig der ältere trat die Mark, weil er der Unruhe müde war, die ihm der falsche Waldemar verursachte, seinem Bruder Ludewig dem Römer ab und diesem folgte der zweyte Bruder Otto Finnus. Diesen nöthigte Carl IV., daß er ihm die gantze Mark Brandenburg für ein geringes Geld abtreten mußte. Es wurden ihm 200 000 Gulden versprochen, es mögen ihm aber keine 6000 Gulden gegeben worden seyn. Ein Anverwandter des Bayernschen Hauses, Ludewig der Bärtige, sagte einstens zu dem Sohn besagten Kaisers, zu Sigismunden, der nach dem Vater auch Kayser geworden ist, sein Vater hätte seinem Vetter Otto für die gantze Mark Brandenburg nicht so viel bezahlet, daß davon die Stricke an den Glocken den Kirchenthürmen hätten erkauffet werden können. Daß Potsdam zu den von Otton an den Kayser Carl cedirten Städten mit gehöret habe, solches wird uns aus dem folgenden erhellen.

Kayser Carl IV. rechnet unter die Städte, die nunmehro ihm als Marggraffen von Brandenburg zukommen, in seinen Landbüchern auch Potsdam. Der Havelländische Kreis, heißt es, hat diese Städte, Vestungen, Schlößer und Städtlein Brandenburg, Rathenow, Nauen, Potsdam etc., welche dem Marggraffen zukommen; Potsdam kam also A. 1373 aus den Händen der Bayerischen in die Hände der Lützelburgischen Marggraffen. Carl IV. behielt die Mark Brandenburg nicht für sich, sondern gab sie seinen Sohn Wenzislaus und dieser ließ sie, als er Kayser wurde, seinem Bruder Siegismund. Siegismund versetzte sie als er König in Ungarn worden war und zu seinen Kriegen Geld brauchte A. 1385 an seinen Vetter Jobst oder Jodocus, Marggraffen von Mähren, und machte solches unter andern von Budon aus auch den Bürgermeistern und Rathmannen unserer Stadt bekannt. () Jodocus, da er Kayser werden wollte 1410 und Geld brauchte die Churfürsten auf seine Seite zu ziehen, versetzte sie wieder an seinen Schwiegersohn Wilhelm dem Reichen, einem Marggraffen in Meißen, der zu dem, was schon sein Vater Wilhelm . . . darauf vorgeschossen hatte noch ein mehres dazu hergab, er hatte aber auch schon vorher diese und jene einzelne Stadt und Schloß an verschiedene Edelleute theils verpfändet, theils gar verkauffet. Unter die von Jodoco verpfändete Städte und Schlößer gehörete auch Potsdam, welche er an Wichard v. Rochau den ältern, einem gantz patriotischen Edelmann, ich weiß aber nicht, in welchem Jahr? versetzet hatte. Das Land hatte schon etliche mahl die Gelder aufgebracht, die versetzte und verkauffte Marggräffliche Hausgüter wieder einzulösen, man hatte auch dieses Geld Jodoco zugestellet, Jodocus aber hatte keinem ausge-zahlet, sondern das Geld lieber mit sich aus dem Lande und nach Mähren genommen (), er starb endlich A. 1411 und hätte Sigismund seine Mark Brandenburg mit den davon verkaufften und verpfändeten Domainen gerne wieder gehabt, aber sowohl Wilhelm, der von Jodoco nicht befriediget worden war, als auch die Edelleute, die noch einige Marggräffliche Güter in Händen hatten, trugen Bedenken, was sie inne hatten sogleich wieder herauszugeben. Sie hatten Jodoco ein großes Geld darauf vorgeschoßen, aber ihren Pfandschilling und Kauffbrieff noch nicht wieder erhalten. Sie bestunden also sowohl als Wilhelm darauf, daß ihnen ihr baares Geld vorher wieder gegeben werden solle. Wilhelm zu befriedigen zog Sigismund, wie es uns Eberhard Windek () berichtet, den Burggraff Friedrich I. von Nürn-berg schon 1410 auf seine Seite (), weil er von ihm als einen reichen Herrn, der auch bey den Nürnbergern in großem credit stand, einen großen Vorschuß bekommen zu können glaubete. Er erhielt was er suchte, da er zwischen ihm und dem Hertzog Albrecht in Sachsen, die bisher Feinde gewesen waren, Friede, und zwischen deßen ältesten Sohn Johann und des Hertzogs Tochter Barbara ein eheliches Bündniß stifften half, auch denselben zur Ausrichtung eines fürstlichen Beylagers auf Saarmund, Treuen-brietzen und Beelitz 50 000 Gulden anweisen ließ und Versprechungen that, daß er ihm nach geschehener Einlösung der Mark, dieselbe als Vormund und Statthalter einräumen, auch wegen des vorgeschoßenen Geldes selbst an der Mark eine sichere Hypothek geben wolle. Der Burggraff liehe ihm hierauff 100 000 Gulden. Doch dieses Geld brauchte Sigismund an tausend andern Enden und die Mark blieb noch zur Zeit in den Händen Wilhelms. In dem folgenden Jahr 1411 ward Sigismund Kayser nach dem Tode Jodoci, der kaum den Thron 4 Monath besessen hatte, und nun fand er Gelegenheit Wilhelm ohne Geld zu befriedigen, indem er ihn wegen Abtretung der Mark mit dem Oberhertzogthum Sachsen beliehe, welches eben damals dem Reiche offen war. Er war nun wieder Herr im Lande, er empfing die Huldigung, er ernennete und bestätigte die Edelleute und Städte ihre Privilegien, aber er sahe nun auch mehr und mehr, und mehr als sonsten ein, wie viel Mühe und Kosten und Arbeit es machen würde, von den so mächtig gewordenen Edelleuten die verkaufften und verpfändeten Güter wieder zu erhalten, da ihnen Jodocus das zu diesem Ende von dem Lande aufgebrachten Gelde nicht wieder gegeben, sondern es immer behalten hatte und nun gar darüber hingestorben war. Sein gantzes Vertrauen fiel wieder-um auf den Burggraffen Friederich, dem er schon im vorigen Jahr die Statthalterschafft versprochen hatte, in diesem Jahr ihn aber noch mehr dadurch sich verbindlich machte, daß er ihm die seinem Sohn versprochene Mitgäbe noch mit 50 000 Gulden auszahlen zu laßen anheischig machte. Der Burggraff wolte von diesen allen gern genügsame Versicherung haben und drang darauf, daß ihm solche schrifftlich gegeben und außer obgedachten Städten auch noch Potsdam, Trebbin, Plaue und Mittenwalde angewiesen und eingeräumet werden solte. Der Kayser ließ sich das alles gern gefallen, die erforderten Schrifften wurden zu Burgau Donnerstags nach Bartholomäi A. 1411 ausgefertiget und der Hertzog Suantibor von Pommern, damaliger Statthalter des Kaysers, lieferte den an ihm ergangenen Befehl zufolge, die zur Versicherung der dem Johannes und seiner Braut versprochenen Kayserlichen Mitgäbe verschriebene Städte, insonderheit Potsdam dem neu verordneten Stadthalter Friedrich, der 1412 ankam, ungesäumt in die Hände. Die Herren v. Rochau sowohl als die andern Edelleute wurden hierüber sehr aufgebracht, als sie vernahmen, daß sie die an sich gebrachte Städte und Schlößer ohne Wiederrede zurück geben und den Schaden, den sie litten, nicht dem Kayser und Burggraffen oder dem neuen Stadthalter, sondern ihrer eigenen Unvorsichtigkeit zuschreiben sollen, daß sie Jodocus Geld geliehen und ihm mit dem Gelde davon lauffen laßen. () Die Ouitzows insonderheit waren so ausgelaßen, daß einer von ihnen sich sogar heraus ließ: Wenn es auch alle Tage Burggraffen regnete, würden sie sich doch zur Herausgabe der von Jodocus an sie verkaufften und verpfändeten Güter nicht verstehen. Sie schickten mit einander einen Notarius nahmens Peter Groschwitz an den Kayser ab, denselben, wie sie sagten, um seine wahre Meinung zu fragen (), richteten aber nichts aus. Sie hiengen sich hierauf an die Hertzoge von Stettin, die in der Uckermark und Neumark auch vieles an sich gezogen halten. Mit Hülffe derselben fochten sie auf dem Cremmer Damm anfangs glücklich. Als aber der Burg-graff sich durch die Allianz mit dem Churfürsten Rudolph in Sachsen und andern mehr verstärket hatte und mit seiner faulen Grete (so nannte man die Canone, die er mit sich führte und die 24 Pfund schoß) wieder sie anrückete und an ihren Schlößern hin und wieder großen Schaden that: so kamen sie nach gerade auf andere Gedanken und Wichard v. Rochau der jüngere war unglücklich. Churfürst Rudolph nahm ihn sein Schloß Goltze weg, welches er als ein väterlich Erbe besaß, und kriegte ihn selbst gefangen. Er übergab ihm und sein Schloß dem Burggraffen. Dieser brachte ihn 1414 nach Potsdam, welchen Ort Suantibor schon vorher dem Burggraffen in die Hände gespielet haben mogte, worauf aber der v. Rochau noch immer ein gegründetes Recht zu haben vermeinte, in genaue Verwahrung und ließ ihn daselbst so lange sitzen, bis er auf den Gedanken kam lieber 400 Schock Böhmische Groschen als Goltze und seine zu verlieren. Es währte jedoch noch lange genug und er entschloß sich nicht eher als A. 1416, da Friedrich bereits ein Jahr Churfürst gewesen war. Der Abt von Lehnin Heinrich Stifft übernahm es sein Fürsprecher bey dem neuen Churfürsten zu seyn. Er war glücklich genug ihm die Begnadigung auszuwirken. Der Churfürst gab ihm sein väterliches Erbe wieder, aber auf Potsdam, welche Stadt nebst andern der Kayser Sigismund seinem Sohn und dessen Braut zur Versicherung des ihnen versprochenen Brautschatzes anweisen und einräumen laßen, er nach einem Schreiben von besagtem Jahre demselben zu erhalten und dabey zu schützen übernahm (), mußte er völlig verzicht thun und noch 660 Schock Böhmische Groschen oben ein bezahlen, hatte aber darum die Gnade seines Landesherren so wenig verlohren, daß er ihn vielmehr in dem folgenden 1417ten Jahre bey der ersten über die Churlande ertheilten Belehnung die vorzüglichste Ehre wiederfahren ließ, daß er die Lehnsfahne zu führen die Erlaubniß erhielt. Potsdam hat seitdem das Glück gehabt unter der weisen Regierung der von diesem Friedrich abstammenden rühmlichen Marggraffen und Churfürsten von Brandenburg allen Schutz und Gnade zu genießen.

1.3. Von deren Aufenthalt in Potsdam

Ich gedenke hier insonderheit, daß die meisten, wo nicht alle aus dem Burggräfflichen Hause Nürenberg entsproßene Könige von Preußen und Churfürsten von Brandenburg unterweilen selber hier gewesen, der Stadt und Bürgerschaft viele Vortheile zugewendet und sie zur Bewunderung der Völker, und, wie Dragonotti, ein Italiener (), von unserem ietzigen glorreichst regierenden Könige schreibet, dem Capitolio gleich gemachet. Der große Churfürst und seine drey Königliche Nachfolger in der Regierung haben hier fast beständig residiret. Weil dieses bekannt ist, halte ich nicht für nöthig, davon ein mehreres zu erwähnen. Ich finde aber auch, das schon der erste Churfürst aus dem Burggräfflichen Hause Friedrich I., ingleichen Friedrich II. sich hier zu gewißen Zeiten aufgehalten hat.

1)Friedrich I. war damals hier, als er unserer Stadt A. 1416 ihre alte Privilegia confirmirte, die bisherige Vergehungen der Bürger, weil sie sich gebeßert hatten, pardonirte und zum Brückenbau die Erlaubniß gab. — 2) Friedrich II. war laut eines Transacts in streitigen Sachen zwischen den Herren v. Stechau zu Fahrland und dem Rathe und Einwohnern zu Potsdam in Puncto der Kleinfischerey und des großen Garns hieselbst im Jahre 1451. Der Transact ist von dem Churfürsten selbst zu Potsdam datiret und zum Vortheil der hiesigen Garnmeister abgefaßt. — 3) Von Albert Achilles werden sich wenige Städte rühmen können, daß sie von ihm besuchet worden, Potsdam auch nicht, er hielt sich mehrentheils in Franken auf. —             4) Johann Cicero hat seine uns nahe Residentz zu Berlin. Es ist zu vermuthen, daß er Potsdam nicht unbesuchet werde gelaßen; er ließ sich die städtische Angelegenheiten vor andern anbefohlen seyn. — 5) Von Joachim I. ist aus dem Leuthinger ( ) bekannt, daß er hier ein Schloß angelegt, die Stadt mit Wall und Graben zu umziehen angefangen und eine reelle Festung daraus habe machen wollen. Solte er bey diesen Umständen niemals hieher gekommen seyn und die Arbeit in Augenschein genommen haben? Auf seinen Befehl blieb die Arbeit wieder liegen, er muß also gesehen haben, daß seinem Vorhaben viele Hindernisse entgegen stunden. — 6) Joachim II. hat hieselbst ein Jagd- und Lusthaus angeleget, wie Leuthinger berichtet. Ich schließe, daß er solches nicht umsonst habe erbauen laßen, sondern solches zum öfftern werde besuchet und sich hier mit der Jagd werde divertiret haben. Wenn er aber auch niemals in Potsdam gewesen seyn solte: so war er doch gewiß damals hier, als er Donnerstags nach Sixti 1561 den Verkauff des ietzigen Tieffenbachischen Hauses in Berlin an Simon Mekeln von Potsdam aus bestätigte (). — 7) Von Johann Georgen und dem Churfürst August in Sachsen meldet Marperger (), daß sie in ihren Ländern und auf den Grentzen öfftere Besuche angestellet, welches auch aus den zu Potsdam vorhandenen Gemählden erhellen soll, woraus zu schließen, daß sie auch in Potsdam zusammen gekommen. — 8) Joachim Friedrichs Gemahlin hat an dem Potsdamschen Schlosse gebauet, welches die Vorsteher des Gotteskastens in einem Supplicat bezeugen. Warum solte sie dieses gethan haben, wenn sie sich niemals hier aufhalten wollen. Der Prediger Conradi fand noch nach des Churfürsten Tode so viel Eingang bei ihr, daß sie ihm nicht leichtlich etwas abschlagen konnte. Sie muß ihn in Potsdam haben kennen lernen, und wenn sie? warum nicht auch ihr Durchlauchtigster Gemahl? Wozu war hier ein Churfürstlicher Gärtner, Weinmeister, Schiffer nöthig, wenn nicht der Churfürstl. Hoff sich hier bisweilen aufgehalten und auf dem Waßer, in dem Garten und in dem Weinberg einer angenehmen Landlust genoßen hätte? — 9) Johann Sigismund hat A. 1610, den 26. Junius mit eigener Hand an den Prediger Conradi geschrieben und den Brieff zu Potsdam datiret. Was ist deutlicher, als daß er damals hier sich aufgehalten hat. A. 1613 den 2ten Sonntag nach Epiphanias beging Hans Seseler auf dem hiesigen Schloße seine Hochzeit. Der Churfürst war selbst mit auf der Hochzeit und Horitius merket dieses im Kirchenbuche mit folgenden Worten an: in arce nostra Potsdamiana copulentur Hans Seseler et Catharina Schultzen praesente Capitane Wolff Dieterich Hacke, quin immo, quad magis est, praesente principe Electore cum consiliariis et magna notitium pompa— 10) Daß auch der Churfürst George Wilhelm sich zum öfftern hier aufgehalten ist klar genug daher, weil er hier seine eigene Leibgarde gehabt, und wird in dem Kirchenbuche angemerket, wer davon tau-ffen laßen, auch wer gestorben und nach Kriegsgebrauch begraben worden. Wer wolte doch den Churfürsten von seiner Leibgarde so weit entfernen, daß er niemals bey ihr und sie niemals bey ihm gewesen seyn sollte? Was solten überdem die vielen Cavaliers und Dames, die im Kirchenbuche angeführet werden, hier zu thun haben, wenn sie nicht um des Hofes willen sich hier aufgehalten hätten? Warum hätte der Churfürst hier einen eigenen Küchschreiber, Hoff-Conditor etc. gehalten? Und warum solten die Garnmeister A. 1629 und 39 besonders befehliget worden seyn, die Fische für eben denselbigen Preis wie andere Garnmeister in die Churfürstliche Küche zu liefern? Ist es nicht ohne Zweiffel darum, weil der Churfürst in Potsdam sowohl zu eßen pflegte, als wenn er sich anderswo befand. — 11) Der große Churfürst Friedrich Wilhelm hat sich hier bisweilen 18 bis 22 Wochen aufgehalten, um von seinen Feldzügen auszuruhen. – 12)Friederich,                der erste König, führte, wenn er hier war, eine so freygebige Haushaltung, daß fast die gantze Stadt aus seiner Küche mit erhalten wurde. Er unterließ nicht, uns bald nach seiner Krönung im März 1701 zu besuchen. Er zog durch eine Ehrenpforte bey uns ein, welche hernach auf dem Golmer Berg wieder aufgerichtet wurde und daselbst lange Zeit zu sehen gewesen ist und die Thalia Potsdamiensis (die Potsdamer Schule) vergaß bey dieser Gelegenheit nicht ihn durch einen gedruckten Bogen mit der Aufschrift: Apollo de Marsia tibae cuta triumphans (?) allerunterthänigst zu bewillkommen. Und im Jahr 1709 empfing er hieselbst die 3 Könige. —13) Der König Friedrich Wilhelm konnte von seinem Regiment großer Grenadiers, die hier ihre Garnison hatten, nicht lange entfernet seyn. — l4) Ihre ietzregierende Königliche Majestät haben hier ihre fast beständige        Residentz, wie sie denn               auch die Hoffnung unserer Stadt und unseres Landes Sr. Königliche Hoheit unser               Kronprintz sambt dero Gemahlin und Königlichen Familie, auch Hoffstaat hieher          gezogen, imgleichen die Königliche Garde zu Fuß und zu Pferde, die sowohl als das Kronprintzliche Regiment hier einquartieret sind.

1.4. Von dem Königlichen Schloße

Nachdem ich bis hieher mit Fleiß angemerket habe, daß unsere Könige und Churfürsten sich hieselbst zum öfteren aufgehalten und einige fast beständig residirt haben: so wird man nunmehro auch ohne Zweiffel begierig seyn zu wißen, was hieselbst von jeher für Anstalten gewesen, der hohen Landesherrschaft ihren hiesigen Aufenthalt bequem und angenehm zu machen.

Ich gestehe es gerne, daß ich in diesem Stück mehrere Nachrichten von unserem Ort zu haben wünsche, als ich wirklich habe. Es hat inzwischen schon Gundling angemerkt, daß nicht erst in neuerer Zeit eines Schloßes in Potsdam gedacht werde, sondern daß dieser Ort schon in alten Brieffen unter den Nahmen eines Schlosses zum öfftern vorkomme. Mir ist von diesen Brieffen nichts vor Augen gekommen, es kan aber wohl seyn, daß Gundling dergleichen in Händen gehabt, denn es ist bekannt, daß er viele zur Erläuterung der Brandenburgischen Geschichte gehörige Urkunden zusammen gebracht; die vermuthlich noch bis ietzo bei der Königlichen Academie der Wißenschaften bewahrlich aufbehalten werden.

In den Landbüchern Carl IV. finde ich eines Schloßes gedacht, welches ietzo nicht mehr vorhanden ist, und von welchem ich auch nicht sagen kann, von wem und wann es erbauet worden, wo es gestanden, was es damit für eine Beschaffenheit gehabt, und wer es wieder niederreißen laßen. Es kann seyn, daß schon Kayser Otto III. hier eine Art von Wendischem Schlosse gefunden hat, weil er der Mathildis Potsdam cum omnibus uten-silibus, wodurch doch wohl nicht die alte Töpfe der damaligen armen Einwohner, sondern was zum Aufputz eines zum Orte gehörigen Schloßes gehörete, verstanden werden müßen. Dem sey, wie ihm wolle, so war zu Carl IV., auch noch zu des Churfürstens Friedrich I. und II. Zeiten hieselbst ein Schloß vorhanden, welches ietzo nicht mehr zu finden ist. Der Churfürst Joachim I. hat hier zu seiner Zeit auch ein Schloß erbauet, wie Leuthinger berichtet. Ein gleiches ist nach Leuthingers Bericht auch von Joachim ll. geschehen und Leuthinger nennet es arcem venatoriam, ein Jagdhaus. Das alte Haus zu Potsdam, wovon der Grundriß im Archiv gefunden worden, ist ohne Zweiffel eines von vorgedachten Schlößern gewesen. Welches aber? das muß erst ausgemachet werden. Ich halte das Jagdhaus oder Jagdschloß, welches Joachim II. hier angeleget hat für das vor der Langen Brücke gestandene lange Gebäude mit ausgemauerten Fächer:, worin bis auf unsere Zeit eine Menge von allerhand Jagdzeug verwahret wurde, welches wegen des durch die Länge der Zeit gantz vermürmelten Holzes gantz baufällig worden war, und A. 17 .nachdem vorher die darin verwahrete Sachen nach dem Grünewaldischem Schloße gebracht waren, unvermuthet mit einem Sturtz über den Hauffen fiel. Die Gegend jenseits der Langen Brücke hieß, wie wir schon sonsten angemerket haben, auch Potsdam und wird auch noch zu Potsdam gerechnet. Das Schloß, welches Joachim I. hier aufgeführet hat, stand nach dem Bericht unserer ältesten Einwohner, die solches per traditionem von ihren Ältern und Vorältern her wißen, auf dem sogenannten Mühlendamm und da, wo ietzo die Heilige Geistkirche stehet. Dieses ist so gewiß, daß selbst der selige Amtmann Martin Plümicke, der in der Mitte des vorigen seculi gebohren war und deßen Vorältern bis ins dritte Glied vor ihm schon in Potsdam bekannt und bey der Kirche und im Rathe bedient gewesen sind, solches als vollkommen glaubwürdig bezeuget hat. Das Schloß, welches Joachim I. erbauet, hatte aber ein gantz anderes Ansehen, als das alte im Archiv im Grundriß vorgefundene sogenannte alte Haus an sich wahrnehmen läßet. Ich habe es selbst gesehen, ehe es herunter-gerißen und auf deßen Stelle die Heilige Geistkirche hingesetzet wurde. Es hatte aber auf seinen 4 Ecken keine Thürme, wie das vorgegebene alte Haus an sich sehen ließ, sondern war gantz glatt im Viereck und egal auf allen Seiten weggebauet. Es lag zwar an der Havel, es war auch ein Graben um daßelbe hergeführet, aber diese Situation können wir dem alten Hause auch geben, wenn wir es dahin setzen, wo das jetzige neue stehet. Das neue Schloß liegt auch an der Havel und hatte ehedeß auch, sowohl als das Joachim’sche einen Graben um sich her, wie noch aus alten Zeichnungen () zu ersehen ist, daher ich es lieber dahin setzen will, wo gegen Mittag die Hauptseite des Schloßes zu sehen ist. Das Schloß war bis A. 1679 nur halb so groß als es ietzo ist, es hatte, wie das alte Haus, einen Graben um sich her, der damals zugezogen, nachher aber wieder von neuem um das erweiterte Schloß hergeführet wurde, daher wir ihn auch in den Zeichnungen um das erweiterte Schloß antreffen. Was mich dieses zu glauben noch mehr beweget, ist daß von Golm aus und dem dasigen sogenannten Panberge durch eine Allee von sehr hohen, alten und dicken Eichbäumen, die vor dem Brandenburger Thor großen Theils noch zu sehen sind, eine gerade nach dem hiesigen Schloße, insonderheit nach der sogenannten grünen Treppe vor dem Corps de Logis gehende bedächtige Aussicht gelaßen worden und daß es unbegreiflich scheinet, wie von Golm aus eine Allee nach dem hiesigen Schloß hinweisen solle, wenn der Platz, wo es stehet, in der gantz alten Zeit, da die Bäume gepflanzet seyn müßen, gantz leer, unbebauet und unbedeutend gewesen seyn sollte. Lieber will ich glauben, daß zu der alten Wenden Zeiten ihre Pans oder Fürsten hier und auf dem Golmer Panberge Schlößer gehabt, die sie durch diese Allee zusammenhangen wollen, daß unser hier sonst gestandenes Schloß auch von den Wenden erbauet worden und da gestanden, wo hernach der Churfürst Friedrich Wilhelm das seinige hingesetzet. Ob aber er oder oder ein anderer das alte Schloß oder Haus nieder-gerißen, will ich gerne anderen nachzusuchen überlaßen. Weil dieses alte Schloß in dem lateinischen Exemplar des Landbuches castrum genennet wird, so mag es wohl seyn, daß es eine Art von Festung vorstellen sollen, und weil das Potsdamsche und Golmsche Schloß durch eine merkwürdige Allee zusammen gehangen, so will ich nicht wieder seyn, wenn man beyde für Schlößer eines Pans oder Wendischen Herrn ansehen will. Die Lage, wie ich sie eben angegeben, kommt genau überein mit der Lage, welche nach Herrn Pros. Pauli Anzeige, die Wenden ihren Schlößern und Dörffern zu geben pflegten ().               Sie haben, schreibt er,  schon zu Carls des Großen Zeiten ihre Gards, Grals oder Schlößer gehabt, deren Vögte über die da herum liegende Striche Landes die Aufsicht gehabt. Hinter solche Schlößer waren ihre Flecken erbauet, aus welchen nach und nach ihre Städte entstanden sind.

Das in Potsdam befindliche vermuthlich Wendische Schloß ist    ohne     Zweiffel dasjenige, auf welchem der junge Wichard v. Rochau zwey Jahre lang gefangen gehalten worden, auf welchem Friedrich I. unserer Stadt ihre Privilegien comfirmiret und auf welchem Friedrich II. die Streitigkeiten zwischen den hiesigen Garnmeistern und den Edelleuten zu Fahrland entschieden und den dahin gehörigen schriftlichen Transact zu Stande gebracht hat. Wenn damals vor Erbauung des Joachim’schen Schloßes die Churfürsten nach Potsdam gekommen: so sind sie vermuthlich auf dem alten Hause abgestiegen, dahingegen die folgende auf dem Joachim’schen Platz genommen haben werden, wo vermuthlich auch die Churfürstin Catharina zu wohnen angewiesen seyn wird. Auf dem Joachim’schen Schloße, welches ein massives starkes Gebäude war, haben vormals auch die Amtshauptleute ihre Wohnung gehabt. Der große Churfürst verwandelte es in ein Kornmagazin, und brauchte die Kellergewölbe für die Weine, die in den auf den Potsdamschen Werder befindlichen Weinbergen gewonnen wurden, da-selbst verwahrlich aufzubehalten. Der König Friedrich Wilhelm aber ließ es gantz abreißen und die jetzige Heilige Geistkirche dahin bauen.

Auf den Platz, wo das Jagdzeughaus JoachimII. gestanden, sind, nachdem es eingefallen, Scheunen zur Aufbewahrung des Strohes und Heues für die Königlichen Ställe erbauet worden.

Wolte von besagten Häusern und Schlößern jemand mehr von mir wißen, als ich ihm zu sagen im Stande bin, der nehme es mir nicht übel, wenn ich ihm sage: mehr weiß ich nicht. Und solte wegen des Wendischen Schloßes, wo es gestanden, noch ein Zweiffel seyn: so weiß ich keinen anderen Rath, als daß wir warten, bis Carl IV. wieder aufstehet, und uns den rechten Platz, wo es gestanden, wieder anweiset. Ich habe bey Aufsuchung der hiesigen in alten Schriften vorkommenden Schlößern soviel gethan, als ich habe thuen können. Man wird zum wenigsten soviel daraus ersehen, daß unsere alte Churfürsten, wenn sie nach Potsdam gekommen, eben nicht nöthig gehabt haben, in der Bürger Häuser einzukehren, sondern sich in ihre eigenen Schlößer haben aufhalten, auch allenfalls einen Churfürsten von Sachsen, der bloß der Jagdlust wegen ohne großes Gefolge hieher gekommen und gerade keine Staatsvisite ablegen wollen, auf kurtze Zeit gantz wohl beherbergen können.

Für den großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm war, was in Potsdam für ihn seyn sollte, alles viel zu klein. Weil er aber an diesen sonst kleinen Ort ein besonderes Gefallen fand: so sollte nicht allein die Stadt, sondern auch das Schloß, auf welchem er wohnen wolte, größer gebauet werden. Er war durch den Olivischen Frieden 1660 ein souverainer Herr über das Herzogthum Preußen geworden. Die vor diesem Frieden hergehende Jahre waren in vieler Unruhe zugebracht und nun wolte er wieder der Ruhe an einem recht ruhigen Orte genießen. Potsdam ward dazu ausersehen, unter den Häusern des Friedens vorzüglich genennet zu werden. Hier also ward noch in demselbigen Jahre Anstalt zur Erbauung eines ansehnlichen Schloßes gemacht, wo künfftig ein mächtiger Souverain residiren und über seine Unterthanen in Frieden regieren wolte. Es gieng mit Anschaffung deßen, was dazu nöthig war, anfänglich etwas langsam her, und sahe erst nach 2 Jahren den Bau aus dem Grunde hervor steigen. Magirus setzte daher auf seine aus die Erbauung des Schloßes projectirte Müntze das Jahr 1662, es ist aber gewiß damit schon 1660 angefangen worden. So groß, als es ietzo ist, hatte es der Churfürst anfangs nicht willens zu bauen, es solte nur halb so groß seyn. Nachdem er aber mit den Seitenflügeln bis an den jetzigen mittlern Vorsprung fertig geworden und dieselbe durch ein neues Gebäude hinten zusammengezogen, auch 1678 den Schloßhoff hatte pflastern laßen und die grüne Treppe, die Grotte unter derselben und die Waßerkunst fertig sahe, entschloß er sich A. 1679 die Flügeln nach dem Markte zu zu verlängern, und wie der Cantor Bergemann meldet, den Grund zu einem neuen Schloße zu legen, bey welcher Gelegenheit des Cantors eigenes Brauhaus, um dem Schloße Raum zu machen, mit abgebrochen und anderswo wieder ausgebauet wurde, wie denn auch noch A. 1683 eben-falls 39 andere Bürger-Häuser abgebrochen und anders wohin gebracht wurden, wie der Amtsschreiber Wartenberg 1686 an den Churfürsten un-terthänigst berichtet. Es scheinet, daß bald anfangs bey Erweiterung des Schloßes auch an eine Schloß-Capelle zur Übung des reformirten Gottesdienstes gedacht worden, weil im December 1680 Herr Anton Brunsenius zum Churfürstlichen Hoffprediger hieher berufen worden. Ob die Chur-fürstliche Frau Wittwe, welcher und ihren Kindern der Churfürst die Stadt und das Schloß im Testament verschrieben hatte, an dem letzteren viel gebauet und gebeßert habe, weiß ich nicht, so viel aber weiß ich, daß sie nach ihres Gemahls Tode nicht viel über3/4 Jahr gelebet, immer kränklich gewesen und also mit dem Schlosse wohl nicht viel Veränderungen vorgenommen haben wird.

Der Churfürst Friedrich III., unser nachmaliger erster König, lösete die Stadt und das Schloß nach dem Tode des Churfürsten von ihren Kindern, seinen Stieffbrüdern, gegen ein starkes Aequivalent wieder ein, und nun war das erste, was er mit dem Schlosse vornahm, daß er das Quergebäude, wodurch der Churfürst, sein Vater, ihm 2 Hoffe gegeben hatte, wieder wegbrechen ließ und dadurch dem Schloße inwendig mehr Luft uud Ansehen gab. Er ließ besagtes Schloß auch mit vielen kostbaren Stücken vermehren, worunter insonderheit der prächtige Saal zu admiriren ist, auf welchem A. 1709 die drey Könige von Dänemark, Polen und Preußen Tafel gehalten, den er prächtig ausschmücken und insonderheit die 4 großen Siege des Churfürsten, den über die Polen bey Warschau 1656, den 18. bis 20. Julii, den über die Franzosen am Rhein 1672 und in den folgenden Jahren, den über die Schweden bey Fehrbellin 1675, den 18. Juni, und den über die Türken bey Ofen 1686, den 23. August, den Churfürsten selbst aber auf einem mit 4 Pferden bespannten Triumph-Wagen im Römischen Habit von den Gratien bedienet in überaus großen vortrefflichen Gemählden vorstellen ließ. Als dieser Herr im Jahre 1701 aus einem souveränen Hertzog ein souveräner König von Preußen geworden war, nahm er mit dem hiesigen Schloße noch eine sehr merkwürdige Veränderung vor. Er ließ, da es bisher ein vollständiges Ouarree vorgestellet, auf der Marktseite abrunden und in der Mitte das kostbare hohe Portal aufführen, wodurch der Haupteingang zum Schloße verstattet wird, worüber ein sehr netter zierlich gebau-eter Thurm sich sehen läßet, auf welchem eine Schlaguhr und nach den 4 Himmelsgegenden hin ein Stundenzeiger, gantz oben aber die Fortuna von Ertz schön übergüldet zu stehen kam, welche sich nach dem Winde drehet und mit dem Finger die Gegend anzeiget, wo er herkommt. Jedermann hält dieses Portal oder Thurm für ein Meisterstück der Kunst, und wer die Beschreibung davon in Nicolai Beschreibung von Potsdam gelesen hat, wird dieses Urtheil mit seinem Beyfall bestätigen. Was aber mich bewegt, deßen insonderheit zu gedenken, ist dieses: es ist ein ewiges Denkmal der vom Friedrich III. im benannten Jahr für sich und für seine Nachkommen erhaltenen Königlichen Würde, die uns und unsern Kindern auch ewig ver-ehrungswürdig bleiben wird. Denn 1) auf der einen Seite nach dem Markte zu x>iu686ntiret sich folgende in Stein gehauene lateinische vergüldete Insription: Fridericus Rex. Boruss. P.P. Aug. inter alias. Substract. magnif. Praetorium. a. div. pac. exstarct. nova. porta. amplificavit. Anno novi. dec. et Regni. Boruss. I. 2) Auf der inwendigen Schloßseite aber: Fridericus. Rex. Boruss. Opt. Max. quum. Regia. dignitate. domum. Aug. primus. Deoa auspice illustrasset. hoc. palat. in. augustiorum. fornam. erigi. jussit. M.D.CCI. Der hochselige König Friedrich Wilhelm hat zwar, wie sein großer Sohn Friedrich II. von ihm spricht, für seine Unterthanen mit Verschwendung gebauet, aber zu einer bequemen Wohnung für sich nicht einmahl eine gantz geringe Summe angewendet. Die Seite des Schloßes nach Abend zu wurde zwar nach seinem Sinn etwas anders eingerichtet, aber an inwendiger Pracht und Auszierung wenig gedacht. Es sind, wie auch Herr Büsching angemer-ket hat, in dem Königlichen Schloße noch einige Zimmer in dem Zustande gelaßen worden, in welchem sie sich bey dem Tode des Königes befunden und man siehet mehr als zu deutlich, daß dieser große König in Ansehung seiner Wohnung sich sehr schlecht beholffen hat.         Sr. ietzregierende Königliche Majestät legten die letzte Hand an die Ausbauung und Ausschmückung des Schloßes, erhöheten es auf den Seiten-Flügeln und auf der Hinterseite am Markte, setzten es von unten bis oben mit Werkstücken aus, gaben ihm einen neuen Anstrich, Fenster von Christall-Glas, ein kupfernes vergüldetes Dach und zierte die Zimmer inwendig Königlich aus. Da der Französischen Colonie schon zu des hochseligen Königs Zeiten die Schloß- Capelle zu ihrem Gottesdienst eingeräumet worden war: so bauete er derselben lieber eine neue Französische Kirche und richtete die Capelle zu neuen kostbaren Zimmern für fremde hohe Gäste ein, legte auch derselben gegen über auf der anderen Seite des Schloßes am Markt zum Vergnügen des Hoffes und der Stadt einen schönen Operetten-Saal an.

Die gantze in- und äußerliche Beschaffenheit des Schloßes nebst der inneren Einrichtung, Auftheilung und Ausschmückung der Zimmer zu beschreiben, kann nur von großen Baumeistern und allen Arten von Künstlern und kunstreichen Werken hocherfahrner Leute und wenn ich es sagen soll, kaum von diesen auf eine dem hohen Einwohner geziemende Art erwartet werden. Ich begnüge mich also meine Leser zu ersuchen, mit dem zufrieden zu seyn, was eine geschickte Hand davon in Nicolai herausgegebener Beschreibung von Potsdam dem wißbegierigen Publico bekannt gemachet hat.

Die Wohnzimmer des    großen Churfürsten und des hochseligen Königs waren auf dem Seitenflügel nach Abend zu, Friedrich I. und II. schlugen ihre Wohnungen in dem Corps de Logis,  ersterer auf der rechten, letzterer auf der linken Seite am Waßer der Havel auf, und die Aussicht eben gemeldeten Fluß nach den gegenüber liegenden Bergen, vorliegenden Wiesen, schilffigten mit allerhand Wasservögeln wimmelnden Gestade, Gärten und Garten-Häusern, die oben und unten, an und auf den Bergen angeleget worden, nebst dem gleich dahinter liegenden Walde ist unvergleichlich.

Der große Churfürst hatte in seinem Schlafzimmer gerade vor seinem Bette das Bild des Freyherrn v. Briest beständig vor Augen, der sich zur Zeit des Schwedischen Einfalls in die Mark Brandenburg durch sein Wohlverhalten so distinguirte, daß er die Stadt Rathenau, die die Schweden besetzet hielten, eher wieder in des Churfürsten Hände brachte, als diese glaubten, daß er mit seinen Truppen aus Franken wieder sie im Anzuge war.

Auch muß ich hier von dem hochseligen König mit erwähnen, daß derselbe auf dem sogenannten großen Saal die Bildnisse aller seiner com-mandirenden Generals und Obristen nach ihrem Range in den schönsten Gemählden, in einem anderen Gemach die Mondirungs Stücke aller und in ieder Königlichen Regimenter und Bataillons vom Obersten bis zum untersten Offizier und Soldaten und auf dem langen Gang oder Gallerie vor seinem Wohnzimmer die gantze Leibcompagnie der großen Grenadiers in Lebens-Größe mit völliger Mondur und Gewehr abgeschildert und rangiret hatte aufstellen laßen. Wenn von diesen großen Leuten einer starb: so ward deßen Bildniß in die Todten-Kammer gebracht, der Platz aber wieder mit dem Bildniß desjenigen, der an seine Stelle kam, wieder ausgefüllet und ein neu arrangement vorgenommen. Ich führe dieses nur an, um zu zeigen, wie viel Gnade und Hochachtung unsere Könige und Churfürsten für meri-tirte tapfere Officiers und Soldaten haben.

Von der Größe des Schlosses werde ich genug gesaget haben, wenn ich nur dieses melde, daß es 1709 drey große Könige auf einmahl innewohnen und ihnen alle Bequemlichkeit gewähren können.

Die vornehmste Baumeister und Künstler, welche seit des großen Churfürsten Zeiten bis ietzo her daran gebauet, geändert und gebeßert haben, werden uns in Nicolai Beschreibung von Potsdam nahmhafft gemacht, werden auch vielleicht bald durch die geschickte Hand des ietzigen Oberbau-Inspectors Herrn Mangers näher bekannt gemachet werden. Unterlaßen aber kann ich nicht, eine besondere Anecdote mitzutheilen, die von dem ersten, von dem Churfürsten verschriebene Baumeister, einem Holländer, erzählet wird, daß er so lange Bedenken getragen, den wichtigen Bau unseres Schlosses zu übernehmen, bis er Berlin gesehen, da er denn überzeuget worden, daß der Churfürst denselben auszuführen überflüssig im Stande sey. Was man sonst im Sprüchwort zu sagen pfleget: figulus figulum edit, hat bey diesem Schloßbau ebenfalls seine Bestätigung erhalten. Mir ist insonderheit das, was der Cantor Bergemann bey dem Jahre 1679 ange-merket, aufgefallen. Ietzo, schreibet er, gehet es wunderlich bey dem hiesigen Bau her, man weiß nicht wer Koch oder Kellner ist, daher ein ieder thut, was ihm gefällig. Der Narr, der arme Jeck Marinus (NB. Johannes Marinus, von Geburt ein Italiener, von Profession ein Mahler, damals Castellan des Schlosses, wandte sich, da er sonst ein Papist war, in seinen letzten Jahren zur Lutherischen Religion und starb den 24. Januar 1679) will das factotum seyn und tadelt alles, was die andern angeben, absonderlich hält er den Baumeister für einen unverständigen Mann und schlechten Zimmermann, deßen Sachen nicht gültig. Solches zu beweisen will er das kostbare Kabinet, so albereit 4 bis 5000 Thaler gekostet, abbrechen, hat auch solches Sr. Churfürstlichen Durchlaucht berichtet, welche eine Com-mission, solches zu besichtigen, verordnet, welches auch den 8. ejusdem durch den Holtzschreiber, Amt- und Bauschreiber geschehen, und bleibt der schiefhalsige Jeck dennoch bei seiner närrischen Meynung.

Von Castellanen, welchen die Aufsicht über das Schloß und die Reinigung der Zimmer anvertraut worden, sind gewesen 1) zu des Churfürsten Zeiten George Nuglisch 1664, Joh. Marinus 1679; 2)zu des Churfürsten Friedrich I. Zeiten…………………….; 3) zu König Friedrich Wilhelms Zeiten Ernst Thomas Stegmann, der sich 1730 auf dem Schloß erschoß; 4) zu König Friedrich II. Zeiten………………… .

Die Wachten auf dem Schloße bestelleten 1) zu der Churfürsten Zeiten die Churfürstlichen Trabanten; 2) zu König Friedrich I. Zeiten die Churfürstlichen Trabanten; 3) zu König Friedrichs Wilhelms Zeiten das erste Battaillon der Königlichen großen Grenadier; 4) zu Friedrichs II. Zeiten die Königlichen Garden zu Fuß und zu Pferde.

1.5. Von dem bey dem Königlichen Residentz-Schloße befindlichen Lustgarten

Auf der Mittags- und Abendseite des Schloßes legte der große Chur-fürst zugleich einen vortrefflichen Lustgarten an. In des Herrn Nicolai Beschreibung von Potsdam finden wir auch eine ziemlich umständliche Beschreibung dieses Gartens. Er hatte einen ziemlich großen Umfang und erstreckte sich auf 2 Seiten bis an die Havel, auf den 2 andern Seiten bis an das Schloß und die sogenannte Freyheit. Er hatte von Morgen, Abend und Mitternacht her 3 Zugänge, der Haupteingang aber in denselben vom Schloße aus ging über die sogenannte grüne Treppe. Hier sahe man, sobald man aus dem Schloße herauskam, ein großes Blumenfeld vor sich und hinter demselben einen kleinen See und Hafen, der mit allerhand kleineren und größeren Lustschiffen besetzet und durch einen Canal mit der Havel zusammenhing, zur rechten aber sahe man mancherley Arten von Lustwäldern, Hecken, Alleen (wovon eine, die mit großen Eichbäumen besetzet war, besonders in die Augen fiel und die gerade Aussicht von der grünen Treppe nach dem Golmschen Panberge hatte), Ruhe-Plätze, Trillagen, Bassins und ausgestellete Bildhauer-Arbeit, am Waßer kleine Angelhäuser und da, wo ietzo die Statue des Herkules stehet, ein rundes Lusthaus mit einem Wa-ßergraben. Unter der grünen Treppe waren Grotten, die mit den schönsten Muscheln und Corallen ausgezieret waren, die grüne Treppe selbst aber war mit Figuren von allerhand Thieren, die das Waßer aus Nase, Maul und sonsten gehen ließen und mit untermengter Orangerie besetzet. Wenn ich den Grundriß, den uns J. G. Mertz von diesem Garten gegeben hat, Glauben zustellen darf, so ist er ein Beweiß, daß zwischen unserm großen Chur-fürsten und dem Churfürsten von Sachsen, Johann George IV., der ihn hier offt besuchet, die größeste Freundschaft bestanden hat. Denn der Nahmenszug dieses Herrn findet sich in dem von diesem Garten herausgegebenen Kupferstich und allen verziereten Blumenbeeten und zeiget mehr als zu deutlich an, daß unser Churfürst mit dem von Sachsen sich hier zum öffteren divertiret habe. Hier giengen sie bey Tage und zur Abendzeit zwischen den Blumen und in den Lustwäldern fleißig spatzieren, hier speiseten sie, hier besprachen sie sich auf das freundschaftlichste von Sachen, die ihrer beyder Interesse und das Wohl des Römischen Reiches zur Absicht hatten. Von hier fuhren sie, wenn es ihnen beliebte, auf den in den Hafen liegenden Lustschiffen nach den um Potsdam her liegenden übrigen Lusthäusern und Gärten, wohin sie, wenn sie wollten, auch zu Lande kommen konnten. Pauken und Trompeten begleiteten sie dahin und an angestellten Lustbarkeiten mußte es an keinem Orte fehlen. Was nun der große Churfürst hieselbst zum Lustgarten angeleget, das ließ sein Sohn, der erste König, auch einen Lustgarten bleiben und zur Verschönerung deßelben noch manches hinzu thun. Dem hochseligen König Friedrich Wilhelm gefiel es, A. 1715 einen großen Theil deßelben zu einem Parade- und Exercier-Platz und das Orangerie-Haus zu einem Königlichen Marstall für die Englische Reitpferde zu machen. Die ausländische kostbare Pflantzen und Gewächse wurden auf Anrathen des Königlichen Leib-Medici Andreas v. Gundelsheim () nach dem Berlinischen Lustgarten, und, da auch dieser eingehen mußte, wieder anders wohin gebracht. Sr. ietzt regierende Königliche Majestät haben es mehrentheils bey dem bewenden laßen, was dero Herr Vater gut befunden, nur daß der Einfassung des Gartens, der Auszierung des Hafens und der Passagen ein prächtiger Ansehen gegeben wurde. Auf der Abendseite, so heißt es in der Beschreibung des Herrn Nicolai, ward eine Mauer gezogen, die inwendig nach dem Lustgarten zu ab fresco gemahlet, und mit vergoldeten Kindergruppen und Vasen besetzet wurde. Auf der Mitternachts-Seite ward der Königliche Marstall mit dem mittlern Vorsprung des Schloßflügels durch eine Colonade von 32 freystehenden Corinthischen Säulen mit architravirten Gesimse zusammen gehangen und mit Gruppen und Statüen in Riesengröße, welche Ringer und Fechter vorstellen, besetzet. Auf der Seite nach Morgen und nach der Langen Brücke zu ist von den Eckvorsprüngen an wiederum eine Colonade von 28 freystehenden Corinthischen Säulen mit dazwischen stehenden Gruppen bis an das Ufer der Havel, welche von der Langen Brücke ab durch eine Brüstung, die mit Kindergruppen und Vasen und innerhalb des Lustgartens neben sich her eine Reihe von sehr wohlgewachsenen graden und kraus beschnittenen Linden hat, besetzet ist, die auch auf der Mittagsseite continuiret, wo zwischen der Havel und dem Hafen im Lustgarten eine schmale mit einer Aufziehebrücke versehene Überfahrt ist. Der Hafen selbst ist ietzo rings herum mit großen metallenen und vergoldeten Vasen besetzet und in dem Hafen siehet man den Neptun und die Amphitrite auf ihrem Wagen von Meerpferden gezogen und von blasenden Tritonen begleitet, und sind diese Figuren alle von Bley gegossen und stark verguldet. Die beybehaltenen vortrefflichen Alleen, die künstlich beschnittene Hecken mit den vorstehenden Hermen und Statüen, die inwendig befindliche auf mancherley Art formirte Gitterwerke, Salons, aufgestellte Bildsäulen, sonderlich der berühmten Printzen von Oranien, drey statlichste Gänge, die mit Orangerie besetzte Rasenbänke, nebst dem Gesang der Nachtigallen und anderer Vogel laßen           einen, der die Erlaubniß hat, sich in dem Lustgarten umzusehen, nicht leicht an eine Rückkehr nach Hause denken.

Ich muß hier das vortreffliche Lustschiff nicht vergeßen, welches außer andern sonst gebrauchten kleinen Fahrzeugen in dem hier befindlichen Hafen war. Ein berühmter Holländer Madersteg hatte es auf Befehl König Friedrich I. gebauet und über die See aus Holland hieher gebracht. Johann George Wolffgang hat es sauber in Kupfer gestochen. Unter            dem      nunmehro rar gewordenen Kupferbilde war folgende lateinische Schrifst zu sehen, aus welcher man die Beschaffenheit deßelben einigermaaßen abnehmen kann: Liburnica, LXXXII. pedes longa, lata XXIII tormentis bellicis aeneis XXII. armata, omnis generis instrumento navali et sapellectile splendidissima instructa, aplustribus aliisque ornamentis decorata et Primi Borusssiae regis nomine superbiens, quam Fridericus Augustissimus Borussiae Rex, regni suiconditor, ad exemplum a se probatum in Belgio aedificari et relicto oceano Svevum fluvium subire jussit, ut ill animi caussa uteretur et maritime navigationis imagine et voluptate inter Marchici colli oblectamente frueretur. Doch dieses vortreffliche Jagd- und Luftschiff ward im November 1716 von dem hochseligen König Friedrich Wilhelm mit allen Matrasten und darin befindlichen silbernen und anderen ökonomischen Geschirren so über 100 000 Thaler gekostet, zugleich mit dem unschätzbaren Bernstein-Cabinet, das in der Welt nicht seinesgleichen hatte und das einige in seiner Art war, dem großen Kayser von Rußland Peter Alexiewitz zum Geschenk gemacht und überlaßen.

Der Königliche Marstall oder Reitstall war zu des großen Churfürsten Zeiten ein Orangerie-Haus und mußte zu des vorigen Königs Zeiten, da die Nicolai-Kirche gebauet wurde, eine Zeitlang Kirchenstelle vertreten, hernach aber zum Stall für die Königliche Reitpferde gebraucht und eine Englische Schmiede darin angelegt. Der ietzt regierende König ließ denselben nach der Angabe des Baron v. Knobelsdorsf die Form geben, die er noch hat und den Eingängen von beyden Vorsprüngen im Garten stehende sehr schöne Grupen von Pferden und Figuren darauf setzen. In der Attica ist die Wohnung der Stallbedienten. Für die Orangerie ist am Ende des Lustgartens im Winkel hinter der Priesterstraße ein neues Gebäude aufgeführet, wo des Printzen von Preußen Königl. Hoheit in Sommers Zeiten öfftere Concerte ausführen läßet, wozu allen anständig gekleideten Personen der Zutritt verstattet wird.

1.6. Von dem kleinen Lusthauß im Baßin

Von diesem kleinen Lusthause oder Gloriette, welches König Friedrich Wilhelm mitten im Baßin erbauete, finde ich weiter nichts nöthig zu sagen, als was bey Gelegenheit des Baßins bereits gesaget worden ist.

1.7. Von den außerhalb Potsdam gelegenen Lustörtern

Vor der Langen Brücke nach dem großen Exercier-Platz zu siehet man noch bis ietzo ein mit Fachwerk gebautes ein Stockwerk hohes, aus einem einigen Zimmer bestehendes Haus, welches zu des Churfürstens Zeiten, weil es dem Schloße in der Stadt so nahe war, nicht selten besuchet wurde. — Zunächst vor dem ietzigen Jägerthor bauete besagter Churfürst das sogenannte Fasanen-Haus, wo er nebst den Fasanen auch andere Arten großer und kleiner fremder Vögel, auch vierfüßige Thiere erhielt. Das Haus selbst stehet noch und hat einen ansehnlichen Umfang. In Broebes Prospec-ten stehet es Nr. 11 und in Bartschens Prospecten Nr. 12 — 16 mit den dazu gehörigen Gebäuden abgebildet und Herr Nicolai giebt uns 1. c. p. 964 eine Beschreibung davon. Der vorige König hat das Gebäude zur Wohnung für die Parforce-Jäger und Parforce-Hunden, der ietzige aber zur Wohnung der 12 Königlichen Leibjäger und der ihnen zur Erziehung überlassenen kleinen englischen Windspiele, die bey ihm sehr gelitten sind, hingegeben und theils zur Menagerie und Poulaitterie einrichten lassen, worin Federvieh für die Königliche Küche erzogen wurde. Vermittelst dazu besonders angelegter Backöfen werden anfänglich die Hüner auf ägyptische Art hier ausgebrütet, es ist aber in der Folge nicht fortgesetzet worden, sondern man erziehet sie ietzo auf die gewöhnliche Weise, da man die Eyer den Hünern auszubrüten unterleget und die Sorge dafür ist dem Menagerie-Inspector Herrn Schultze überlaßen, dem zugleich ein großer Theil des dazu gehörigen Gartens eingeräumet worden, das übrige aber den Bürgern, die bey dem Anbau der Stadt von Gärten und Wiesen vieles verlohren hatten, hier zur Anlegung neuer Garten-Plätze angewiesen wurde. Ein Theil des Gebäudes ist seit 1763 zum Seidenbau gewidmet worden, wozu aus Italien die Leute, die damit umzugehen wissen, verschrieben wurden.

Zu Klein-Glinicke, eine viertel Meile von Potsdam, vor dem Berliner Thore, wurde von besagtem Churfürsten ebenfalls ein schönes Lustgebäude nebst ansehnlichen Garten angelegt. Man hatte daselbst eine gantz superbe Aufssicht über das Wasser der Havel und Griebnitz nach allen 4 Himmelsgegenden über eine Meile weit. Der König Friedrich Wilhelm räumte es ein für venerisch kranke Soldaten, welche der Hosfrath Miron mehrentheils daselbst glücklich curirte. Es ist von der Zeit lange zum Lazareth gebrauchet worden. Im Jahre 1758 aber gab es der jetzige König sammt den Seitengebäuden, Garten und Wiesen dem 1785 allhier verstorbenen Schutzjuden Joel zu einer Tapeten-Manufactur erb- und eigenthümlich, welche auch nach seinem Tode fortgesetzet wird.

Auch vor dem Jägerthor, eine halbe Meile von Potsdam, legte dieser Churfürst zu Bornim ein überaus niedliches Lustschloß mit einem im Umfang eine Meile großen vortrefflichen Garten an. Auf dem Schloße war eine Wasser-Orgel und in dem Garten viele Wasserkünste, Grotten, Statüen, vortreffliche Alleen, die vorzüglichsten Kirsch-, Aprikosen-, Pfirsich-Bäume etc. Der Prospect vom Schloß ist in Bröles Prospecten anzutreffen, das Schloß selbst aber leider nicht mehr vorhanden. Auf Befehl der Churmärk-ischen Kammer ward es A. 1736 abgebrochen und zur Erbauung eines Wohn – und Wirthsschaftshauses auf dem Amtshofe angewendet. Ich kan nicht umhin, hier noch mit anzumerken, daß man von Waßerorgeln hier zu Lande eben nicht viel höret, daß gleichwohl anderswo, sonderlich in Italien zu Tivoli, Rom und mehren Orten dergleichen angetroffen werden. Für den Erfinder derselben wird von den mehresten Scribenten Clesibius Barbarus ausgegeben, der zu Ptolomäi Evergetis Zeiten die erste Waßerorgel zu Alexandria gemachet haben soll (1). Tertullianus will den Archimedem für den Erfinder derselben angesehen haben (2). Die Pfeiffen werden vermittelst einiger inwendig eingeschloßener Zünglein beseelet und lautbar gemacht.

Vor der Langen Brücke, eine völlige Meile von Potsdam, zu Caput war schon zu des Churfürsten Joachim Friedrichs Zeiten ein Schloß, in wel-chem er A. 1603 durch den Mahler Gallus Kittner vier Gemächer mahlen laßen (). Das noch stehende hat der große Churfürst erbauen laßen und fin-den die Abbildungen davon in Bröles Prospecten. Es war hier sonst ein großer Vorrath von Porcellain-Geschirren, womit die Zimmer ausgeschmü-cket waren, und das Schloß hatte vor allen übrigen Lustschlößern, weil es ziemlich weitläufftig war und an der Havel eine sehr plaisante Lage hatte, den Vorzug, daß es vor andern von dem Churfürsten und seinen bey ihm Besuch abstattenden fremden fürstlichen Personen häuffig frequentiret wurde. Es hat auch noch bis vor einigen Jahren seinen besonderen Castellan gehabt, ist aber nunmehro gantz zum Behuff der Manufactur hingegeben, die sich den mit den vortrefflichsten Obstbäumen angefüllten Garten aufs beste zu nutze machen.

Zu Fahrland, eine gute Meile von Potsdam, bauete König Friedrich I. auch ein Lustschloß, wobey ebenfalls ein schöner Garten angeleget wurde. König Friedrich Wilhelm hat es wieder abreißen und Familien-Gebäude für Hausleute von der Brauerey dafür anlegen laßen. — Von dem König Friedrich Wilhelm schreibet sich die vor dem Brandenburgischen Thor erbaute Oconomie Meyerey nebst den dabey angelegten Küchengarten her, der aber zu des ietzigen Königes Zeiten dem Kirschgarten Platz machen müßen, über welchen der Königliche Hoffgärtner Herr Sello senior die Aufsicht hat und die dortige Treibhäuser, auch eine Glaswand zu Obst von 650 Fuß lang mit besorget. Der hochselige König pflegte sich hier mit Tabacks-Gesellschaften, Kegelschieben und Scheibenschießen zum öfftern zu ergötzen. — An der Gegend der Nedlitzer Fähre fand er auch ein besonderes Vergnügen. Weil er daselbst mit vielen hohen Officiers öfftermals Assemblees anstellete, mußte auf dem Waßer ein 2 Stock hohes schmales, mit einer Gallerie versehenes Lusthaus erbaut werden, welches die Aussicht bis nach Kleinen Glienecke hatte, es hat aber, weil es in Verfall gerathen, bald nach seinem Tode wieder abgetragen werden müßen. Doch finden sich die Herren Officiers aus der Stadt auf der Nedlitzer Fähre zum öfftern ein.

Der Stern, ein Jagd- und Lusthaus, welches der König Friedrich Wilhelm mitten im Walde eine Meile von Potsdam in der Nachbarschaft von Gütergotz erbauete, muß hier auch nicht vergeßen werden. Es hat den Nahmen davon, daß 14 Alleen durch den Wald gehauen sind, die gleichsam als Strahlen von diesem Schloß ausgehen. Die Absicht, welche der hochselige König bey Erbauung dieses Hauses hatte, war vornemlich diese, daß er bey angestellter Parforce-Jagd einen Ort haben mögte, wo er sich aus- und ankleiden und von der Ermüdung ausruhen könnte. Es wird dieses Haus noch bis ietzo von den Herren Officiers aus Potsdam noch fleißig besuchet.

Vor allen anderen verdienet das nahe vor dem Brandenburgischen Thore gelegene, von Sr. Königlichen Majestät dem jetzigen König erbauete Sans-souci umständlich beschrieben zu werden.

1.8. Von dem Königlichen Schloße Sans-souci imgleichen dem neuen Schloße und den dazu gehörigen Gärten, Park und Gebäuden.

Als Friedrich der Große, so heißet es in des Herrn Nicolai Beschreibung der Königlichen Residentz-Städte Berlin und Potsdam aus dem ersten und zweyten Schlesischen Kriege mit Lorbeeren gekrönet zurückkehrte, wollte er im Schooße der Ruhe und der Musen die Früchte seiner Siege und des dadurch erlangten Friedens genießen. Er zog die Künste des Friedens in sein Land und vornemlich nach Potsdam, wo er sich einen Sitz der Ruhe und des häuslichen Lebens, der schönen Natur und der Musen selbst schuf.

Der Anfang dazu ward gemacht im Jahr 1744 mit Erbauung des Königlichen Lustschlosses Sans-souci. Die erste Beschreibung davon will ich aus einem dictato des damaligen Bau-Inspectors Hildebrands geben, durch welchen Baumann der Vater, dem der Bau übertragen war, denselben besorgen ließ. Er gieng, ehe noch alles, was als zum Sans-souci gehöriges gebauet werden sollte, schon 1766 von Potsdam weg, hinterließ aber von Sans-souci und dessen damaliger Beschaffenheit folgende Beschreibung: Es liegt dieses Schloß außerhalb, doch nahe bey der Stadt Potsdam und zwar westwärts in einer anmuthsvollen Gegend, deren gantzer Prospect rings umher den Augen alles darstellt, was Kunst und Natur nur immer reitzendes zu verschaffen im Stande ist, kan aber weder zur Stadt noch zu den Vorstädten gerechnet werden, sondern macht mit allem was dazu gezogen worden, ein eigenes Revier aus.

Das Schloß an und für sich selbst liegt auf einem 60 Fuß hohen Berge und hält 500 Fuß en front von Morgen gegen Abend. Seine Hauptentrée von der Mitternachts-Seite ist mit einer prächtigen Colonade von Corin-thischer Architectur einer Etage hoch gezieret und pranget zur Sommerzeit mit einer an Schönheit und Größe überaus reichen und auserlesenen Orangerie. Die gesamte Facade des Schloßes ist von gleicher Höhe und Architectur durch Caryatiden unterstützt. Diese mitternächtliche Haupten-trèe führet zuförderst in ihrer Mitte in einen marmornen Saal, deßen von Harprecht prächtig gemahlte Blafon auf 16 marmornen Säulen von Corin-thischer Architectur ruhet. An denselben stößet Mittagwärts der Ovalrunde Hauptsaal, deßen aus Stukatur und Verguldungs-Arbeit in modernem Gout verfertigte Kuppel ebenfalls auf 16 Säulen beruhet, die aus ächtem Kararischen Marmor im gantzen bestehen und mit Ornamenten von Bronze im Feuer verguldet gezieret sind; die Wände aber sowohl als der Fußboden sind aus dem schönsten Marmor gearbeitet und Letzterer zugleich mit allerley Blumwerk von verschiedenen der raresten Sorten colorirten Marmors aufs künstlichste construirt. Zu beiden Seiten der mittleren Thür zeigen sich zwischen den Marmorsäulen 2 Nischen und in denselben Statüen vom schönsten weißen Marmor, deren die eine in ihrem rechten Arm ein Buch (den Lucretium) in der Hand hält, worauf man die bekannte an Venus Urania gerichtete Verse lieset: Te sociam studeo scribundis versibus esse, Quos ego de rerum natura pandere conor, die andere aber mit einer Leyer versehen ist. An diesen sogenannten Marmorsaal stoßen von der Morgenseite und zwar mittagwärts die eigentliche Zimmer des Königs und zwar zunächst die Vorkammer, die mit den auserlesensten Mahlereyen von den berühmtesten modernesten Meistern, z. B. dem Watteau, Laueret, Parterre etc. garnieret ist, sodann die Concert-und Schlafkammer, welche mit Stuck- und Verguldungs-Arbeit en gout baroc reich decoriret ist und endlich des Königs Bibliothek in einem Cirkelrunden Eckzimmer, das Cedern-Cabinet genannt, weil es mit Cedernholtz boisiret, mit bronze en d’or moulie prächtig erniret und mit antiken Büsten aus dem weltberühmten Cabinet des Car-dinals v. Polignac gezieret ist, welches Brustbilder der berühmtesten Männer des güldenen Alters, des Horatius, Cicero, Seneca und andere sind. Die Bibliothek bestehet aus einer auserlesenen Sammlung der prächtigsten und kostbarsten Bücher aus allen Theilen der gesammten mathematischen und philosophischen sowohl als besonders aller schönen Wissenschaften. Sämmtliche bisher beschriebene Zimmer sind mit lustres von dem seltensten Cristal de Roche garnieret. An selbige stößet nach der Mitternachsseite eine marmorirte und en gout baroc decorirte Gallerie, deren eine Seite mit den prächtigsten Mahlereyen von obbenannten berühmten Meistern, die andere aber wiederum mit antiken Büsten aus dem Cabinet des Cardinals de Polignac und so, wie alle übrige Zimmer des Königs mit den schönsten Trimeaux, Spiegeln, Blafons prächtig gemahlet und vergüldet, auch mit lustres von obbesagter Art gezieret ist. Von der Abendseite stoßen an den sogenannten Marmorsaal gegen Mittag 5 Zimmer für Cavaliers von der Seite des Königes, sämmtlich sehr schön decoriret, mit Mahlereyen von oberwähnten berühmten Meistern ameubliret und in modernen Gusto gezieret, unter welchen die sogenannte Blumenkammer wegen ihrer vielen Schönheiten von neu erfundenen ausersehenen Gusto vorzüglich pranget. Die Nebenflügel endlich gegen Mitternacht bestehen aus Kammern für Königliche Domestiken aus der Küche, Keller und Stallung.

Rechter Hand gegen Abend stehet das ehemalige Orangerie-, ietzt so genannte Cavalie -Haus. Es war anfangs zur Aufbewahrung der Orangerie bestimmet, dienete aber im Sommer auch zum französischen Comödien- und Operetten-Theater. Nach der Zeit hat es von außen der Bilder-Gallerie ähnlich gemachet werden müßen, so daß es ietzt gleichfalls einen Vorsprung und eine Kuppel hat. Sie ist von außen mit 26 der schönsten Marmorsäulen besetzt und hat inwendig sehr schöne mit antiken Gemählden und anderen Kostbarkeiten ausmeublirte Zimmer, in welche man von Sans-souci herunter kommt.

Linker Hand von Morgen her präsentiret sich aber neben dem Schloße, die im Jahr 1756 angelegte prächtige Bilder-Gallerie, die von Morgen gegen Abend 300 Fuß lang ist und in der mittägigen mit den schönsten Vasen und marmorren Statüen von Coloßal-Höhe pranget. Die Mittäge Haupt-Entrée in der Mitte führet in einen Circelrunden Salon, in welchem links und rechts die beye Hauptflügel stoßen, welche die eigentliche Galerie formiren und deren Wände sowohl als Fußboden von dem weißen Carara und gelben antiken Marmor ausgeleget, der gesammte Blafon aber sammt der mittleren Kuppel von Stuck-und Verguldungs-Arbeit en gout baroc aufs reicheste decoriret ist. Der Dom des Saales ruhet auf 8 marmornen Pfeilern, die wie die beyde äußerste Entrées jede durch 4 marmorne Pfeiler unterstützet werden und an den inneren Seiten ihrer Thüren mit marmor-Figuren besetzet sind. Die mitternächtige Seite ist garnirt mit den auserlesensten Mahlereyen von den berühmtesten Meistern, theils alter Zeiten als des Correggio, Rubens, van Dick, v. d. Werft, Rembrand, Wowermann etc., theils neuere Zeiten als Watteau, Laueret, Parterre, Peine und andern, die mittägige Wand hingegen ist gezieret mit den Überbleibseln der antiken Büsten aus mehr erwähnten Cabinet des Cardinals v. Polignac.

An der Mittags-Seite dieses Königlichen Schloßes liegt der sogenannte Königliche Weinberg oder Garten, in welchen man durch den großen Marmor-Saal durch 6 verschiedene Terassen hinab steiget, davon iede gemauerte Wand 6 Fuß hoch und nicht nur mit Orangen und Pyramiden reich besetzet, sondern auch mit den auserlesensten Sorten von Wein, Pfirsichen, Abricosen und andern raren Früchten beleget ist. Die unterste Terasse führet in den eigentlichen Blumengarten, deßen Parterre in seine verschiedene Blumen-Beete proportionirlich abgetheilet und in deren Mitte das große Haupt-Baßin von schönen Marmor ausgeleget die Thetis vorstellet auf 12 der prächtigsten mythologischen und andern Figuren von weißen Marmor von den berühmtesten Meistern der neueren Zeiten verfertiget entouriret ist.

Rechts und links präsentiren sich von Morgen gegen Abend eine unabsehliche Hauptallee zur Promenade und zu deren beyden Seiten die schönsten und größesten Bocages mit ihren abgetheilten Seiten-Alleen und Cabinets, welche sämmtliche Bosquets wegen ihrer mannichfaltigen aus gantz Europa zusammen gebrachten raren Gehöltzes und wegen der darin vertheilten zahlreichen marmornen Figuren, Grupen, Vasen und Baßins, womit sie von Distantz zu Distantz ausgezieret sind, dem Auge das reizendste abwechselnde Schauspiel gewähren und den erfindungsreichsten Geschmack verrathen. An der östlichen Seite dieser Bosquets pranget eine aus dem schönsten Schlesischen und Italienischen Marmor verfertigte sehenswürdige Grotte, von innen mit allerley Muschelwerk und Procallais auf künstlichste zusammen gesetzet und in modernen Gout decoriret, zu den Seiten die Tritones und von oben her der Neptun mit 2 Waßer-Nymphen vom schönsten weißen Marmor sich präsentiren. Von der Abendseite hängt mit diesem Bosquets der so genannte Reh- oder Fasan-Garten (menagerie) zusammen. Ist ein von Natur und Kunst angelegter Eichwald, in welchem Rehe und Fasanen erzogen werden. In seiner Mitte erblickt man die prächtige Colonnade von Italienischen und Schlesischen Marmor, die aus 32 Säulen bestehet und nicht nur mit 2 sehenswürdigen Haupt-Portals, sondern zwischen ihren Säulen auch mit 22 Cascaden von verschiedener Gattung verzieret ist. In dieser Menagerie ist A. 1756 auch ein sogenannter Englischer Garten in irregulärem Gusto angeleget, in welchem sich ein überaus prächtiges auf Chinesische Art erbautes Lusthaus, das Japansche oder Chinesische Palais genennet, präsentirt, aus einem runden Saal und 3 Cabinets bestehet, deßen äußere attributa auf Chinesisch aus-geführet und reich verguldet sind, der innere runde Saal aber marmoriret, prächtig gemahlet und aufs schönste verzieret ist.

So weit gehet das, was Herr Hildebrandt durch die Hand eines seiner Freunde uns von Sans-souci zu lesen gegeben hat. Es ist nach seinem Abschiede von hier noch ein weit mehreres und größeres Revier zum Park von Sans-souci gezogen und prächtig bebauet worden. Es gehöret nemlich jetzo mit zum Sans-souci 1) das vom Eingang in den Garten vom Obelisco anzurechnen durch die Hauptallee in gerader Linie 777 Rheinländische Ruthen entfernte, von allen Königlichen und Kayserlichen Lustgebäuden in gantz Europa vorzüglich große schöne prächtige neue Schloß, von welchen noch zwischen den sie bedeckten Bosquets in gleicher Entfernung von dem Hauptgange des Reh- oder Fasan-Gartens; 2) rechter Hand der sogenannte Antiquitäten-Tempel und 3) linker Hand der Tempel der Freundschaft angetroffen wird, wovon ersterer viele kostbare Alterthümer und Seltenheiten enthält und verschloßen, letzterer aber offen und dem Andenken der verstorbenen Frau Markgräffin von Bayreut, des Königs Schwester, gewidmet ist, welche hier in einer marmornen sitzenden Bildsäule mit einem Becher in der Hand und einer Hand auf dem Schooße vorgestellet wird. 4) Rechter Hand, weiter nach Bornstedt zu, auf einem Berge stehet das so genannte Belvedere, ein rundes Gebäude, das aus 2 übereinander stehenden Säälen bestehet und oben eine Kuppel hat. 5) Ein nach Chinesischer Art gebauter und bemahlter Thurm von verschiedenen Etagen übereinander, nebst einem daneben liegenden mit den raresten fremden Weinstöcken und Obstbäumen besetzten Weinberg. 6) Hinter dem neuen Schloße stehen noch die so genannte Commüns von 3 Stockwerken, in deren untersten die Küche, Kellerey, Conditorey etc., in den beyden obersten aber Zimmer für das Gefolge des Königs und der fremden Herrschaften sind. Hinter denselben ist wieder 7) eine gerade Alle angefangen worden und zwischen ihnen und dem neuen Schloße gehet ein Landweg einerseits nach Nr. 4, 5, anderer Seits nach der Pirschheide, Gelto und dem Entenfang.

Alles, was bisher von Sans-souci vorgetragen worden, ist von dem Herrn Ober-Consistorial-Rath Büsching in der Beschreibung seiner Reise nach Rekahne, wovon 1780 die zwote stark vermehrte Ausgabe im Druck erschienen ist, von p. 116 an bis 163 und in des Herrn Nicolai Beschreibung von Potsdam von p. 909 bis 952 umständlich und weitläufftig genug mit großer Accuratesse beschrieben daher ich meine Leser aus schon bey dem Schloße in der Stadt angeführten Gründen lieber dahin verweisen, als auch mit Abschreibung ihrer Berichte ermüden will, indem allda nicht vergeßen worden, was in Sans-souci außerordentlich schönes, rares, herrliches, prächtiges gesehen und bewundert zu werden verdienet. Denn man thut hier keinen Schritt, wo man nicht immer etwas neues un) vortreffliches zu bewundern vor Augen kriegt. Sr. Königl. Majestät pflegen mehrentheils den gantzen Sommer hindurch bis im Winter der erste Schnee fället, sich hieselbst aufzuhalten, dann aber das Schloß in der Stadt zu beziehen und wieder zu neuen Anlagen Befehle zu ertheilen, wie noch in dem vorigen Jahr 1785 geschehen ist.

Meine Gedanken, die mir bey Erwähnung der vielen in und um Potsdam befindlichen Königl. theils Residentz-, theils Lustschlößern eingefallen, sind diese, daß unser großer König nicht einen, sondern wohl mehrere große Könige und Herren hier anständig logiren, bewirthen und belustigen könne. Ich habe nun weiter nichts hinzu zu thun, als daß ich die Prospecte und Pläne noch bekannt mache, die sowohl von dem Schloße in der Stadt, als von Sans-souci und den dazu gehörigen Schlößern etc. zum Vorschein gekommen sind.

(Folgen zwei leere Seiten.)

1.9. Von den von fremden Höffen hier abgestatteten hohen Besuchen.

Es wird in den Historien nicht unbillig als etwas wichtiges mit an-gemerket, wenn hohe Potentaten entweder an diesem oder einem andern Ort persönliche Besuche abstatten. Ihre Unterredungen haben es insgemein mit interessanten Angelegenheiten zu thun und ihre Einigkeit machet die Völker aufmerksam. Der Erfolg zeiget mehrentheils, daß in solchen Zusammenkünften der Grund zu großen und merkwürdigen Veränderungen in der Welt geleget worden.

Seitdem unsere Könige und Churfürsten sich nach Potsdam mehr hin zu halten angefangen haben, lesen wir, daß auch fremde Könige, Churfürsten und Fürsten sich bey denenselben auch hier eingefunden haben. Herr Paul Jacob Marperger (1) urtheilet aus den bey dem Churhause Brandenburg zu Potsdam vorhandenen Gemählden und aus der Geschichte der vorigen Zeiten, daß der Churfürst August zu Sachsen und der Churfürst Johann George zu Brandenburg sich einander zärtlich geliebet und zur Förderung des allgemeinen Friedens in ihren Landen und auf den Grentzen öffter Besuche angestellet haben. Beyde spricht er, ließen goldene Ketten verfertigen, welche sie als ein Kennzeichen ihrer genauen Vereinigung nicht allein bei Lebzeiten getragen, sondern auch im Tode mit ins Grab genommen haben. Dergleichen Vereinigung, sagt er, ward nachher auch unter dem Churfürsten Johann George zu Sachsen und Churfürsten Johann Siegmund zu Brandenburg, deßgleichen zwischen Georg Wilhelm und vorgedachten Johann George beständig unterhalten. Der erste Churfürst von Sachsen, von welchem ich ausdrücklich gemeldet finde, daß er unsern Churfürsten in Potsdam die Visite abgestattet, ist meines Wissens Johann George der andere. Er war hier im Märtz 1672, wie Marperger, im April 1678, wie der Cantor Bergemann, und im Februar 1681, wie abermahls Marperger angemerket hat. — Im September 1680 traf der Printz Wilhelm Heinrich von Oranien, nachmaliger König in England Wilhelm III. bey unserm Churfürsten ein. (2) Ich übergehe alle übrige fürstliche Personen, die sich bey dem großen Churfürsten hier zum Besuch eingefunden haben und bemerke nur das Jahr 1678, da im April auch die Churprintzliche Braut Elisabeth Henriette mit ihrer Frau Mutter, der Landgräffin von Heßen-Caßel Hedwig Sophia, hier eintraf, welches Bergemann notiret hat.

Seit des Königes Friedrichs I. Zeiten haben unsere Könige von den größesten Potentaten Europas hieselbst Besuche angenommen. A. 1709 waren hieselbst drey Könige auf einmahl, den hochseligen König Friedrich Wilhelm haben hieselbst besuchet im …. . der große Czaar von Rußland Peter Alexiewitz mit seiner Gemahlin Catharine. Der König in England George I. im October 1723, der König Augustus in Polen mit dem damaligen Churprintzen, nachmaligen ebenfalls Könige in Polen Friedrich August im Monath May 1728, im Februar 1732 der Hertzog von Lothringen Franciscus Stephanus, der hernach Römischer Kayser geworden ist, im Jahr 1735 der abgesetzte König von Polen Stanislaus Lezinsky, nachdem er den Polnischen Thron wieder zu besteigen sich vergeblich bemühet hatte.

Bey Sr. ietzregierenden Königlichen Majestät traffen im April 1771 hieselbst ein der ietzige König in Schweden Gustavus III. mit seinem Herrn Bruder, dem Hertzog von Südermannland. Im folgenden Jahr war auch des Königs Frau Schwester, die verwittwete Königin von Schweden Louise Ulrike hieselbst und hielt sich hier und in Berlin lange Zeit auf. Im Jahr 1767 halten wir das Vergnügen, den ietzigen Printz von Oranien und General-Statthalter der vereinigten Niederlande Wilhelm V. hier zu sehen. Die verwittwete Churfürstin von Sachsen Maria Antonia hat sich zum Besuch unseres Königes auch einige mahl als im October 1769 und im Julio 1770 hieselbst eingefunden.

1) ln miseellaneis curiosis. — 2) Geschichts-Calender p. 121.

Ich würde von vielen andern theils nahen Anverwandten des Königl. Hauses, theils aber andern, sowohl Teutschen als fremden hohen fürstlichen Personen ein gleiches anzumerken finden, wenn ich nicht wüßte, daß dieses denen, die in Potsdam wohnen, so gut und noch beßer als mir bekannt wäre.

Von der Zusammenkunft der drey Könige im Jahr 1709 kann ich gleichwohl nicht unterlaßen, noch etwas mehreres zu melden. Es war am 2. Juli 1709, daß auf einmahl drey große Könige, nemlich die damalige Könige von Dänemark, Polen und Preußen hieselbst zusammen kamen und biß zum 11. Julii allhier beysammen blieben. Sie führten alle drey den Nahmen Friederich, sie waren von drey unterschiedenen Religionen, dennoch aber in der größesten Freundschaft, Friede und Einigkeit beysammen. Sie fuhren mit wechselsweise veränderten Sitzen in einem, und zwar offenen Wagen in der Stadt umher und veranlaßten bey den damals gräulichen Verwirrungen in Polen Europa zu tiefen Betrachtungen. Es waren am Tage ihrer Ankunft die drei große Planeten, die Sonne, Saturn und Venus eben in einer geraden Linie am Himmel beysammen, und dieß veranlaßte die Frau Maria Margaretha Winkelmannin, verehelichte Kirchen zu Berlin, eine Schrifft von einem Bogen mit einem kleinen Kupfer drucken zu laßen unter dem Titel: Vorstellung des Himmels bey der Zusammenkunft dreyer großmächtigster Könige, welche geschehen ist den 21. July Anno 1709 zu Potsdam in der Churmark. In Dresden war zum Andenken dieser großen Begebenheit ein sehr sauberer Schaupfennig geschlagen, der sich rar ge-machet hat, im Kupfer aber in dem neu bestellten Agenten (1) abgezeichnet zu finden ist. Die eine Seite deßelben stellet einen Triangel vor, in dessen dreyen Winkeln die Brustbilder der drey Könige und über die Ecken die Nahmen und Königreiche derselben ausgedrücket stehen, umher aber die Worte: Triangulus Majesteticus zu lesen sind. Auf der andern Seite aber finden sich in einer Inscription folgende Worte: Quod tres in amplexus mutuos eiecerint reges, tanquam regum trium Fridericorum reservatum aetas nostra notet posteritas admiretur. MDCCIX. Groscurt. Nachdem besagte große Könige sich hieselbst eine Zeitlang auf alle Weise divertiret, giengen sie den 11. July von hier nach Charlottenburg und folgenden Tages nach Berlin, von da sie, der König von Dänemark den 16., der König von Polen aber den 17. nach freundlichster Umarmung unter Losbrennung der Canonen in ihre Lande zurückkehreten, von Seiten des letzteren aber Anstalten zur Retour nach Polen gemacht wurden. Was Berlin und Potsdam bey dieser Gelegenheit für allerunterthänigste Zeichen der Devotion an Devisen und Aufschriften haben sehen laßen, davon hat Marperger l.c. einige aufbehalten, welche ich abzuschreiben diesmal nicht für nöthig finde.

Merkwürdig und ewig merkwürdig wird insonderheit auch das Jahr und der Tag sein, da Sr. Kayserliche Hoheit der Großfürst von Rußland Paul Petrowitz, der Freund unseres Königes, unsern Monarchen zu umarmen von einer weiten Reise von St. Petersburg den 26. July hieselbst eintraf und bis zum 30. July hier verweilete. Der Bruder unseres Königes, Sr. Königl. Hoheit der Printz Heinrich Ludwig von Preußen hatte den Kayserlichen Hoff zu Petersburg schon vorher zweymahl besuchet. Die Achtung zwischen den beyden Kayserlichen und Königlichen Häusern, die schon seit des großen Peter Alexiewitz Zeiten bestanden, und die Freundschaft, die insonderheit Peter III., dem Vater des Großfürsten und deßen Mutter, der mit so vielen und mächtigen gekrönten, ietzo glorreichst regierenden großen Kayserin der Russen Catharinen der zweyten schätzbar war, gieng in der letzten Zeit und da man die große gegenfreundschaftliche Gesinnungen unseres in den Augen der alten und neuen Welt nie genug verehrten Friederichs immer mehr einsehen lernte , so weit, daß Sr. Kayserliche Hoheit der Großfürst, um das Band der Freundschaft noch fester zu knüpfen, sich mit der Schwester unserer geliebtesten Kronprintzessin, einer Printzessin von Heßen-Darmstadt, Wilhelininen oder in Rußland Natalie Alexiewna im Jahre 1774 vermähleten. Sie verdienete die Hochachtung, die der Großfürst für sie beständig hatte, sowohl als die zwote Gemahlin Sophie Dorothea Augusta Louise, die er sich aus dem Hochfürstlichen Hause Würtemberg in Vorschlag bringen ließ und sie durch unseres Königes Hände zugeführet zu erhalten, die weite Reise von St. Petersburg hieher nach Berlin und Potsdam that. Hier sahen wir den Großfürsten und seine Braut, die ihr Großoncle, der König, segnete, die das gantze Königliche Hauß segnete, die wir und alle Preußische Unterthanen mit uns segneten. Wir freuten uns nebst dem Hertzoglichen Hause Würtemberg über die Bande der Freundschaft, die zwischen uns und Rußland verjüngt verknüpfet wurden, und versprachen uns und unsern Landen von allen umher liegenden Feinden Friede, völlige und beständige Sicherheit, ein unverändertes Wohl der bey-derseitigen Länder und unsern spätern Nachkommen alle diejenige Vor-theile, welche eine so wohl getroffene Allianz nur immer hoffen läßet. Ich werde nicht nöthig haben zu sagen, daß alle vorhin bemeldten hohen Gäste ihr Aufenthalt in Potsdam durch allerhand Ergötzlichkeiten angenehm ge-

‘) Dritte Fonction 11te Depéche p. 926.

machet worden, und wer insonderheit wißen mögte, mit wieviel Ehrenbezeugungen der Großfürst von Rußland hier und anderswo in den Preußischen und Brandenburgischen Landen aufgenommen worden, den wird es nicht gereuen, was davon in der ausführlichen Beschreibung der Reise Sr. Kayserlichen Hoheit geschrieben stehet, nachzulesen.

Ich gedenke hier nur noch, daß seit der Regierung des großen Chur-fürsten die größesten Könige von Europa an den Brandenburgischen Hofe beständig ihre Abgesandten und Residenten gehalten. Dieselbe nach einander nahmhaft zu machen, und was sie hier zu bewirken abgeschicket worden, anzuzeigen, ist ietzo meine Sache nicht, verschweigen aber kann ich nicht gäntzlich , was hier in Potsdam der Römisch-Kayserliche Gesandte Baron Freytag und ein gewißer Russischer Gesandter zur Zeit des großen Churfürsten hieselbst begonnen hat.

1.10. Von den herrschaftlichen Beschäftigungen und Ergötzlichkeiten in Potsdam

Wenn nunmehro gefraget wird, womit die Königliche und Churfürst-liche Herrschaften, wenn sie sich in Potsdam und den umher liegenden Lusthäusern und Schlößern aufgehalten, die Zeit passiret habe, so wird wohl die Antwort keine andere als diese seyn können, daß sie dieselbe nicht bloß mit angestellten Lustbarkeiten, sondern vornemlich mit Besorgung vieler und meist wichtiger Landesangelegenheiten zugebracht. Überhaupt muß man von ihnen rühmlichst nachsagen, daß sie sich um das Wohl ihrer Länder und Unterthanen stets landesväterliche Mühe gegeben, und daß die Sorge für das allgemeine Landesbeste sie aller Orten, wo sie hingekommen, begleitet habe. Sie besorgten hier sowohl die ausländischen als inländischen Angelegenheiten, die Aufrechthaltung der Religions-Verfaßung, die Handhabung der Gerechtigkeit, den ökonomischen Wohlstand des gantzen Landes, die vollkommenste Einrichtung des gantzen Kriegeswesens, auch das Aufnehmen der Wissenschaften, wie sich Küster in seiner Preußischen Länder Erkentniß ausgedrücket hat. Sie übersahen alle dero weitläufftige Lande und merkten überall an, wo es fehlete, und wo etwaß verbeßert werden konnte, wo unnütze Brücher abgelaßen und urbar gemachet werden konnten, wo Äcker, Wiesen, Weiden, Hütung etc. beßer benutzet, mit allerley Korn, Viehfutter und Farbe-Kräuter angebauet, die Berge mit Weinstöcken bepflanzet und die fetten Eben und Niederungen zu nutzbaren Küchen-, Baum- und anderen Gärten gebrauchet, die Sandschollen mit Cartoffeln bepflanzet, dem Holtzmangel durch säen und pflantzen Einhalt gethan, die Waldungen und Forsten verbeßert, die Viehzucht ausgeholffen, dem Viehsterben gewehret, dem Jagen und Fischfang Grentzen gesetzet, wilde und schädliche Thiere ausgerottet, nutzbares Wildprett geheget und vermeh-ret, Städte, Dörfler und Vorwerker erbauet, Einwohner herbey geschaffet und erhalten, bey ihrem Stande, Kunst, Handwerk, Profeßion, Religion geschützet, bey ihren Gütern, Pachten, Zinsen und andern Einkommen gesichert, bey Leben und Gesundheit erhalten, vor ansteckenden Seuchen bewahret, in Krankheiten curiret, ihre Kinder wohl unterrichtet und zu nützlichen Mitgliedern der Republik wohl erzogen, die öffentliche Ämter mit frommen und geschickten Männern besetzet, Handel und Wandel durch gute Waare und Geld, richtige Maaß, Elle und Gewicht, durch Beßerung der Wege, durch Anlegung und gute Errichtung der Posten und anderer Fuhrwerker, gezogene Canäle, gemäßigte Zölle und Accise, überhaupt alles, was recht und gut ist, durch ein wohleingerichteres Polizey- und Justizwesen aufgeholffen und Stadt und Land gegen alle feindliche Überfälle in Sicherheit gesetzet, auch wo zu diesen allen die Gelder hergenommen und wie sie gebrauchet werden sollen.

Die Finanz-Rechnungen liegen zu dem Ende hier von jeher vor ihren hohen Augen beständig auf dem Tisch, und es ist so zu sagen unmöglich, daß sie nicht zu jeder Zeit und Stunde wißen sollen, was sie in allen Fällen zu thuen vermögend sind, und dazu Anstalten machen können. Weil darauf bey vielen anderen Höffen nicht so gut als hier acht gegeben wird: so bleibet ihnen ihre Macht und Ohnmacht großenteils verborgen und sie glauben oft mehr ausführen zu können, als sie doch wirklich im Stande sind, worüber offt Land und Leute zu Grunde gehen. Ich habe zum Beweis, daß unsere Könige und Churfürsten nie weniger sorglos für das Wohl ihrer Staaten gewesen, als wenn sie hier von allen Sorgen sich los zu machen schienen, weiter nichts nöthig, als mich auf die von hier ausgegangene viele Verordnungen, Edicte, Befehle, Rescripte etc. zu berufen, die der Geheime Rath Mylius in seinem Corpere Constitionem Marchicum  gesammlet hat, und welche nach seinem Ableben und zu des jetzigen Königs Zeiten mit tausend andern vermehret sind. Man wird daraus zur Genüge überzeuget werden können, wie sehr sie sich der Landesangelegenheiten angenommen, und wie viel gutes sie überall in dero Ländern von hier aus gestifftet haben.

Wer die tägliche viele Stunden, die unsere vortreffliche Regenten hieselbst mit ihren Ministern und Cabinets-Räthen gearbeitet haben; wer die unzählige Supplicken und Memoriale, die ihnen zur aller Resolution und Unterschrift tagtäglich vorgelegt und mehrentheils alle in 24 Stunden beantwortet worden sind, nur mit einem Blick von ferne anflehet und dabey bedenket, daß darauf nichts ohne reifliche Überlegung resolviret und verordnet worden ist, der wird unsern Königen und Churfürsten zum ewigen Ruhme nachsagen müßen, daß sie sich der Regierungs-Geschäffte in Potsdam, einem sonst zur Ruhe und Vergnügen bestimmten Ort nicht nur nicht entschlagen, sondern sogar, je ruhiger sie hier sein konnten, desto kräftiger sich derselben hier angenommen und das Wort Pauls überflüßig erfüllet haben: regieret iemand, so sey er sorgfeltig, angesehen sie nicht nur an den wichtigsten, sondern auch andern nicht so wichtigen, aber doch al-lemahl nützlichen Vornehmen allezeit den größten Antheil genommen, sie dirigiret und die Sache an ihren rechten Ort und zur rechten Zeit mit den heilsamsten Verordnungen gewiesen haben; wie sie denn insonderheit, was das Potsdamsche Bau-, Militair-, Kirchen-, Schul-, Fabriken- und Manufac-tur-Wesen anbelanget, alles mehrentheils selbst besorget, angeordnet und darüber gehalten, auch durch ihr Lob und Tadel die Arbeiter zur Treue und Fleiß vielfältig ermuntert haben. Das menschliche Gemüth will nach vielen und mühsamen Beschäftigungen auch wieder seine Erhohlungs-Stunden haben und unsere Sorgen müßen, wenn sie uns nicht lästig werden sollen, mit Lustbarkeiten und Vergnügungen abwechseln. Was soll man nicht Kö-nigen und Fürsten rathen, unter deren schweren Regierungssorgen ein jeglicher anderer Mensch erliegen würde. Wenn sich daher unsere Landesherren mit Besorgung der Landes-Angelegenheiten lange genug abgegeben hatten, so war ihnen nunmehro die Ruhe und ein anständiges Vergnügen wohl vor allen anderen zu gönnen. Mehrentheils genoßen sie dieselben, um nur neue Kräfte zu ernsthaffteren Geschäfften sammeln zu können und sich dazu gleichsam von fern von neuem zuzubereiten, überhaupt aber waren alle ihre Ergötzlichsten so beschaffen, daß sie weder viel Aufwand erforderten, noch viel Zeit wegnahmen, und sie in ihren Regierungsgeschäf-ten aufhielten, als welche allezeit ihr Endzweck bleiben mußte.

Auf dem Schloß in Potsdam sind seit Anlegung deßelben öftere Aßembleen, Balls, Masqueraden, Hochzeiten und andere Festivitäten gehalten worden, wobey sich die gnädigste Herrschafften sehr vergnüget bezeuget. Sr. ietzt regierende Majestät haben auf der einen Seite deßelben einen wohl eingerichteten Opern-Saal anlegen laßen, wie auch in dem neuen Schloß in Sans-souci geschehen ist, wo nach dero gnädigstem Gutbefinden nicht selten schöne Operetten aufgeführet werden, welche beyzuwohnen ein jeder Erlaubniß hat, der in anständiger Kleidung dabey zu erscheinen Lust hat. In den Concert-Zimmern des Königes ist seit dem Anfang seiner Regierung eine recht göttliche Musik gehöret worden, wobey Sr. Königliche Majestät noch vor wenigen Jahren selbst accompagirten, welches zu thun auch Sr. Königliche Hoheit der Kronprintz nicht unterläßet, wenn dergleichen in dem Printzlichen Palais sowohl, als in dem Lustgarten gehalten werden. Ich will der Mahlereyen, Drechsler-, Tischler-Arbeiten, womit verschiedene unsere Landesherrn sich bisweilen einen Zeitvertreib zu machen gewußt, ietzo nicht gedenken. Der hochselige König fand ein Vergnügen daran, wenn in seinem Tabaks-Collegium er sich mit seinen Offiziers mit allerley Gesprächen von diesem und jenem, auch gelehrten Sachen mit Zuziehung gelehrter Leute unterhalten konnte. Wie sehr hat nicht die Erbauung des Musen-Tempels Förderung gehabt, nachdem Sr. ietzt regierende Königliche Majestät die gelehrteste Leute aller Nationen an seinen Hoff gezogen und sich deren Umgang gefallen lassen, in allen dero hiesigen Schlößern eigene ansehnliche Bibliothekm angeschaffet und durch eigene meisterhafft abgefaßte historische, philosophische und poetische Schrifften, der sie nach besorgten schweren Regierungs-Geschäfften bloß zur Gemüths-erhohlung selbst abgefaßt, daran auch selber bauen helffen. Die in und um unsere Stadt her gelegene Lust- und Nutzgebäude nebst Gärten, wohin öfftere Spatzier-Fahrten zu Waßer und zu Lande angestellet wurden, konnten den gnädigsten Herrschaften immer viel Vergnügen verschaffen.

Jemehr der große Churfürst und seine Königliche Nachfolger unsere Stadt vergrößerten und durch die ansehnlichsten Gebäude und Palläste verschönerten, desto angenehmer war es ihnen, wenn sie sich in der Stadt selbst umsehen konnten. Je mehr sie den Arbeitern zu verdienen gaben, und je öffterer sie sich mitten unter den Arbeitern sehen ließen, desto öffter hörten sie die Danksagungen und Gelübde, die ihnen von ihren hiesigen getreuen Bürgern und sämmtlichen Einwohnern, die ihnen ihr gantzes Glück zuschrieben, gebracht wurden und wie wohl zufrieden giengen sie von ihnen? Wie vergnügt waren sie, wenn sie bey ihrem spatzierengehen, fahren und reiten um sich her mit Lust arbeiten und ihren Fleiß zum Aufnehmen der Stadt und ihrer Familie anwenden sahen, wenn sie an den Bürgern Frömmigkeit und Tugend wahrnahmen und sie durch ihr eigenes Exempel dazu ermuntern konnten? Wie aufgeräumet war der hochselige König, da er auf der faulen See mit Aufwand gantzer Tonnen Goldes eine lustige Plantage zuwege gebracht und nun die Einwohner der Stadt an seiner Freude Theil nehmen laßen konnte; da er ihnen nicht allein erlaubte, mit spatzierengehen und fahren, sich daselbst zu verlustiren, sondern auch selbst, sonderlich Sonntags Nachmittags nach der Predigt mit gegenwärtig war und sich mit diesem und jenem in dieser und jener Sache auf das gnädigste zu besprechen pflegte? Was für ein groß Vergnügen war es für Ihro Majestät, wenn sie bisweilen auch den Arbeitern im Felde zusehen und sie nach Brandenburgischer Lesung 1. 2. 3. bey dem abmähen des Korns die Siechel führen lehren konnten? Auf dem Baßin ist, wie schon vorhin angezeiget worden, eine durch Kunst gemachte Insul, wo der hochselige König in dem darauf gebaueten Lusthause zur Sommerszeit nicht selten Abends in Gesellschaft der vornehmsten Officiers zu speisen und sich auf mancherley Art zu divertiren pflegte. Eben dieses that der ietzige König, als er von dem zweyten Schlesischen Kriege zurück gekehrt war, bereits in vorhergehendem angemerket worden.

Ich erinnere mich, daß schon von der ersten Churfürsten Zeiten her hier vieles aus der Jagd gemachet worden und daß insonderheit Joachim II. daran ein groß Vergnügen gefunden, der hieselbst das Jagdzeughaus an-geleget hat. Auch Joachim Friederich scheinet daran ein Gefallen gehabt zu haben, weil er sich bei Übergebung des Amts Potsdam an seine Gemahlin die Jagd ausdrücklich vorbehalten. Die folgenden Churfürsten sind ihrem Exempel gefolget. Denn für einen der die Jagd liebet ist die Gegend von Potsdam von ieher eine der vortrefflichsten, weil sowohl auf unserm Werder als rings herum bis auf unsere Zeiten große und viele Waldungen anzutreffen gewesen, wo sich die wilde Thiere am liebsten aufzuhalten pflegen. Haasen, Hirsche, Rehe, wilde Schweine, Füchse, Lüchse, Wölffe sind noch zu des großen Churfürsten Zeiten in hiesigen Gegenden anzutreffen gewesen; letztere zwo Arten aber gar nicht mehr hier zu sehen, weil sie gantz ausgerottet worden. Ich finde, daß der Churfürst selbst auf dem Schloßhoffe bisweilen mit wilden Schweinen, Wölffen, Elendthieren, die aus Preußen hieher gebracht waren, Thier-Gefechte angestellet. Vor der langen Brücke jenseits der Havel im Churfürstlichen Schloße gegen über nach Caput zu ist schon zu Joachim II. ein Thiergarten gewesen, wo insonderheit Hirsche, Rehe, Haasen geheget wurden, mit welchen dann und wann Jagden abgehalten wurden, welchen beyzuwohnen selbst die Gemahlin des großen Churfürsten Dorothea nicht unterlaßen hat. Den gantzen Bezirk deßelben kann man in der Charte sehen, welche im Jahre 1683 Samuel de Luschowitz aufgenommen hat. Herr Bau-Inspector Mang er besitzet sie. Man siehet daraus, daß das Gehege davon bis in die Havel gegangen, damit die Thiere zum Waßer kommen, doch aber aus ihrer Gefangenschaft nicht haben entlauffen können. Zu des ersten Königs Zeiten ward der gantze Pots-damsche Werder zum Thiergarten eingeheget, bey dem Antritt der Regierung Friedrich Wilhelms aber dem Wilde wieder die Freyheit gegeben. Jetzt gedachter König ließ auch den alten Thiergarten jenseits der Langen Brücke eingehen, legte aber einen anderen an, der den vorigen an Größe weit übertraf und vornemblich zur Parforce-Jagd gewidmet wurde. Des großen Gans-Thiergarten von 16 000 Schritt an Umfange ist und der zu Padua, welcher 20 000 Schritt im Umfange hatte, ist in vorigen Zeiten bewundert worden (1), dieser Königliche Thiergarten übertraf sie an Größe, fieng sich hinter Neuendorf an und begriff im Umfange viele teutsche Meilen, derohal-ben man, als er fertig geworden, in den Holländischen Zeitungen las: Seine Majestät der König hatten zu solchem Parforce-Garten so viel Land genommen, als kaum mancher kleine Fürst im Teutschenlande besäße. Es waren in demselben viele gantze Dörffer, Wälder, Felder, Wiesen, Seen, kleine Flüße und Bäche eingeschloßen und der Hirsche und Rehe waren eine sehr große Menge darinnen, die von allen Orten hinein getrieben oder eingefangen und dahin gebracht wurden. Im Sommer konnte es ihnen an der nöthigen Subsistentz nicht fehlen, im Winter aber wurden sie durch ausgestreutes Korn, Futter und umgehaume Bäume, wovon sie die Borke abnagten, erhalten, sie unterließen auch nicht die Höffe und Viehställe der Bauern zu besuchen und sich das vorgefundene Futter mit dem Stallvieh und Bauer zu partagiren. Die Königliche Küche konnte freylich aus diesem Thiergarten reichlich und täglich versorget werden, aber die Lust, welche sich bisweilen der König mit der darin angestellten Parforce-Jagd machte, war wirklich         gefährlich, wenigstens eine zu sehr angreiffende Motion und die Piquers- Pferde und englische Parforce-Hunde, die dazu in großer Menge gehalten wurden, kosteten zu viel, als das nicht der König endlich, da bey ieglicher Jagd weiter nichts gethan wurde, als daß ein oder zwey Hirsche außer Othem und todt gejaget wurden, dieses Jagens überdrüssig werden mußte, den Thiergarten eingehen und das Wild frey gehen ließ. Den mit eingezäunten Dörffern, Bauern und Landleuten geschahe damit ein nicht geringer Gefallen und das zum Gehege gebrauchte Holz ward mehrentheils ein Raub solcher Leute, die solches lange weggewünschet hatten. Wer Lust hat, sich von der gantzen Beschaffenheit der Parforce-Jagd umständlich zu informiren, der wird in Faßmann’s Leben Königs Friedrichs Wilhelms hinlänglichen Unterricht erhalten können.

Ich will nur noch dieses anmerken, daß die Hunde so wohl gezogen waren, daß sie sowohl, wenn sie zur Jagd ausgeführet als wieder abgeführet 1) Lentzels monatliche Unterredungen vom Jahr 1692 p. 349. wurden, sich in geschlossenen ordentlichen Gliedern hielten und bei der Jagd selbst den Hirsch zwar von allen Seiten verfolgten und jagden, niemals aber wirklich anfielen.

Eine kleine Meile von Potsdam liegt zwischen Bornstedt und Nedlitz die sogenannte Reyher-Heyde, wo sich die Reiher vor dem in großer Menge aufhielten, jetzo aber, ich weiß nicht was die Ursach davon seyn mag, nicht mehr so häuffig finden laßen. Zwischen dieser Heyde und dem Dorffe Bornstedt ist ein kleiner Hügel, welchen die Reiher, wenn sie auf ihre Nahrung ausgewesen waren, zu passiren pflegten, und hier war der Platz, wo seit des Großen Churfürsten Zeiten und noch zu Königes Fried. Wilhelms Zeiten Reyher-Baitzen angestellet wurden. Hier pflegte sich die Königl. und Churfürstliche Herrschaft mit der bey sich habenden Suite ordentlich zu versammeln und bey einem allda gemachten Feuer, wenn es kalt war, den Falken-und Reyher-Krieg mit anzusehen. An dem Fuß des kleinen Berges war ein kleiner Fichten-Wald, wo sich die Falkoniers mit ihren Falken, denen die Augen so lange zugebunden waren, bis der Reiher, wieder welchen sie den einen oder den andern Falken gebrauchen wollten, ankam, aufzuhalten pflegten. Wenn dann der Reiher angezogen kam, zog man den Falken die Decke von den Augen ab, der dann den Reyher nicht so bald sahe als er schon in gerader Linie   über sich stieg und den nächsten Weg nach dem Reyher zu nahm. Sobald der Reiher des Falkens gewahr wurde, fing er erbärmlich an zu schreien, warf alles Geäse von sich und schwung sich so hoch als er nur immer kommen konnte; der Falke unterließ aber auch nicht, sich alle Mühe zu geben um dem Reyher die Höhe abzugewinnen. Alsdann schoß er wie ein Pfeil auf denselben los, gab dem Reyher den ihm zugedachten Stoß und suchte ihn auf die Erde zu bringen. Der Reyher um sein Leben besorget, weil seinem Feinde durch die Flucht zu entgehen nunmehro unmöglich, versuchte alle Mittel, die ihm von Natur gegeben worden, um sich zu wehren, und seine sonderlichste Bemühung war, sich im Fluge zu wenden, daß der Falke, der von oben her auf ihn zudrang, sich mit seinem langen Schnabel spießen sollte. In solcher Action brachten sie offt gantze Stunden zu und zogen unter währendem Kampf bald nach dieser, bald nach jener Seite. Die Falkoniers waren mittlerweile zu Pferde gestiegen und folgten den fliegenden in verfolgende Corps nach, welche so lange scharmützirten, bis endlich das eine oder das andere zu Grunde gerichtet war. Hatte der Falke den Reyher glücklich zur Erde geworffen: so waren die Falkoniers sogleich bey der Hand, ihn von dem Falken anzunehmen. Sie brachten ihn dem Ober- oder Hoffjägermeister und dieser präsen-tirte ihn dem Könige, von dem er mit einem Ring gebeitzet und sodann wieder in die freye Luft gelaßen wurde. Manchmahl, wenn es glücklich gieng wurden an einem Tage wohl fünffe, sechse und mehrere Reyher gefangen und gebeitzet, mannichmahl entwischte auch wohl der Reyher, und der Falke, der ihn bis über das Waßer verfolgte, echappirte, weil ihm durch das Waßer nicht nachgesetzet werden konnte. Für die Lust, die dem Könige die Falken gemacht, wurden sie mit jungen Tauben und anderen ihnen angenehmen Delicatessen nach gehaltenem Siege tractirt, die Falkoniers aber beschenket und kriegten nach geendigter Baitze die Erlaubniß, dahin zurück zu kehren, wo sie zu wohnen und die Falken abzurichten von dem Könige angewiesen waren und von da sie der König bisweilen zweymahl des Jahres kommen ließ. Die größeste Ehre, die einem Falken jemals in der Welt wiederfahren, ist wohl diejenige gewesen, welche dem sogenannten Schwartzen A. 1714 angethan worden, der den Sieg über seinen Feind, den Reiher, mit seinem Leben erkaufte; er spießte sich auf den langen Schnabel des Reyhers, brachte ihn aber dennoch, wie selbst todt zur Erde. Auf Befehl des Königs ward er auf vorgedachtem kleinem Berge ehrlich begraben und ihm ein höltzernes Epitaphium, das sich lange erhalten, mit der Grabschrift gesetzet:

Ich suchte meinenFeind und stieg die Luft empor,

Ich fand und traf ihn auch, doch kam er mir zuvor,

Indem der schlaue Schalk mich so zu spießen wußte,

Daß ich mit ihm zugleich zur Erde fallen mußte.

So gehts, vor Tausenden hatt ich es hochgebracht

Und meine         Campagnen durch die Baitze mitgemacht,

Dabey stets wohlgethan, viel Reyher aufgetrieben,

Nun heißt es auch zuletzt: Der Schwartze ist geblieben.

Doch blieb ich als ein Held, der stirbt indem er siegt,

Dieweil der stolze Feind mit mir zu Boden liegt.

So muß man in der Welt den höchsten Ruhm erwerben,

Daß man kan auf dem Bett der Ehre siegreich sterben;

Und       was wird nur für Ehr im Tode angethan,

Der sich von Anbeginn kein Falke rühmen kann?

Denn Friedrich Wilhelm, seht, ein König großer Reiche

Preist meine Tapferkeit und klaget meine Leiche.

Ihr, die ihr Heldenblut in euren Adern hegt

Sagt, ob sich solches nicht bey diesem Anblick regt,

Und ob ein jeder nicht sich sollte glücklich schätzen

Für einen solchen Herrn sein Leben einzusetzen.

 

  1. Der König war eben in diesem Jahre wieder die Schweden in Pommern zu Felde und diese Reyher-Baitze ward nicht ohne Absicht von demselbigen angestellet. Er hatte, wie bei seinen Jagden, also auch bey der Reyher-Baitze, allemahl einen Feind in Gedanken, den er verfolgen und sich vom Halse schaffen wollte, zugleich aber auch seine Offiziers und Soldaten anlehren, wie sie den Feind aufsuchen, angreiffen, zu Boden werffen und selbst ihr Leben´auf dem Bette der Ehren für ihren König einsetzen keine Scheu tragen sollten.
  2. Die Kriegs-Übungen waren überhaupt des Königes Friedrich Wilhelms bester Zeitvertreib. Nirgend war er lieber, als bei seinen großen Grenadiers, wenn er dieselben paradieren oder exercieren sehen konnte. Alle Jahre ward auf dem großen Exercier-Platze vor der langen Brücke die große Revüe gehalten, außerordentlich aber mit dem gantzen Regiment daselbst auch alsdann exerciert, wenn er sich und anderen großen Herren, welche ihm ihren Besuch abstatteten und hieher gekommen waren, ein besonderes Plaisir machen wollte.

Sr. ietzt regierende Majestät traten in die Fusstapfen dero Herrn Vaters, treiben aber die Sache noch weiter, und die häuffige maneuvres, die noch außer der gewöhnlichen Revüe hieselbst mit Zuziehung vieler auswärtigen Regimenter, Infanterie und Cavallerie, auch Husaren, noch bis ietzo angestellet werden, bereiten unsere Offiziers und Soldaten auf alle im Felde vorkommende Fälle und die Fertigkeit derselben in allem, was dazu erfordert wird, machet dem Könige und viel Tausend anderen, selbst Königen und Fürsten, die selbige mit anzusehen hieher kommen, ein ausnehmendes Vergnügen, und jedermann muß gestehen, daß er von so ernsthaff-ten und doch nicht blutigen Kriegen nirgend gelesen, auch nirgend gehöret habe.

1.11. Von vorgegebenen vormahligen adelichen Herrschafften

In dem Privilegio, welches der Kayser Sigismund im Jahre 1411 unserer Stadt ertheilet hat, wird insonderheit auch der Ritter und Knappen oder der hier angesessenen Edelleute gedacht, denen der Kayser ihre Brieffschafften zu halten und sie bey aller ihrer Freyheit, bey allen Rechten und Gnaden zu laßen zugesagt. Er versichert zugleich und seinen und seiner Unterthanen Nahmen, daß sie nicht verstatten wollen, daß sie und ihre Nachkommen aus der vorgenannten Stadt Potsdam geladen werden sollen, ohne um handfestiger Thaten, sondern daß sie zu Rechten stehen sollen vor ihrem Schultzen.

Allem Ansehen nach scheinet es, daß sie, weil sie doch unter dem Schultzen gestanden, vor anderen Einwohnern keine besondere adeliche Vorzüge gehabt, wenn sie auch in oder außerhalb der Stadt etwas mehr als andere beseßen haben mögen, es müßte denn seyn, daß es in alten Zeiten anders mit ihnen gestanden, wiewohl auch dieses dem Versprechen des Kaysers zuwieder zu seyn scheinet.

Ich bin in Verwunderung gerathen, als ich in Carls lV. Landbüchern gesehen, daß zu deßen Zeiten in der Nachbarschaft von Potsdam es eine Familie gegeben, die eben den Nahmen, wie unsere Stadt geführet hat, die also denselben entweder von unserer Stadt oder diese von ihr gehabt haben mag. Ich finde nemlich daselbst einen nahmens Mewes Postamp, dem zu besagten Kaysers Zeiten, Chemnitz, ein schönes Gut, das ietzo die Herren v. Britzke besitzen, gehöret hat und das er von einem Herrn v. Rochau erkauffet habe. Gerade hundert Jahr später nach diesem Mewes Postamp lebte im Jahre 1473 Bartholomäus Potsstamp der ältere, den uns Herr Pf. W. Gercke unter den Brandenburgischen Domherren herausgefunden hat. Nach der Zeit ist mir keiner dieses Nahmens weiter vorgekommen. Ich glaube, daß sie beyderseits zu einer adelichen ursprünglich Wendischen Familie gehöret haben, die aber nunmehro vermuthlich ausgestorben ist, und fast wollte ich mir einbilden, daß unsere Stadt zu der alten Wenden Zeiten dieser Familie zugehöret habe, von den alten Anhältischen Marg-graffen aber ihnen aus den Händen gerißen oder sonst bonis modis an die Marggraffen gekommen sey. Irre ich: so habe ich doch bewiesen, daß es vordem Menschen gegeben, die den Nahmen Potsdam geführet haben, wer weiß aber, ob sie sich nicht von dem ihnen zugehörigen Gut genennet haben. Ich laße, was ich hier geschrieben, in seinem Werth und Unwerth beruhen, nenne aber eine noch bis ietzo in großem Ansehen stehende adeliche Familie, die, wie einige wißen wollen, vormals die eigenthümlichen Besitzer von Potsdam gewesen sein sollen. Die Beltziger Chronic des Doctor J. C. Eilers nemlich nennet uns das hochadeliche Geschlecht der v. Hacke, die schon zu Henrici Aucupis Zeiten in die Mark gekommen sein sollen und von welchen einer in der Belagerung der Stadt Brandenburg am ersten über die Mauer in die Stadt gekommen sey. Ich habe die alten Catastra, worauf er sich beruffet, nicht gesehen, glaube aber doch, daß nicht alles, was Herr Eilers saget, falsch sey. So viel ist gewiß, daß die v. Hacke um Potsdam her sich stark eingenistelt und viele Dörfter unter sich gehabt haben, die sie nach und nach denen Churfürsten und anderen Edelleuten käufflich überlassen haben, theils aber auch noch besitzen. Ich will von denen, die den Herren v. Hacke vormals gehöret, jetzo aber in der Churfür-sten und anderer Hände sind, nur Getto, Eichen, Bornim, Ütz, Knobloch, Berge, Bochow, Carpzow, Falkenhagen, und von denen, die ihnen noch gehören, nur klein Machenow, Stansdorft, Genshagen, Großen Creutz, Flatow nennen. So sind noch nahe vor unserer Langen Brücke der Hackendamm, die Hackenmühle, die Hackenheide, von welcher hier jedermann glaubet, daß sie von den Herren v. Hacke den Nahmen haben, denen sie vormals gehöret, da sie jetzo, was den Hackendamm und die Hackenmühle betrifft, unter dem Amte Potsdam stehen, die selbe Heide aber unter dem Potsdamschen Heydereuter, ietzo Landjäger, gehöret, die andere Hälfte aber denen v. Hacke zu Klein Machenow zuständig ist.

Wenn in Carls Landbuche ein Unterschied zwischen dem oppido Potstamp in territorio Obulae oder im Havellande und den vico Postam, welcher zur Zauche gerechnet worden, gemacht wird; wenn dieser vicus Postam und das Buten Postam mit der Mühle, wie er zu Churfürst Friedrichs II. genennet wurde, einerlei: so kann es wohl sein, daß Potsdam, nicht die Stadt, sondern der vicus im Zauchischen Kreise, wozu zu Carls Zeiten  21 gurgusta oder Bauerngüter gehöret, wovon an den Praefectum oppidi 2 1/2 Talent bezahlet wurden, den Herren v. Hacke vormals zugehörig gewesen. Ich will glauben, daß sie diesen vicum schon lange vor des Kaysers Sigismund Zeiten besessen haben mögen, aber zu seines Vaters Zeiten war wenigstens schon die Mühle in die Hände des Kaysers, als damaligen Besitzer der Mark Brandenburg, der davon Choros siliginis oder 2 Winspel Rocken Einkünffte hatte. Wenn und wie die Hackens, wenn und wie die vor Carln hier regierende Marggraffen Herrn von Potsdam geworden sind, will und kann ich nicht ausmachen. Der Doctor Eilers aber will Nachricht haben, daß bey der Erbtheilung der Hacken’schen Gebrüder zwey derselben sich wegen der der Familie zugehörigen Heide dergestalt veruneiniget, daß einer den andern erschoßen habe, der damahlige Marggraffen aber habe dieses so ungnädig aufgenommen, daß er deßwegen auf die gantze Familie einen Zorn gewor-ffen, derselben die Mühle mit sammt der halben Heyde weggenommen und an sich gezogen habe; die noch übrigen Hacken’schen Agnaten hatten sich nicht darin finden können, daß um des einen Versündigung willen die gantze Familie gestraffet werden sollen, hätten also unaufhörlich um Restitution den Marggraffen anzugehen, der ihnen aber dieselben nicht wieder herausgegeben, wohl aber versprochen hätte, daß künfftig iederzeit einer von der Hacken’schen Familie Amtshauptmann in Potsdam und zugleich in einem von den Ämtern Saarmund, Lehnin oder Ziesar seyn solle und zwar so, daß die Amtshauptmannschaft von Potsdam der Hacken’schen Familie erblich verbleiben solte. Documentiret hat er dieses nicht und er würde es auch wohl, wenn man ihn deswegen angegangen wäre, niemals haben thuen können, er will aber doch, daß man ihn glauben soll.

Überhaupt scheinen alle angegebenen Umstände zu erkennen zu geben, daß alles, was geschehen, erst in neueren Zeiten geschehen und nach der Erfindung des Schießpulvers, es will aber auch da nicht alles, was er davon schreibet, recht paßen. Adam v. Hacke auf Berge, schreibet er, ist zu Joachim Friedrichs Zeiten Amtshauptmann in Potsdam und Lehnin gewesen, sein Sohn Wolfs Dieterich Amtshauptmann in Potsdam und Saarmund und dessen Sohn Botho Gottfried Amtshauptmann in Potsdam und Ziesar gewesen. Aus dem Kloster Lehnin ist erst A. 1541 ein Churfürstlich Amt geworden und unter den ersten Amtshauptleuten ist nicht ein einiger von dem Hacken’schen Geschlechte anzutreffen, noch weniger einer, der auch zugleich Amtshauptmann zu Potsdam gewesen wäre. Adam v. Hacke war beydes, Amtshauptmann in Potsdam und auch in Lehnin (1), aber erst von A. 1598 an, und die vorhergehenden waren wie Angelus() bezeuget

(offene Zeilen).

Es ist wahr auch, daß Wolfs Dietrich v. Hacke Amtshauptmann in Potsdam und Saarmund gewesen. Diese beyde aber sind es auch allein, die von dieser Familie Amtshaupleute in Potsdam gewesen sind. Vor ihnen ist von dieser Familie keiner und nach ihnen ebenfalls keiner unter den hier gestandenen Amtshauptleuten anzutreffen. Was Herr Eilers von dem Botho Gottfried sagt, das er nach des Vaters Tode von 1650 bis 1668 in Potsdam und Ziesar die Amtshauptmannschafft verwaltet, wiederleget sich von selbst, weil in benannten Jahren gantz andere Männer diesem Amte vorgestanden haben. Wenn nun aus den älteren Zeiten vor und nach der Regierung Carls IV. bis auf den Churfürsten Joachim Friederich weder dem Herrn Eilers noch uns einer von der Hacken’schen Familie bekannt geworden, der in Potsdam das Amt eines Amtshauptmanns bekleidet hätte; da ferner nach der 1541 geschehenen secularisirung des Klosters Lehnin von der Hacken’schen Familie weiter keiner als Adam und Wolfs Dietrich v. Hacke zu der Amtshauptmannschafst von Potsdam gebrauchet worden, so halte

1) S. Leichen-Conduct des Churfürsten Johann Georgs und Martin Stößlers Begängniß-Predigt.

ich den angegebenen Vergleich, durch welchen die alten Marggraffen zum Besitz von Potsdam und die Herren v. Hacke zum erblichen Besitz der hiesi-gen Amtshauptmannschafft gekommen seyn sollen, für nicht genugsam gegründet, will aber glauben, daß die alten Marggraffen den vicum Postam, so wie mehrere Örter von denen v. Hacke für ihr baares Geld an sich gebracht und zu dem oppido Potsdam gezogen haben.

Wenn uns übrigens Herr Elers bereden will zu glauben, daß die Marg-graffen denen v. Hacke das Privilegium ertheilet, das ihnen iederzeit auch um Mitternacht die Thore von Potsdam haben geöffnet werden müßen: so will ich weiter nichts dagegen sagen, als das Potsdam vor König Friedrich Wilhelm’s Zeiten weder Mauern noch geschlossene Thore gehabt, folglich für einen ieden ankommenden offen gestanden, die Hacken auch in alten Zeiten so wenig Jurisdition über die Stadt gehabt, daß sie vielmehr, wenn sie ja in oppido angesehen gewesen, so wie andere Ritter und Knappen, Bürger und Gebure und allen Leuten gemeinlich beyde weltlichen und werent-lichen haben müßen zu rechte stan vor ihren Schulten, wie Siegismundt ausdrücklich verordnet, auch daß die ietzt lebenden Herren v. Hacke weder ein ausschließendes Recht auf die Potsdamsche Amtshauptmannschafft noch auf aperturam portae zu praetendiren sich in den Sinn kommen laßen.

1.12. Von den Pfandherrschafften

Von den Herren v. Rochau auf Goltzow ist wohl gewiß, daß sie diese unsere Stadt von dem Marggraff Jodocus ehedeß Pfandweise erhalten und besessen haben.

Wichard v. Rochau der ältere hatte ihm darauf, im Jahre 1385, vierhundert Schock Böhmische Groschen vorgeschoßen und dafür Potsdam als ein Unterpfand eingeräumet bekommen. Er sowohl als sein Sohn Wi-chard der jüngere erhielten sich so lange in dem ruhigen Besitz derselben als Jodocus lebte und dieser war froh, daß er für Potsdam Geld gezogen, und solches mit sich nach Mähren hatte schleppen können. Es wieder einzulösen war er gar nicht in Willens und darüber starb er im Jahre 1411. Er selbst hatte die Mark Brandenburg auch nur Pfandweise für das Geld, welches er dazu von dem Marggraffen Wilhelm dem Einäugigten in Meißen geborgt hatte von dem Marggraff Siegismund, dem sie eigentlich gehörte, und der sie ihm, da er zu seinen Kriegen in Ungarn, wo er König geworden war, viel Geld branchte, verpfändet hatte. Er suchte die Gelegenheit sich aus der Mark Brandenburg zu bereichern, so gut als möglich zu benutzen, und versetzte und verkaufte von Schlößern, Städten, Dörffern was er nur los werden konnte, weil Siegismund die Mark wieder einzulösen von einer Zeit zur anderen verschob. Dieses ging so weit, daß er nicht nur bey einzelnen Örtern es bewenden ließ, sondern endlich, da er A. 1410 Kayser werden wollte und Geld brauchte um die Churfürsten auf seine Seite zu ziehen, alles was ihm verpfändet war, seinem Schwiegersohn Wilhelm dem reichen Marggraffen in Meißen wieder Pfandweise überließ. Als endlich nach dem Tode Jdoci Siegismunden wieder die Lust ankam, sein versetztes väterliches Erbe wieder zu haben, selber aber kein Geld hatte, sich seiner Schulden zu entledigen, befriedigte er den genannten Pfandinhaber Wilhelm dadurch, daß er ihm das Oberhertzogthum Sachsen, welches eben erblos ausgestorben war zur Vergütigung seiner auf die Mark habenden Forderung zu Lohn ertheilte (1), womit denn dieser auch völlig zufrieden war. Und nun glaubte Siegismund, daß ihm die gantze Mark mit allem, was davon einzeln versetzet war, wieder zurück gegeben werden müßte. Wilhelm ließ sich dazu willig finden, aber der v. Rochau, der keine Vergütigung bekommen hatte, war dazu desto unwilliger und der Burggraff Friedrich VI. dem Siegismund nunmehr die administration der Mark übertrug und insonderheit Potsdam für seinen ältesten Sohn Johann verschrieben hatte, mußte ihn erst mit Gewalt dazu nöthigen, wie ich dieses alles schon im vorhergehenden ausgeführt habe, da er dann endlich zu Kreutze kroch und Potsdam an ihn und dessen Sohn abtrat.

Potsdam war nun in des Churfürsten und dessen Sohns Händen, es währte aber nicht länger als 10 Jahre, so war der neue Churfürst nebst seinem Sohn Johannes wegen der kostbaren Anstalten, die sie zur Sicherheit des Landes gegen die feindlichen Nachbarn und Edelleute im Lande nehmen mußte, genöthiget, Geld herbey zu schaffen. Zu dem Ende verpfändete Johannes im Jahre 1426 unsere Stadt, Schloß und Amt mit allen Zinsen, Renthen, Gelthen, Nutzungen, Muhlen, Zollen, obersten und niedersten Gerichten und yde Zugehörungen gantz und gar nichts ausgenommen denn den Wildpan an Clawesen und Clawesen v. Latendorff (Lattorff) und ire Erben für vierhundert Schock Böhmischer Groschen oder so viel Rheinischer Gulden y drey gute Rheinische Gulden für ein Schock. Zugleich erlaubten sie ihnen, daß die Hackenmühle und das Dorfs Newendorff nebst der Summe, die ihm Heinrich Glinicke darauf geliehen hat, lösen mögen.

Sie löseten was sie versetzt hatten, zwar bald wieder ein, aber schon A. 1429 fand sich der Marggraff Johann schon wieder gedrungen, das

1) Jobst in Küsters Collect. epist. IIist. March. illustantiam l. B. 6. St. p. 174.

Schloß, Stadt und Amt Potsdam wiederum mit allen Renthen, Czinsen, Gülten, Nutzung, Mühlen, Czollen, obersten und untersten Gerichten und allen und ytzlichen Zugehörungen gantz und gar nichts ausgenommen denn die Wiltpan zu Potstamp, an Ottoen Bardleben und seinen rechten Erben und zu treuer Hand Sigmund v. Knobeloch, Bußen und Fritzen Bardleben getrew Brüdern Hans Bardleben und Henning wiederkäufflich für 422 Schock Behemische Großschen oder so viel guter Rheinischer Gulden y drey gut Rheinische Gulden für ein Schock hinzugeben.

Wann er Potsdam wieder eingelößet, weiß ich zwar nicht, daß es aber noch vor 1437 geschehen, ist klar                genug daraus, weil er es auf Gutbefinden des Vaters in besagtem Jahr gegen anderweitige Vergütigung in Franken dem Vater abgelaßen, nach deßen Tode Friederich deßen zweyter Sohn durch den Theilungs-Tractat von 1447 durch seine Brüder darauf angewiesen wor-den. Es blieb in den Händen seiner Nachfolger beynahe 100 Jahr, aber im Jahr 1543 verschrieb es der Churfürst Joachim II. dem Caspar v. Köckeritz, der ihm 20 000 Rthlr. Sachsen und Joachimsthaler Gulden Groschen wiederkäuflich auf das Cammergut Chorin bezahlet und 3 000 Rthlr. Gulden Groschen auf Potsdam geliehen hatte, dergestalt daß er beyde Güter nicht eher wieder abtreten solle, bis diese Gelder völlig bezahlet wären. Die getreue Landschafft verpflichtete sich dafür selbst schuldig und erbot sich bis zur völligen Bezahlung der Schuld jährlich an die Köckeritz’sche Erben und Inhaber der Schrifft 1 200 Gulden Intereßen zu bezahlen. Ich finde zwar nicht, wenn es wieder eingelöset worden, daß es aber geschehen, meine daraus klar genug zu seyn, weil unter den folgenden Churfürsten keine Spur zu finden, daß die Herren v. Köckeritz weitere praetensionis darauf gemacht haben.

Weil dieser Herr v. Köckeritz, der 1567 starb, sich mehrentheils anderwärtig aufhielt, so verwaltete mit Genehmhaltung des Churfürsten die denselben Herrn verliehene Güter Dietrich Flanß, und, weil er keine männliche Erben hinterließ, kriegte der Amtsschreiber Alexander Goßler, der Rath und Heydereuter Befehl, diese Güter, die nunmehro wieder an den Landesherrn gefallen waren, wieder einzunehmen und dem Dietrich Flanß ward befohlen, solche mit Zurückbehaltung dessen, was ihm an Hausgeräthe, fahrender Haabe, und andern im Wohnhause und Vorwerke zugehörete, wieder abzutreten.

Ob die Herren v. Enderlin, denen im vorigen secu1o und auch noch im Anfange des jetzigen seculi im Kirchenbuche zum öffteren gedacht wird, da sie viel Äcker besaßen, denselben als Lehn von dem Churfürsten erhalten, oder auf was Weise sie sonsten dazu gekommen, kann ich in Ermangelung der Nachrichten mit Gewißheit nicht sagen, glaube aber doch nicht, daß sie davon Pfandinhaber gewesen sind, vielmehr, daß sie dieselbe von andern für ihr Geld erkauftet wie er denn auch an hiesige Bürger wiederum verkaufet worden. Eine Enderlin’sche Tochter Elisabeth ward im Jahr 1658 an Jacob Webern, den man zuerst den Titel eines Rectoris gab, verheyrathet.

1.13. Von Übergebung dieser Stadt an die Churfürstin Catharina

Im Jahre 1598 übergab der Churfürst Joachim Friederich I. laut eines im Archiv vorgefundenen Documents an seine Gemahlin Catharina, zu ihrem und der jungen Herrschafft Unterhalt, nebst dem Amte Saarmund, und dem Saltzbrunn bey Beelitz, der Petzinschen Heyde, auch das Amt Potsdam nebst dem Zoll und Thiergarten, doch die Holtzung, Mast und Jagd ausgenommen, die er sich alle Wege vorbehalten wolte, imgleichen aus der Renthkammer jährlich 4 000 Rthlr. und überdieß noch 500 Rthlr. jährlich zu Hochzeiten und Gevatterschafften. Eine Copie von dieser Verschreibung ist mir nicht vor Augen gekommen, wohl aber so viel bekannt geworden, daß sie nach dem Tode ihres Gemahls ihren Wittwensitz hier aufgeschlagen und so lange sie gelebt, das Einkommen von der Stadt und dem Amte zu genießen gehabt. Natürlicher Weise fiel nach ihrem Tode alles wieder an ihren Sohn den Churfürsten Johann Sigismund.

1.14. Von dem Testament des großen Churfürsten Friedrich Wilhelm

Im Jahre 1686 den 9. Februar, machte der Churfürst Friedrich Wilhelm sein Testament und vermachte seiner zwoten Gemahlin Dorothea und den mit ihr erzeugten Kindern Potsdam zu einem erblichen Leibgedinge.

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1.15. Von der Resolution und Verhalten des Churfürsten Friedrichs III. in Ansehung dieses Testaments

Der von des großen Churfürsten Kindern erster Ehe noch übrige ihn überlebende eintzige Sohn und Erbe von allen deßen Städten und Ländern Churfürst Friedrich III. nachmaliger König in Preußen, ließ sich die von seinem Herrn Vater gemachte Verordnung so weit sie deßen hinterlaßene Frau Wittwe Dorothea angieng, gern gefallen und ihr wurde nebst der Stadt und dem Amte das hiesige Schloß zum Wittwensitz willig eingeräumet, es ist ihr auch darüber, so lange sie gelebet, kein despüt erregt worden. Daß aber ihre Kinder nach ihrem Tode ein Erbrecht darauf behalten und diese Stadt der Primogenitur entzog und den nachkommenden Printzen zwoter Ehe für immer abgetreten heißen sollte, das wollte ihm nicht recht anstehen. Die Stadt ohne hinlängliche satisfaction ihnen wieder weg zu nehmen erlaubte weder die Ehrfurcht, die er für seinen hochseligen Vater, noch die Liebe, die er für seine Herren Brüder hatte, sie veranlasste ihn vielleicht auf Mittel zu denken, wie er mit gäntzlicher Zufriedenheit dieser letzteren diese Stadt von ihnen wieder erhalten und durch ein anständiges Aequivalent wieder einlösen mögte. Ich hätte gern die über diese Sache gewechselten Schrifften in forma beygebracht, sie sind aber im Archiv zu Berlin nicht mehr vorhanden, sondern, wie man mir schreibet, zu den Zeiten, als das Commissariats-Collegium aufgehoben und das General-Directorium und Cammer errichtet worden, ante acta und Documenta an ihre Behörden remittiret, wie solches die jetzigen Registratoren, vermöge ihrer darüber nachgeschlagenen Repertorien, versicherten. Ich finde aber doch hier und da etwas, so zur Erläuterung dieser wichtigen Unterhandlung dienen kann.

So heißet es z. E. in den historischen politischen Beyträgen der Königlich Preußischen Staaten betreffend. (1) Zur Ralaiirung der des Marggraffen Albrecht Friedrichs Hoheit Portion des Potsdamschen Capitals aus dem Amte Saarmund bezahlet von 16 666 Rthlr. 16 Gr. Capital an Interesse 977 Thaler

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Nachdem vorgedachter maaßen, Potsdam von Zeit zu Zeit bald als ein Pfand bald unter einem anderen Titel in Dieser und jener Hand gewesen war, blieb es von nun an beständig unmittelbar dem Churfürsten und nachmaligen Königen eigen und unterthänig ist auch nicht wieder in andere Hände gekommen. Ich werde also was von politischen Merkwürdigkeiten in den neueren Zeiten passiret ist, noch hinzu zu thuen haben.

1) Zweiter Theil, erster B. p. 163.

  1. Abschnitt

1.16. Von hohen Todesfällen

So erfreut den hiesigen Einwohnern der jedesmahlige Besuch und längere Aufenthalt unserer Könige und Churfürsten, nebst deren Königlichen und Churfürstlichen hohen Familie war; so traurig machte sie der Tod, der hierselbst erstlich einen Churfürstlichen Printzen Ludewig, hernach den großen Churfürsten und noch zu unseren Zeiten den König Friedrich Wilhelm aus der Welt hinweg nahm und noch andere aus fremden Orten Todt hieher brachte. Der erste, der die Schuld der Natur hieselbst bezahlen mußte, war der Printz Ludewig, der fünfte Sohn des Großen Churfürsten und deßen erster Gemahlin Louise, einer Prinzessin von Ora-nien, der den 28. Januar 1666 zu Cleve zur Welt gebohren war; Ein Printz von großer Hoffnung, er starb in der besten Blüthe seines Alters da er noch nicht viel über 20 Jahre alt geworden war. Schon im 11ten Jahre seines Lebens wohnte er der Belagerung von Stettin bei und der Printz Wilhelm von Oranien, welchen er verschiedene mahle zu Arnheim und Schenken-schantz besuchet, gewann ihn wegen seiner ausnehmenden fürstlichen Qualitäten so lieb, daß er ihm zur Bezeigung seiner zu ihm tragenden außerordentlichen Liebe und hegenden großen Vertrauens zu seinem Sohn auf und annahm und ihn ein altes Regiment zu fuße im Dienste der General-Staaten conferirte. Im Jahr 1670 den 28. December vermählte er sich zu Königsberg in Preußen mit des Fürsten Bogislai v. Radzivil zu Birze einigen Prinzeßin und Erbtochter Louise Charlotte, da er 15, die Braut aber 14 Jahre alt war. Es würde dem Hause Brandenburg hierdurch eine reiche Erbschaft zugefallen sein, wenn ihm Gott sein Leben länger gefristet und er Kinder von ihr gehoben hätte. Er starb aber schon den 27. März (7. April) 1687 am Oster Montage und zwar ohne Erben, zum großen Leidwesen seines Herrn Vaters, unserer Stadt und des gantzen Landes. Seine Kräfte waren durch allerhand Unpäßlichkeiten und Krankheiten, Masern, Blattern, rothe Ruhr, Planrosen und hitzige Fieber sehr geschwächet worden; auch die Ehe selbst war, wie einige wissen wollen, nicht die vergnügteste; es kann das eine sowohl als das andere zu seinem Tode beygetragen haben; was ihm aber denselben eigentlich und zunächst verursachet ob der viele Caffe oder ein ihm beygebrachtes Gift daran Schuld gewesen, wie einige haben behaupten wollen, kann ich nicht sagen, ob ich gleich das letztere am wenigsten glaube. (Der Herr Hoffprediger, nachmalige Bischoff Ursinus, hat wie der Geheimbte Legations Rath Ölrichs num. 4LXXVI. in seinen Medallien Sammlung anmerket, durch seine freydenkige Ausdrücke über die Todesart des Printzen in der auf ihn gehaltenen Leichenrede die Veranlassung dazu gegeben, und andere in solcher Meynung bestärket. Er sollen aber, setzt er hinzu, die Prediger nach Joh. VII., 24 sich hüten von fürstlichen Personen so zweydeutig und noch dazu öffentlich sich auszudrücken.)

Schon den 20. Januar gab er bey dem Grabe eines seiner getreuesten Diener des Wilhelm Johannis v. Cabeljau zu erkennen, daß er wohl der erste seyn würde der ihn folgete. Sonnabends den 19. Martii war er noch bey der Vorbereitung zum heiligen Abendmahl, er fieng aber auch schon damals zu Klagen an, doch ließ er sich des folgendern Tages von seinem Vorhaben zum Abendmahl zu gehen nicht abhalten, er wohnte vielmehr auch noch Nachmittags der Predigt bey, welche der Hoffprediger Brunsenius in der Schloßcapelle über die Worte Christi hielt: Es ist vollbracht. Nach der Predigt aber mußte er sich legen, es fanden sich hefftige Schmerzen im Leibe bey ihm ein, welche immer mehr zu nahmen, und ein gewaltiges Brechen, Durchlauft, hitziges Fieber und Schlaflosigkeit verursachten. Es wurden alle ersinnliche Mittel zu seiner Erhaltung von den hier anwesenden Churfürstlichen Medicis angewendet, allein die Ursach der Krankheit, konnte durch nichts gehoben werden. Er war bey diesen Umständen im Gebet unermüdet, wenn ihn seine Bediente aus gottseligen Schrifften etwas vorlasen, sehr aufmerksam, und bey den Unterredungen mit den Churfürstlichen Hoffprediger Brunsenius und den von Cleve anhero beorderten nachmaligen Hoffprediger Cochius sehr andächtig, wiederholte in ihrer Abwesenheit die ihm von demselben vorgelegte Trostsprüche und starb endlich in Gegenwart der Churfürstlichen Eltern den 28. März 1687, nachdem er in allem auf dieser Welt zugebracht hatte 20 Jahr 9 Monathe. Sein letztes Wort, so er von sich hören ließ, war der Spruch 1. Job. 1: Das Blut Jesu Christi etc. Herr Brunsenius hielt ihn hierauf am Bußtage als den 6. April die Trauerpredigt über Ps. XC., 11—13, welche zu Cölln gedruckt ist. Der fürstliche Leichnam ward aufs herrlichste balsamiert, mit prächtiger fürstlicher gantz über und über mit Silber bordirten scharlachenen vollkommenen Kleidung angethan, zu einer Seite der Leiche ein Marggräfflich Brandenburgischer Fürstenhut, auf der andern sein Leibdegen hingeleget, und in solcher Pracht war derselbe hier in dem großen gantz schwartz bekleideten Schloßgewölbe auf einem Lil de parade unter einem Dez vorgezei-get und von einer gewißen Anzahl Cavalliers und andern Domestiken und Wachten, dem hochfürstlichen Herkommen gemäß bis zu der Leichenbestat-tung, so den 27. April (7. Mai) Mittwochs nach Cantate in der Churfürst-lichen Residenz Stadt Cölln an der Spree gehalten wurde, bewahret. Tages vorher kam der Reisemarschall der v. Oppen mit einigen Trauerkutschen und dem Trauerwagen, worauf die fürstliche Leiche solle fortgebracht werden mit einer Suite von gar vielen Hoff Cavaliers und Hohen Offiziers nebst andern vom Lande verschriebenen vom Adel, imgleichen Trompetern und Trabanten, so alle schwartz bekleidet waren, anhero die fürstliche Leiche abzuholen und zu begleiten, worauf denn besagten Tages früh um 5 Uhr dieselbe durch die vonm Adel auf den dazu gesandten Trauerwagen gesetzet und unter dem Geläute aller Glocken nach Berlin zur solennen Beysetzung abgeführet und von unzähligen Cavaliers und Offiziers, verschriebenen vom Adel, des verstorbenen Marggraffen Stallmeistern v. Siburg, 30 Churfürst-lichen Trabanten, des verstorbenen Herren Hoffbedienten, alle in Trauerkutschen gefolget wurde. Bey dem Küchengarten vor Berlin kamen ihnen 2 Compagnien der Garde zu Pferde, 18 mit 6 Pferden bespannten anderen Kutschen, wiederum 60 mit 6 Pferden bespannte andere Kutschen, alle Cavalliers zu Pferde, welche von dem Oberhoff-Marschall geführet wurden, der Churprintz Friederich und andere hochfürstliche Personen in ihren Trauerkutschen entgegen, und da sie dieselbe angetroffen, begaben sie sich in gemeldeter Prozession wieder zurück. Kurtz vor dem Thore ward die hochfürstliche Leiche auf einen anderen dazu bereiteten Trauerwagen gesetzet und vor den Trauerkutschen her mit vielen Ceremonien nach der Kirche zur solennen Beysetzung hingebracht. Ich habe diese Nachrichten aus dem Trauergedächtniß dieses Marggraffens, der zu Cölln A. 1687 in folio heraus gegebenen Klage und Trostschriften, Leich- und Trauerpredig-ten auf den Abschied dieses Printzens und der Beschreibung der Leichen Proceßion hergenommender Art, wo dieser Herr gestorben, ist auch auf dem Sarge im Dom zu Berlin mit angemerket worden, denn zu den Füßen stehe:: folgende Worte: Elatus Potsdami in ipso vernatis aetis flore A. MDCCXXXVII. die XXVIII. Mart. humatus Beroli. non fine publ. bon. mota. eodem anno die XXV.Apri. max. su. desiderio relicto. cum vixisset A. XX.men. (1) Es ist auf diesen Todt auch eine Müntze geschlagen worden, wovon das Kupfer unter des Herrn Ölrichs Medaillen Sammlung unter der Nummer UXXVI. anzutreffen. Die Hauptseite stellet das Brustbild des Marggraffen in krausen Haaren dar mit der Umschrift: Ludovicus D.G. Marchio Brand.

Auf der Gegenseite siehet man einen in einem Gartengefäße stehenden Orangenbaum, deßen vierter Ast vom Winde abgerißen wird, wodurch ohne Zweifsel vorgestellet werden sollen, daß jetzt der vierte Printz aus der ersten Ehe des Churfürsten mit der Oranischen Prinzeßin auch abgegangen sey, da nur noch allein der Churprintz Friedrich am Leben war; die Umschrift war: fato dignus meliori, die Randschrift: natus 28. Jan. 1666, denatus 28. Mart. 1687. Gantz unten unter dem Gartengefäße stehet c. f. so den Medailleur anzeigen soll.

Die hinterlassene Wittwe dieses Marggraffen machte sowohl ihrem Schwieger Vater dem großen Churfürsten als deßen Herrn Sohn und Nachfolger in der Regierung Friedrich dem Dritten, dem Bruder des verstorbenen Marggraffen viel Verdruß. Ersterer ermahnete sie noch auf seinem Todtenbette auf das ernsthafteste und liebreichste, ja nicht wieder ihres Vaters willen von der Evangelischen Wahrheit ab und zur päbstlichen Kirche überzutreten, sie hat sich aber einiger Meinung nach daran nicht ge-kehret, obgleich Herr Öhlrichs das Gegentheil versichert, daß sie bey der Evangelisch reformirten Religion beständig verblieben. So viel ist gewiß, daß sie wieder Wißen und Willen des neuen Churfürsten Friedrich III. sich den 10. August 1688 gegen die Nacht in das Haus des Kayserlichen Abgesandten Graffen v. Sternberg führen und daselbst von einem schon fertig stehenden Catholischen Priester den Catholischen Pfaltzgraffen Carl Philipp hat antrauen lassen.

Der Churfürst konnte nun nichts mehr ändern, die Sache war geschehen. Indeßen wurde den neuen Vermählten der Hoff verbothen. Sie giengen hierauf nach Inspruck, wo der Kayser sie annahm und wo der Pfaltzgraff Stadthalter von Tyrol war. Sie lebte daselbst nicht länger als 7 Jahr, in welcher Zeit sie eine Printzessin zur Welt brachte und zugeben mußte, daß sie in der Catholischen Religion erzogen wurde.

Der Todt des Marggraffen Ludewigs war für Potsdam eine traurige Begebenheit; wie groß muß nicht die Trauerklage der hiesigen Einwohner gewesen seyn, als selbst ihr großer Churfürst Friedrich Wilhelm hieselbst Todes verfuhr.

Er war im Jahr 1620 den 6. Februar zu Berlin gebohren und hatte nach Ableben seines Herrn Vaters George Wilhelms in dem 21sten Jahre seines Alters die Regierung angetreten, die er mit eben so viel Glück als Ehre 48 Jahre geführet hat. Er fand alle seine Länder, die ihm der Vater hinterlaßen hatte, in dem desolatesten Zustande. Krieg, Hunger, Pestilentz

1) Küster, A. u. N. B. p. 60. Überhaupt ist von diesem Herrn Nachgelaßen worden G. C. Bergii, H. Schmettans, B. Ursini, C. Lochii, bey Gelegenheit dieses Todesfalles gehaltenen Leichenpredigt und beygefügten Personalien.

hatten eine solche Verwüstung darinnen angerichtet, daß es fast unmöglich schien sie aus dem Verderben wieder auffzuhelffen. Dem ohngeachtet hat der allmächtige Gott durch diesen Churfürsten, so zusagen Wunder gethan, indem er nicht allein die ihm angeerbte Länder wieder in völligen Flor gebracht, sondern auch einen Zuwachs von vielen anderen erhalten, so daß man mit Wahrheit sagen, er habe zu seinen ererbten Ländern noch einmahl so viel dazu erworben, als er von seinen Vorfahren bekommen hatte. Ich werde gantz von meinem Zweck abkommen, wenn ich eine ausführliche Lebensbeschreibung von diesem großen Churfürsten geben und von seinen Kriegen und Siegen dasjenige hier abschreiben wolte, was andere davon weitläufftig genug vorgetragen haben. Ich begnüge mich hier nur so viel zu melden, daß er von zweyen vorzüglich angenehmen Gemahlinnen ein Vater von 13 Kindern, 9 Printzen und 4 Printzessinnen geworden und daß er seit 1660 mit deroselben sich mehr in Potsdam als in der eigentlichen Churfürstlichen Residentz Stadt aufgehalten, unsere Stadt, wo man nach dem 30jährigen Kriege viele wüste Plätze und Häuser sahe, und die Armuth darin mächtiglich darinnen auffgeholffen, auch den Leuten durch Erbauung des Churfürstlichen Schlosses und Erweiterung der Stadt, viel zu verdienen gegeben. Wie sehr hätte iedermann gewünschet, daß sein Leben und Regierung noch eins so lange gedauert hätte, als sie nicht gedauert hat. Allein dem Himmel gefiel es anders.

Fürsten sind auch Menschen, und den menschlichen Schicksalen sowohl als anderen Menschen unterworffen. Er war schon einige Jahre lang von der Gicht sehr incommodiret, zuletzt fiengen ihm die Füße an zu schwellen, der Geschwulst kam in den Oberleib, und es zeigte sich eine völlige Wassersucht. Dem ohnerachtet ließ er sich von Berlin, wo ihn die Krankheit bis anhero fest gehalten hatte bey äußerster Schwachheit nach seinem so geliebten Potsdam bringen. Wie kurtz daselbst noch seine Lebenszeit gewesen, wie wohl er sein Haus bestellet, wie getrost er auch im Sterben gewesen, hat der vormalige berühmte Rector Erdmann Uhse, aus des Hoffpredigers Cochii Leichen Predigt und denen derselben angehangenen Personalien beschrieben und von p. 1124 bis 1236 weitläuffig und umständlich genug vorgetragen und gewiesen, daß unser hoch und gottseliger Chur-fürst vor vielen anderen und großen Fürsten als ein Exempel vorgestellet zu werden verdienet, daß der größeste Geist der beste Christ sein kann.

Der Königliche Rath und Historiographus M. Teißier hat im Jahre 1705 ein Abbrege d l’historie de Electeurs de Brandenbourg herausgegeben und von pag. 105 a les derniers heures de Frideric Guillaume le Grand Electeur de Brandenbourg oder die letzten Stunden dieses großen Churfürs-tens nach der Übersetzung eines ungenannten folgendermaßen beschrieben:

»Es kommt der Sündhaftigkeit und der Gottseligkeit, die man in den letzten Stunden seines Lebens beweiset, ein nicht geringeres Lob zu als den Heldenthaten, wodurch man sich im Kriege hervor thut. Da nun der Churfürst Friedrich Wilhelm mit den Gesinnungen eines Christlichen Heldens diese Welt verließ so ist es der Mühe werth, seinen Todt jedermann zum Muster vorzustellen und die besonderen Umstände desselben zu beschreiben:

Den 27. April 1688 stand er auf, ob er gleich die vorhergehende Nacht ohne ein Auge zuzuthuen unter beständigen Schmertzen und Unruhe zugebracht hatte. Er ließ sich anziehen und befahl, daß der Staatsrath, so des Freytags ordentlich gehalten wurde, Zusammen kommen solte. Und weil sich seine Staatsminister nicht bald genug Anfanden, ließ er ihnen ein oder zweymahl sagen, sie mogten schleunig kommen. Sobald die Gesellschaft beysammen war und sie sich alle niedergesetzt hatten, höreten sie ihn mit Verwunderung ungefehr folgendes zu dem Churprintz seinem Sohn sagen: Er wiße gewiß, daß er ietzo zum letzten mahl den Rath beywohnete und daß er nach einigen Tagen sterben würde; seine Regierung sey durch Gottes Gnade lang und glücklich gewesen, ob er sich gleich in vielen Kriegen verwickelt gesehen, die ihm viel Sorge und Mühe und seinen Unter-thanen große Beschwerlichkeiten verursachet; jedermann wiße ja in was für einen Zustand er seine Staaten nach dem Tode seines Vaters angetroffen und wie sehr dieselben durch die vorigen Kriege verwüstet worden; Er habe aber durch Gottes Hülffe und Segen eine sehr vortheilhaffte Veränderung in denselben erlebt und seine Unternehmungen so glücklich ausge-führet, daß er seinen Feinden einen Schrecken eingejagt und sich die Hochachtung seiner Freunde erworben habe; Er hinterlaße die Regierung nunmehro    dem Printzen, seinen:   Sohn, welchen er hiemit ermähne, in seine Fußstapfen zutreten. Ihr habt, setzte er hinzu, bey einer so wichtigen Verwaltung mit der größesten Vorsichtigkeit zu verfahren. Leget die Waffen nie aus der Hand, die Ruhe und Sicherheit in Euren Staaten und den Ruhm, den ich meinem Hause erworben habe, zu behaupten. Bedienet euch eurer Räthe; gebt denen, die euch einen unbilligen und unbedacht-samen Rath geben werden, kein Gehör, und bemühet euch den Ruhm den ihr von mir erbet, fortzusetzen. Ich habe eine Anweisung, wie Ihr Eure Staaten beherrschen sollet, schrifftlich aufgesetzet; ich übergebe Euch dieselbe und hoffe, dieser Unterricht werde Euch sehr nützlich seyn. Hierauf wandte er sich zu seinen Staats-Ministern, und als er für die ihm geleistete gute und treue Dienste gedenket hatte, sagte er zu ihnen: er zweiffele nicht sie würden gegen seinen Sohn und Nachfolger also fortfahren, er habe zwar         sehr gewünschet seinen Unterthanen die Last, welche ihnen sehr auf den Halse lägen zu erleichtern, allein die mißliche Beschaffenheit der Zeiten, habe ihn solches unmöglich gemacht.

Der Churprintz antwortete ihm mit weinenden Augen, was ihm die Liebe gegen einen so gnädigen und ruhmwürdigen Vater in den Mund legte. Worauf Schomberg als erster Staats-Minister bezeugete, er sähe sich mit der größesten Betrübniß, durch die Stelle die er im Rath bekleidete, der erste zu seyn, der die traurige Rede Sr. Churfl. Durchl. beantwortete; er würde niemals unterlaßen sein gantzes Leben hindurch seine Treue gegen den Churfürsten gegen seine Nachfolger sowohl als gegen das Churfürstliche Haus an den Tag zu legen und mit aller nur möglichen Treue und Ergebenheit alle Dienste zu leisten, wozu er im Stande wäre. Der Churfürst gab ihm zur Antwort: er zweiffele gar nicht an seine Redlichkeit und Freundschaft. Die übrigen Räthe versicherten ein jeder besonders, und unter dringender Betrübniß unter häuffig vergoßenen Thränen, sie wollten sich für Sr. Churfürstl. Durchl. und für dero selben Hause gäntzlich aufopfern.

Weil solche zärtliche Proben einer gegenseitigen Zuneigung den Chur-fürsten über die maßen gerühret hatten und er eine kleine Ohnmacht bekam, die ihn verhinderte dasjenige auszusprechen, was sein Hertz empfand; so gab er seinen Ministern mit einem Wink und leutseliger Miene zu verstehen, was sein Hertz empfand und daß ihm alles was sie gesagt, sehr angenehm sey. Nachdem er sich in etwas erholet hatte, befahl er einige Staatsangelegenheiten vorzunehmen, welche er mit solcher Gelassenheit einrichtete, als wenn er bey vollkommener Gesundheit gewesen wäre. Als die Versammlung auseinander gegangen, ließ er sich in sein Zimmer tragen, wo er den Churprintzen ganz allein zu sich kommen ließ.

Hier ermahnte er denselben nochmals, seinen aus väterlicher Liebe geflossenen Erinnerungen zu folgen, wofern er die Wirkungen des göttlichen und väterlichen Segens wolte zu genießen haben. Der Printz kniete nieder und der Churfürst ertheilete ihm mit Mienen voller Gelassenheit und mit erhabenen und rührenden Ausdrücken seinen Segen, zugleich überreichte er ihm zum letzten Beweise seiner Freundschafft eine große goldene Gedächtniß Müntze. Des Nachmittags besorgte er die letzten Einrichtungen seines Hauses und that dieses ohne Geräusch, damit die Churfürstin, welche sein Zimmer fast niemals verließ, den Abgang seiner Kräfte nicht gewahr würde.

Diejenige, die ihn bedienten, belohnte er noch mit der größten Freygebigkeit. Der Churfürstin, welche in Thränen zerfloß, setzte er ein prächtiges Geschenk aus und bezeugte gegen sie mit vieler Standhafftigkeit: er habe genug gelebet und sey von Gott mit Wohlthaten überschüttet worden, es sey nichts billiger als seinen Geist den Händen Gottes wieder anzuvertrauen, von welchen er ihn erhalten. Er sey bereit das irdische zu verlassen, so bald Gott für gut finden würde seinen Lauff zu vollenden. Ihm sey zwar keine Rückkehr zu ihr verstattet, doch in dem Aufenthalt der Unsterblichkeit würden sie einander wieder antreffen. Gleich darauf ließ er seine Hoffprediger Bergius und Cochius zu sich ruffen. Kaum waren sie näher zu ihm getreten als er ihnen diese Worte des Apostels zurief: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauff vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beygelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage geben wird. Da auch die Prediger sagten: derjenige sey glücklich, der am Ende seiner Tagen mit dem Könige Hiskia sagen könne: Gedenke doch Herr, wie ich vor dir gewandelt habe in der Wahrheit mit vollkommenem Hertzen und habe gethan, was dir gefallen hat: so erwiederte der Churfürst: er wiße, wie groß das menschliche Verderben sey, und bekenne sich vieler Sünden schuldig, die aber alle durch das Blut Christi, auf dessen Verdienst er seine gantze Hoffnung setze, getilget und abgewaschen worden. So oft die Prediger anfiengen, eine Stelle der heiligen Schrift, die zu seiner Aufrichtung diente, anzuführen, so sagt er sie vollends her, und setzte noch andere dazu, die er zu desto größerer Stärkung seines Glaubens sich zuzueignen wußte.

Nach solchen heiligen Unterredungen warffen sich die Prediger auf ihre Knie nieder und beteten. Als man eben dem Churfürsten hinterbrachte, daß seine übrige Kinder nebst der Printzessin Charlotte Sophie, Gemahlin des Churprintzen aus Berlin angelanget, ließ er sie in sein Zimmer kommen, und vermahnete sie, beständig Gott vor Augen zu haben, mit einem aufrichtigen Hertzen vor ihm zu wandeln, und bey der wahren Religion bis ans Ende zu bleiben. Nachdem sie ihm die Hand knieend geküßet hatten, segnete er sie auf eine so rührende Weise, daß alle umstehende häuffige Thränen vergossen. Die Prediger beschlossen diese heilige Handlung mit einem Gebet, worin sie Gott anfleheten, er möge die Wünsche, die der Chur-fürst für seine Familie auf Erden gethan, im Himmel genehm halten. Er setzte zum Zeugniß seines Vertrauens zu Gott sein Amen darauf. Die folgende Nacht brachte er gantz schlaflos zu. Jedoch verbarg er, soviel er konnte, die Größe seiner Schmerzen um die Churfürstin, die ihn keinen Augenblick verließ, nicht zu beunruhigen. Gleich wie sie ihn auf allen seinen Reisen und auf allen seinen Feldzügen begleitet hatte: so wollte sie ihm noch bis ans Ende seines Lebens eben die Probe ihrer zärtlichen Liebe erzeigen, wofür er zu wiederholten mahlen dankete.

Sobald der Tag anbrach und seine Prediger, die er verlangt hatte, zu ihm kamen, fing er die Unterredung mit folgenden Worten aus dem Buch der Psalmen an: Herr wenn ich nur dich habe; so frage ich nichts nach Himmel und Erde, wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit meines Hertzens Trost und mein Heil. Hernach bezeugte er, wie er sich auf den Glauben, in welchen er gelebet, gründe und die Wirkung des heiligen Geistes empfinde. Nach Verrichtung des Gebetes führte einer der Geistlichen diese Worte des Apostels an: Es ist ein großer Gewinn wer gottselig ist und läßet ihm genügen, als über welche er von 4 Tagen eine kurtze Predigt gehalten hatte; worauf der Churfürst hinzu setzte: durch Gottes Gnade werde ich grünen und blühen. Als er dieses ausgeredet hatte, fiel er in eine Ohnmacht, kam aber bald wieder zu sich und verlangte seine Kinder zu sehen, um ihnen zum zweiten mahle seinen Seegen zu ertheilen, welches alle diejenigen, die sich in seinem Zimmer befanden, ungemein rührete. Wie seine Kinder wegggehen wollten, rief er mit lauter Stimme die hinterlaßene Gemahlin seines Sohnes des Marggraf Ludewigs und redete sie also an: Ihr wißet meine Tochter, daß Euch Euer Vater durch sein Testament befohlen hat bey der Evangelischen Religion zu beharren und daß ich Euch aus väterlicher Liebe nachdrückliche Ermahnungen darüber gegeben: wo Ihr Euch den letzten Willen Eures Vaters und meine Ermahnungen aus den Augen setzet; so wird der Fluch nicht ferne von Euch und Eurem Hause seyn. Ich lege Euch Fluch und Segen vor Augen, saget mir, welches ihr wählen wollet. Die Printzessin gab zur Antwort, sie wolle dem Willen ihres Vaters und Sr. Churfstl. Durchl. gehorchen. So wird, erwiederte der Churfürst der Segen Gottes auf Euch ruhen. Des Nachmittags überfiel ihm eine solche Ohnmacht, daß er lange Zeit nicht zu sich kommen konnte. Sobald er sich wieder in etwas erhöhtet, fuhr er fort von himmlischen Dingen zu reden. Er bezeugte auch, er sey über die Beschwerden der Reformirten, die man um des Evangelii verfolge sehr gerühret und er wünsche sehnlich, daß die Evangelischen unter einander eine brüderliche Toleranz üben mögten. Zugleich befahl er mit der äußersten Zärtlichkeit dem Churprintzen die Flüchtlinge, die sich in seinen Staaten um der Religion willen begeben halten. Hierauf schlief er ein und da er bald wieder erwachte, antwortete er auf die Frage: ob ihn der Schlaf ein wenig erquicket hätte? Christus ist mein und ich bin sein.

Es hieng seinem Bette gegenüber ein Gemählde, worauf unter anderem die Zeit mit einer Sanduhr in der Handt vorgestellet war. Der Churfürst sahe es eine Zeitlang mit unverwandten Augen an und als die Churfürstin fragte, worauf er seine Augen gefesselt hätte, antwortete er: Die Sanduhr läuft zu Ende. Um den Abend befahl er das Gebet zu verrichten, und nachdem die Hoffprediger diese gottselige Pflicht erfüllet hatten, brachte er die ganze Nacht mit heiligen Betrachtungen zu und erhob sein Hertz zu Gott bis der bestimmte Tag anbrach, an welchem er diese Welt verlassen sollte. Sobald er denselben erscheinen sahe, betete er mit den geschicktesten Ausdrücken, befahl sein ganzes Haus der göttlichen Gnade und bat Gott, er mögte ihm einen sanften und seligen Todt geben, und ihm die Gnade erzeigen, daß seine Seele ihre, irdische Hütte, die nun bald sollte zerstöhret werden, ohne Schmertzen verlaßen könnte. Denn er besorgte, seine Schmertzen mögten sehr zunehmen, wenn er in den letzten Zügen liegen würde. Als seine Hoffprediger auf sein Verlangen zu ihm gekommen, fragte er, ob nicht einer von ihnen denselben Tag, welcher ein Sonntag war, zu predigen habe. Es wurde ihm unter andern geantwortet: Die alten nenneten diesen Tag misericordias domini und Sr. Churfürstliche Durchlaucht könnten gewiß sein, Gott würde dieselbe in der gegenwärtigen Noth die Wirkung seiner Erbarmung erfahren laßen und dero Seele mit Trost und göttlicher Kraft erfüllen. Endlich forderte er seine Kinder zum letzten mahl zu sich, wie er sie mit weinenden Augen um sein Bette herum stehen sahe, brachte ihm solches den sterbenden und seine Kinder segnenden Ertzvater Jacob ins Andenken. Er wurde gewahr daß iemand von den Anwesenden einen Brieff laß, weßwegen er fragte, was das für ein Schreiben wäre? Er bekam zur Antwort, es sei ein Brieff von seinem jüngsten Sohn, welcher, da er wegen einer Unpäßlichkeit zu Berlin bleiben müße, Sr. Churfl. Durchl. bäte, ihn den Seegen zu ertheilen. Als der Churfürst nicht Kraft genug hatte denselben auszusprechen, so bat er einen von den gegenwärtigen Predigern, solches in seinem Nahmen zuthuen. Der Prediger erfüllete seinen Willen sowohl in ansehung des jungen Printzens als auch der Printzessin Maria Amalie, Hertzogin von Meklenburg, welche gleichfalls nicht zugegen war und der Churfürst bestätigte die Wünsche mit dem Worte: Amen. Die Churfürstin fragte ihn, ob er denn keinen Segen für sie habe? er antwortete: Sie solle ewiglich gesegnet sein. Nachdem er diese Worte gesprochen: so fieng er nach und nach an die Kräfte zu verlieren und, alß seine Seele im Begriff war die Hütte des Leibes zu verlassen, rief er aus: Herr Jesu komm! Herr Jesu komm! ich bin bereit, diese Welt zu verlassen! Wozu er noch diese Worte fügte: Ich weiß, daß mein Erlöser lebet und daß ich am jüngsten Tage wieder auferstehen werde. Des Morgens gegen 9 Uhr neigte er das Haupt, schloß die Augen zu und so verschied er sanft und selig, nachdem er 68 Jahr, 2 Monat und 23 Tage gelebet.

Er starb in den Armen des Hoffraths und Bürgermeisters in Berlin Joachim Friedrich Kornmeßers (1) in den er jederzeit ein großes Vertrauen gesetzet hatte in dem Jahre 1688 den 29. Aprilis am Sonntag Misericordias.

Der Kayserliche Gesandte Baron von Freytag hielt die Couriers fertig, welche den Kayserlichen Hoff von seinem Tode Nachricht zu überbringen gleich zur Stunde abgehen solten, aber der Commandant Obrist von Schö-ning hatte die Ordre keinen zum Thor heraus zu laßen, ehe nicht der Churprintz als nachfolgender Churfürst zu Berlin angelangt wäre und sich von der Garnison hatte huldigen lassen und wei er diese Ordre genau befol-gete, so war es dem Kayserlichen Gesandten schlechterdings unmöglich ei-nen Courier vortzubringen, und auch der, welcher zu Pferde über die Havel setzen wollte ward aufgefangen.

Abends um 9 Uhr ward der Churfürstliche Leichnam von den allhier anwesenden Ober Marschallen, Ober Stallmeistern, Ober Jägermeistern, Cämmerern, Cammerjunkern, in das hier befindliche große Trauergewölbe gebracht und des Montags darauf geöffnet und balsamirt, nachgehends Churfürstlich angekleidet und in ein dann verfertigtes Sarg, so mit schwart-zem Sammet überzogen war, gelegt, auch von den Geheimen Räthen, Generals-Personen, Cämmerern und anderen Cavaliers gebührend bewachet und darauf mit gewöhnlichen Ceremonien des nachfolgenden Sonntages Nachts als den 6. May mit einem Gefolge von vielen Trauer Caroßen und einer Quantität weißer Wachsfackeln von Potsdam ab und die gantze Nacht durch, mit anbrechendem Tage aber als Montags den 7. May in dero Residentz zu Cölln an der Spree auf die Altan Gemächer gebracht, welche oben, unten und rundherum mit schwartzem Tuch behängen und daselbst der Churfürstliche Cörper aufs neue prächtig angekleidet und den dazu bereiteten kostbaren Lit de parade gelegt und einem jeden vom höchsten bis zum niedrigsten bis zum 12. May gezeiget worden. An diesem Tage ward die Churfürstliche Leiche in der Schloß Capelle so lange beygesetzet,

1) Küster, A. und N. B. III. 288.

bis das solenne Leichenbegängniß den 22. (12.) September erfolgte, welches an Pracht und Ansehen schwerlich seines gleichen gehabt hat.

Das gantze Leichenbegängniß ist auf Kosten des folgenden Churfürsten in groß Royal folio gedruckt und der gantze Zug mit vorgedruckter Leichenpredigt in vielen auf einander folgenden Kupfern dargestellet, und dienet ietzo zum Muster, wornach Königliche Leichenprocessiones angestellt werden mögen.

Der Churfürstliche Hofsprediger Brunsenius hat über den Todt dieses Churfürsten in dessen Nahmen Anagramm gefunden.

Fridericus Guilielmus Elector Brandenburgensis per anagramma:

clebris rebus, cusu, gloria,

fide rerum nulli credit  (1)

Die über den Todt des Churfürstens bis in den Todt betrübte Churfürstin Wittwe Dorothea, die Tochter Herzog Philipps von Holstein-Sonderburg-Glücksburg, mit der er nach dem Tode ihres ersten Eheherrn Christian Ludewigs Hertzogs von Braunschweig Lüneburg den 14. (24.) Jan. 1668 zu Groningen sich zum zweyten mahle vermählte, lebte nach seinem Tode nicht lange mehr. Die Liebe zu ihrem Ehegemahl machte sie bey deßen Leben stark, ihn in allen Gefahren bey den gefährlichsten Feldzügen zu begleiten und ihm in allen seinen Krankheiten und selbst bis in den letzten Todeskampf beyzustehen. Nach ihres großen Gemahls Tode war sie keiner fröhligkeit mehr fähig und fast beständig unpaß. Dies war die Ursach, warum sie sich resolvirte, eine Reise nach dem Carlsbade vorzunehmen, wohin sie der Hoffprediger Brunsenius auf ihr Verlangen begleiten mußte.

Sie trat diese Reise an den 21. Jul. 1689—Montags nach den 8. Sonntag nach Trinitatis, nachdem sie noch vorher den 14. Jul. am 7. Sonntage nach Trinitatis das letzte Abendmahl genoßen und zu den Ihrigen und den Dienern Gottes gesagt hatte: Sie finde einen im gemeinen Trost bey diesem Gebrauch und wünsche nicht mehr als in demselben bald selig zu sterben. Ihr Wunsch blieb nicht lange unerfüllt. Sie war nur 4 Tage im Carlsbade nemlich den 2., 3., 4. und 5. August, weil sie unterwegs mit dem Besuch ihrer Tochter und Schwester in Arnßberg einige Tage sich aufgehalten. Als sie den ersten Tag zu Carlsbad angekommen, den zweyten ausgeruhet, den dritten derley Arzneyen zur Cur gebraucht, auch den vierten die Sonntags

1) Deßen Grabschrift über der Churfl. Gruft Apoe XIV. 13.

Predigt von den Thränen Jesu gehöret und in der Nachmittags Betstunde aus dem 31. Psalm sich sonderlich die Worte gemerket: In deine Hände be-fehle ich meinen Geist, noch des Montags Morgens den fünften Tag das Waßer nach vorgegangener Betstunde über den 42. Psalm zugebrauchen angefangen, befand sie sich anfangs und auch noch zu Mittag bey der Tafel ziemlich wohl, Abends aber um 6 Uhr überfiel sie ein Schwindel und eine so starke Ohnmacht, daß man sie ungesäumet zu Bette bringen mußte. Sie kam fast gar nicht wieder zu sich, der herbey geruffene Hofsprediger redete ihr viel tröstliches zu, aber alles, was sie von sich hören ließ, war dieses: Ach wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue. Gott sey mir Sünderin gnädig, war ihr beständiges bitten. Es ward bald erhöret, denn schon den 6. August in eben der Stunde, da ihr tags vorher die starke Ohnmacht überfallen hatte, erlösete sie Gott von allem Übel und half ihr aus zu seinem himmlischen Reich.

Die Churfürstliche Leiche ward hierauf den 20. ejusdem nach Potsdam gebracht, daselbst in dem Trauergewölbe standesmässig bewachet, den 25. als den 13. Sonntag nach Trinitatis eine Klagepredigt über Threm. v. 15—17 von Brunsenio gehalten, den 12. September aber in der Dom-Kirche zu Cölln an der Spree beygesetzet, an welchem Tage vorm Jahre auch der Churfürst Friedrich Wilhelm war beygesetzet worden. Und nun, sagt Brunsenius, hörete man die Armen in ihren Winkeln und auf den Gassen wehklagen, daß die Hände nun erstarret, die so liebreich und willig waren auszutheilen, daß das Antlitz nun verfinstert, das so manchen erquikt und niemand betrübet hatte von sich gehen laßen.

Ihr Sohn der Marggraff Carl Philipp, der A. 1695 die Brandenburgischen Truppen in Italien commandiret und daselbst gleich nach der Übergabe der Festung Casal im Lager den 13. (23.) Juli gestorben war, ward nach seinem Tode ebenfalls hieher transportirt und einige Tage in der Churfürstl. Gruft beygesetzt, bis er den 28. Aug. zu Berlin beerdigt wurde. Der Anblick der in fremden Landen durch den Todt dahin gerißenen Churfürstlichen Frau Wittwe, die durch das Churfürstliche Testament Potsdam zu ihrem Wittwen Sitz und Leibgedinge angewiesen bekommen hatte sowohl als des gedachten Printzens, dem nebst seinen Herren Brüdern diese Stadt zur Apanage dienen und nach dem Tode der Mutter eingeräumet werden sollte, verursachte den hiesigen Einwohnern Thränen, die nur durch die Erinnerung, daß doch noch Printzen aus beyden Ehen des Churfürsten vorhanden und unsere Stadt durch einen genug thuenden Vergleich wieder in die Hände des neuen Churfürsten Friedrichs III. gekommen war, von dessen Landesväterlichen Gesinnung ein ieder völlig versichert war, abgetrocknet werden konnten.

Wir lebten hieselbst unter dem Churfürsten Friedrich III., der A. 1701 unter dem Nahmen Friedrich des Ersten die Königliche Crone von Preußen erhielt und unter deßen Sohne dem König Friedrich Wilhelm, getröstet durch ihr uns theures Leben und Gesundheit wohl und vergnügt. Aber auch der König Friedrich starb, auch der König Friedrich Wilhelm starb und zwar letzterer zu Potsdam, wo nicht leicht einer war, der nicht sein Leben für das Leben und Erhaltung seines geliebtesten Königes, des Schöpfers unserer Stadt willigst würde hingegeben haben.

Der König Friedrich Wilhelm war gebohren den 4. Apr. 1688 in dem Jahr, da sein Herr Großvater der große Churfürst gestorben war. Sein Herr Vater war Friedrich der Erste König von Preußen und seine Frau Mutter die zwote Gemahlin dieses Königes Sophia Charlotte, eine Tochter des ersten Churfürsten zu Hannover Ernst Augusts. Er trat nach dem Tode seines Herrn Vaters im Jahr 1713 die Regierung an und seine gesunde Natur und frugale Lebensart, schien ihm ein hohes und jugendlich munteres Alter zu versprechen, aber die ihm von Gott bestimmte Lebenszeit konnte durch unser Wünschen nicht verlängert werden. Er starb den 31. May 1740.

Auf seinen Tod hat P. P. Werner eine schöne aber rare Medaille gepräget, die in Joh. Jac. Spießes Brandenb. historischen Müntzbelustigungen dritten Theil pag. 397 abgedruckt stehet, die auf einer Seite das Bildniß des Königs mit der Umschrift Fridericus Wilhelmus Dei Gratia Rex Borussia Elector Brandenburgi auf der anderen aber eine Pyramide vorstellet, an deren rechten Fuß der Kriegesgott Mars, an der Linken aber eine Frauensperson stehet, welche mit der rechten Hand ein Ruder, hingegen mit der linken eine kleine Schale in die Höhe hält, womit ohne Zweifsel auf die gesegnete Regierung und sparsame Haushaltung des Königes gezielet wird. Hinter gemeldeter Pyramide siehet man von beyden Seiten verschiedene Cypreßen Bäume, auf solcher aber selbst lieset man in einem besonderen Viereck folgende Schrifft: Memoria sacum Friderici Wilhelmi Regis Borussaie Electoris Brandenburgi. Die Umschrift ist folgende: Optimi successores pietas erga patrem. Im Abschnitt stehet: natus 1688, mortuus 1740. Nachdem uns Herr Spies mit dieser Gedächtniß Müntze bekannt gemacht, schreibet er weiter von dem, woran sie uns erinnert, nemlich von den letzten Stunden, Tod und Begräbniß dieses großen Königes, den gantz Europa bewunderte und von welchem der hohe Verfaßer der Brandenburgischen Merkwürdigkeiten selbst gestehen muß, daß man ihm den Anfang der Glückseligkeit, welche das Königliche Haus nach seinem Tode genoßen, eben so sehr als der Eichel den Schatten zu danken habe, den uns der Baum giebt, welcher aus selbiger erwachsen. Ich will was er davon erzählet, mit seinen eigenen Worten vortragen:

»König Friedrich Wilhelm lebte seit 1734 bloß durch die Hülffe seiner Ärzte. Es that derselbe, wie bekannt in diesem Jahre eine Reise am Rhein zu der vereinigten Kayserlichen und Reichs-Armee, welche gegen das französische Lager vor Philippsburg angerücket, in der Absicht diese Reichsfestung zu entsetzen und verfügte sich in seine Clevische Lande; aber eben damals äußerten sich an selbigen die Vorboten von einer schweren Krankheit, welche man einem zurück getretenen Podagra zuschrieb, aus welchem man aber gar bald wahrnahn, daß sie den Ausbruch einer gefährlichen und fast unheilbaren Wind- und Wassersucht anzeigeten.

Obgleich schon damals iedermann den König für verloren hielt und derselbe selbst sich schlechte Hoffnung zur Genesung machte; so sorgte man doch dafür, daß er wieder in seine Churlande und besonders nach seinem so geliebten Potsdam zurück gebracht werden mögte, um daselbst eine beßere Pflege und Gemüthsruhe zu genießen, und durch die Geschicklichkeit der Ärzte, nächst göttlicher Hülffe wiederum einigermaßen hergestellt zu werden. Solche Vorsorge war auch mit den erwünschtesten Folgen begleitet, indem der König nach seiner Ankunft von Tage zu Tage eine merkliche Beßerung spürete und glücklich curiret wurde, das er sein theures Leben dadurch beynahe noch um 6 Jahre verlängerte. (Der Cantzler Ludwig hat uns im zweiten Theil der gelehrten Hallischen Anzeigen 34 und 42 verschiedene Dankmüntzen auf des Königs Gesundheit bekannt gemacht und abdrucken lassen.)

In deßen ist doch in dieser ersten Krankheit der Grund aller beschwerlichen Zufälle zu suchen, welche der König von dieser Zeit an auszustehen hatte, und welche sich nach Beschaffenheit der Umstände bald verminderten bald vermehrten und den Gesundheitszustand deßelbigen immer unterbrachen. Zu Ende des Jahres 1739 zeigten sich jene Zufälle in einem höheren Grad als jemals aufs neue und jedermann stunde in furchten, es würde sich obige schon einmahl ausgestandene Krankheit wiederum Anfinden, welches auch leider geschahe! Der König empfand die ersten Anfälle davon in dem Lustschlosse Wusterhausen, wohin selbige alle Jahr zu Anfang des Herbstes sich zu verfügen und einige Wochen aufzuhalten pflegten, um daselbst sich theils mit der parforce Jagd, theils mit Pürschen, theils mit Hünerschießen zu belustigen. Er kam im September dieses Jahres dahin, fühlte aber gleich am dritten Tage seiner Ankunft einen hefftigen Schmertz an der rechten Hand, der ihm alles Gemüth ergötzenden Zeitvertreibes beraubte und weder Tag noch Nacht ruhen ließ. Die Jagdlust zu Wusterhausen war demnach dieses mahl von einer kurtzen Dauer und der König gab wieder seine Gewohnheit entweder aus Unwillen, daß er derselben nicht so, wie er wünschete, genießen konnte, oder weil es ihm ahndete, daß er schwerlich mehr würde wiederum dahin kommen, seinen Generalen und übrigen Gefolge, die mit ihm nach gedachten Wusterhausen gekommen waren, die Erlaubniß, was ihnen beliebte, nieder zu schießen.

Die Rückreise gieng nach Potsdam, allein der König hielt sich kaum daselbst funfszehen Tage auf, um die 3 Bataillons seines Leibregiments zu rangiren, so ließ er sich nach Berlin bringen. Ohne Zweiffel fühlte er mehr von der Gefahr seines Zustandes als Andere davon urtheilen konnten, denn noch die letzte Nacht vor seiner Abreise sprach er in Gegenwart einiger seiner vertrauten Bedienten: höret, ich gehe nach Berlin, aber ich zweiffele, daß ich Potsdam noch einmahl sehen werde. Der Gesundheitszustand des Königes schien in den ersten drey Wochen seines Aufenthalts in Berlin sich zwar zu beßern, allein unvermuthet ward es schlimmer. Der König sahe sich aufs neue von einem Übel geplaget, welches zwar einige geschickte Medici vor einen wiederholten Anfall des Podagra hielten, womit derselbe öfters beschweret wurde, allein die den 18. Februar des folgenden 1740sten Jahres sich gezeigte Geschwulst am linken Fuß, war ein trauriges und überzeugendes Merkmahl, daß die Krankheit etwas mehr als dieses sey. Bey so bewandten Umständen wurde demselben gerathen, im Bette zu bleiben um durch den Gebrauch der nützlichen Wärme die Geschwulst zu vermindern, allein der König, welcher ins gemein zu sagen pflegte, daß die Luft sein einiges Element sey und ihm am meisten zu seiner Erhaltung diene, ließ sich diesen Vorschlag zwar auf einige Tage gefallen, er änderte aber gar bald seinen Vorsatz, nachdem er sahe, daß diese seiner Natur zuwiedere Ruhe keinen merklichen Einfluß in seine Genesung hatte. Nun wurde leider! auch der andere Fuß von der Geschwulst angegriffen und die Ärzte sahen zuverläßig, daß sie nun abermals mit eben dem Feinde zu streiten hatten, von welchem sie den König zwar ehemals befreyet, der aber nun desto schwerer zu vertreiben seyn würde, jemehr er sich einmahl in den Cörper festgesetzt, nemlich mit einer offenbaren Wind- und Waßersucht.

Da es in Berlin mit der Beßerung des Monarchen nicht nach Wunsch vor sich gehen wollte, so bezeugte derselbe nun auf einmahl wiederum ein Verlangen nach Potsdam gebracht zu werden. Wurde nun solches von den Ärzten gleich äußerst wiederrathen: so mußte es gleichwohl geschehen, denn der kranke König ließ sich den 27. April nachmittags 3 Uhr in die Karoße heben und befahl den Weg nach Potsdam zu nehmen, woselbst er auch wieder iedermanns Vermuthen schon Abends gegen 5 Uhr anlangte. Als der König von Berlin abreiste, sprach er: adieu Berlin! in Potsdam will ich sterben. Und dies geschahe auch nicht lange darnach.

Nach der Ankunft des Königs schienen die ersten Tage zwar gantz erträglich zu seyn und sogar einige Hoffnung zur Wiedergenesung zu geben. Der König lag zwar meist zu Bette, allein er beschäftigte sich gleichwohl mit Regierungssachen und die immer näher herbeykommende Vorboten des Todes waren viel zu unvermögend ihm seinen gewöhnlichen unerschrockenen Muth und Standhafftigkeit zu benehmen. Er stand sogar bisweilen auf, ließ sich mit seiner völligen Regiments Uniform bekleiden und an das Fenster bringen, wo ihm entweder seine fürnehmsten Pferde vorgeführet wurden, oder er wenigstens das Vergnügen hatte, sein Leib Regiment paradiren zu sehen.«

Unterdessen wurde auf einmahl der Ruff ausgebracht, als wäre bereits der König gestorben und würde sein Tod aus wichtigen Ursachen zur Zeit noch geheim gehalten. Dein Könige wurde dies kaum zu Ohren gebracht, als er sich sogleich entschloß bey leidlicher Witterung durch die vornehmsten Gaßen und Straßen zu fahren, ja sich gar vor der Stadt selbst zu begeben und die abgestochene Plätze selbst in Augenschein zu nehmen, welche er noch anzubauen willens war. Es geschahe dieses meistens im vollen Galopp oder wenigstens Trabe, wie er sonsten bey gesunden Tagen zu fahren gewohnt war. Mit der Zeit nahmen gleichwohl die Kräfte des Monarchen täglich ab, und er fühlte immer mehr bey sich selbst, daß die große Veränderung, die die Könige eben sowohl als die Unterthanen unterworffen, nicht weit mehr entfernt seyn würde. Solche bewegte denn denselben sowohl sein irdisches Haus zu bestellen, als auch für seine Sele zu sorgen und sich in eine recht christliche und die Wichtigkeit der Sache gemäße Verfaßung zu setzen. Er ließ demnach nicht allein den Geheimen Cabinets Minister v. Boden sondern auch den Evangelischen Propst Roloff von Berlin ruffen, jenen um durch ihn sein Testament und letzten Willen verfertigen zu laßen, diesen aber um ihn mit einen christlichen Zuspruch zu unterhalten und im Gebet zu unterstützen, welches auch von den beyden Hoff- und Feldpredigern Oesfeld und Cochius, davon der erste der Evangelisch-Lutherischen, der andere aber der Reformirten Religion zugethan waren, geschahe.

Indeßen bediente sich der König noch immer der ihm vorgeschriebenen Arzneimittel, um wo nicht eine Verlängerung seines Lebens, doch we-nigstens eine Linderung seiner Schmertzen dadurch zu erhalten. Er ließ dahero noch am Tage vor seinem höchstseligen Ende ein Consilium medicum halten und die Meynung derer, so diesem Consilio beywohnten, selbst zu Papier bringen, welche diese war:

Nachdem wir auf Sr. Königl. Majestät allergnädigsten Befehl den 30. May a. c. den Zustand dero Unterleibes aufs genaueste untersucht, so haben wir befunden, daß der gantze Unterleib mit einer starken wäßerichen schwammigten Geschwulst ausgefüllet und ausgedehnet sey, welches hauptsächlich zwischen Fell und Fleisch in den fetten Theilen enthalten und daher verhindert, daß das in der Höhle des Bauches etwa befindliche Waßer nicht kann gefühlet und deutlich erkannt werden. Dahero denn die Öffnung des Unterleibes vermittelst einer Operation, sowohl wegen der starken äußerlichen Geschwulst als auch der Ungewißheit des inwendigen verhaltenen Waßers nicht statt findet, der übrigen Zufälle als Entzündung und Verletzung der Gedärme, welche daher zu befürchten, nicht zu gedenken. Indem nun bey so gestalten Sachen die Cur auf die innere Artzney ankommt; so gehet unsere Meinung dahin, daß man sich insbesondere und vor allen Dingen dahin zu bemühen habe, dieser Geschwulst durch kräftige sonderlich resolvirende, den Schweiß und Urin treibende als auch beständig abführende Mittel zu zertheilen und zu verringern, was nach Sr. K. M. Constitution am allerbesten durch besondere Salpeter als auch bittere eröffnende Extracte, welche etwa in Ungrischen Wein zur Stärkung des Magens aufgelöst werden, geschehen kann. Da indeßen mit den abführenden Mitteln beständig und fleißig fortgefahren werden muß, der Leib und die Gedärme aber zugleich von den Winden angefüllet sind und Sr. Königl. Majestät besondere Beängstigungen verursachen: so können Blähung treibende Clistire den besten und geschwindesten Erfolg zu Wege bringen und mit gutem Nutzen appliciret werden. Welche unsere Meinung wir hiermit allerunterthänigst und pflichtmäßig abstatten.

Potsdam den 30. May 1740.

Ellert. Binger. Arend. Pietsch. Sprogel. Stellichen. Pallas.

 

Als den 27. May der Cabinets-Minister v. Boden zu Potsdam ankam, sprach der König zu ihm: es ist gut, Boden, daß ihr kommt. Ich werde sterben, darum helft mir mein Testament machen.

Solches Testament wurde hierauf schriftlich abgefaßet und von des jetzigen Königs Majestät sowohl als von Jhro Durchlaucht dem Fürsten von Dessau und den geheimen Ministern v. Podewels und v. Boden unterschrieben.

Der König erwartete hierauf das Ende seines Lebens in der besten Verfassung, welches auch den 31. May einbrach. Wie die letzten Stunden deßelben zugebracht wurden, davon finden wir folgendes aufgezeichnet:

Am 31. May als am Tage des Todes früh um 4 Uhr wurde der Herr v. Boden geruffen, gegen welchen der König in die Worte ausgebrochen: Boden, diesen Abend sterbe ich. Bleibet bey mir, ich will meinem Kronprintzen die Regierung übergeben, welches auch früh um 8 Uhr mit vielen beweglichen Umständen geschehen ist.

Hierauf betete der König mit großem Ernst und nahm bey der Königin aufs zärtlichste Abschied. Alsdann mußte auch der Kronprintz mit den anderen Königlichen Kindern erscheinen, welche der König sämmtlich gesegnet, geküßet und väterlich ermahnet.

Nachdem wurde der Fürst von Dessau nebst allen anwesenden Offiziren vorgelaßen, von welchen der König ebenfalls auf das beweglichste Abschied nahm, bald darauf aber in die Worte ausbrach: Ach Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte, denn vor dir ist kein lebendiger gerecht. In dieser Erinnerung bat der König sogar alle Gegenwärtige, auch seine Cammerdiener, Pagen und Laquaien um Verzeihung und Vergebung, wenn er etwa bisweilen aus Ungeduld sich zornig gegen sie erwiesen und ihnen zu viel gethan hätte.

Als dieses vorbey, betete der König aufs neue recht inbrünstig, ließ sich aber bald darauf ankleiden und in seinem Stuhlwagen, der nur von einer Person gezogen und hingebracht werden konnte, wo man wollte in den Gang des Schloßes und endlich um 11 Uhr an das Fenster führen, wo er noch zum letzten mahle die Parade von seinen mit unzähligen Kosten beynahe aus allen Theilen der Welt angeworbenen schönen Regiment ansahe. Um 12 Uhr schien es hierauf fast aus zu sein, doch erhohlte sich der König nach einer halben Stunde wiederum etwas und sprach: Nun betet, betet.

Hierauf ließ er seinen ersten Leib Medicus Ellert kommen und fragte ihn, ob er glaube, daß sein Leben und seine Schmerzen noch lange dauern würden und ob er vor seinem Ende noch vieles werde ausstehen müssen? Herr Ellert tröstete den König damit, daß er sprach: Ihro Majestät dero Ende ist bereits da, ich merke, daß der Puls sich zurück ziehet und er nur über dem Ellenbogen schlaget. Der König fragte darauf: wo bleibt er aber zuletzt: und da der Medicus hierauf erwiederte: er wird ohngefähr in einer Stunde gäntzlich zu schlagen aufhören und das Blut wird sich nach dem Hertzen ziehen: so antwortete der König mit der größesten Gemüthsruhe: Der Wille des Herrn geschehe.

Einige Augenblicke daraus segnete der König die Königin, den Kron-printzen und sein gantzes königliches Haus noch einmahl und verschied nachmittags gegen 3 Uhr unter inbrünstigen Gebet und seuffzen mit der Standthafftigkeit und Hoffnung eines einer beßeren Welt versicherten Christen. Er regirte 27 Jahr und etwa 3 Monathe, und lebte in allem 51 Jahr 9 Monathe und 16 Tage.

Der König hatte vor seinem Ende ausdrücklich befohlen, daß man seinen Cörper nach seinem Tode zwar öffnen aber nicht balsamiren, sondern mit sammt den Eingeweiden beerdigen solle. Man schritte dahero gleich folgenden Tages zur Section, da man denn in dem königlichen Leibe nebst vielem Wasser auch in der Gallenblase zwey wie Oliven gebildete Steine antraf, die Eingeweide aber inflammiret und auf der rechten Seite an den Ribben gegen die Lunge zu eine Erweszentz in der Größe einer Feige fand, welche von einem kurtz vorher gegangenem Falle oder Stoße auf der rechten Brust hergeleitet wurde.

Da man nun hier mehr als zu viel Ursachen des unvermeidlichen Todes entdeckte und genugsam sahe, daß der König bloß ex suffocatione und nicht apoplaxio gestorben, so ließ man es bey der Öffnung des Cörpers bewenden, und achtete es nicht für nöthig, den Kopf zu öffnen und das Haupt des theuersten Monarchen zu verletzen.

Da sonst die Schloß- und Dom-Kirche zu Berlin seit vielen Jahren der Ort war, an welchen die entseelten Cörper der Personen aus dem Königlichen Hause Brandenburg beygesetzet zu werden pflegten: so bezeugte hingegen der König Friedrich Wilhelm schon bey seinen Lebzeiten ein Verlangen nach seinem Tode zu Potsdam zu ruhen. Es mag nun dieses entweder darum geschehen seyn, daß er diese Stadt mit unglaublichen Kosten in ihren gegenwärtigen verschönerten Zustand versetzet und gleichsam der Schöpfer derselben war oder daß er eine besondere Liebe zu seinem Leibregiment hatte, welches gewiß das schönste war, was jemals die Welt gesehen, so zeigte sich dieses dadurch, daß er in der Garnison Kirche zu Potsdam ein prächtiges Grabmahl errichten ließ, welches für ihn und seine königliche Gemahlin bestimmt sein sollte.

So wenig dieser Monarch sonst zur äußerlichen Pracht geneigt war, so gefiel es ihm doch hier gleichsam wieder seine Natur zu handeln und weder Zeit noch Kosten zu sparen um etwas in seiner Art vollkommenes und an Kunst und Schönheit seines gleichen nicht habendes, verfertigen zu laßen.

Es mußten dahero die berühmtesten ausländischen und einheimischen Baumeister ihre Riße überschicken aus welche derselbige sich den besten und anständigsten zu erwählen und mit dem Baumeister sogleich den Accord zu machen beliebte.

Es hatte der hochselige König Friedrich I. bereits vor geraumer Zeit eine Menge des auserlesensten Italiänischen Marmors von verschiedenen Sorten und Farben aus Massa Carrara zu Waßer nach Holland und von da nach Berlin kommen lassen um mit selbigem das neu zu erbauende hohe Portal des Königl. Schloßes völlig ausschmücken zu lassen. Kam nun dieser Vorsatz nicht zu Stande und war dieser Marmor gleichwohl vorhanden: so glaubte Fr. W. denselben nicht bester anwenden zu können, als wenn er sich selbigen zur Aufrichtung dieses ihm gewidmeten Grab- und Denkmahls bedienen würde. Es gefiel dahero demselbigen sich selbst an den Ort zu verfügen, wo dieser Marmor aufbehalten wurde und sich eine Gattung desselbigen auszusuchen, welche zur Verfertigung seiner Ruhestätte solte gebrauchet werden. Weil er aber keine ihm anständige Farbe darunter fand: so ertheilte er den Befehl, einen schwartzgrauen Marmor von Massa Carrara nach Amsterdam zu schaffen und daselbst die Särge von den größesten Künstlern auszuarbeiten und nach Potsdam bringen zu lassen. Dieses wurde innerhalb Jahresfrist bewerkstelligt und das gantze Begräbnißgebäude gediehe in kurtzem zu seiner schönsten Vollkommenheit.

Es stehet aber selbiges in gedachter Garnison Kirche über der Erde und ist durch vergoldete Gitter eingeschlossen, welches doch nicht im geringsten hindert das gantze Werk in vollkommenen Augenschein nehmen zu können. Zu beyden Seiten zeiget sich Mars und Minerva, nach dem Leben von dem allerreinsten weißen Marmor ausgehauen und zwar in solcher natürlicher Stellung, daß man sagen möchte, es fehle ihnen nichts als die Sprache. Auf dem Gewölbe befinden sich 4 ungemein dicke und hohe Säulen von braunrothem mit weißen Flecken besprengten Marmor, deren Basis und Capital von dem reinsten weißen Marmor sind. Auf diesen Säulen ruhet der sogenannte Himmel von weißem Marmor und über denselben eine im Feuer vergoldete Glorie. Zwischen den Säulen stehet die schöne Cantzel, welche gleichfalls von weißem Marmor ist und sowohl wegen der kostbaren Arbeit als edlen Erfindung ihres gleichen schwerlich in Europa finden wird. In der Mitte siehet man den Preußischen Adler mit der Sonne und dem gewöhnlichen Wahlspruch: Nec soli cedit. Alles dieses ist so künstlich angebracht, daß dadurch dem Grabmahl nicht das mindeste von seinem Raum und Schönheit benommen worden sondern vielmehr desto reitzender in die Augen fällt.

Nachdem nun der König sein Leben geendet, so sorgte man dafür, daß selbiger auch nach diesem zu seiner Ruhe selbst bestimmten Ort möchte gebracht werden. Solches geschah dann den 1. Junius. Der König, deßen entseelter Leichnam zuvor von allen gesehen werden konnte, lag in einem eichenen mit Leinewand beschlagenen und mit Hobelspähnen ausgefüllten Sarg. Er war mit seiner völligen Regiments Mondur bekleidet und hatte das Orangefarbene Band vom Preussischen Schwartzen Adlerordem um sich. Seine Gesichtszüge waren fast gar nicht verändert, sondern so kenntlich wie bey seinem Leben. Der Sarg stund auf einer Erhöhung, über welche eine Decke von schwartzem Sammet hieng und auf beyden Seiten ohn-gefähr eine Handbreit vom Sarge ab war noch eine andere dergleichen ausgebreitet, so daß es schien, als ob die königliche Leiche auf dem Sammet ruhete. Die Handgriffe des Sarges bestunden blos aus ledernen Riemen. Neben dem Sarge lagen auf drey verschiedenen mit schwartzen Sammet überzogene Tabourets zur rechten die Echarpe und der Hut, zur Linken ein offizier Degen mit dem Feldzeichen und zu den Füßen Helm, Handschuh und Sporen. Auf ieder Seite befanden sich auch 4 große silberne Gueridons und nicht weit davon saßen einige Generals, Obristen, Obriste Lieutenants und andere Offiziers von des Königs Regimente. Abends um 10 Uhr wurde dem Könige der Hut zur linken Seite in den Sarg geleget und solcher hierauf zugeschlagen, darauf denn von 12 Capitains und eben so viel Lieutenants auf den Händen vermittelst der ledernen Rieme in die Garnison Kirche getragen. Es geschahe solches unter einer zahlreichen Begleitung verschiedener Generale, Obristen und anderer Stabs Offiziere auch aller Offiziers von des Königes Regiment nebst allen zu Potsdam zugegen gewesenen Königl. Bedienten und Domestiken. Gleich neben dem Sarge gingen 24 frey Corporals mit brennenden Wachsfackeln, welche noch 24 Unter Offiziers mit verkehrt gesteckten Kurtzgewehr zur Seite hatten. Außer den 4 Kammerdienern, welche gantz schwartz gekleidet und mit flören auf den Hüten versehen waren, sahe man sonst niemanden von den Königlichen Bedienten in solcher Trauer, denn der König hatte in seinem letzten Willen ausdrücklich verordnet: vor meine Domestiken sollen keine Trauerröcke gemachet werden, sondern sie sollen nur flor auf den Hüten und sonst ihre ordinaire Livrees tragen und in allen übrigen Dingen keine facon mit mir getrieben werden. Der Sarg selbst war mit einer Decke von schwartzem Sammet behängen und auf derselben lagen Degen, Echarpe, Helm, Handschuhe und Sporen. Vor der Kirche ward die Leiche von den beyden Predigern Oesfeld und Cochius empfangen und, nachdem man in der Kirche angelanget, selbige auf den mit schwartzen Sammet behangenen Tisch gesetzet, auf welchem man sonst das heilige Abendmahl auszutheilen pfleget, bald darauf aber von denen schon genannten Offiziers mit samt den höltzernen Sarge in einen anderen von schwartzen Marmor geleget wobey sie, weil der Sarg gar zu schwer war 2 Obristen 2 Obrist Lieutenants 2 Majors 2 Hauptleute zur Unterstützung haben mußten.

Hierauf ward der Marmorne Sarg zugemacht, das Gitter verschloßen und soweit die gantze Ceremonie geendet. So wenig man hier bei der ordentlichen Beerdigung des Königes, nach seinem eigenen Willen, Pracht und Aufwand zeigete: so ansehnlich war hingegen das den 22. Jul. hier ange-stellete feyerliche Leichenbegängniß. Es hatte zwar der hochselige König in seinen letzten Willen weiter nichts als folgendes verordnet:

Vierzehen Tage nach meiner Beysetzung soll in allen Kirchen meines Landes meine Leichenpredigt gehalten werden und zwar über den Text 2. Tim. IV. 7. 8. Ich habe etc. über welchen Text des Vormittags geprediget und unter andern das Lied gesungen werden soll: Wer nur den lieben Gott läßt walten. Von meinem Leben und Wandel auch Fachs und Personalien soll nicht ein Wort gedacht, dem Volck aber gesaget werden, daß ich solches express verboten habe, mit Beyfügung, daß ich als ein großer und armer Sünder starb, der aber Gnade bey Gott durch seinen Heyland gesuchet. Überhaupt soll man mich in solcher Leichenpredigt zwar nicht loben, aber auch nicht schmälen und mich verachten. Allein des jetzigen Königs Majestät wollten doch aus zärtlicher Liebe und Hochachtung für ihren hochseligen Herrn Vater, daß solches Leichenbegängniß wenigstens in Potsdam nicht ohne alle äußere Ceremonie gehalten werden solte. Sie schickte dahero sogleich nach ihres Herrn Vaters Tode den Herrn v. Knobelsdorsf nach Pots-dam um sowohl zu dem prächtigen Trauergerüste als zu den Verzierungen              den Entwurfs zu               geben, womit am Tage dieses prächtigen Leichenbegängnisses die Kirche geschmückt werden sollte.

Nach dem man damit den 18. Jun. zu Stande kam: so wurde den 19., 20. und 21. das Königliche Parade Bette jedesmahl Mittags von 11 bis 1 Uhr und nachmittags von 5 bis 8 Uhr öffentlich gezeiget. Es war solches in einem mit vielen Sammet bekleideten und mit vergoldeten Kronleuchtern geschmückten Saale aufgerichtet. In der Mitte deßelben erblickte man auf einer Erhöhung von 3 Stuffen, so mit eben solchem Sammet bedecket war den verschloßenen Parade-Sarg. Er war ebenfalls mit violetten Sammet beschlagen, mit goldenen Borten besetzet und mit Zierrathen von vergoldetem Metall ausgeschmückt. Der Degen, der Ringkragen, die Sporen und die übrige militairische Ehrenzeichen, welche der König in seinem Leben zu tragen gewohnet gewesen, lagen auf der Decke des Sarges, um welchen 12 Gueridons mit eben so viel Wachskertzen stunden. Zwischen den Gueri-dons befunden sich einige Tabarets, auf welchen die Krone, das Scepter, der Reichsapfel, das Schwerdt und die übrigen Kenntzeichen der königlichen Würde lagen. Ein jedes dieser Stücke war von gediegenem Golde mit großen Brillanten und anderen großen Edelsteinen stark besetzt. Zur Seite eines jeden solchen Taburets stund entweder ein General Lieutenant oder ein Staats Minister und hinter dem Sarge der Marschall von Schwerin mit der großen Reichsfahne in der Hand. Ueber dieser Erhöhung, worauf der Sarg stand, schwebte ein großer hangender Himmel von violettem Sammet, welcher mit breiten goldenen Borten und Franzen eingefaßet, mit einem gantzen silbernen Stück gefüttert und mit dem preußischen Wappen in erhabener Arbeit gesticket war. Kurtz dieser gantze Saal war mit einer solchen Pracht und so vielem Geschmack eingerichtet, als man es nur bei einer solchen Gelegenheit fordern kann.

Von dem den 22. Jun. hierauf angeordneten feyerlichen Leichen-begängniß hat man verschiedene umständliche, wiewohl in einigen Stücken sich widersprechende Nachrichten. Allein, da der Raum des Papiers keine derselben faßet, so müßen wir die kürtzeste erwähnen, welche uns der Herr v. Bielefeld, so selbst ein Augenzeuge davon gewesen, liefert und daher ohne Zweifsel die zuverlässigste ist. Wir lesen sie in seinen freundschaftlichen Brieffen Thl. 1. S. 152 u. f.

Am Morgen deßelbigen Tages, heißet es daselbst wurden alle, die bey der Leichenbegleitung gegenwärtig sein sollten durch Läutung mit allen Glocken der Stadt ein Zeichen gegeben, um sich auf das Schloß zu verfügen und daselbst die Verrichtungen, die ihnen den Abend zuvor waren angedeutet worden, nach der besonderen Andeutung des Herrn v. Poellnitz über sich zu nehmen. Die Tambours schlugen zu gleicher Zeit die Hauptvergatterung, die gantze Garnison versammelte sich und stellte sich von dem Schloßthor bis an die Kirchthüre in zwei Reihen. Der Zug gieng gegen 12 Uhr vor sich, ein Troup Soldaten von dem Regiment des verstorbenen Königs eröffnete denselben. Hierauf kamen alle Hausbedienten dieses Monarchen zu tiefer Trauer, die Reitknechte, die Kutscher, die Jäger, die Bedienten, die Kammerdiener und Pagen. Hierauf zogen die Abgeordneten von den Gerichts-Collegien, von den Finanz-Kammern und allen Gerichts-höffen, die sich sowohl in der Hauptstadt als in den Provintzen befinden, alsdann kamen die Abgeordneten vom Ober-Directorium und darauf die Staats Minister von allen Departements. Diesen folgten die Obersten Beamten der Krone, von welchen ein jeder auf einem großen violet Sammet mit goldenen Borten und Frantzen geziertes Küßen ein Kennzeichen der Königlichen Würde trug, als der Graff v. Schwerin, als Erbkämmerer, den Scepter und so fort. Alle Räthe, Minister, Generals und Oberbeamten hatten ihre Bedienten in der Staatslivree hinter sich, welches eine unendliche Reihe ausmachte, und prächtig in die Augen fiel. Hierauf erschien der Leichenwagen, welcher von 8 Pferden mit langen schwarzen Decken gezogen wurde. Der Sarg war nicht bedeckt. Der Himmel wurde von 12 General Majors und 4 Schnüre mit ihren Quasten von so viel General Lieutenants getragen. Gleich hinter dem Sarge gieng der Herr Marschall v. Schwerin mit der großen Reichsfahne und hatte 2 Generals zum Beystande. In einer ziemlichen Entfernung von dieser Reichsfahne kam endlich der König, welcher von dem alten regierenden Fürsten von Anhalt Deßau und von dem Hertzog von Holstein Beck als 2 Marschallen geführet wurde. Sr. Majestät wurden wenigstens von 500 Offiziers des General Stabs und von anderen begleitet, welche in geraden Gliedern aufzogen und den Schritt hielten wie die Soldaten. Die Mannichfaltigkeit der Uniformen und die große Anzahl dieser Offiziers, die alle aus den vornehmsten Häusern abstammeten, verursachte den schönsten Anblick von der Welt. Ich habe in meinem Leben nichts prächtigeres gesehen.

Nach den Offizieren kamen Sr. Königl. Hoheit der Printz von Preußen, alsdann der Printz Heinrich, Bruder des Königs und darauf Printz Ferdinand, der jüngere Bruder Sr. Majestät. Der erstere wurde durch den Erbprintz Leopold von Anhalt und dem Printzen von Zerbst, der andere von Printz Dieterich von Anhalt und von dem jungen Printzen von Hol-stein und der dritte endlich von dem Printz Eugen und Moritz von Anhalt geführet. Zuletzt zeigten sich die Marggraffen von Schwed, als Printzen von Geblüt, welche General Lieutenants zu ihren Führern hatten. Alle diese Printzen und Standespersonen waren in tieffer Trauer mit langen Manteln und Flören auf den Hüten, ein jeder war mit seinen Bedienten umgeben. Die übrigen Generals folgten Paar und Paar und ein großer Troup vom Regimente des verstorbenen Königs beschloß den Zug.

Wo die Leichenbegleitung vorbey gieng, präsentirten die            in Reihen gestellten Truppen das                Gewehr, die Tambours schlugen den General Marsch und die Offiziers grüßten mit ihren Spontons und neigten ihre Fahnen.

Sobald der Leichenwagen bey der Kirchthür angekommen war, so huben 12 adeliche Fahnenjunker, welche die 4 General Lieutenants und 12 General Majors, so den Himmel getragen, zur Seite hatten, den Sarg vom Wagen, und trugen ihn in die Kirche auf ein Leichengerüste, das vor dem Altar erbauet war; Dieses Leichengerüste war ein Meisterstück der Bau- und Zeichenkunst. Es war von der Erfindung des Herrn v. Knoblsdorf und hätte verdienet in Kupfer gestochen zu werden. Es hatte über sich einen erhabenen und runden Himmel, welcher von Säulen der Dorischen-Ordnung unterstützet wurde. Diese Säulen waren von Statüen weißem Marmor mit Vasen und weinenden Kindern als Kennzeichen des Schmertzes überall umgeben und zwischen allen diesen Dingen waren Cypreßen Bäume und Gueridons mit großen weißen Wachskertzen gesetzt. Die gantze Kirche aber war schwartz bekleidet und mit gläsernen Lampen erleuchtet, welche sowohl bey dem Altar als in dem Schiff der Kirche nach den Regeln der Baukunst also angebracht waren, daß die Gestalt des Gesimses, der Pfeiler, der Fenster und des Säulenwerks durch die Figur der Lampen deutlich ausgedrückt wurde.

Sobald als der König und alle, die zur Leichenbegleitung gehörten auf ihren Empor Kirchen und Stühlen Platz genommen: so fieng man an diejenige Lieder zu singen, so der hochseelige König sich selbst in dieser Ceremonie ausgesuchet hatte, und nach diesen Liedern führte man die Trauer Cantate auf. Nach geendigter Cantate fieng man ein neues Trauerlied an, unter welchen die Generals und Fahnenjunker den Sarg des Königes in die Todten Grufft senkten. Den nemlichen Augenblick lösete man die in dem Schloßgarten gepflanzte Canonen und die Truppen machten die erste Abfeuerung aus ihrem kleinen Gewehr. Sobald der König aus der Kirche trat ließen sich die Kanonen und die Mußquetiere aufs neue hören und die dritte Abfeuerung geschahe, als Sr. Majestät in ihr Zimmer zurück gekommen waren.

Den Mittag wurden für diejenige, so der Leichenbegleitung beyge-wohnet verschiedene herrlich besetzte Tafeln aufgeschlagen und man trank 2 Eimer alten Rheinwein dabey aus, welchen der hochselige König ausdrücklich in seinem Testament dazu bestimmt hatte, das sie bey seiner beerdigung sollten ausgeleeret werden. Der König speisete allein in seinem Zimmer und gieng um 5 Uhr nach Charlottenburg zurück, wohin ihn alle die zu seinem Hofstaat gehoreten nachfolgten.

Herr Profeßor Pauli (1) hat angemerket, daß das Jahr, in welchem der König Fried. Wh. gestorben in folgendem Chronodistichon enthalten sey:

 

FrIDer ICVs VVILieLMVs reX BorVssIae ibIt

 

Wenn ich anstatt Borussia Prussia schreibe: so finde ich deßen hohe Qualitäten in folgendem durch Versetzung der Buchstaben entstandenen Vers, der ebenfalls ein Chronodistichon in sich enthält: PLVra f VI, MILes, reX, heros, SIC reDIVIVVs

 

  1. Abschnitt

1.17. Von hohen in Potsdam vollzogenen Vermählungen

Die hieselbst erfolgte Todesfälle verschiedener zur Königlichen und Churfürstlichen Familie gehörigen hohen Personen haben noch bis diese Stunde bey den Einwohnern unserer Stadt ein trauriges Andenken hinterlassen, die allesammt wünschen, daß Potsdam der Ort seyn möge, wo sie bey allem vergnügten hohem Wohlseyn Jahrhunderte leben und die vollkommenste Gesundheit zu genießen haben mögen. Das Leben der Fürsten erhält auch das Leben der Unterthanen und ihr Wohl und Vergnügen belebet alle ihre Handlungen.

Ich erinnere mich, daß unsere Stadt auch durch viele angenehme Vorfälle, die sich in der Königlichen und Churfürstlichen Familie hieselbst zugetragen, zum öffteren erfreuet worden ist, und rechne dahin die hohen Vermählungen, die hier vollzogen worden sind, und daß uns hier Printzen und Printzessinnen gebohren worden sind, welche noch unsere Nachkommenschaft viel Glück und Segen hoffen lassen. Der Churprintz Friedrich, nachmaliger König in Preußen war der erste, der hieselbst sein Vermäh-lungsfest beging. Die Hochfürstliche Braut deßelben war die Heßen- Caßelsche Printzeßin Elisabeth, Henriette, seines Herren Vaters Schwester-Tochter. Schon den 15. April 1679 kam sie mit ihrer Frau Mutter und einer starken Suite hier an; Es ward ihr zu Ehren ein treflich Banquet zu Caput gehalten. Es war eine kleine Ehrenpforte errichtet, auf welcher oben drey Bilder nebst einer schönen Schilderey zu sehen waren, unten aber zwey große steinerne Bilder standen. Auf dem Platz war alles mit Mayen und Fichten sehr artig besetzet und ließen sich die Trompeten und Heerpauken und Schalmeyen und das schöne Jagdschiff mit drunter spielenden Stücken tapfer hören. Den 20. giengen sie nach Berlin, wo sie prächtig eingeholet wurden, kamen aber nach 2 Tagen wieder zurück und den 23. (13.) August nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr wurde der Churprintz hier durch den Herrn Kunschius ehelich copuliret. Es gieng dabey wie der Cantor Bergemann schreibet so stille zu, daß es auch der zehnte nicht erfuhr. Es ist daher nicht zu verwundern, daß die Zeit und der Ort, wo die Vermählung vor sich gegangen, von dem einen so, von dem andern anders angegeben wird. Bergemann, der hier als reformirter Cantor in Diensten stand, hat es wohl am besten wissen können und nach seinen Angaben gieng die Vermählung vor sich an dem Orte zu der Zeit die ich gemeldet habe. Das Andenken dieser hohen Verbindung erhält sich durch einen Schaupfennig, welcher auf einer Seite beyder hochverlobten Brustbilder zwischen Lorbeerzweigen auf der anderen aber zween Engel den Churhut haltend vorstellen nebst untergesetzter Schrift: Friderico Elect. Brand. Haeredio jungitur Elisab. Henrica Hassiae Princeps Potsdamii 1679. Auf ihrem Sarge wie in dem gedruckten Trauergedächtniß dieser Printzeßin zu sehen, lesen wir: Nupta Friderico Principi Elect. Branden. XIII. Aug.M.D.C.L.XXIX. Es ist also an der Aussage Bergemanns wohl nichts auszusetzen, desto mehr gewiß, daß der sonst berühmte Johann Bödicker (1) Unrecht hat, wenn er das Jahr 1678 als das Jahr der Vermählung des Churprintzen angegeben hat. Wir versprachen dem Churfürstlichen Hause Brandenburg aus dieser Verbindung eine sehr gesegnete Nachkommenschaft, wie denn auch bald im folgenden 1680 Jahre den 19. April daßelbe durch die Geburt der Printzeßin Louise Dorothea Sophia, die hernach den 4. Mai 1700 zu Berlin an den Landgräffl. Hessischen Printzen, nachmaligen König in Schweden Friedrich vermählet wurde und wir uns Hoffnung machten, daß sie das Churfl. Hauß auch mit Printzen segnen würde, allein der Todt zernichtete unsere Hoffnung. Sie starb den 27. Juni 1683 und ward in Berlin beigesetzt. Der Hofsprediger Brunsenius hielt ihr hier an dem öffentlichen Begräbnißtage vor der Churfl. Herrschafft, die krankheitswegen der Leiche nicht folgete, den 7. Novbr. 1683 über Ps. LXXIII., 23 — 26 die gedruckte Gedächtnißpredigt.

Es ist von dem Beylager des Heßischen Printzen mit vorgedachter Churprintzlichen Prinzeßin eine Beschreibung im Druck erschienen, wor-

1) Allgemeine Preußische Staats Geschichte Bd. VIII. p. 281

aus erhellet, daß diese Printzeßin bei ihrer Abreise auch noch unsere Stadt, wo ihre Frau Mutter Beytager gehalten, mit ihrem Besuch beehrete.

1687 geschahe hier die Vermählung des Hertzogs Carl von Mek-lenburg Gustrow mit der Printzessin Maria Amalia, einer Tochter des großen Churfürsten aus der zweiten Ehe. Es sind darauf 2 Schau Müntzen geschlagen. Auf der Hauptseite der einen werden beyde durchlauchtige Verlobte vor einander stehend gesehen, wie sie sich die Hände geben und gleichsam den göttlichen Segen zu dieser Vermählung durch vom Himmel auf sie herabschießende Strahlen empfangen mit der im Abschnitt stehenden Beischrift: mutua felicitatis unio. Auf der andern Schaumüntze und deren Hauptseite siehet man unter einem Baldachin beyder Verlobter in Rähmen eingefaßte Brustbilder, welche von einer Glorie, darin die Anfangs – Buchstaben des Churfürstlichen Nahmens F.W. stehen, bestrahlet werden, mit der Überschrift: Maria Amalia March. Brandb. nupta Carolo d. Mecklenb. Potsdam 10. Aug. 1687. Die Gegenseite hat einen gekrönten fliegenden Adler, der in den Krallen eine Brand-Fackel hält, unter sich aber zwischen Blitze einen Donnerkeil liegen hat, dadurch anzudeuten, daß der Brandenburgische Adler Freuden-Fackel höher schätze als die Waffen, Donner und Blitz, welches die Überschrift: fax una jugalis fulminibus potior  zu erkennen geben soll.

Nachdem ihr erster Gemahl den …. gestorben war und sie an den Churfürstlichen Hoff zurück gekommen, wurde sie zum zweyten mahl den 25. Jun. 1689 dem Hertzog Moritz Wilhelm von Sachsen Zeitz beigelegt. Dieser ließ sich im Jahr 1717 von seinem Bruder dem Cardinal Hertzog Christian verleiten zur Römischen Kirche überzutreten. Er kam darüber um das schöne Bischoffthum Zeitz und Naumburg, welches auf Veran-laßung des Königs und Churfürsten Augusti die beyde Capitel zu Zeitz und Naumburg für vacant erklärete, weil vermöge des Westphälischen Friedens und des auf Evangelische Stiffter ausgedehnten geistlichen Vorbehalts, der Prälat der die Religion verändert, gehaltten ist die Präbende der verlaßenen Religion aufzuopfern. Er hatte davon den Schaden, daß der König von Polen und Churfürst von Sachsen Augustus Kraft dieses geistlichen Vorbehalts, der nun auch in Evangelischen Stifftern gelten sollte, ihn zwang, das Bisthum Zeitz aufzugeben. Zwar hätte das Capitel nach allen Rechten wieder einen anderen Lutherischen Printzen aus dem Hause Sachsen erwählen können und sollen, allein Augustus meinete, das er durch Verträge des Stifftes mit dem Churhause berechtiget sey es an sich zu ziehen und es seinen übrigen Landen zu incorporieren. Er hielt erst die Wahl aus und zuletzt war das Capitel genöthtigt die Stifftsregierung und also auch die Einkünfte an Augustus und die jedemaligen Churfürsten zu überlassen, obgleich August mit aller seiner Nachkommenschaft schon seit 1696 Catholisch geworden war. Dem Hertzog gereuete zwar sein Abfall und er trat 1718 wieder zur Evangelischen Kirche zurück; aber das Stifft erhielt er nicht wieder und vielleicht war der ihm verursachte Verdruß die Ursache, warum er noch daßelbe Jahr den 14. Novbr. Todes verfuihr. Seine Wittwe bekam zu Schleusingen ihren Witwensitz, wo sie so lange gelebt, biß sie endlich den 10. Novbr. 1739 ihrem Herrn in den Todt gefolgt ist. Der Abfall von der protestantischen zur catholischen Religion, wodurch manche glücklich zu werden gedenken, war für ihn in aller Absicht so schädlich als er immer gedacht werden kann.

  1. 1691 ward die Churfürstliche Printzeßin Elisabeth Sophia an den Hertzog Friederich Casimir in Churland, und da dieser A. 1698 mit Tode abgieng, den 30. Mart. 1708 an Ihro hochfürstliche Durchlaucht den Herrn Marggraffen von Brandenburg Bayreuth Christian Ernst in Potsdam vermählet (1).

A 7133 den 23. May ward hieselbst vollzogen das Beylager Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten zu Anhalt Bernburg mit Ihrer Hoheit der Printzeßin Sophia Albertina des hochseligen Herrn Marggraffens Albrechts Durchlaucht hinterlaßenen Tochter. Gleich wie nun Sr. Majestät der König Statt des Vaters die Ausrichtung eines grossen Festens hiebey übernommen: also ist gar leicht zu erachten daß alles prächtig und herrlich dabey zugegangen sey.(2)

  1. 1729 den 30. May hielt sich der Geheime Rath Bremer von dem hochfürstlichen Anhaltischen Hause hier auf, die Heyraths-Tractaten des durchlauchtigen Marggraffen Carl Wilhelm Friederich mit der zwoten Königlichen Printzeßin Friedrike Louise vollends zu Stande zu bringen, welche auch ihre Richtigkeit erlangete, worauf den 19. May der Herr Marggraff selber hier ankam, welchem der König eine gantze Meile entgegen reisete und ihn einholete. Am 22. besagten Monats ward auf Königlichen Befehl von allen Cantzeln kund gemacht, was maßen auf Gottes hohe Fugniß die Vorlobniß der anderen Königlichen Printzeßin Königl. Hoheit mit dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herren Carl Wilhelm Friederich zu Brandenburg Anspach geschehen und die hohe mariage nächster Tage durch pries terliche Copulation vollzogen werden sollte, wie denn auch den 30. ejusdem wirklich vor sich gieng (3).

1) vid. F. Uhster’s Leben und Thaten Fr. W. p.513.  2) Pauli l.c.B.VIII, p.248

 

  1. 1734 den 16. April wurde hieselbst das Eheverlöbniß der vierten Königlichen Printzeßin Sophia Dorothea Maria mit ihrem Vetter dem Marggraff Friederich Wilhelm zu Brandenburg Schwed Königl. Hoheit hieselbst begangen und den 10. Nov. geschahe die wirkliche Vermählung, welche hieselbst mit vielen Solennitäten vollzogen worden, doch konnte der König, der beladen mit vielen Schwachheiten vom Rhein zurück gekommen war und am Podagra laborirte, den Hochzeit-Festivitäten nicht beywohnen, Er ertheilte aber dem hohen Ehepaare von dem Bette die Bene-diction und sein Vortrag war so pathetisch, daß viele zu Thränen bewogen wurden. Die Printzeßin gieng dabey in der Königlichen Crone. Dem Marg-graff schenkte der König einen goldenen Degen und recommandirte ihm sich deßelben zur Vertheidigung des Vaterlandes und der wahren Religion zu gebrauchen. Bey Verwechselung der Ringe geschahe eine dreyfache Los-brennung von 29 Stücken Geschützes, welche der König zu dem Ende expresse hatte kommen lassen. Nach geendigter Trauungs-Ceremonie wurden 4 Taffeln angerichtet, eine für die Königin, Printzen und Printzeßinen, eine zunächst an dieser für die Dames und noch 2 andere für die Herren und Minister des Königl. Hauses. Hernach tanzte man bey Fackeln, welche der hergebrachten Gewohnheit zufolge von Generals und Obristen getragen wurden. Um 9 Uhr des Abends gieng man schon zur Ruhe, den anderen und dritten Tag aber war figurirte Tafel. (4)

1.18. Von hohen in Potsdam erfolgten Geburten

Die Kinder unsers geliebtesten Kronprinzen aus der ersten sowohl als aus der zweiten Ehe sind allesammt bis auf Friedrich Heinrich Carl, der 1781 zu Berlin zur Welt gekommen, in Potsdam geboren worden. Ein Glück für uns und unsere Nachkommen in Potsdam, die darauf stoltz thun werden, daß in ihrer Vaterstadt Printzen gebohren worden, von welchen das gantze Wohl und die Glückseligkeit aller Preußischen Lande abhängen wird, auch Printzeßinnen, die das Vergnügen anderer Völker werden solten.

Danck, ruft die Nachwelt schon zurück,

Danck, rüst sie, Potsdam, für das Glück,

2) Pauli 1. p.213. (Faßmann,       Leben und Thaten F. W.).

4) Faßmann, Leben und Thaten des Königs Fr. W. p. 509. 518

Das uns aus dir geworden ist.

Du schenkst uns Printzen, Printzefsinnen

Und Könige und Königinnen

Viel schöner als du selber bist,

Und solche die in künftgen Zeiten

Der Welt ein wahres Wohl bereiten

Und       Fried und            Freundschaft auf             der Erden

Und       Glück und           Heil befördern werden.

 

Wir begnügen uns ihre Nahmen als ein festes Schloß für  die Sicherheit unserer Nachkommen anzusehen und nennen sie hier nach der Ordnung, wie sie gebohren worden:

1) Friderice, Charlotte, Ulrice, Chatarine, geb. 7. Mai 1767.

2) Friedrich Wilhelm        „             3.            Aug.      1770.

3) Friedrich, Ludewig, Carl           „             5.            Nov.      1773.

4) Friederica Louise Wilhelmine „             18.          Nov.      1774.

5) Friederica Christine Augusta „             1.            Mai        1780.

6) Friedrich Heinrich Carl              „             30.          Dcb.       1781.

7) Friedrich Wilhelm Carl              „             3.            Jul.         1783.

1.19. Von einigen für die Churfürstliche Familie omineusen Tagen

1. Herr Christ. Alb. de Meinders (1) hat angemerket, daß dem Durch-lauchtigsten Marggraff Ludwig, der hier gestorben ist, der 28. Tag des Monaths besonders fatal gewesen.

Den 28. Junius ward er gebohren.

Den 28. December „       „ vermählt.

Den 28. Märtz „ „ aus der Welt abgefordert.

  1. Unter den 7 Wochen Tagen war der Mittwoch der ersten Gemahlin des nachmahligen Königes Friedrichs I. besonders merkwürdig. Christian Friedrich Schmied (2) ein Potsdammer schreibet:

Una dies Hormae junxit connubia lata 1679.

Connubio nexam sustabit una dies 1683.

1)in oratione parentati  2) in ara exsequialia

Johann Beßer hat dieses auf Teutsch also gegeben:

Ein Mittewoch hat mich zu Friedrichs Braut erwählet,

Ein Mittewoch hat mich auch an den Printz vermählet,

Ein Mittewochen wars, der mich ihm wieder nahm,

Weil der Sonnabend mir am Mittewochen kam.

Herr Rector Küster (3) führet auch ein ander lateinisches Distichon von Johann Gerlach Wilhelmi an, welches folgendermaßen lautet:

Vitam, baptismum, thalamum, mortem tumulumque

Haec mihi Mercurius contulit una dies

  1. Die Königin Sophie Charlotta, die Gemahlin des ersten Königes, war an einem Sonntag (den 18. Jun. 1695) gebohren, getauffet,vermählet, zu Hannover gestorben, zu Berlin eingeholet, in dem dritten Sonntag nach Trinitatis begraben.

Von den hohen Landes Collegien findet sich in Potsdam keines. Zwar ist der hochselige König, um Potsdam aufzuhelffen, einige mahl auf die Gedancken gerathen, das eine oder ander Collegium von Berlin hieher zu ziehen, es hat sich aber wegen der so genauen Verbindung des einen Collegio mit dem andern nicht thuen laßen wollen, sie so weit von einander zu trennen. Doch erinnere ich mich, daß im vorigen secu1o 1638 die Herren Consistorial Räthe, der Pest wegen, die in Berlin damals Übel wüthete, ihre Amtsgeschäfte hier betrieben haben, imgleichen daß die hiesige Herrn Feld Pröbste Assessores mit in dem Berlinischen Krieges Consistorio sind und daß unser hiesiger frantzösische wohl verdiente 91 Jahre alt gewordene Prediger Herr Thomas Cointe votum et sessionem in dem frantzösischen Ober-Consistorio mit gehabt.

(Folgt eine halbe leere Seite.)

 

3) in Bibl. T. I. 567.

 


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